Wie klingt der virtuelle Oberheim aus Frankreich?
Klang und Bedienung sind das A und O. Wer sich mit einem klassischen Synthesizer auskennt, findet sich ziemlich fix und vollkommen ohne Manual zurecht. Beim Arturia OB-Xa V wird man zunächst eine ganze Weile mit der mitgelieferten Soundbibliothek beschäftigt sein. Über den sehr praktischen Browser des OB-Xa V sind über 400 Presets aufrufbar, die nach Soundtyp und -style sortiert vorliegen. Wie klingt’s? Es ist ein mutiger Start, denn das erste Preset namens „Jump“ lässt schon ein wenig die enorme Soundfülle und das strahlende Leben eines echten OB-Xa vermissen. Im weiteren Verlauf trifft man auf eine bunte Mischung aus Vintage- und aktuelleren Elektroniksounds, die sich durch alle üblichen Klangsparten (Bass, Pads, Perc, Keys, Lead, SFX, Sequence etc.) schlängeln.
Grundsätzlich besticht der OB-Xa V durch einen ganz leicht schmutzigen, schimmernden und driftenden Klang. Für Soundtracks und Ambient-Synthesizerparts ist er gut, knallharte tiefe Bässe und direkte brutale Sounds liegen ihm weniger. Persönlich schätze ich die modulierten Flächen und rhythmischen Polysynths beim OB-Xa V und würde beim modulativen Einsatz der internen Effekte nicht geizen, zumal sie durchweg gut klingen.
Übrigens: Beim Anspielen der Presets wird klar, dass der Klangspaß die CPU nicht sonderlich überstrapaziert. Einige wenige Favoriten unter den Factory Presets, die mir auf Anhieb gefallen haben und einige klangliche Fähigkeiten demonstrieren, habe ich hier zusammengestellt – sie sagen sicherlich mehr als 1000 Worte. Alle Presets sind live eingespielt und ohne jegliche Nachbearbeitung aufgenommen worden. Bei einigen Beispielen koste ich die bis zu 16-fache Polyfonie aus. Mit dem echten OB-Xa würden einige Parts mangels Stimmen nicht funktionieren.
Alle wichtigen klangbildenden Parameter des Synthesizers sind per MIDI-Controller (per MIDI-Learn) steuerbar. Bei den Demos ist hingegen nicht dieses Feature, sondern nur das Modulationsrad genutzt worden.
Selber starten mit dem OB-Xa V
Es wäre schade, sich nur mit den qualitativ eher durchwachsenen Presets zu vergnügen. Der OB-Xa V animiert auch solche Musiker zum Klangschrauben, die eigentlich lieber fertige Sounds nehmen und sie höchstens ein bisschen verändern. Was geht? Anhand des Template-Presets habe ich einmal verschiedene Arpeggiator-Sounds erstellt, ohne damit einen ganzen Nachmittag zu verbringen. Was dabei herausgekommen ist, zeigen die folgenden Klangbeispiele.
Beim Preset „Roller Arp“ wird die Arpeggiator-Geschwindigkeit moduliert, was diesen „rollenden“ Tremolo-Effekt ergibt. Der Sound „Flipper Arp“ zeigt eine rhythmische Drone mit leichter Acid-Färbung, auch hier kommen die Modulationslinien zum Tragen. Eher brachial ist das vorletzte Soundbeispiel – es ist mithilfe der Xmod-Funktion des OB-Xa V entstanden. Noch einmal mehr Modulationskurven sind beim Preset „Xtra Line“ zu erleben. Moduliert werden Reverb, Filter und Master Volume. Das ist aber nur der Anfang – der OB-Xa verdient noch mehr Zuwendung. Ich freue mich jetzt schon auf nächtelange Editier-Sessions mit diesem Synthesizer.
Für dich ausgesucht
Was könnte ergänzt werden?
Wenig! Im Grunde ist eigentlich alles vorhanden, was man von einem klassischen polyfonen Synthesizer erwartet. Weitere Features würden die Spontanität beim Klangschrauben ausbremsen. Allerdings würden einige „FX-Presets“ die Arbeit mit den Effekten nochmal vereinfachen und der Multimode-Effekt könnte tatsächlich in der Filtersektion platziert werden. Der Arpeggiator sollte einzelne Chords und nicht nur einzelne Noten triggern können. Gern kann er um weitere Arpeggio-Typen mit Synkopenrhythmen ausgebaut werden. Die Split- und vor allem die Layer-Sounds – wie sie auch beim Original vorhanden sind – wären auch ein Thema für ein Update. Jeder der beiden Teilklänge sollte individuell effektiert werden können.