Details
Theorie
Der Origin ist vielfältig einsetzbar: Als Tischsynthesizer, demnächst als Keyboard-Version, die an den Korg Radias erinnert, oder in ein Rack eingebaut. Klein ist er allerdings nicht, er verbraucht immerhin sechs Höheneinheiten und auf dem Tisch kann man sich die Größe eines DIN A 3 Blattes vorstellen. Da er ein waschechter Computer ist, verfügt er über einen großen, hintergrundbeleuchteten Bildschirm und einen durchaus hörbaren Lüfter.
Der Origin kommt zunächst als Tischversion mit einer weißen Oberfläche und vielen weißen und schwarzen Drehreglern, dazu viele rot leuchtende Knöpfe. Das Ganze besteht aus massivem Metall mit hölzernen Seitenbacken, die für den Rackeinbau abgenommen werden. Leider muss man das auch tun, will man die Helligkeit des Bildschirms regeln. Wenn nicht, muss man ziemlich genau von oben auf dem Bildschirm schauen.
Besagter Bildschirm ist eindeutig das Zentrum der Oberfläche, mit jeweils vier Drehreglern an den Seiten und 22 Knöpfen ober- und unterhalb.Links davon befindet sich die „analog section“ mit Direktzugriff auf Oszillatoren, Filter, LFOs und Hüllkurven, ganz links die Regler für den Input – sehr schön mit Stereoanzeige versehen – sowie die Master- und Kopfhörerlautstärke. Darunter ein Joystick, der mir ein klein wenig zu leichtgängig und zierlich ist.
Rechts des Bildschirms liegen ein Zahlen/Tastenfeld, Jogdial und Pfeilkreuz zur Bedienung des Rechners und auf der äußersten rechten Seite die Kontrollen für Mixer und Effekte. Der gesamte untere Rand ist dem 32 Step-Sequenzer vorbehalten, der hier seine 16 Lauflichter auf ganzer Breite präsentieren kann.
Darunter gibt es dann eine Art abgerundeten Latz, von dem ich mir nicht sicher bin, ob er dem Design geschuldet ist oder als Handballenauflage dienen soll. RSD-geplagte Computernutzer werden es sicher dankbar annehmen.
Der Aufbau der Oberfläche ist sehr stringent und nach kurzer Zeit kann man mit ihr flüssig arbeiten. Alle Werte können über den großen Bildschirm und einen Jogdial mit Druckfunktion eingegeben werden. Weitere Regler und Knöpfe sind Abkürzungen, die einen direkten Zugriff auf die wichtigsten Parameter bieten. Bei einem Gerät wie dem Origin, der trotz aller Modularität am Ende doch immer ein subtraktiver Synthesizer bleibt, lässt sich das gut machen, denn die Hauptbestandteile haben sich seit dem Minimoog nicht verändert. Der Origin ist oldschool, und das will er auch sein.
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Insgesamt haben wir also 53 Drehregler, von denen man 12 auch drücken kann, 81 Knöpfe, einen Jogdial, ebenfalls drückbar, und einen Joystick.
Die Potis sind zumeist keine Endlosregler, was hilft, die bekannten wilden Parameter-Sprünge zu vermeiden, die dann auftauchen, wenn man ein neu geladenes Preset verändern möchte. Abgesehen davon haben sie einen angenehmen Widerstand. Ungünstig ist allerdings, dass der Wert nur durch die Form und nicht auch noch durch einen Strich oder Ähnliches angezeigt wird. Und der ist bei schummrigen Verhältnissen, wie sie auf der Bühne nun einmal herrschen können, nicht gut zu sehen.
Auf der Rückseite befinden sich die Anschlüsse, und hier hat sich Arturia nicht lumpen lassen: MIDI-Trio, USB, zwei Pedale, S/PDIF, acht AUX-Outputs, Stereo-Main-Outputs, Stereo-Input und Kopfhöreranschluss. Die Audio Ein- und Ausgänge sind allesamt symmetrisch und als 6,3 mm Stereoklinke ausgeführt. Das kann sich also sehen lassen.
Der Origin bietet vier Mal die gleiche Synthesemaschine unter einer Oberfläche. Jedes dieser Programme hat Zugriff auf bis zu neun Oszillatoren, vier Mixer, vier Filter und vier VCAs. Dazu kommen als Modulatoren bis zu acht Hüllkurven, vier LFOs und vier Keyboard-Follower, außerdem ein Ringmodulator, ein Frequency-Shifter und ein Keyboard-Trigger.
Gespielt wird das Programm dann von bis zu drei Sequenzern, dem Arpeggiator oder natürlich durch ein Keyboard auf einem designierten MIDI-Kanal. Schließlich durchläuft dann jedes Programm noch bis zu drei Effekte (Delay, Chorus, Phaser, Distortion und Hall). Als Schmankerl kommen noch zwei Neuschöpfungen hinzu, nämlich das Galaxy-Modul und ein 2D-Envelope. Dazu später mehr.
Die einzelnen Programme werden zu ihren Aux-Ausgängen geleitet, Programm 1 zu den Aux Ausgängen 1 und 2, Programm 2 zu 3 und 4 und so weiter, oder zu einem internen Mixer, bevor sie dann am Main-Out und am Kopfhörerausgang anliegen.
Die Stimmenanzahl variiert natürlich ganz erheblich mit der Prozessorbelastung – 36 Oszillatoren werden wohl kaum mit den maximal 32 Stimmen gespielt werden können. Aber ein Programm mit einer CPU-Belastung von 77 Prozent und den drei Effekten Delay, Chorus und Phaser kann immer noch 12-stimmig polyphon spielen. Sind alle Programme ähnlich dick gefüllt, sollte sich das Multi also dreistimmig spielen lassen – ein eher theoretischer Ansatz, aber ein Hinweis auf die Anzahl der maximal möglichen Stimmen. Wenn Arturia angibt, dass sich ein durchschnittliches Programm mit bis zu 16 Tönen spielen lassen sollte, ist das in Bezug auf ein einzelnes Programm nicht übertrieben.
Nun könnte man meinen, dass mit der heutigen Rechenleistung doch erheblich mehr Stimmen machbar sein sollten, aber genau da kommen wir zur Besonderheit der Arturia-Instrumente. Einen einfachen Oszillator bietet auch der Origin mit mäßiger Prozessorbelastung. Weil der Clou aber in den Replikaten von fünf fantastischen analogen Instrumenten besteht und weil der Oberclou der ist, dass da nicht nur nachgebaut wird, sondern die Dinger auch so klingen sollen wie das Original, braucht das viel mehr Rechenleistung. Wer einmal versucht hat, auf seinem Synth einen MiniMoog nachzubauen, wird gemerkt haben, dass da ganz schnell eine Unmenge an Modulen zusammenkommt. Die Struktur hat man ja schnell zusammen, allein es klingt nicht so wie ein Moog und dann fängt die Bastelei an. Arturia hat ein ziemlich großes Renommee, was die überzeugende Emulation der alten analogen Monster angeht – trotz aller Schwierigkeiten, die es da zu beachten gilt, weil es zum Beispiel nicht den einen Moog gibt. Analoge Instrumente klingen alle anders und 40 Jahre nach ihrer Fertigstellung umso mehr. Stellt man sich fünf Fernseher aus dem Jahr 1970 nebeneinander vor, dann wird die Bildqualität sehr unterschiedlich sein. Arturia hat es trotzdem geschafft, den typischen Klang der Instrumente einzufangen. Das braucht aber eben mehr Rechenleistung. Wie viele Stimmen man dann am Ende spielen kann, wenn tatsächlich in jedem Programm ein ausgewachsener Synthesizer wie MiniMoog, Prophet VS, Yamaha CS-80 oder ein Arp 2600 steckt, wird sich zeigen. Diese Synths sollen nach und nach zum Download freigegeben werden, bislang gibt es eben nur den MiniMoog.
Die Note-Stealing-Implementation, die bestimmt, welche Stimme aufhört zu klingen, wenn keine Rechenpower mehr da ist, könnte allerdings besser sein. Es gibt zwar undokumentierte Einstellungen, aber die haben mir alle nicht recht gefallen.