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Ashdown CTM 100 Test

Praxis

Ich denke, dass vier 10-Zöller eine adäquate Ausstattung für das 100 Watt starke Röhrentop sind und hieve den CTM 100 erst einmal auf meine altbewährte Epifani-Box. Mit den zwei ausreichend dimensionierten Griffen geht das relativ mühelos, zumal unser Kandidat mit 19 Kilo kein wirkliches Schwergewicht ist. Zum Glück finde ich in meiner Kabelkiste auch noch ein Lautsprecherkabel mit Klinkensteckern, denn im Gegensatz zum großen Bruder CTM 300 verfügt der 100er leider nicht über moderne Speakonbuchsen. Warum daran bei einem Amp, der über 1000 Euronen kostet, gespart wird, verstehe ich nicht wirklich.

Wieso gibt es eigentlich keine Speakon-Buchsen an diesem Amp?

Wie auch immer, die Verbindung steht, und nachdem die Röhren warm sind, starte ich den ersten Soundcheck. Alle EQ-Regler sind ungefähr gleich weit aufgedreht und ich beginne mit einem moderaten Gainpegel, damit der Ton clean bleibt. Und was ich höre, ist ein erstaunlich straffer, ausgeglichener und transparenter Basssound, der schnell anspricht und reagiert. Bei aller Klarheit hat der Klang trotzdem ein angenehmes Röhrentimbre und viel Wärme. Im Low-End ist der CTM 100 aber im Vergleich zu anderen Röhrentops eher etwas zurückhaltend, der Mittenbereich schiebt sich gleichzeitig sehr nach vorne und sorgt so für einen verhältnismäßig straffen, durchsetzungsstarken Sound. Dieses deutliche Mitten-Voicing hat man eigentlich allen Ashdown-Verstärkern eingeimpft, insofern klingt der CTM 100 im cleanen Betrieb gar nicht so anders als die Transistorvarianten des Herrn Gooday.

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EQ auf 12 Uhr EQ auf 12 Uhr, mellow Bass Boost, Mid-Boost, High-Cut

Schauen wir uns jetzt einmal an, was der EQ so zustande bringt. Die typisch passiven Filter von Röhrenamps zeichnen sich ja prinzipiell eher durch einen moderaten Eingriff in das Klanggeschehen aus und wirken durch die Frequenzüberschneidungen musikalischer als ein herkömmlicher EQ. Beim CTM 100 ist die Wirkungsweise der Klangtools für meinen Geschmack allerdings eine Spur zu zurückhaltend. Im Hinblick auf die sogenannten EQ-Presets Mellow, Deep und Bright finde ich das noch in Ordnung, hier geht es wirklich nur darum, dem Grundsound eine bestimmte Note zu verpassen. Mit aktiviertem Mellow-Switch höre ich eine leichte Mitten- und Höhenabsenkung in Verbindung mit einem dezenten Tiefbassboost, ein gutes Setting für einen weichen und runden Begleitsound. Auch die Features Deep und Bright erfüllen ihre Funktion und versorgen die beiden äußeren Frequenzbereiche mit einem dezenten Boost. Viel mehr geht dann aber auch mithilfe des Dreiband-EQs nicht, je nach verwendetem Instrument sind nur leichte Anpassungen am Sound möglich. Irgendwie packen die Filter nicht genügend zu, um drastischere Soundveränderungen zu erreichen. Man sollte also schon auf den markanten Ashdown-Sound stehen, wenn man sich einen CTM zulegen will.

Der Sound ist sehr, sehr angenehm, nur der EQ dürfte gerne kräftiger zur Sache gehen.

Jetzt wird es aber Zeit, den Gainregler einmal ordentlich nach rechts zu drehen, schließlich wollen wir den kompletten Röhrenspaß inklusive Zerre. Der CTM reagiert auch prompt mit einer warmen, fuzz-artigen Verzerrung und gibt sich deutlich bissiger. Hier sind jede Menge Sounds drin, die Palette reicht von leicht angezerrt bis zu relativ heftigen Overdrives, zumindest, wenn der Bass genügend Output in den Amp schiebt. Der Brite klingt allerdings auch bei hohen Pegeln nicht ganz so füllig und warm wie beispielsweise ein anderer britischer Röhrenbolide in der Farbe einer populären Südfrucht, der Sound ist dafür aber sehr griffig und setzt sich auch in einem dichten Bandmix mit heftigem Gitarrenmassaker gut durch. Letztendlich also alles eine Frage des Geschmacks, wobei der CTM 100 mit seinem speziellen Charakter definitiv eine Bereicherung im Wettbewerb der Vollröhrenverstärker darstellt.

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Drive
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