Apple Logic Pro 11 Test

PRAXIS

Logic Pro 11 – Erster Eindruck 

Logic Pro 11 wird wie gewohnt aus dem App Store geladen und installiert. Gleich nach dem ersten Start fragt uns Logic, ob wir für die neuen Session Players weitere 12 GB Instrumentensounds herunterladen möchten. Die neuen Instrumente sind, wie von Logic gewohnt, klanglich top.

Apple Logic Pro 11 erster Start
Erster Start nach der Installation.

Um die Session Player zu vereinheitlichen, hat Apple auch den Drummer umgestaltet. Er kann jetzt mehr als sein Vorgänger, sodass man beim Songwriting mehr Möglichkeiten hat. Neben dem Drummer gibt es nun also auch einen virtuellen Bassisten und Keyboarder. Darauf habe ich schon lange gewartet und hoffe insgeheim auf noch weitere Musiker – z. B. einen Studiogitarristen, sodass beim Beat Making möglichst alle Genres und Optionen abgedeckt sind.

Neue Akkordspur von Logic Pro 11

Öffnet man ein neues Projekt, sieht man gleich im oberen Drittel des Arrangements eine Akkordspur. Damit definiert ihr im Projekt entweder die Akkorde oder ihr lasst euch ganze Akkordfolgen vorschlagen. Bei Bedarf können die Session Player dieser Akkordpspur dann folgen und passende Pattern spielen, was sehr inspirierend wirkt.

n Cubase gibt es schon ewig ein ganz ähnliches Akkordspur-Feature, es kann ganz sicher beim Komponieren brauchbar sein und auch für Übersichtlichkeit sorgen. 

Apple Logic Pro 11 Akkordspur
Die Akkordspur in Logic Pro 11

Wechselt man in der Tonartspur einfach mal von C-Dur auf D-Moll, passen sich alle Pattern der Session Player automatisch an. Es gibt eine Riesenauswahl an Harmonies. Wer die Akkorde lieber live einspielen möchte, kann das auch via MIDI-Input machen – scheinbar hat Apple an alles gedacht. Selbst wenn man mal im kreativen Loch hängt, holt einen die Akkordpsur dank der Akkordfolgen wieder raus – eine gute Akkordfolge ist doch schon mal die halbe Miete beim Komponieren.

Session Players in Logic Pro 11

Zum Drummer gesellen sich also nun auch ein Keyboarder und ein Bassist. Ferner gibt es auch einen Percussionisten, der aber etwas versteckter im Drummer untergebracht ist. Apple hat Logic Pro 11 aber nicht nur weitere Musiker hinzugefügt, sondern dem Ganzen auch ein modernes GUI und neue, sinnvolle Features geschenkt.

Hinzukommen weitere Parameter, mit denen ihr die Player steuern könnt, um im Handumdrehen ein Arrangement aufzubauen. Die Player funktionieren live während der Wiedergabe und ohne Ladezeiten oder dergleichen, wodurch man mit sich selbst eine inspirierende Jam-Session starten kann.

Brandneu ist ein Feature, mit dem die Player einer anderen Spur aus eurem Projekt folgen können (sogar Audiospuren). Wählt man im Drummer beispielsweise eine Gitarrenspur zum folgen aus, wird das Drum Pattern rhythmisch an den Groove der Gitarre angepasst – das ist wirklich brauchbar! Auch neu ist ein Variationsfeature, dass mit nur einem Knopfdruck eine Variation des aktuellen Patterns zaubert.

Viele Kits mit Drummer

Der Drummer ist jetzt deutlich umfangreicher geworden. Neu dabei sind viele Styles, die über den bisherigen Rock, Hip-Hop etc. hinaus nun auch für 80s, Synth-Pop, Techno, House, Tech House, Dub Step, Trap und viele weitere Genres in Frage kommen. Besonders gut gefällt mir, dass es zu jedem Instrumentalisten verschiedene Settings gibt. So kommt der Drummer beispielsweise mit 20 Drumkits (A- und E-Drums), der Keyboarder mit fünf verschiedenen Spielmodi (Akkorden, Arpeggios und mehr) und der Bassist mit acht Bassklängen (Kontra, E-Bass etc.) daher. Außerdem sehr gelungen finde ich, dass man in einem Session Player sogar das Instrument wechseln kann. Befindet ihr euch also im Drummer, könnt ihr spontan zum Bassisten wechseln. Mitten im Spiel könnt ihr auch fertige Pattern auswählen und eigene weiterhin mit Step Sequencer, Pianoroll oder live spielen.

Bassist – sehr authentische Basslines

Der Bass Player in Logic Pro bietet eine Vielzahl virtueller Bassisten mit individuellen Stilen. Einstellen könnt ihr hier die Melodieführung und den Umgang mit Oktaven bzw. der Phrasierung. Selbst die tiefste Note lässt sich definieren. Um die Pattern detailreicher zu steuern, könnt ihr Deadnotes und Glides justieren. Mit Parametern für Komplexität und Intensität steuert ihr deren Spielweise. Darunter Parameter von Slides, Mutes, Dead Notes oder Pickup-Hits. Mit dabei sind 100 Bass Player Loops. Als i-Tüpfelchen kommt noch ein neues Instrument namens Studio Bass Plugin hinzu, mit dem sich akustische und elektrische Bässe spielen lassen. Mir fehlt hier definitiv eine TB-303 oder eine 808-mäßige Subbass als Synth-Bass-Pendant zum Electronic-Drumkit des Drummers.

Keyboarder – Freies Spiel & Akkord-Begleitungen Deluxe

Ähnlich ist es beim Keyboard Player, mit dem man die Voicings separat mit der linken und der rechten Hand verändern kann. Hinzu kommen vier verschiedene Stile (Frei, Akkordbrechungen, Blockakkorde, Arpeggiert und einfaches Pad). Es können linke und rechte Hand getrennt voneinander gesteuert werden. Die linke Hand übernimmt hier beispielsweise Intonation und Stil, während die rechte Handintonation und Satz spielt. Das ergibt in Kombination mit Fillstärke, Fill Komplexität, Swing und weiteren Parametern sehr komplexe Melodien. Natürlich kann auch der Keyboarder der Akkordspur folgen, wodurch im Handumdrehen Kompositionen entstehen, die sich wirklich hören lassen können.

Ersetzen die Session Player echte Musiker?

An den Session Playern gibt es nicht wirklich viel zu meckern. Sie sind einfach in der Bedienung, sorgen für authentische Ergebnisse und wirken so inspirierend beim Songwriting, dass schon fast Proberaum-Jamsession-Feeling aufkommt.

Sie ersetzen richtige Musiker natürlich nicht, aber beim Komponieren und Arrangieren sind sie absolut brauchbar. Und vor allem sind die Ergebnisse realistischer als erwartet. Schade ist, dass es keine Automationsaufzeichnung der Parameter gibt. Ob es sich um eine KI handelt, darf angezweifelt werden, da sich keine Promts eingeben lassen und die Player auch nicht dazulernen.

Fakt ist, mit den Session Players kann man im Handumdrehen eine Begleit-Band ins Projekt herbeirufen, die nicht nur tight spielen, sondern auch flexibel reagieren und somit das Songwriting beschleunigen. Anschließend ist es dem Produzenten selbst überlassen, ob er Bassline, Drums und Keys noch mal selber einspielt oder sich mit dem Ergebnis zufrieden gibt.

Neue Instrumente und Sounds in Logic Pro 11

Auch diejenigen, die die Session Players nicht nutzen möchten, profitieren vom Update auf Logic Pro 11. Dank der neuen Player sind nämlich auch neue Instrumente hinzugekommen. Studio Bass und Studio Piano heißen sie – und klingen hervorragend. Dabei handelt es sich um die Plugins, die man hört, wenn Keyboard Player und Bass Player „spielen“. Wer möchte, kann diese auch ganz normal als Software-Instrument-Spur verwenden, sie selbst per MIDI-Keyboard spielen oder per Step Sequencer, Pianoroll etc. programmieren.

Apple Logic Pro 11 Bass Player
Jeder der Player kommt mit verschiedenen Sound-Settings.

Außerdem gibt es drei neue Producer Packs mit Sounds und Loops von Hardwell, The Kount und Cory Wong. Hinzu kommt ein neues, originales Multitrack-Projekt von „Ellie Dixo“ mit dem Namen „Swing“, bei dem man sich im Detail anschauen kann, wie die Producer an dem Song geschraubt haben.

Apple Logic Pro 11 Piano Player
Jeder der Player kommt mit verschiedenen Sound-Settings.

Remix-Paradies mit Stem Splitter

Der Stem Splitter ermöglicht es euch, einen fertigen Track in vier Stems aufzusplitten. Das Feature findet ihr unter „Bearbeitung“, wenn ihr mit rechts auf eine Audioregion klickt. Anschließend nimmt Logic die Audiodatei auseinander und teilt sie in Vocals, Drums, Bass und Other auf. Im Test funktioniert das erstaunlich gut. 

Audio Samples
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Song Master (Original) Stem (Gesang) Stem (Schlagzeug) Stem (Bass) Stem Andere

Die Ergebnisse sind erstaunlich gut. Mit den Stems könnte man tatsächlich arbeiten, um etwa einen Remix zu machen. Hierbei kommt es, wie immer, auf das Ausgangsmaterial an. Bei einem normalen Master bzw. Mix, wie im folgenden Beispiel, erhält man super Ergebnisse mit wenig hörbaren Artefakten. Ich habe allerdings auch kein Material aufgesplittet, das dann völlig unbrauchbar wurde. Vor allem die Vocals sind meist relativ sauber und lassen sich somit für ernst gemeinte Remixe einsetzen.  

Fetter Sound mit ChromaGlow

Passend zum Hall-Plugin ChromaVerb gesellt sich nun ChromaGlow. Dieses Saturation/Distortion-Plugin modelliert den Sound verschiedener Studio-Hardware und bietet eine Vielzahl von Sättigungstypen. Damit könnt ihr der Produktion analoge Wärme einhauchen. Bei Bedarf kann das mal fetter oder auch verzerrt klingen – je nach Einstellung. Das hat mir in Logic bisher wirklich gefehlt. Das bisherige Distortion-Plugin ließ nämlich zu wünschen übrig und so sind wir nun nicht mehr abhängig von Dritthersteller-Plugins! 

Audio Samples
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Drums Drums (Chroma Glow) Bass Bass (Chroma Glow) Piano Piano (Chroma Glow)

Der Sound ist, wie von Logic-Effekten gewohnt, einfach top. Man möchte den Effekt gleich auf jede Spur packen. Wer möchte, dickt damit nur subtil das Master an oder verzerrt in extremem Settings einen Bass. Schaltet man CFhromaGlow wieder aus, erscheint es, als ob man dem Master bzw. Mix den Stecker zieht und die Energie verloren geht – absolutes Mojo-Plugin! Im Test bereichert ChromaGlow jede Spur und man findet zu jedem Signal in Sekunden einen passenden Sweetspot! Schön ist, dass sich der Effekt nicht nur hinzumischen, sondern auch nur mit drei Filtern auf gewisse Frequenzbereiche anwenden lässt.

Das neue Plugin ChromaGlow ist eine Bereicherung für alle, die satten Sound lieben.

Echtzeit Bounce in Place und Freeze

Abgesehen von den Highlights gibt es natürlich kleine Verbesserungen, die im Arbeitsalltag wichtiger bzw. praktischer sind. Eine davon ist: Freeze und Bounce in Place bzw. „Regionen an gleicher Stelle bouncen“ könnt ihr nun in Echtzeit nutzen.

Da warten Nutzer von externer Hardware schon lange drauf. Somit könnt ihr mal eben einen Hardware-Effekt in eine Spur rendern und habt den Effekt wieder für andere Einsatzmöglichkeiten frei. 

Apple Logic Pro 11 BIP und Freeze in Echtzeit
Jeder der Player kommt mit verschiedenen Sound-Settings.

Ihr könnt jetzt beispielsweise einen Hardware Equalizer erst auf die Vocal anwenden, dann in Echtzeit in Place bouncen bzw. freezen und anschließend denselben EQ für die Gitarren einsetzen. Das war zwar vorher auch schon möglich, aber eben nur über Umwege. Das Schöne ist, man muss dazu nichts extra konfigurieren oder einstellen. Vielmehr erkennt Logic ganz einfach, ob ich das I/O-Plugin auf der Spur habe und lässt das BIP in Echtzeit laufen. Das Ganze funktioniert hervorragend – extrem praktisch!

Alle Release Notes findet ihr hier!

Performance – stabil, Bruder!

Logic Pro 11 läuft auf meinem M3 Max ohne Probleme. Im gesamten Testzeitraum waren keine Abstürze oder extreme Bugs zu verzeichnen. Die Player laufen auf meinem System nicht nur stabil, sondern verbuchen auch nicht viel CPU-Ressourcen. Und von ChromaGlow kann man gefühlt auch unendlich viele Instanzen aufmachen – das ist gut, denn um so mehr ChromaGlow man einsetzt, desto satter klingt der Sound.

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