Endlich, endlich: Arturia liefert mit dem Jup-8000 V nun den virtuell-analogen Jupiter der 90er als Plugin. Noch vor Roland schaffen es die Franzosen, den Roland JP-8000 erstmals in einer DAW funkeln zu lassen. Keine Frage, der Jup-8000 V ist die eigentliche Attraktion der neuen Arturia V-Collection 11!

Der Roland JP-8000 gehört neben Clavia Nord Lead und Yamaha AN1x zu den ersten virtuell-analogen Synthesizern. Zwischen 1996 und 2001 produziert, bescherte er vielen Producer die perfekte Trance-Machine. Mit seiner Supersaw-Wellenform im Oszillator 1 werden spielend einfach enorm fette Klänge per Stacking und Detuning möglich. Dieses geniale Oszillator-Konzept ist seit dem vielfach kopiert worden und findet sich etwa auch bei einigen Modellen des Access Virus Serie wieder.
PRAXIS & DETAILS
Arturia Jup-8000: Single-Engine ohne Layer
Voller Neugier möchte ich zunächst meine Performances, die ich am Roland JP-8000 erstellte, ins neue Plugin importieren und anspielen. Genau hier treffe ich leider schon auf einen wunden Punkt: Der Arturia Jup-8000 V bietet – zumindest in der aktuellen Version – keine Performances mit Upper/Lower Tones. Konkret: Ihr könnt weder Layer noch Splits bilden. Folglich ist auch an den Import der originalen Factory Sounds des JP-8000 nicht zu denken.

Im Vintage Feature Roland JP-8000 Vintage Synth erfahrt ihr alle Details über das Vorbild des Arturia Jup-8000 V. Ich bin kein Trance-Producer, mag diesen Klassiker aber dennoch sehr und konnte viele schöne Sessions mit ihm verbringen.
Mit seinem einladenden Panel lässt er sich sehr intuitiv programmieren und liefert warme und breite VA-Sounds. Der JP-8000 ist komplett digital aufgebaut und so verspreche ich mir schon jetzt einen ziemlich authentischen Sound vom Jup-8000 V.
Soweit sehe ich einen klassischen JP-8000, nun mit 16 anstelle von nur acht Stimmen. Vorhanden sind zwei Oszillatoren inklusive Crossmodulation (X-Mod), Pulsbreitenmodulation, Sync und Ringmodulation. Ebenso direkt im Zugriff sind der Multimode-Filter (LPF, BPF, HPF), die beiden ADSR-Hüllurven und der tempo-synchronisierbare LFO.

Das GUI transportiert das originale Design des JP-8000 bestens. Ich fühle mich direkt zu Hause. Auch die Tone-Sektion mit Bass und Treble und FX mit Reverb, Chorus, Distortion und Delay finden sich wie beim Original unten links auf dem Panel.

Ideengeber: Multi-Arp des Arturia Jup-8000 V
Soweit ist es der Klassiker der 90er Jahre. Öffnet ihr das Advanced Panel, funkeln die Augen. Der Jup-8000 V integriert einen Multi-Arp, der den originalen Arpeggiator und die RPS-Funktion des Roland JP-8000 in den Schatten stellt. Er besteht aus vier einzelnen Arpeggiator-Spuren, die sich in Muster, Rhythmik und Note programmieren lassen – so die einfache Beschreibung. In der Praxis sind alle üblichen Arpeggiator-Muster programmierbar – von einfachen hypnotischen bis zu komplexen polyrhythmischen Figuren.
Glücklicherweise müsst ihr euch nicht intensiv einarbeiten, sondern könnt mit einigen Vorlagen starten und euch beflügeln lassen. Das Ganze schaut obendrein nett aus. Leider stößt ihr aber auf Grenzen: Weil der Jup-8000 V momentan nur jeweils einen Sound erzeugt, lässt sich das tolle Arpeggiator nicht konsequent beziehungsweise multitimbral verwenden. Vier Arpeggiator-Spuren mit vier unterschiedlichen Jupiter-Presets wären der Knüller – so ein großer Update-Wunsch!

Ein Trance Gate und weitere Top-Effekte
Der Roland JP-8000 bietet Chorus und Delay als Effekte. Beim Arturia Jup-8000 V könnt ihr deutlich mehr zulangen. Ihr bekommt vier Slots, die sich mit bis zu 19 Pedal-Style-Effekten ausfüllen lassen. Die FX-Slots sind dabei in Serie von links nach rechts miteinander verschachtelt.
Die Auswahl an Effekt-Typen passt. Räumliche Effekte wie Reverb, Delay, Tape Echo und PS Delay sind qualitativ ordentlich. Kompressor, Filter und EQ sowie auch Distortion und Bitcrusher stehen bereit. Noch üppiger fällt der Bereich mit den Modulationseffekten aus. Und genau hier leuchtet der neue Star unter den Effekten hervor: Trance Gate zerstückelt gehaltene Chords, Pads oder Leads. Ihr könnt über 30 rhythmische Muster auswählen, sie einfach dynamisieren und damit produktionstechnisch schnell in Fahrt kommen.

Wenn es noch mehr ins Detail gehen soll, bitte sehr: Im Advanced Panel gibt es noch Function, Mod Seq und Random zu entdecken. Anders als der JP-8000 erlaubt das französische Pedant enorme modulative Tiefgänge.

Der Arturia Jup-8000 V trifft den Soundcharakter des JP-8000
Generell bin ich begeistert. Der Arturia Jup-8000 V ist klanglich sehr dicht am Original. Der Basisklang kann schon unglaublich breit werden und das digitale Filter giftig, wie bei den Demos „Is it Resonance“ und „Metallic Sequence“ zu hören. Selbst das gelegentliche Knacken der Hüllkurven übernimmt der Jup-8000 V, auch wenn ich darauf verzichtet hätte.

Wie schon angedeutet, ihr müsst auf die 128 Werksklänge des Roland JP-8000 verzichten. Bei Version 1.0.0 treffe ich auf 240 Presets. Prall gefüllt sind die Sparten Keys, Lead, Pad und Sequence. Die meisten dieser Presets stimmen vor allem auf Eurodance und Trance ein. Damit platziert sich der Jup-8000 V wie auch der Arturia Acid V auf den vorderen Plätzen der Vintage-Synth-Chart in der Rubrik EDM.
Qualitativ liegt die Library des Arturia Jup-8000 V mindestens im guten Durchschnitt. Zwölf Presets aus verschiedenen Kategorien spiele ich für euch an. Spätestens jetzt wird klar, dass der JP-8000 alias Jup-8000 V seinen eigenen „digitalen” Charakter hat und keinesfalls den beiden Vorläufern Roland Jupiter-8 und JX-8P ähnelt.
FAZIT
Merci beaucoup – der Arturia Jup-8000 beschert zwar ein Déjà-vu-Erlebnis, ersetzt aber den jungen Klassiker nicht vollständig. In puncto Sound und Handling tradiert er seinen Vorgänger nahezu perfekt, Abstriche sind vor allem beim Layer-Konzept und Sound-Import zu machen.
In die Zukunft schauen lautet die Devise. Am besten startet ihr mit dem Jup-8000 V komplett von vorne und erstellt neue Sounds, die in die heutige Musikproduktion noch besser passen als die bekannten und typischen Sounds des JP-8000. Der Multi-Arpeggiator, viele Effekte und weitere Extras inspirieren und überhaupt ist der Jup-8000 V ein Software-Synth, der sich erstaunlich leicht programmieren lässt – nur zu!
Endlich ist der Sound des JP-8000 direkt in der DAW spielbar. Da der Jup-8000 V noch Platz für Optimierungen bietet, sollte Arturia dranbleiben und möglichst bald eine V2 bringen.
Features
- Arturia Jup-8000 V
- Software-Synth
- Ab Windows 8.1 (64-bit), Mac OS X ab 10.13 (64-bit), Standalone, VST2/3, AU, AAX
- PREIS: 199 Euro (Straßenpreis 24. April 25)
- Roland JP-8000 als Software
- 16-fache Polyfonie
- Multi-Arpeggiator
- Trance Gate und weitere Effekte
- Modulationsmöglichkeiten
- Solide Factory Library
- Keine Layer
- Kein Import von JP-8000 Sounds
- Regulärer Preis zu hoch
