Arobas Music Guitar Pro 6 XL Test

Praxis

Erstellung von Tabulaturen
Das Erstellen von Tabulaturen ist ganz klar die Kernkompetenz von Guitar Pro, und entsprechend leicht geht es von der Hand. Ein Blick ins Handbuch ist so gut wie nie nötig, da die allermeisten Funktionen in einer der sechs „Welten“ am linken Rand des Bildschirms zu finden sind. Auch das Umstimmen der Gitarre ist eine Sache von Sekunden. Dadurch ist es ein Leichtes, jedes nur erdenkliche Tuning zu realisieren. Auch ein Kapodaster lässt sich sehr einfach und flexibel ins Spiel bringen. Übrigens können auch andere Saiteninstrumente wie Banjo, Ukulele und natürlich E-Bass dargestellt werden und auch Gitarren mit bis zu acht Saiten werden unterstützt. Wie schnell man mit dieser Software loslegen kann, zeigt euch ein kleines Video:

Die Tabulaturen und Noten lassen sich angenehm einfach nach eigenen Vorstellungen gestalten. Der Design-Modus ist mit einem Klick aktiviert und so einfach wie effektiv. Mit wenigen Klicks und Schiebereien hat man das Dokument in die gewünschte Form gebracht. Man kann auch seine eigenen Voreinstellungen, etwa was die Schriftarten und -größen der verschiedenen Komponenten einer Tabulatur angeht, in einem Style-Sheet speichern, um seinen Tabs eine individuellere Note zu geben.
Viele Notationen zeigen in den Tabs keine Notenhälse und somit auch keine Rhythmik. Will man die Rhythmik eines Songs genau nachvollziehen, hilft dann nur der Blick in die Standardnotation oberhalb der Tabs. Ich persönlich kann es nicht so recht nachvollziehen, warum auch in vielen Tabulaturen aus professioneller Herstellung (etwa Songbooks oder Gitarren-Lehrbücher) auf die Notenhälse verzichtet wird. Dazu kommt, dass viele der verfügbaren Notationsprogramme grundsätzlich ihre Probleme damit haben, die Notenhälse in die Tabulatur zu bekommen. Nicht so Guitar Pro 6. Hier lassen sich innerhalb einer Gitarrenspur sogar bis zu vier Stimmen darstellen. Die Möglichkeit zur Aktivierung der Notenhälse in den Tabs bei zusätzlicher Standardnotation liegt allerdings etwas versteckt im Datei-Layout. Wie man dort hingelangt und was es mit der Mehrstimmigkeit auf sich hat, zeigt das nächste Filmchen:

Sound
Guitar Pro 6 ist keine DAW und auch keine riesige Samplelibrary, die klanglich möglichst nah an die Realität herankommen möchte, sondern eine Notationssoftware. Mittlerweile gehört eine gute Klangbibliothek jedoch auch in diesem Genre zum guten Ton. Von den Sounds wird inzwischen mehr erwartet, als nur die Kontrolle der Eingabe zu ermöglichen: Realistisch klingen und Spaß machen sollen sie auch noch. Dass sich Arobas Music dieser Erwartungen durchaus bewusst ist, zeigt die Entwicklung der „Realistic Sound Engine RSE“ für die neue Version des Programms. In der Standardversion von Guitar Pro 6 sind bereits über 100 Instrumente und etwa 50 Effekte und Verstärkermodulationen enthalten. Die hier getestete XL-Edition ist zusätzlich mit weiteren sechs Soundbänken mit insgesamt etwa 40 Instrumenten bestückt. Diese Klänge sind auch einzeln erhältlich und mit einem Preis von etwa 6 – 8 Euro pro Soundbank durchaus erschwinglich. Das nächste Video zeigt am Beispiel eines Country-Songs, wie die verschiedenen akustischen Gitarren klingen. Letztendlich habe ich mich für die Resonatorgitarre entschieden.

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Open C Country Style (Resonator)

Dass Guitar Pro eine Notationssoftware mit Soundmaschine ist und nicht umgekehrt, hört man dann doch recht schnell, sobald Ton- oder Akkordwiederholungen vorkommen. Gerade bei Rhythmusgitarrenparts stellt sich der gefürchtete Maschinengewehreffekt ein. Jeder Ton wurde offensichtlich nur einmal gesampelt und die Möglichkeiten der „Humanisierung“ sind hier sehr begrenzt. Zwar werden im Handbuch die Funktionen „AutoBrush“ und „Betonung“ als Humanizer angepriesen, klanglich sind sie aber wenig effektiv. AutoBrush soll den Wechselschlag klanglich nachbilden, und die Funktion Betonung betont die Achtel auf den Zählzeiten stärker als die dazwischen. Und so klingt es:

Audio Samples
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Der berüchtigte “Maschinengewehreffekt”

Das Maschinengewehrproblem, das entsteht, wenn ein und dasselbe Sample mehrfach hintereinander abgespielt wird, ist ein alter Bekannter, dessen unangenehme Eigenschaften von einigen Highend-Soundlibraries durch „Round Robin“ (also das automatische Wechseln von Samples auf jeder Note) oder mindestens durch künstliche Ungenauigkeiten („Humanize“) abgemildert werden. Dies beherrscht Guitar Pro 6 jedoch nicht. Besonders „realistic“ wird die Sound-Engine also nie klingen, auch wenn man noch mehr Soundbanks dazukauft. Meiner Meinung nach wäre eine Lösung dieses Problems klanglich wichtiger gewesen als die angebotenen Möglichkeiten, die Gitarrensounds mit Effekten und verschiedenen Ampsimulationen zu bearbeiten. Geachtelte Rock-Rhythmusgitarren klingen hier ziemlich maschinell. Bei Solos und allen Stücken, die ohne viele Tonwiederholungen auskommen, geht der Sound aber durchaus in Ordnung. Nimmt man dann noch den wirklich niedrigen Preis für die Soundbanks mit auf die Rechnung und berücksichtigt die Tatsache, dass es sich nun mal um ein klingendes Notationsprogramm handelt, kann man auch in Sachen Sound gar nicht groß meckern. 

Guitar Pro als Playbackmaschine und Songlibrary
In den Weiten des Internets finden sich Abertausende von Guitar Pro Tabs unterschiedlichster Qualität. Sucht man auf Websites wie ultimate-guitar.com nach Tabs, sollte man allerdings unbedingt darauf achten, dass die Tabulatur von möglichst vielen Usern als gut bewertet wurde, denn auch viel Schrott ist dort unterwegs. Guitar Pro 6 verlinkt direkt auf ein inzwischen kostenpflichtiges Archiv namens MySongbook.com, in welchem wirklich gut gemachte, aber nicht ganz so zahlreiche Tabs oder Noten zu finden sind. Der Preis von ein bis zwei Euro pro Tab dürfte allerdings viele abschrecken. Wo auch immer man seine Tabs sucht und findet, Guitar Pro 6 ist ein sehr hilfreiches Programm zum Erlernen und Üben von Songs. Man kann das Tempo eines Songs beliebig variieren und auch in alle Richtungen transponieren. Natürlich hat man auch die Möglichkeit einzelne Spuren zu muten oder solo zu schalten. Sehr gut gefällt mir auch die Loop-Funktion. Markiert man eine beliebige Stelle, kann man diese „in Schleife legen“ und, falls gewünscht, im Tempo ansteigen lassen. 

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Kai sagt:

#1 - 11.12.2013 um 03:12 Uhr

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Was ich leider nicht gefunden habe und auch schmerzlich vermissen würde ist eine Synchronisations-Möglichkeit mit externem Equipment oder einer DAW (wenigstens MIDI-Clock).Wenn man nebenan im DAW-Stall zig Rennpferdchen (Drums, Synths, Sampler etc.pp) stehen hat, die ungeduldig mit den Hufen scharren:
Warum soll ich mich dann von den mitgelieferten und extra zu erwerbenden Ackergäulen in GP ziehen lassen?Sync. gehört m.E. unbedingt in eine "Pro"-Musiker-SW!Schade: Denn die Hauptfunktion von GP - Tabulaturen schreiben - finde ich Klasse (kenne nur die Testversion).Da versuche ich mich aber lieber doch nochmal die Tabulatur/Notation von Cubase reinzupfrimeln... ;-)Grüße, KaiPS!.:
Falls es doch eine Sync.-Möglichkeit gibt, nehme ich natürlich alles zurück...)

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