Praxis
Wozu ein Hardware-Sequenzer und Controller?
Abseits der Nutzung zur Steuerung von Software-DAWs gibt es auch allerhand externe MIDI- sowie CV/Gate-fähige Geräte, die man in Kombination gern sequenzieren oder gar live spielen möchte. Ein zentraler Sequenzer, der die Geräte-Basics steuert und alles synchron hält, kann einem Künstler da schon ziemlich unter die Arme greifen. Aber auch im Live-Einsatz ist es durchaus hilfreich, nicht immer zwischen verschiedenen Keyboards hin- und herhüpfen zu müssen. Manch einer mag jetzt an einen Computer denken, doch Maus und Tastatur sind live nicht immer die ideale Lösung.
Für meinen Praxistest versorge ich die Korg Volca Beats, die Roland TR-8 Drummachine und das Softube Heartbeat-PlugIn mit MIDI-Daten vom Drum-Sequenzer. Meine Novation Bass Station II empfängt wiederum MIDI Signale vom Sequenzer 1. Sequenzer 2 hingegen triggert den zweiten CV/Gate-Ausgang und somit meinen Sequential Circuits Pro One.
Und so kann man auf den Pads spielen, vorausgesetzt der MIDI-Kanal stimmt überein. Gleiches gilt für Sequenzer 1 mit dem ich die Bass Station kontrolliere. Insgesamt lassen sich mit dem Beatstep drei Spuren à 16 Pattern sequenzieren, die alle bis zu 64 Steps lang sein dürfen. Parallel kann man aber auch noch mit dem CONTROL MODE weitere Steueraufgaben übernehmen. Ich verwende diesen beispielsweise für den Volca Beats, damit ich den Stutter verwenden kann und um Programm-Change-Befehle auszuführen.
Im folgendem Video zeige ich hingegen den Drum-Sequenzer in Verbindung mit meinem Korg Volca Beats sowie den Sequenzer 1 an meinem Korg Volca Bass und den Sequenzer 2 an dem Novation Bassstation II PlugIn in Ableton Live.
Step by Step
Um eine Sequenz festzuhalten, kann man diese direkt einspielen oder mit den Step-Buttons und den Encodern definieren. Die Encoder sind übrigens Touch-empfindlich und zeigen bei Berührung den jeweiligen Wert auf dem Tempo/Value Display an. Praktisch!
Mittels (Time-)SHIFT, RANDOMIZE und PROBABILITY kann man Beats mit reichlich Dynamik programmieren. Das funktioniert gut und klingt cool, solange man es nicht übertreibt. Weiterhin gibt es zusätzliche Optionen, um das Pattern rückwärts sowie abwechselnd vor- und rückwärts laufen zu lassen. Bevor man sich allerdings der nächsten Sequenz oder einem weiteren Pattern widmet, sollte man nicht vergessen das aktuelle Pattern zu speichern, da der Beatstep nicht automatisch speichert. Gleiches gilt auch für ganze Projekte.
Skalen-Modes und Time-Division
Um bei Live-Perfomance oder Aufnahmesessions „falsche“ Töne zu vermeiden, gibt es weitere SHIFT-Funktionen, um verschiedene Tonleitern auf die Encoder und Pads zu legen. Zu diesen zählen Major, Minor, Dorian, Mixolydian, Harmonic Minor und Blues. Zusätzlich kann man im MIDI Control Center aber auch eigene Skalen kreieren. Durch Drehen des entsprechenden Encoders wird ein aufgenommener Step dann nur innerhalb dieser Skala nach oben oder unten bewegt. Schön ist auch, dass man für jeden Sequenzer separat die Time Division via SHIFT Befehl bestimmen kann. Hier stehen die Rates 1/4, 1/8, 1/16 und 1/32 zur Verfügung, natürlich auch mit Triolen-Option.
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Control Center
An einen Computer angeschlossen, kann man das MIDI Control Center auch nutzen, um einen einzelnen Sequenzer zu visualisieren oder detaillierter zu bearbeiten. Grade auch bei den Synthesizer-Sequenzern ist die Klaviatur für Melodien recht hilfreich. Speichern kann man die Sequenzen hier natürlich aber auch. Vor allem aber der CONTROL MODE profitiert von dem Control Center, denn hier können nicht nur die MIDI-Befehle, sondern auch Empfindlichkeit der Pads und Beschleunigung der Encoder festgelegt werden. Auch für jegliche andere globale Einstellungen, wie z.B. MIDI- oder Sync-Optionen steht das Control Center bereit.
Was gefällt nicht?
Wirklich schade finde ich, dass es leider nur einen physischen MIDI-Port am Gerät gibt. Bei drei Sequenzern hätte ich gern mindestens auch drei Ausgänge gesehen, um nicht auf Splitter oder Thru-Funktionalitäten der nachfolgenden Gerätschaften angewiesen zu sein. Sicherlich kann man über USB und die DAW die MIDI-Kanäle auch aufsplitten und an ein externes Mehrfach-MIDI-Interface durchreichen, aber dann muss man durch den Computer und das will man bei Hardware ja nun gerade nicht. Der Beatstep Pro ist mit zwei CV/Gate-Ausgängen zwar üppig ausgestattet, profitieren tun davon allerdings nur Besitzer analoger Synthesizer wie des hauseigenen Arturia MiniBrute. Bedenken sollte man auch, dass der Drum-Sequenzer zwar 16 Spuren hat, es aber nur acht physische Drum-Gates gibt. Ich hätte es außerdem schön gefunden, wenn der Drum-Sequenzer mehrere Pages besitzten würde, sodass man beispielsweise auch 32 unterschiedliche Drum-Sounds ansteuern könnte.
Das Spielen mit den Roller/Looper macht zwar Spass, dass Ergebnis ist allerdings schwer vorhersehbar, da es stark vom Microtiming abhängig ist. Entweder muss man für den Live-Einsatz extrem viel üben oder man benutzt die Funktion besser im Studio, wobei man hier dank der Ausgabe von MIDI-Noten noch richtig kreativ werden kann. Schade ist auch, dass dieser Effekt nur global – also auf allen Sequenzern gleichzeitig – benutzbar ist.
Was ich auch nicht ganz verstehe, ist der Umstand, dass man in der Control-Mode Sektion Rolls im Sinne eines Note Repeat abfeuern kann, in den Drum- und Melodie-Sequenzern aber nur den Looper nutzten kann. Das ist Schade! Blöd ist auch, dass man den Midi-Channel des Drum-Sequenzers nur global ändern kann, den Pads also nicht unterschiedliche Midi-Channels zuordnen kann. Das wäre zum individuellen Ansprechen mehrerer Drummachines nämlich ganz hilfreich gewesen. Im Control-Mode kann man dies zwar, hier können allerdings keine Noten sequenziert werden.