Artec Vintage Phase Shifter Test

PRAXIS
Der Vintage Phase Shifter macht auf jeden Fall einen recht stabilen Eindruck, auch der Schalter wirkt solide und sollte klaglos jede Menge Einsätze überstehen und dabei auch härteren Gangarten standhalten. Ebenso die Regler, bei denen es genau so wenig zu bemängeln gibt: Sie sitzen fest und vertrauenserweckend an ihrem Platz.
In unserem ersten Beispiel checken wir den Sound bei mittlerer Regler-Einstellung (alle Regler auf 12 Uhr).  Vorher gibt es noch den „trockenen“ Klang, also ohne Phaser, womit wir eventuellen Frequenzverbiegungen durch das Aktivieren des Effektes auf die Spur kommen.

Audio Samples

• Bypass TE
• 12 Uhr TE

Gitarre	Speed	Reso	Depth
Telecaster	12	12	12

Bereits in dieser Einstellung liefert der Vintage Phaser einen zünftigen Modulations-Sound. Ebenfalls zünftig kann man das Rauschen bezeichnen, das bei einem analogen Effektgerät naturgemäß zum Lieferumfang gehört. Im Zeitalter der digitalen und dementsprechend (fast) rauschfreien Klangerzeugung fallen solche Eigenheiten bei einer isoliert gespielten Gitarre natürlich sofort auf, besonders, wenn sie nicht die Chance haben, im Bandkontext unterzugehen. Ansonsten klingt unser Testobjekt recht ordentlich, der Sound mit Effekt kommt etwas weicher, macht aber den Grundcharakter von Gitarre und Amp nicht platt.

Die Regler und ihre Auswirkungen
Ein Phaser mit drei Reglern könnte man eigentlich schon fast als komplexes Luxusteil bezeichnen, bedenkt man, dass Kultgeräte wie Small Stone (Electro Harmonix) oder Phase 90 (MXR) mit einem einzigen auskommen. Beim Artec Phaser arbeitet der Speed-Regler nicht linear, was ich prinzipiell begrüße. So können auf der ersten Hälfte des Regelwegs die langsamen Geschwindigkeiten sehr feinfühlig eingestellt werden und ab 12 Uhr nimmt der Phaser dann Fahrt auf. Bei Vollanschlag ist der Effekt richtig schnell, die Herstellerwerbung hat also nicht zu viel versprochen.  Das Tempo kann dann mit einem schnellen Leslie-Effekt locker mithalten, ist im Vergleich zu manchen Rotary-Simulationen sogar noch eine Ecke schneller. Hier sind fünf Einstellungen des Speed-Reglers auf 7, 10, 13, 15 und 17 Uhr.

Audio Samples

• Speed TE

Gitarre	Speed	Reso	Depth
Telecaster	7-10-13-15-17	7	14

Der Depth-Regler ist nicht so schlagkräftig wie der Kollege von links außen, hier wird eher dezent gearbeitet. Bei einer Einstellung von 7 Uhr ist der Effekt schon gut zu hören, die größte Klangveränderung passiert hier zwischen 7 und 13 Uhr, danach wird der Ton einfach nur etwas heller und der Pegel (und das Rauschen) nehmen zu. Hier sind drei verschiedene Einstellungen mit Depth auf 7, 12 und 17 Uhr.

Audio Samples

• Depth ST

Gitarre	Speed	Reso	Depth
Stratocaster	14	7	7-12-17

Beim Reso-Regler gibt es eine Ecke mehr Klangveränderung. Der Hersteller spricht von der klanglichen Schärfe des Phasing-Effekts, die hiermit hinzugefügt werden könnte. Dieses Poti verhält sich ein wenig wie der Speed Regler, am Anfang passiert noch nicht so viel, die eigentliche Schärfe kommt in der zweiten Hälfte, der Sound erinnert etwas an einen Auto-Wah, wenn der Reso-Regler voll aufgedreht ist. Hier sind ebenfalls die drei Positionen 7, 12 und 17 Uhr im Spiel.

Audio Samples

• Reso ST

Gitarre	Speed	Reso	Depth
Stratocaster	14	7-12-17	12

Sounds
Mit einem Phaser lässt sich natürlich allerhand anstellen und es gibt auch keine Musikrichtung, die ein außerordentliches Phaserverbot ausgeschrieben hat. Prinzipiell macht der Vintage Phaser eine gute Figur und erzeugt einen warmen Phasing-Sound, dem Namen entsprechend. Mit etwas höherer Reso-Einstellung (14 Uhr) können gute Grooves auf den tiefen Saiten gespielt werden, der Vintage-Phaser macht den Bassbereich nicht mulmig, das Ganze kommt relativ frisch aus den Boxen.

Audio Samples

• Low Funk ST

Gitarre	Speed	Reso	Depth
Stratocaster	13	14	14

Der Reso-Parameter macht den Sound etwas höhenreicher, was dem Spiel auf den tiefen Saiten entgegenkommt. Nimmt man das andere Extrem, Funk-Grooves auf den hohen Saiten, dann kann für einen Vintage Seventies Sound der Reso-Regler etwas zurückgedreht werden. Das Pedal sorgt in diesem Fall für einen etwas wärmeren Sound.

Audio Samples

• High Funk ST

Gitarre	Speed	Reso	Depth
Stratocaster	14	10	13

Wer krasse Phase Shifting-Sounds sucht, der muss natürlich mal die Regler voll aufdrehen. Ein interessantes Ergebnis erzielt man, wenn Reso und Depth voll aufgedreht, die Effektgeschwindigkeit allerdings recht langsam eingestellt wird. Der Phaser zischt dann an entsprechenden Stellen.

Audio Samples

• Space Phase ST

Gitarre	Speed	Reso	Depth
Stratocaster	10	17	17

Jetzt kommen wir zu den verzerrten Sounds und hierfür habe ich einen Okko Diablo vor den Phaser geschaltet. Jetzt kommt unser klanglich bei verzerrten Sounds noch krasser rüber, er greift härter ein und man muss hierbei etwas sparsamer mit den Reglern umgehen, wenn man einen Medium Phasing Sound erzeugen möchte. Vor allem der Reso-Parameter sorgt in dieser Verschaltung für einen extremen Höhenboost. Hier ist ein Riff auf den tiefen Saiten, zuerst ohne, dann mit Vintage Phaser.

Audio Samples

• Rock Riff LP

Gitarre	Speed	Reso	Depth
Les Paul	9	9	11

Bei den verzerrten Sounds haut mich das Pedal nicht vom Hocker, es klingt mir persönlich etwas zu künstlich, ein Phase 90 hat da schon wesentlich mehr Wärme. Ich habe selbstverständlich auch die andere Variante der Verschaltung ausprobiert, erst Phaser, dann Verzerrer, aber das war wesentlich undefinierter im Ton. Außerdem wird beim Einsatz mit einem Overdrive- oder Verzerrerpedal das Rauschen noch einmal signifikant verstärkt. Wer diesen Phaser oft mit verzerrten Sounds einsetzen möchte, dem empfehle ich auf jeden Fall die Anschaffung eines Noise Gates.
Zum Abschluss gibt’s noch einmal den Klang mit einer etwas schnelleren Modulation, die man für Lead-Sounds ganz gut einsetzen kann. Reso ist komplett aus dem Geschehen verbannt und man kommt dem Vintage Phasing-Ton schon eine Ecke näher.

Audio Samples

• Lead LP

Gitarre	Speed	Reso	Depth
Les Paul	13	7	14