Arturia Spark Dubstep und EDM Edition Test

Arturia Spark, die potente Software-Plattform zur Rhythmus-Kreation, ist in den zwei neuen Spezialversionen EDM und Dubstep verfügbar. Das Arturias Hybridsystem aus Hard- und Software eine leistungsfähige Plattform zur Drum-Programmierung ist, dürfte sich zwischenzeitlich rumgesprochen haben. Neu hingegen ist, das Arturia, neben den regulären „hardwaregebündelten“ Paketen, parallel auch soundtechnisch spezialisierte Versionen veröffentlicht. Die Editionen EDM und Dubstep versprechen optimiertes Klangfutter für die beiden populären Spielarten elektronischer Musik zu liefern. Ob und wie das Konzept aufgeht und wie zielgenau der jeweilige Klangkorridor unter Feuer genommen wird, haben wir getestet.

Dubstep und EDM Edition: Arturia Spark spezialisiert sich

Details

Spark Edition Installation

Beide Programme sind wahlweise als Download erhältlich oder gegen Aufpreis als Boxed-Version. Das Installationsarchiv von Dubstep misst 378 Megabyte, das von EDM „nur“ 302. Nach dem Entpacken genehmigt sich die Dubstep-Library 431 Megabyte, EDM bescheidet sich mit 248.

Fotostrecke: 9 Bilder Los gehtu2019s

Die Lizenzierung erfolgt bei beiden Distributionen über den (zusätzlich während der Installation automatisch auf der Platte landenden) eLicenser von Steinberg – und offenbar nur über den. Mein Versuch, die Seriennummer in den Spark-internen Autorisierungsdialog einzugeben, schlug jedenfalls fehl. Nach Eingabe der Ziffern-Zahlen-Kombination in das entsprechende Feld des eLicensers dagegen und dem darauf folgenden automatischen Herunterladen der Registrierungsdatei startet Spark fortan ohne Registrierungs-Nag-Screen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Der Versuch, die Lizenznummer direkt in die Software einzugeben …

Spark Dubstep Edition

Dreißig Kits mit insgesamt 480 Sounds aus der Manufaktur von Sample Magic werden hier vor den Ohren und Augen des Wobble-willigen Produzenten ausgebreitet. Augen sage ich deshalb, weil jede der beiden Editionen mit einer grafisch leicht modifizierten Benutzeroberfläche ausgestattet wurde. Im Fall von Dubstep mit einer leicht „shabby-metallischen“ Optik. Hübsch.

Arturia Spark zeigt sich in der Dubstep-Edition mit „shabby-metallischer“ Optik.

Stilistisch werden hier viele Spielarten des großen Dubstep-Kosmos bedient. Sowohl die Halftime betonende, „dubbige“ Variante, als auch die etwas arschtretige, stadiontaugliche Brostep-Abwandlung. Und auch die reduzierte, kontinentaleuropäisch-verfrickelte Unterfraktion kommt auf ihre Kosten. Sound- und programmiertechnisch sowie in Bezug auf die Ausreizung der von der Spark-Plattform gebotenen Möglichkeiten (Effekte, Modulationen) überzeugt die Edition auf ganzer Linie. Von direkten, „punchigen“ Drums bis hin zu Schlagwerk, das mehr klanglichen Dreck und Schmutz mit sich schleppt als eine Kohorte römischer Legionäre im nordgallischen Matsch, ist hier alles vertreten.
Auch und besonders die Effektsounds – unabdingbar für das Runterfahren eines Tracks vor dem nächsten „Drop“ – machen durchweg Spaß und verfügen über einen hohen Gebrauchswert. Allein das Mischverhältnis und die Equalisierung bedürfen größtenteils der händischen Nachbearbeitung. Aber was schreib ich – bonedo.de ist ja ein multimediales Online-Magazin – rufen wir doch einfach einige Klangbeispiele in den Zeugenstand:

Audio Samples
0:00
Kick, Hi Hat, Snare (Banging Kit) Arturia Spark Dubstep Edition u2013 Kaophonic Arturia Spark Dubstep Edition u2013 Jhvh-1 Arturia Spark Dubstep Edition u2013 Bunkerstep Arturia Spark Dubstep Edition u2013 Oxidized

Spark EDM Edition

Stilistisch wesentlich breiter aufgestellt als die Dubstep Edition präsentiert sich die ebenfalls dreißig Kits und rund 480 Sounds umfassende EDM Edition. Klar, denn EDM (Electronic Dance Music) kennt grundsätzlich ja weder eine Stil- noch Soundbegrenzung.

Gleiches Programm, andere Optik: Spark in der EDM Edition.

Per Definition darf kann man eigentlich sogar Dubstep dem weiten Feld der EDM zurechnen. Entsprechend variieren auch die BPM-Werte der hier vertretenen Patterns im Bereich von beschwingten, vor sich hin klopfenden 120 bis rauf zu ultraquirligen 180 Schlägen pro Minute. Die Pattern- und Sound-Konstrukte bedienen dabei allerdings weitgehend das Four-to-the-floor-Segment und dürften sich sowohl im Techno-, House- und Complextro-Kontext bestens einsetzen lassen.
Klanglich trifft man hier auf keinerlei Ausreißer im Guten wie im Schlechten. Alle Sets sind soundtechnisch stimmig und klingen, wenn man sie im Kontext der durchweg abwechslungsreich und inspiriert programmierten Songs und Patterns abruft, bereits wie vollwertige Track-Layouts. Aber lassen wir an dieser Stelle die EDM Edition am besten mit einigen Hörproben für sich selbst sprechen:

Audio Samples
0:00
Arturia Spark EDM Edition u2013 Peaks and Valleys Arturia Spark EDM Edition u2013 Licensed to trill Arturia Spark EDM Edition u2013 Faded Groove Arturia Spark EDM Edition u2013 Goldmind

Praxis

Betrachte ich die beiden Editionen einfach mal als eine Art Sampling-Library mit inkludiertem Player und Editor, vorgefertigten Patterns und der Möglichkeit, umfassend ins Klanggeschehen und die Rhythmus-Konstrukte einzugreifen, dann muss ich den Sets fraglos eine gewaltige Feature-Macht attestieren. An diesem Punkt ist das Arturia-Konzept sicherlich nicht verkehrt (wer genau wissen will, was sich alles mit Spark anstellen lässt, der kann sich hier die Details durchlesen). Dem entgegen steht allerdings der Umstand, dass Spark zwar nicht sonderlich umständlich, eine gewisse Einarbeitung aber dennoch unumgänglich ist.
Schauen wir also auf den praktischen Einsatz, wo die Software im Standalone-Modus oder als Plugin anstandslos und stabil ihren Dienst verrichtet. Besonders im „Hosted-Mode“ (im Test wurde dazu Ableton Live 9 herangezogen) zeigt sich das Plugin gegenüber der gastgebenden Applikation höflich und hört auf Knopfdruck folgsam auf das Tempo und/oder die Transportbefehle. Dabei läuft der interne Drum Sequenzer synchron mit der DAW. Ich persönlich empfinde dieses Prinzip allerdings eher als umständlich, da man hier bei Edits mit viel mehr Einzelschritten (Plugin öffnen, zum Song Editor wechseln, Pattern selektieren, Änderung vornehmen) zu Werke gehen muss, als wenn man mit dem Host-eigenen Event-Editor arbeitet. Als äußerst hilfreicher Workaround erweist sich an dieser Stelle allerdings die Möglichkeit, Patterns direkt aus Spark in die DAW ziehen zu können, wo sie unmittelbar nach dem Ablegen als MIDI-Clip (leider ohne Automationsdaten) bereitstehen.

Praktisch: Pattern können direkt als Clip in Ableton Live gezogen werden.

Eine mächtige Komponente von Spark ist ohne Zweifel sein integriertes Mischpult. Nur kurz umrissen stehen hier in jedem der sechzehn Kanäle zwei Aux-Wege und zwei Effekt-Slots zur Verfügung. Aux-Wege und Kanäle können dabei frei mit einem von zwanzig durchweg praxistauglichen und gut klingenden Plugins bestückt werden, zum Beispiel EQ, Kompressor, Limiter, Distorsion, Crush, Flanger, Delay oder Reverb. Beide Libraries machen davon umfangreichen Gebrauch. Für Benutzer, die nur über basale Kenntnisse in Bezug auf Misch- und Effekteinsatz verfügen, mag das gut und hilfreich sein. Versiertere Produzenten werden es wohl eher als lästig empfinden, sich durch alle Kanäle klicken zu müssen, um zu hören, was die einzelnen Effektinstanzen denn bewirken. Eine zweischneidige Sache, die weder eine Gutschrift noch einen Abzug auf dem Punktekonto rechtfertigt.

Alle Kits sind bereits bis zum Anschlag mit Effekt-Slots bestückt.

Möchte man doch auf die vertrauten Klangmanipulatoren seiner DAW zurückgreifen, kein Problem: Alle Kanäle lassen sich selbstverständlich auch in Stereo abgreifen und separat in die DAW routen. Allerdings stellt sich genau an diesem Punkt die Frage, ab wann es nicht einfacher ist, direkt mit den Host-internen Sample-Batterien, wie etwa dem Sampler (Ableton) oder Groove Agent ONE (Cubase) zu arbeiten.

Das Zuweisen der Einzelausgänge ist schnell erledigt.

Eine Besonderheit von Spark im Vergleich zu typischen, ausschließlich auf Samples basierenden Schlagknechten, sind die beiden Drum-Synthesizer „Analog“ und „Physical Model“, welche Klänge algorithmisch in Echtzeit generieren. Der Vorteil dabei: Eine wesentlich größere Flexibilität in Bezug auf die Anpassbarkeit der Sounds im Vergleich zu Samples. Beide Editionen machen löblicherweise von diesem Feature gebrauch. Allerdings fast ausschließlich vom Analog-Modul. So sind es in der Dubstep-Ausgabe sechs Hi-Hats, fünf Kickdrums und eine Snare, die der analogen Synthese entstammen. Bei der EDM Edition sind es dagegen weniger die Drums, sondern 24 Bass-Sounds und Effekte, die in der Analog-Einheit berechnet werden.

Fazit

Spark EDM und Dubstep hinterlassen beim Autor einen etwas zwiespältigen Eindruck. Besitzer der Spark-Vollversion werden die Libraries eher als Soundpack dazu kaufen wollen (die entsprechenden Packs sind bereits erhältlich). Bei einem Preis von 29,- Euro pro Library kann man in Anbetracht der gebotenen Qualität auch ganz klar eine Kaufempfehlung aussprechen. Anwender allerdings, die eine der Editionen kaufen und Spark dabei als reine Sample-Player-Version inklusive einer spezialisierten Soundlibrary quasi „on top“ bekommen, haben dagegen mit drei Handicaps zu kämpfen. Sie müssen sich zunächst in Spark einarbeiten, um alle Möglichkeiten nutzen zu können (gut, das muss man immer). Und haben sie diese Hürde genommen, stellen die Editionen aber aufgrund der Beschränkung auf den Editions-Content soundtechnisch eine Art Einbahnstraße dar. Denn wer die Sache um eigene Samples ergänzen möchte (und das will man doch sehr oft), der muss dann wieder auf die Bordmittel der DAW zurückgreifen. Schließlich fehlt ihnen beim Kauf natürlich der Hardware-Controller, der die Programmierung und den Umgang mit Spark nicht nur vereinfacht, sondern auch entscheidend zum intuitiven Arbeitsprozess beiträgt. In sich – also im Zusammenspiel der gut klingenden und stilecht programmierten Libraries mit den tief greifenden und effektvollen Möglichkeiten von Spark, die besonders die Dubstep-Edition hervorragend nutzt (Stichwort: LFO-Wobble) – sind die beiden Libraries durchweg als gelungen zu bezeichnen. Die elektronische Tanz- und Hörmusik neueren Datums hat ihren Nukleus ja gerade in verfrickelten, klanglich und rhythmisch aufwändig designten Drum Grooves und hier kann die Spark-Software fraglos mächtig auftrumpfen – respektive trommeln. Die Sound-Auswahl ist dabei ebenso stimmig wie das Pattern- und Song-Angebot, das sich aufwändig, inspiriert und stilecht programmiert gibt und dabei nahezu durchweg Gebrauch von den Spark-spezifischen Modulationsmöglichkeiten und Effekten macht. Das hebt den Gebrauchswert der beiden Edition schlussendlich über das Maß „normaler“ Sampling-CDs hinaus und sorgt am Ende für eine „noch“ gute Bewertung.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Gute Libraries
  • Inspirierte Patterns und Songs
  • Umfangreiche Möglichkeiten der Klanggestaltung
Contra
  • Etwas unschlüssiges Konzept
  • Hoher Lernaufwand
Artikelbild
Arturia Spark Dubstep und EDM Edition Test
Für 98,00€ bei
Dubstep und EDM Edition: Arturia Spark spezialisiert sich
Features:
  • 30 Drumkits
  • Mehr als 960 vorprogrammierte MIDI-Pattern
  • Live Effekte über das FX-Pad (Looper, Slicer und Echtzeit-Automation aller Parameter)
  • 14 Hochwertige Effekte: Multiband Compressor, Reverb, Sub Generator, Destroyer, Bit Crusher, Multiband EQ, Chorus, Delay, Distorsion, Phaser, Plate Reverb, Flanger, Space Pan, Limiter.
  • Integrierter Step Sequenzer
  • 16 Einzelausgänge adressierbar
  • Integriertes Mischpult
  • Hervorragende Klangqualität basierend auf Virtuell-Analoger Synthese (TAE) und High Resolution Sampling
Preis:
  • EUR 119 (Boxed)
Hot or Not
?
Dubstep und EDM Edition: Arturia Spark spezialisiert sich

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

von Numinos

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Behringer BX1 | NAMM25
  • Kurzweil K2061 Sound Demo (no talking)
  • ESI Xsynth: NAMM 2025