PRAXIS
Ich habe den Amp mit zwei Gitarren getestet: einer Flamenco-Gitarre mit Nylon-Saiten und Schertler-Pickupsystem und einer Godin A6Ultra mit Stahl-Saiten und einem hauseigenen Transducer/Preamp-System. Mit beiden Gitarren liefert der A50D einen anständigen Sound, der den Gitarrenklang im Prinzip einfach nur lauter macht, ohne ihn zu sehr zu verbiegen. Beim Einsatz von zwei so unterschiedlichen Instrumenten zeigt sich auch der Vorteil der beiden unabhängigen Kanäle. Die Godin hat einen wesentlich höheren Ausgangspegel und klingt wegen der Metallsaiten insgesamt höhenreicher als meine Flamenco-Gitarre. Dafür ist die Flamenco-Gitarre perkussiver und hat weniger Sustain. Dank der beiden separaten Kanäle kann man diese Unterschiede wunderbar ausgleichen.
Die Klangregelung bietet in der 12-Uhr-Position einen ausgeglichenen Sound, den man wunderbar als Ausgangsbasis für weitere Einstellarbeiten nutzen kann. Der Obertonbereich ist wegen des billigen Tweeters nicht wirklich perlig, sondern klingt schnell aufdringlich und hart, wenn man den Treble-Regler zu stark hineindreht. Daher ist für mich ab Reglerstellung 14:00 Uhr Schluss mit Lustig (was abhängig von der verwendeten Gitarre / dem verwendeten Picksystem natürlich variieren kann).
50 Watt Ausgangsleistung klingen ja erst einmal nach sehr viel. Wenn man den Amp ausschließlich Zuhause und bei der Unplugged-Probe einsetzen will, sehe ich da auch kein Problem. Möchte man mit dem Artec aber live seinen Mann oder seine Frau stehen, stößt man schnell an die Grenzen des Machbaren. Wer mehr Power benötigt, sollte für diesen Zweck den A100TS mit 100 Watt antesten.
Die Effektsektion des A50D bietet alle möglichen Sounds in anständiger Qualität und reicht für meinen Geschmack dicke aus, um live klarzukommen. Wer gerne in einer Wolke aus Hall spielt, kann selbst das tun – wobei ich das Baden in Effekten vor allem beim Zusammenspielen mit anderen Musikern für eher problematisch halte.
Für mich ist der A50D weder die eierlegende Wollmilchsau, noch der bestklingendste Acoustic-Amp dieses Jahres. Er macht aber einen wirklich anständigen Job als Gitarrenmonitor bzw. Minibeschallung für Proben und bei kleinen Gigs in der kleinen Kneipe um die Ecke. Verbunden mit der guten Verarbeitung und dem erstklassigen Preis/Leistungsverhältnis lohnt sich ein Antesten in jedem Falle.