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Arturia V Collection 4 Test

Praxis

Sound

Zu den meisten Software-Synthesizern von Arturia muss man ja eigentlich nicht mehr viel sagen. Mini V, Jupiter-8 V2, ARP2600 V2, CS-80 V2, Prophet-V2, Modular V und SEM V gehören allesamt zu den besten Software-Emulationen ihrer jeweiligen Vorbilder, wenn sie nicht sogar die bislang einzige Umsetzung als Plug-in sind. Auch wenn man keinem der Plug-Ins attestieren kann, wirklich exakt wie das Vorbild zu klingen (so mancher würde bezweifeln, dass das überhaupt möglich ist), so sind sie doch mit viel Liebe zum Detail umgesetzt und klingen durchweg gut. Arturia hat an vielen Stellen Erweiterungen vorgenommen (wie etwa eine größere Polyphonie als das Original, zusätzliche Effekte, Modulationsmöglichkeiten oder Arpeggiatoren), ohne jedoch den Charakter des jeweiligen Vorbilds aus den Augen zu verlieren. Wer schon immer einmal mit dem Minimoog eine Fläche spielen wollte, ist hier richtig, und das Drauflos-Patchen am Modular kann schon mal in eine ausgedehnte Kreativ-Session ausarten. Nach wie vor können die Arturia-Emulationen der Klassiker es für mein Empfinden mit vielen Neuerscheinungen aufnehmen, was den Realismus und die Möglichkeiten angeht. Einzig das Wurlitzer überzeugt mich nicht so sehr, es wirkt recht flach und kraftlos und kann in meinen Augen nicht mit den derzeit besten Sample-basierten Umsetzungen wie etwa dem Scarbee A-200 mithalten. 

Audio Samples
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ARP 2600 V – Bass ARP 2600 V – Lead CS 80 V – Pad Jupiter 8 V – Pad Mini V – Bass Mini V – Pad Prophet 5 – Pad Prophet VS – Pad SEM – Brass SEM – Lead
Fotostrecke: 9 Bilder Der ARP 2600 V ist schon länger dabei.

Matrix-12 V

Den Neuzugang Matrix-12 V hat mein Kollege Tobias Philippen bereits ausführlich getestet – auch er ist eine liebevolle, detailgetreue Umsetzung des 80er Klassikers Oberheim Matrix-12. Es braucht allerdings eine Weile, bis man sich in die umfangreichen Fähigkeiten des Synthesizers hineingefuchst hat – das war beim Original nicht anders. Die Modulationsmöglichkeiten des Matrix sind beinahe endlos, da kann man schon mal den Überblick verlieren. Arturia haben ihr Bestes gegeben, um dem Modulationsmonster eine bedienbare Oberfläche zu verpassen, aber um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, muss man sich mit dem Synthesizer intensiv auseinandersetzen. Ganz so intuitiv wie bei den 70er Klassikern geht es hier nicht zu, was kaum verwundert. Ich muss dem Kollegen Philippen zudem leider darin zustimmen, dass die Presets des Matrix-12 V insgesamt wenig inspirierend sind. Wenn man sich etwas Zeit nimmt, liefert der Synthesizer viele tolle Sounds, das Prinzip “Preset suchen und noch etwas daran schrauben” funktioniert bei ihm aber nach meinem Empfinden nur eingeschränkt.

Audio Samples
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Matrix V – Pad 1 Matrix V – Pad 2
Der Matrix-12 V ist ein Modulationsmonster.
Der Matrix-12 V ist ein Modulationsmonster.

Vox Continental V

Auch die Vox Continental V haben wir bereits ausführlich getestet. Sie emuliert gleich zwei Transistororgeln der 60er Jahre: die berühmte Vox Continental, die durch ihren Einsatz in Hits wie “Light My Fire” den Sound der Dekade prägte, und die Jennings J7, die der Entwickler Tom Jennings nach seinem Ausstieg bei Vox baute. Im Extended Mode stehen viele Stellschrauben zur Verfügung, die die Originale nicht zu bieten hatten, wodurch das Plug-in nicht auf die typischen Vox-Sounds beschränkt ist, sondern auch Ausgefallenes liefern kann. Eine Effektsektion mit typischen „Bodentretern“ rundet das Angebot ab. Die Vox Continental V gefällt mir sehr gut – sie beherrscht die klassischen, sägenden Orgelsounds, eignet sich mit ihrer überraschend großen Klangvielfalt aber durchaus auch für aktuelle Produktionen.

Die Vox Continental V emuliert zwei Transistororgeln der 60er.
Die Vox Continental V emuliert zwei Transistororgeln der 60er.

Spark 2

Die virtuelle Drummachine Spark 2 kann mit dem ebenfalls von Arturia erhältlichen Hardware-Controller Spark LE zu einer Hybridlösung à la Maschine aufgerüstet werden. Mit verschiedenen Syntheseformen (Multi-Layer-Sampling, Analog Modeling, Physical Modeling, REX-Player) und der sehr umfangreichen mitgelieferten Soundlibrary kann man Spark 2 nicht nur Drumsounds, sondern auch tonale Synthesizer-Klänge und jede Menge Sound FX entlocken. Hinzu kommen eine integrierte Effektsektion und ein potenter, leicht zu bedienender Step-Sequencer, mit dem sich alle Klangparameter steuern lassen. Ich persönlich habe zu Spark 2 leichter Zugang gefunden als zu manchem Konkurrenzprodukt, was aber natürlich Geschmackssache ist und vom jeweiligen Workflow abhängt. Hier hört ihr einige Grooves aus der mitgelieferten Library:

Audio Samples
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Spark 2 – Astral Alliance Spark 2 – Aurora Drum Spark 2 – Nordic
Fotostrecke: 4 Bilder Mit Spark 2 enthält die V Collection 4 auch eine Drum Machine.

Solina V

Das Solina-V ist eine Emulation des berühmten Solina String Ensembles und liefert natürlich die nasalen, nostalgischen Synthie-Strings. Ich war allerdings überrascht, welche Bandbreite von Sounds mit dem Plug-in möglich ist. Wenn man den Deckel aufklappt, bekommt man Zugriff auf zahlreiche weitere Klangparameter und eine integrierte Effektabteilung, die das Klangrepertoire des Solina-V deutlich erweitern. Beim Klicken durch die Presets fühlte ich mich häufig an sphärische Klangwelten à la Enigma erinnert. Wie bei den meisten Arturia Software-Synthesizern geht das Plug-in also deutlich weiter als eine reine Emulation des (in diesem Fall klanglich nicht sonderlich flexiblen) Originals. Das Solina-V entpuppt sich als eine vielseitige Flächenmaschine, die auch in dem einen oder anderen Filmsoundtrack Verwendung finden dürfte.

Audio Samples
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Solina V – Ambi String Solina V – Deep Breathing Solina V – Grand Canyon Solina V – Octave Air Strings Solina V – String Mood
Solina V ist eine überraschend vielseitige Flächenmaschine.
Solina V ist eine überraschend vielseitige Flächenmaschine.

Analog Lab

Die Software Analog Lab ist eine Art Performance-Oberfläche für die verschiedenen Arturia Synthesizer Plug-ins, die beispielsweise auch den Controller-Keyboards der Firma beiliegt. In den Testberichten zum Arturia MiniLab und KeyLab 88 sind wir auf Analog Lab bereits ausführlich eingegangen. Die Software läuft stand-alone oder als Plug-in in der DAW und bietet schnellen Zugriff auf eine Vielzahl von Presets der verschiedenen Synthesizer, was insbesondere für den Bühneneinsatz interessant erscheint. Im Vordergrund steht die unkomplizierte Steuerbarkeit der wichtigsten Parameter über ein Controller-Keyboard, wobei Analog Lab naturgemäß vor allem auf die Keyboards von Arturia abgestimmt ist. Ein Multi-Mode ermöglicht die Kombination zweier Sounds als Split oder Layer, zusätzlich steht eine Effektsektion zur Verfügung. Wer die Vollversionen der Synthesizer besitzt (was beim Erwerb der V Collection ja der Fall ist), kann die betreffenden Plug-ins direkt aus Analog Lab aufrufen und vollständig editieren. 
Insgesamt ist Analog Lab eine ansprechend gestaltete Oberfläche, die das Auffinden und Kombinieren von Sounds erleichtert. Leider leidet die angesprochene Bühnentauglichkeit unter den manchmal heftigen Störgeräuschen, die beim Umschalten von Sounds entstehen. Vor allem Klänge, die von den integrierten Effekten Gebrauch machen, sind davon betroffen. Nach jetzigem Stand der Dinge würde ich persönlich mich damit nicht auf die Bühne stellen wollen.

Bedienung

Alle Software-Instrumente von Arturia sind problemlos zu bedienen, wenn man mit der Struktur des jeweiligen Synthesizers vertraut ist. Die erweiterten Möglichkeiten (z.B. Extended Mode der Vox Continental, Effekte, Modulationsmatrix) verbergen sich häufig hinter kleinen Schaltflächen, mit denen man den „Deckel“ aufklappen oder eine spezielle Ansicht öffnen kann. Es lohnt sich also, überall mal drauf zu klicken. Die Preset-Verwaltung erfolgt über eine hierarchische Struktur aus Bänken, Soundkategorien und Presets, wodurch sich Klänge meist schnell auffinden lassen. 
Alle Plug-ins bieten einen unkomplizierten Lernmodus zur schnellen Zuweisung von Controllern, was ich sehr gelungen finde. Verschiedene Konfigurationen lassen sich abspeichern. Allerdings ist die optische Umsetzung dieser Funktion innerhalb der V Collection nicht homogen. Bei den neueren Instrumenten wie Matrix-12 V, Vox Continental V oder Solina V werden die Bedienelemente beim Klick auf den MIDI-Button violett hinterlegt, wodurch optisch sofort deutlich wird, dass man sich im Lernmodus befindet. Bei den älteren Mitgliedern der V Collection ist das manchmal nicht ganz so augenfällig. Im Sinne eines runden Gesamtpakets könnte Arturia hier noch einmal Hand anlegen und auch den älteren Instrumenten die optisch eindeutigere Variante spendieren.

Systemanforderungen

Die Software-Instrumente von Arturia sind traditionell nicht gerade als Sparfüchse bekannt, was ihren Leistungshunger betrifft. Vor allem die komplexeren Synthesizer genehmigen sich gerne mal einen ordentlichen Schluck aus der Pulle. Der Matrix-12 V verlangte auf meinem Testrechner, einem iMac mit 2,93 GHz Intel Core i7 und 16 GB RAM, bei polyphonem Spiel gerne mal rund ein Drittel der CPU-Leistung. Auch der CS80 ist so ein Kandidat. Leider gibt es auch keinen Sparmodus, wie ihn einige andere Hersteller komplexer Software-Synthesizer implementiert haben. Gerade in umfangreicheren Produktionen mit vielen anderen Software-Instrumenten bleibt also notfalls nur der Klick auf den Freeze-Button der DAW, um den Prozessor zu entlasten. 

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