Mit den Midi-Controllern der „Essential“-Serie hat Arturia seine etablierten „Key Lab“-Controller in reduzierter Form aufgefrischt und weiterentwickelt. Im bewährten, weißen Design sind die Neulinge als Version mit 49 oder 61 Tasten erhältlich. Seit Jahren punktet Arturia mit dem Konzept, seine authentisch emulierten Vintage-Instrumente mithilfe eigens darauf zugeschnittener Midi-Keyboards unkompliziert spiel- und kontrollierbar zu machen. In der stark umworbenen Welt universell einsetzbarer Midi-Controller haben sich die Franzosen durch ihre Zuverlässigkeit und Intuivität stets neben Konkurrenten wie M-Audio oder Novation behauptet. Was hat es nun mit der Essential-Serie im Bereich der Arturia KeyLab-Controller auf sich?
Wie das Namenssuffix in der Typenbezeichnung des Keylab Controllers schon ausdrückt, liegt das Konzept bei den auffällig preisgünstigen „KeyLab Essential“-Geräten in der Reduktion auf die essentiell benötigten Funktionen, die ein Produzent oder Live-Musiker heutzutage von einem kompakten Controller-Keyboard erwartet. Hat Arturia diese Bedürfnisse richtig eingeschätzt oder lassen die „Essentials“ bestimmte Features vermissen? Wo sind die Unterschiede zu den großen Geschwistern und Vorgängern? Diesen und weiteren Fragen widmen wir uns im folgenden Test, für welchen die 61er-Version des Controllers zur Verfügung stand.
Details
Äußeres
Mit seinen gerade mal knapp drei Kilogramm Gewicht gefällt das KeyLab Essential 61 jedem Keyboard-Ständer und Musiker-Rücken. Das leicht kantige, weiße Design mit der übersichtlichen Bedienoberfläche macht einen modernen, aufgeräumten Eindruck. Auch anhand der flachen Oberfläche wird klar, dass Arturia sich optisch immer mehr von Ebenen und Rundungen verabschiedet. An Stelle der runden Holzseitenteile der älteren KeyLabs rücken beim „Essential“ lediglich Sticker in Holzoptik, die das insgesamt scheinbar komplett aus leichtem Plastik bestehende Gehäuse verzieren. Ist man massive, schwerere Alu-Gehäuse a la Nord oder Korg gewohnt, mag das „Fliegengewicht“ des Arturianers zunächst etwas wackelig und schwach wirken. Schnell wird allerdings klar, dass dieser Verdacht beim „Essential“ auf keinen Fall zutrifft und das Gerät mit seiner soliden Verarbeitung weit davon entfernt ist, eine „Klapperkiste“ zu sein.
Das KeyLab Essential 61 gefällt jedem Keyboard-Ständer und jedem Musiker-Rücken. Hier die verschiedenen Ansichten des Controllers. (Fotos: Bonedo)
Aufbau und Bedienoberfläche
Schon beim ersten Blick fällt die durch sanfte Trennlinien herausgestellte Struktur des Controllers ins Auge, die sich in mehrere Sektionen aufteilt. Eines der Herzstücke ist hierbei die Tastatur, welche aus 61 leichtgewichteten Tasten mit Anschlagdynamik besteht. Die Tasten sind angenehm weich in das Gehäuse eingebettet, wodurch störende Klappergeräusche beim Spielen verhindert werden. Die Gewichtung ist tatsächlich sehr leicht gehalten – virtuos klassisches Klavierspiel dürfte also schwierig werden, aber für solche Zwecke kauft man sich ja auch selten einen derartigen Midi-Controller. Leider haben die Tasten keinen Aftertouch. Der wurde dafür aber den acht frei programmierbaren Pads spendiert, die ebenfalls anschlagsdynamisch sind und sich über der Tastatur befinden. Mit den Pads können beispielsweise Percussion-Samples in einer DAW getriggert und gespielt werden.
Das KeyLab 61 präsentiert sich elegant und verfügt über eine Reihe praktischer Features. Die Fotostrecke zeigt Ausschnitte des Bedienpanels. (Fotos: Bonedo)
MIDI-Features
Darüber hinaus lässt sich mit ihnen aber auch noch das ausgeklügelte MIDI-Belegungs-Konzept des „KeyLab Essential“ kontrollieren. Es basiert auf verschiedenen Maps, die im Grunde als Preset-Belegungen zu verstehen sind. Neben sechs frei programmier- und speicherbaren User-Maps gibt es die sogenannte „DAW“-Map. Sie soll die Midi-Belegungen des Gerätes so einstellen, dass es eine via MIDI/USB verbundene DAW steuern kann. Durch die Einbettung des weit verbreiteten und mit diversen Programmen kompatiblen Mackie/HUI-Protkolls soll das „Essential“-Keyboard im Handumdrehen zur Schaltzentrale für Musikproduktions-Software wie beispielsweise Ableton Live, Steinberg’s Cubase oder Apple Logic werden. Hier kommt dann auch die Sektion „DAW Command Center“ ins Spiel, die mit Buttons wie Play, Record oder Loop direkte Kontrolle über die essentiellen Bedienelemente einer herkömmlichen DAW erhält. Schließlich gibt es beim „Essential“ dann noch die Basis-Map, die sich „Analog Lab“ nennt.
In schickem weiß präsentiert sich das KeyLab Essential 61 von seinen besten Seiten. (Fotos: Bonedo)
Software
Sie schneidet die Midi-Belegungen des Controllers auf die verschiedenen Parameter der Arturia Software-Instrumente zu, die in Form der hauseigenen Software „Analog Lab 2“ im Lieferumfang enthalten sind. Analog Lab lässt sich sowohl im Standalone-Modus, als auch in einer DAW-Umgebung als Plugin nutzen. Es verwöhnt seine Nutzer mit fast fünftausend Presets aus insgesamt siebzehn liebevoll gesampelten Instrumenten: Von klassischen Vintage-Synthies, über eine Hammond B3-Orgel bis hin zum Yamaha Grand Piano. Es können je zwei Sounds gelayert und gemixt werden, außerdem lassen sich die Midi-Bereiche der einzelnen Sound-„Parts“ festlegen. Schließlich beheimatet die Software dann noch diverse interne Effekte wie etwa Flanger, Chorus, Overdrive oder auch einen Bitcrusher. Die Presets können intern oder via Controller editiert und als neue Sounds abgespeichert werden. Die Bearbeitung verschiedener Parameter im Live-Kontext kann in „Macro-Befehlen“ gebündelt werden, so dass sich beispielsweise an einem einzelnen Regler eine ganze Reihe an Effekten auslösen lassen. Im Software-Paket ist neben dem UVI Grand Piano Plugin, welches auf Sample-Basis den majestätischen Klang des großen Steinway D-Flügels emuliert, noch eine Lizenz für Ableton Live Lite enthalten.
Summiert man die Einzel-Verkaufswerte dieser hochwertigen Software, landet man bereits fast beim Kaufpreis des „Key Lab Essential 49“. Das klingt nach einem fairen Deal.
Die verschiedenen Steuerungsparameter (z.B. Attack/Release, LFO Amount, Master) für „Analog Lab“ finden sich in der Beschriftung der neun Fader und Regler wieder, die aber auch software-unabhängig frei belegbar sind. Eine gute Übersicht über jegliche Belegungen und Routings verschafft Arturias „Midi Control Center“, welches auf der Hersteller-Homepage kostenlos zum Download bereit steht.
Im Bereich der Fader und Drehregler kann mithilfe der „Part“-Buttons zwischen verschiedenen Zonen/Banks aller kontrollierten Parameter geswitcht werden. Dies ist extrem hilfreich und intuitiv, sofern beispielsweise ein Synthesizer-Plugin mehr zu kontrollierende Parameter besitzt, als am Controller Regler zur Verfügung stehen. Die vielen Parameter werden auf unterschiedliche Bänke aufgeteilt, zwischen denen dann spontan per Knopfdruck gewechselt werden kann. Natürlich dürfen bei all den Zusatz-Features auch grundsätzliche Controller-Funktionen wie Pitch- und Modwheels sowie die Transpose/Octave-Buttons nicht fehlen.
In der Mitte des oberen Bedienfelds befindet sich schließlich ein LCD-Display über dem großem Browser-Rad. Dieser Bereich ist vor allem hilfreich bei der intuitiven Nutzung des Controllers im Zusammenhang mit „Analog Lab“. Mithilfe des „Cat/Char“-Buttons kann per Jogwheel bequem in der Bibliothek der fast fünftausend Software-Soundpresets gestöbert werden. Die jeweiligen Sub-Kategorien oder Soundnamen werden stets auf dem Display dokumentiert. Durch diesen Workflow wirkt das „Key Lab Essential“ fast wie ein eigenständiges Keyboard, bei dem der jeweilige Laptop/Computer nur noch als reine Soundbank und als Ausgabegerät fungiert. Bei all den interessanten Features vergisst man beim „Key Lab Essential“ schnell, dass im Vergleich zum großen Bruder „Key Lab“ beispielsweise nur acht statt sechzehn Drum-Pads an Bord sind. Andere Limitierungen fallen allerdings an manchen Stellen dann doch auf.
Anschlüsse
Beim Blick auf die Rückseite des Controllers werde ich überrascht. Man findet klassische Controller-Anschlüsse wie Midi-Out und einen Sustain-Pedal-Eingang. Über den USB-Eingang werden Midi-Informationen und Einstellungen ausgetauscht, außerdem wird das Gerät mit Strom versorgt. Alternativ geht das auch via 9V-Netzteil, welches nicht im Lieferumfang enthalten ist. Allerdings wurde im Vergleich zu den älteren „Key Labs“ leider auf einen Midi-In-Anschluss und vor allem eine Expression-Pedal-Buchse verzichtet, was auf Einschränkungen in der intuitiven Live-Nutzung des Controllers hindeutet. Oder braucht man diese Anschlüsse gar nicht ? Wollen wir mal sehen.
Arturia KeyLab Essential 61 in der Rückansicht (Fotos: Bonedo)
Olaf Kliemt sagt:
#1 - 02.11.2017 um 03:22 Uhr
kleiner tipp: es handelt sich um ein LC Display oder LCD. "LCD Display" wuerde Liquid Crystal Display Display bedeuten.
Axiomant sagt:
#2 - 31.03.2018 um 17:24 Uhr
Hi, für die das Steuerung muss man einfach mapping und erste drum taste drücken dann funktionieren Play Pause und co. Kann mir vllt jemand sagen wie man die endlosdrehregler anders einstellen kann? Ich muß fur eine Umdrehung in der Software anderen der Hardware ewig schrauben, bestimmt 2 Umdrehungen lg
Analbanger sagt:
#2.1 - 07.09.2018 um 13:21 Uhr
Es gibt ein Update fur die Endlosregler inoffiziell
Antwort auf #2 von Axiomant
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenYour Highness sagt:
#3 - 28.03.2019 um 09:27 Uhr
Warum nur 3,5 Sterne?
Für das Geld bekommt man doch ein wahnsinnig gutes Gesamtpaket oder nicht ?Und würde Arturia die von euch vermissenden Features einbauen, würde doch keiner mehr das nächst grössere Modell kaufen.