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Arturia Astrolab Test

PRAXIS

Workflow

Nicht zuletzt dank der flexiblen Preset-Kategorisierung findet man sich trotz der zahllosen Presets recht gut zurecht. Suche ich nach bestimmten Instrumenten, ist das eben so möglich, wie Style-basiert in bestimmten Sound-Kategorien wie etwa Bass oder Piano zu stöbern. Zunächst stand ich dem Encoder-Display etwas skeptisch gegenüber, habe mich aber erstaunlich schnell daran gewöhnt. Die jeweiligen Werte und Parameter für die Makro-Regler werden bei Betätigung im Display angezeigt, weswegen man auch hier gut den Überblick behält. Etwas hakelig wird es, als ich während des Spielens auf Shift-Funktionen zugreifen möchte, da aufgrund der Entfernung zwischen den Knöpfen eine Hand manchmal nicht ausreicht. Da ist das Astrolab sicher nicht allein, jedoch werden die Shift-Features aufgrund der minimalistischen Bedienoberfläche doch verhältnismäßig oft benötigt. Die Seamless Transition funktioniert gut, auch wenn neu geladene Sounds gefühlt manchmal etwas lange zum Laden benötigen. Gleiches gilt beim Neustart des Astrolab. Hier sind Korg und Nord etwas schneller startbereit.

Klang

Den meisten Keyboardern, die Musik am Computer machen, dürfte das breite Software-Angebot von Arturia längst bekannt sein. Vor allem bei der Emulation alter Vintage-Synthesizer haben die Franzosen sich einen großen Fuhrpark aus den wichtigesten Synthesizern der 70er, 80er und 90er Jahre angesammelt – wie etwa den Sequential Prophet 5, den Roland Juno-6 oder den Yamaha DX7. Bei der Authentizität und Klangqualität scheiden sich oft die Geister. Einige bevorzugen etwa die Minimoog-Nachbildung von Softube oder die Juno 60-Emulation von TAL, die teilweise etwas lebendiger und realistischer anmuten. Jedoch bietet keiner dieser Konkurrenten ein derartig vielseitiges Angebot an Instrumenten vereint unter einem Dach und im gleichen System. Wendet man sich von der Software-Welt hin zu Hardware Stage Pianos, was das Astrolab ja am Ende ist, sticht die Klangqualität und Vielseitigkeit speziell bei Synthesizer-Sounds doch sehr heraus. Kaum ein Stage Piano bietet eine solche Auswahl an Synthesizer-Emulationen und derartig viele Presets. Satte Bässe sind hier ebenso reichlich vertreten wie verträumte Pads und aggressive Lead-Sounds.

Audio Samples
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Computer Love Bass (Instrument: Prophet-5) Ambassador Of Stars (Instrument: Pigments) Die 4 Chorus Synth (Instrument: Oberheim OP-Xa) Bright Horizon (Instrument: Pigments) Autobahn Klang (Instrument: Prophet 5)

Weiter geht es mit der Nachbildung akustischer und elektromechanischer Instrumente wie etwa Klavier oder E-Piano. Arturia setzt hierbei anders als etwa Native Instruments, die sample-basiert arbeiten, auf Physical Modelling. Beim Spielen werden also keine aufgenommenen Samples abgerufen, sondern der Sound digital berechnet. Welche Methode besser ist, ist umstritten. Meiner Meinung nach eignet sich Physical Modelling gut für elektronische Sounds, aber gerade bei akustischen Klavier-Klängen fehlt mir Tiefe, Dynamik und Authentizität. Für einfache Einsätze im dichten Pop-Arrangement sind die Pianos total ausreichend, wirken jedoch bei Solo-Einlagen oder schmaleren Band-Besetzungen schnell etwas flach und künstlich. Am meisten merke ich das bei akustischen Klavier-Sounds, etwas besser ist es bei E-Pianos wie Wurlitzer oder Rhodes. Am besten kommt meiner Meinung nach die Hammond-Orgel daher, die dank des Brightness-Makroreglers intuitiv um Zugriegel und Obertöne ergänzt werden kann.

Audio Samples
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Grand Piano Vergleichsfile Clean Mark V Wurlitzer Basic FM E-Piano (Instrument: DX7) Jazz B-3 Organ (Instrument: B-3) Alternative Vib (Instrument: Vox Continental)

Der Pigments ist der einzige Synthesizer im Astrolab, bei dem es sich um eine hauseigene Produktion und nicht um eine Vintage Synthesizer-Nachbildung handelt. Der flexible Flaggschiff-Synth bietet drei Sound Engines, Additive Synthese und dazu diverse Wavetables, Filter und Hüllkurven. Wie bereits erwähnt, kommt man zwar in den Genuss zahlreicher Pigments-Presets, kann jedoch am Astrolab selber nicht in die Bearbeitungs-Vielfalt eintauchen, wie zum Beispiel die Modulationsmatrix oder Hüllkurven. Hier ist man auf die Makro-Regler beschränkt, die vorher am Rechner definiert werden können. Immer wieder zeigt sich: Das Astrolab ist ein unfassbarer Sound-Lieferant, die detaillierte Klang-Bearbeitung ist jedoch am Gerät selbst stark begrenzt und findet eher im Rechner statt.

Audio Samples
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Kalimba Keys Hold & Rise Up Afterhour Pad

Es gibt auch vereinzelte Sample-Sounds etwa für Strings und Mellotrons. Jedoch nicht für echte Bläser. Hier merkt man doch, dass der Haupt-Fokus des Astrolab eben auf Synthesizern, Pianos und Orgeln liegt.

Audio Samples
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Full Strings Bowed Staccato Pop Strings

Arturia AstroLab Vergleichstabelle

FeaturesArturia AstroLabKorg Nautilus 61Clavia Nord Electro 6D 61
Tastatur61 Tasten, leicht gewichtet61 Tasten, leicht gewichtet61 Tasten, halbgewichtet Waterfall
Anzahl Sounds1.3001.900400
Anzahl Sound-Engines1093
USB Midi/AudioJaJaJa
BedienoberflächePitch-Wheel, Mod-Wheel, 8 Regler, Multifunktionales Display/Encoder7 Regler, Touch-Display, EncoderDrawbar-Regler, 14 Dreh-Regler, diverse Buttons
Anzahl gleichzeitiger On Board-Effekte4166
Line-EingangJaJaJa
BluetoothJaNeinNein
Gewicht9,9 kg13 kg12,3
Preis/Leistung4,5/54,5/54/5
Bewertung im Test4/54,5/54,5/5
Preis1.599 €1.799 €1.899 €
Produkt bei ThomannArturia AstroLabKorg NautilusClavia Nord Electro 6D 61
Kommentieren
Profilbild von Dirk

Dirk sagt:

#1 - 20.05.2024 um 09:01 Uhr

0

Kann es sein, dass bei den Soundfiles Wurlitzer und DX 7 vertauscht wurden?

Profilbild von R.Jedele

R.Jedele sagt:

#2 - 27.05.2024 um 12:08 Uhr

0

Hab das an anderer Stelle schon mal heftig kritisiert, trotzdem nochmal: Externes Netzteil geht GAR NICHT! Gerade unter Live-Bedingungen ein totaler Blödsinn. Schon mal das Netzteil daheim vergessen? Oder beim Gig spurlos verschwurbelt / geklaut? Oder mitten im Song den Geist ganz aufgegeben? Sonntags hat dann auch mein Musikhaus des Vertrauens geschlossen. Die Chance vor Ort passenden Ersatz zu finden steht nahe Null, ein Kaltgerätekabel für interne Netzteile findet man jedoch schon eher... Generell finde ich die Extern-Netzteil-Flut zum Kotzen. Die konstruierenden Ingenieure sind ja nicht mal in der Lage oder willens ein "One-For-All" - Netzteil auf den Weg zu bringen, dann wär das ja halb so schlimm, wenn man den daraus resultierenden umweltversauenden Elektroschrott dann bei der Betrachtung noch außen vor ließe... Seltsamerweise hat das ausgerechnet der vielgescholtene Behringer bei seinen Expandern wie Model D, Neutron und vielen anderen geschafft: One size fits all! Mindestens dafür ein verhaltenes Bravo, wenngleich das Elektro-Abfall-Problem damit auch nicht gelöst wird.... Ein weiteres NoGo ist das Mini-Display. Wieder mal ein weiterer Arturia-typischer Design-Furz ohne jeden Sinn und Verstand. Sehr hilfreich - gerade auf der Bühne, wo man eh schon oft genug mit miesen Sichtverhältnissen kämpft. Da hat Arturia schon mehrfach in die Sch..... gelangt. Möchte in dem Zusammenhang mal ganz schlicht nur an das miese Display der originalen Arturia Spark Drum - Workstation oder das unbeleuchtete Display des Matrixbrute in Erinnerung rufen (...das auch keinerlei Werteänderungen bei Drehung an den zahlreichen Potis anzeigt, nur Presetnamen und mit was die Modulationskanäle 13 bis 16 belegt sind. Infogehalt also nahe Null) ... Dumme Design-Spielerei als Alleinstellungsmerkmal, denn man will sich ja vom Rest der Welt unbedingt abheben. Lachhaft! Und in der Praxis mehr als ärgerlich... Als dritten, gravierenden Fauxpas sehe ich die fehlenden Zuriegel für die Steuerung von Orgeln. Das ist ja gerade live essentiell, dass an den Orgelsounds massiv rumgeschraubt werden kann, das ist ja gerade Teil der KUNST!!! Ganz zu schweigen von spontaner Poti - Steuerung bei Analog-Emulationen. Auch da lebt das Spiel im Livebetrieb wesentlich von massivem Geschraube...!!! Unterm Strich: Ein halb- bis gar nicht Gares "PRODUKT" (Instrument möchte ich das gar nicht nennen, genausowenig wie die mittlerweile zahlreichen "Selbstdudler" wie Korg Wavestate und Konsorten...) Mir VÖLLIG unverständlich, warum die V-Collection nicht einfach mit den bereits in etlichen Varianten bestehenden Arturia KeyLabs "verheiratet" wurden. Da gibt es "Zugriegel" und Potis in größerer Anzahl. Und noch was - Wer bitte braucht im Livebetrieb hunderte, wenn nicht tausende von Sounds "griffbereit"??? Lächerlich.

    Profilbild von Giselher Punaske

    Giselher Punaske sagt:

    #2.1 - 20.07.2024 um 12:13 Uhr

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    hui, a man on a mission. alle in deckung! es gibt doch immer wieder leute, die absolut kein verständnis dafür haben, dass jemand eventuell andere bedürfnisse als sie selbst haben könnten. gewissermaßen die musikalische AfD... ich jedenfalls kenne einige, die genau so ein instrument (ohne anführungszeichen) zu schätzen wissen; die eben hunderte sounds im livebetrieb brauchen, und keinen bedarf an zugriegeln haben. aber die gendern bestimmt auch heimlich.

    Antwort auf #2 von R.Jedele

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