DETAILS
Ausgepackt
Arturias Trommelmaschine macht optisch schon was her, soviel ist erstmal festzuhalten. Satte vier Kilo Lebendgewicht bringt sie auf die Waage, was wohl daran liegt, dass man es hier mit einer ziemlich robusten Metall-Kunstoff-Kombination zu tun hat. Die Verarbeitung ist größtenteils gelungen. Was mir allerdings nach dem Auspacken bereits negativ auffiel: Unser Testmuster zeigt Toleranzen hinsichtlich der Einbauhöhen bei den Tasten des Pattern-Rings und des Step-Sequencers. Auch wenn die Funktionalität dadurch nicht beeinträchtigt wird, sollten bei einem Verkaufspreis von knapp 500 Euro derartige Ungenauigkeiten bei der Fertigung nicht vorkommen.
Eine massive, drei Millimeter starke Stahlplatte schützt das Innenleben vor Beschädigungen. Alle Anschlussbuchsen sitzen wackelfrei im Gehäuse, die Endlos-Drehregler und die beiden Loop-Encoder zeigen praxisgerechte Auflösungen und kommandieren die ihnen zugewiesenen Parameter sehr kompetent, teilweise bis ins Hundertstel genau. Das weißgraue Design ist fast schon ein Arturia-Markenzeichen und wirkt sehr erfrischend. Bei den Seitenteilen oder Standfüßen setzen die Produzenten „nur“ auf einen grauen Kunststoff, der aber das Transportgewicht unseres Kandidaten in erträglichen Grenzen hält.
Insgesamt tummeln sich 36 Drehregler, 61 Buttons, ein XY-Pad und ein doppelzeiliges Dot-Matrix-Display auf der etwa 36 mal 27 Zentimeter großen Bedienoberfläche. Das Layout wirkt auf den ersten Blick schlüssig und animiert zu sofortigen Frickel-Einlagen. Damit der Spark nicht verrutscht, wenn es dabei mal impulsiver zur Sache geht, sind vier Gummischeiben unter den Füßen angebracht, die für mich einen Tick größer hätten ausfallen können. Eines dieser Plättchen ist mir bereits beim Auspacken abgefallen, das nächste am zweiten Tag – das ist eigentlich schon ziemlich unnötig und nervt vor allem dann, wenn mal wieder kein Sekundenkleber griffbereit ist. Vielleicht hat ja Frau Bertels aus dem dritten Stock einen Klecks Kukident Haftcreme im Badezimmer-Schrank. Am besten ich werd gleich mal anklingeln…
Zum Lieferumfang des Paketes gehören neben der Kontrolleinheit auch eine Installations-CD, ein USB-Kabel und ein dreisprachiges Benutzer-Handbuch (EN, FR, JAP). Eine deutsche Übersetzung ist derzeit nicht erhältlich und wahrscheinlich auch zukünftig nicht, denn deutsche Versionen von Arturias Manuals waren noch nie unbedingt ein Steckenpferd der Franzosen. Das Handbuch ist nicht gerade ein Highlight des Paketes, denn es dokumentiert nicht alle Funktionen und Arbeitsabläufe. Der erste Weg führt den Spark auf den Schreibtisch, wo er mit dem iMac ein adrettes Paar abgibt.
Backpanel
Als Kommunikationsschnittstellen finden sich am rückseitigen Anschlussfeld eine USB-Buchse Typ-B, über welche Benutzereingaben an die Software übermittelt werden. Sie versorgt den Probanden auch mit Strom, möchte der Anwender nicht zum externen Netzteil greifen. Dieses ist allerdings nötig, sollte der Spark als MIDI-Controller unter Verwendung der fünfpoligen Standard-MIDI-Schnittstelle zum Einsatz kommen.
Oberflächenlayout
Hoch im Norden ist ein Step-Sequenzer arrangiert, mit dem die Lauflicht-Programmierung vorgenommen wird. Er verfügt über einen Shuffle-Modus (0-1 in Hundertstel) mit variablem Swing-Raster (Achtel, Sechzehntel, Zweiunddreißigstel) und Velocity-Mode. Die Tasten sind durchnummeriert und leuchten bei einem Note-Event hell auf. Viertelnoten sind durch eine weiße Trennlinie auf hellgrauer Fläche hervorgehoben.
Für dich ausgesucht
Darunter befindet sich die Transportsektion, ein Tap-Button zur manuellen Tempoeingabe, Erase- und Accent-Taster, sowie zwei Tasten, um durch die Szenen (1-4) eines Patterns zu schalten. Auch eine kleine Loop-Sektion mit Divide und Move-Reglern ist mit von der Partie. Divide teilt die aktuelle Schleife um den Faktor 2 bis zur kleinsten Länge eines Steps, was faktisch 1/64 des Patterns bedeutet. Move verschiebt den Loop um die vom Anwender voreingestellte Länge.
Ein richtiger Eyecatcher ist der Pattern-Kranz mit dem fetten Arturia Push-Encoder am rechten oberen Rand. Hier lassen sich die vier Bänke mit ihren 16 Patterns und auch der Songmodus über kreisförmig angeordnete Status meldende Buttons direkt anwählen. Beim Umschalten eines Musters kann dieses zuvor komplett ablaufen oder unverzüglich an fortlaufender Position wechseln. Prima. So bleibt man immer im Takt, wenn man will. Der Encoder dient zum Austausch kompletter Kits oder einzelner Instrumente.
Daneben ist ein recht kontraststarkes, blau hinterleuchtetes Display eingelassen. Es stellt aktuell relevante Informationen mit maximal 16 Zeichen auf zwei Zeilen dar und beginnt bei längeren Texten zu scrollen. Auf der linken Außenflanke ist ein XY-Touchpad eingebaut, das sich die Effekt-Steuerung auf die Fahne geschrieben hat, doch dazu später mehr.
Die untere Hälfte zeigt acht angenehm weiche, beleuchtete Pads. Sie fühlen sich gut an und zeigen eine praxistaugliche Anschlagsdynamik und Response-Time. Falls es dennoch nötig ist, die Pads zu kalibrieren, ist dies per MIDI-Control-Center jederzeit möglich. Jedes Kit hat maximal 16 Instrumente im Gepäck, jedem Pad ist ein Instrument zugeordnet. Die ersten acht unterliegen dem Direktzugriff auf der ersten Arbeitsebene und sind bei Drum-Presets immer Bassdrum, Snare, Closed-HH, Open-HH, Hi-, Mid- und Low-Tom sowie Crash. Ein Druck auf den Schalter „9-16“ und es geht nahtlos mit dem zweiten Satz weiter. Dieser ist allerdings bei den meisten Kits unterschiedlich gestaltet. Vielleicht wären Displays hier keine schlechte, wenngleich sicher teurere Alternative.
Jede Spur verfügt über drei Regler, die individuelle Instrumenten-Klangparameter verschrauben. Dazu kommen 5 weitere Encoder unter der Anzeige, die mixerspezifische Eigenschaften dirigieren (Volume, Panning, Aux1, Aux2) und das Filter mit Cutoff und Resonanz für jedes Instrument separat steuern. In der Softwareoberfläche stehen weitere Klangverformer zur Verfügung. Die Spuren lassen sich solo abhören und muten, auch die Aufzeichnung von Parameterfahrten ist hier möglich.
Systemvoraussetzungen und Installation
Spark läuft Stand-alone oder als Plug-In im Host. Unterstützte Formate sind VST, Audio Unit und RTAS. Das Handbuch hilft beim Einrichten unter Cubase, Logic, Pro Tools und Digital Performer. Beim Gebrauch als Plug-In, lassen sich die Kanäle separat ausgeben. Im Standalone-Modus ist das bedauerlicherweise nicht möglich. Hoffentlich wird diese Funktion mit einem zukünftige Update nachgerüstet.
Zu den Systemvoraussetzungen: Der Hersteller nennt einen PC oder Intel-Mac mit zwei Gigahertz Taktfrequenz, zwei Gigabyte RAM und ebenfalls zwei Gigabyte RAM Festplatten-Speicherplatz. Ein Ausflug zur Website brachte den aktuellen 527 MB Mac-Installer (Windows: 625 MB) Spark 1.1.2 von der Herstellerseite auf die Platte, der nach Eingabe der Seriennummer zum ersten Programmstart führte und auch gleich zum Firmware-Update aufforderte. Dieser Einladung kommen wir nach. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch gleich die beiden Expansion Packs Classic Drum-Machines Volume 1+2, sowie die D.I.Y Sample Templates Vol.1 auf den Rechner geschaufelt, die zum Testzeitpunkt noch kostenlos verfügbar sind. Ein Hinweis auf eine zeitbegrenzte Offerte lässt jedoch darauf schließen, dass man demnächst ein paar Kohlen für die zusätzlichen Bibliotheken auf den Tisch legen muss. Dass hier noch einige Plug-Ins folgen sollten, liegt angesichts der Konkurrenzsituation für mich klar auf der Hand. Wie sich die Preisfindung darstellen wird, bleibt indes erst einmal abzuwarten.
RayG sagt:
#1 - 03.12.2023 um 14:43 Uhr
danke für den umfangreichen Analyse, wie immer bei Bonedo. Ich habe mir heute Nacht für nur 150,- eine Spark aufgrund des Test gekauft. Spark gesellt sich in einigen Tagen zu meiner DrumTrak, DrumBrute, Roland TR-8S, UnoDrum und Jomox Alpha Base... :)