Arturia MiniFuse Recording Pack im Praxistest
Der Test des Recording Bundles von Arturia erfolgte über den Zeitraum mehrerer Tage an meinem iMac Pro unter macOS 11.7.10 und Logic Pro 10.7.4. Die Inbetriebnahme des MiniFuse 2 und Installation der herstellereigenen Software-Inhalte erfolgte mithilfe meines bereits vorhandene Arturia Accounts und dem Arturia Software Center reibungslos. Der Fokus meines Tests lag auf der Qualität der Hardware, wobei auch Bearbeitungen mit den Effekt-Plugins erfolgten. Das Audiointerface funktionierte während des gesamten Tests zuverlässig und die Roundtrip-Latenzen bei Puffergrößen von 64, 128 und 256 Samples betrugen praktikable 9,3, 12,2 und 18 ms.
Als zusätzliche Geräte zur Überprüfung der Audio- und MIDI-Funktionalität kamen ein Arturia MicroFreak, mein ebenfalls französischer Referenzkopfhörer Focal Clear Mg Professional sowie die preisgünstigen Nahfeldmonitore KRK Classic 5 (Link wenn online), die mir zeitgleich als Testgeräte zur Verfügung standen, zum Einsatz.
Und, wie klingt`s?
Kommen wir also unmittelbar zur zentralen Frage des Tests: Wie klingen Mikrofonaufnahmen mit den CM1 und MiniFuse 2? Die Antwort: Ziemlich ordentlich, transparent und erfreulich rauscharm. Zudem verleiht das CM1 meiner nahmikrofonierten Sprechstimme eine angenehme Präsenz ohne problematische Plopplaute – dank integriertem Popfilter und trotz fehlendem Low Cut. Das Mikrofon und die Preamps wirken gut aufeinander abgestimmt! Selbst mit dem dynamischen Mikrofonklassiker SM7B von Shure, das so manch einen Preamp vor Probleme stellt, erhält man brauchbare Ergebnisse ohne nennenswertes Rauschen. Zurück zum Arturia CM1: Auch die Probeaufnahmen mit Glockenspiel und Shaker klingen respektabel. In den folgenden Audiobeispielen sind einige Aufnahmen sowohl pur als auch mit den Arturia-Plug-ins bearbeitet zu hören.
Die im Bundle enthaltenen Arturia Effekt-Plug-ins emulieren Studioklassiker vergangener Dekaden. Die profitaugliche Klangqualität muss sich vor Effektspezialisten wie beispielsweise Waves oder UAD keinesfalls verstecken. Analog Lab Intro, die (quantitativ) abgespeckte Variante von Arturias Analog Lab, hatte ich zum Test nicht separat installiert, da ich bereits die Vollversion als Bestandteil der V Collection 9 besitze. Analog Lab ermöglicht den Zugriff auf Presets der einzelnen Instrumenten Plug-ins der V Collection, allerdings mit rudimentären Klanggestaltungsmöglichkeiten. Die Inspirationskraft und Soundqualität ist dabei über jeden Zweifel erhaben. Soundbeispiele hierzu findet ihr auf der Homepage.
Was taugt der Kopfhörer?
Der Kopfhörer macht genau das, was er soll. Die Dämmung funktioniert ordentlich und auch am Sound gibt es nichts auszusetzen. Dass es sich um keinen neutralen Referenzkopfhörer handelt, den man sonst nur auf dem Kopf von Mastering-Legenden sieht, sollte jedem klar sein. Der EF1 leistet sich aber keine wirkliche Schwäche, die man bemängeln könnte. Der Sound ist druckvoll und direkt ohne krasse Überbetonungen oder Kaschierungen im Frequenzspektrum. Der Bass besitzt eine gewisse Dominanz, die sich aber im vertretbaren Rahmen hält, die Höhen sind strahlend, ohne die Gehörgänge überzustrapazieren und auf der mittlere Frequenzbereich ist von angenehmer Präsenz und Beurteilbarkeit. Positiv überrascht mich die räumliche Transparenz und gute Auflösung.
Für dich ausgesucht
Wenn man von den wenig atmungsaktiven Polstern absieht, kann ich auch den Sitz und Tragekomfort des Arturia Kopfhörers als insgesamt gut beurteilen. Insgesamt ist der EF1 ein stimmiger Bestandteil des Recording Pack und eignet sich sowohl zum Recording als auch für Klangbeurteilungen einfacher Produktionen. Passt!
Arturia MiniFuse Recording Pack im Test: sonstige Praxiseindrücke
Meine weiteren Eindrücke aus dem Praxistest beziehen sich primär auf das Interface. Ausgangsseitig klingt es sehr ordentlich und auch der Kopfhörerverstärker ist imstande ein hochwertiges und kräftiges Signal an meinem Focal Referenzkopfhörer zu liefern – wobei dieser mit 55 Ohm immer noch eine niedrige Impedanz besitzt. Alle Kabel sitzen stabil in den Buchsen und die Haptik der Bedienelemente würde auch manch einem teureren Gerät gut zu Gesicht stehen. Der große Monitorregler ersetzt die Lautstärkeregelung über einen Monitorcontroller. Zudem liefern die integrierten LEDs stets einen hilfreichen, wenn auch groben, Überblick über die Eingangspegel (In 1/2, DAW-Return) und signalisieren Übersteuerungen in rot. Bei gemastertem DAW-Signal sogar regelmäßig, was den Nutzwert der entsprechenden sechs LED-Segmente etwas einschränkt. „Richtiges“ Metering sollte sowieso eher in der DAW erfolgen, trotzdem empfinde ich die Visualisierung anliegender Signale als nützliches Feature.
Gibt es gar nichts zu kritisieren? Doch, eine Sache trübt den ansonsten durchweg positiven Eindruck, den das MiniFuse 2 hinterlässt, ein wenig. Beim Regeln der Kopfhörerlautstärke ist beim Testgerät stets ein kleines Kratzen zu vernehmen. Dieses Artefakt schränkt den Nutzwert zwar nicht wirklich ein, da es ausschließlich beim Ändern der Abhörlautstärke auftritt. Allerdings ist es subjektiv schon ein vertrauensmindernder Faktor. Ob dies eventuell konstruktionsbedingt auch andere MiniFuse 2 Interfaces oder nur das Testgerät betrifft, ist mir nicht bekannt.
Alternativen zum Arturia MiniFuse Recording Pack
Der Markt bietet eine relativ reichhaltige Auswahl an Recording Bundles. Im folgenden nennen wir euch drei aktuell erhältliche Alternativen, die wir bereits im Review hatten.
EVO Start Recording Bundle | Behringer U-Phoria Studio Pro | Presonus AudioBox 96 Studio |
aktuell etwas preisgünstigeres Bundle mit vergleichbarer Ausstattung, allerdings ohne MIDI-Anschlüsse und USB-Hub beim Audiointerface | deutlich günstigeres Bundle, das im Review ordentlich abgeschnitten hat; ohne Software-Ausstattung und MIDI-Schnittstelle | preisgünstigere Alternative von Presonus inklusive Software des amerikanischen Herstellers; Interface mit MIDI-Buchsen ausgestattet |