PRAXIS
Eines ist klar: Mit einem 30 Watt Röhren-Basstopteil kann man keine Wände zum Wackeln bringen, obwohl die Leistung nicht im Geringsten mit der eines Solid-State-Amps derselben Klasse zu vergleichen ist. Aber mit dem „Little Bastard“ geht schon Einiges – Ashdown selbst empfiehlt ihn als Studio- und Probe-Amp und behauptet, dass die Lautstärke für kleinere Gigs mehr als ausreichend ist. Dem kann ich nur beipflichten: Mit meinem Mini-Teststack, bestehend aus einer 1 x 10“ und einer 1 x 12“ Box, konnte ich mühelos in einer Band mit einem lauten Drummer mithalten und hatte nicht das Gefühl, untermotorisiert zu sein.
Wichtig ist, den Bass mit dem richtigen Eingang zu verbinden, um den gewünschten Soundcharakter zu erhalten, denn der Little Bastard hat keinen Gainregler, um die Röhren härter anzufahren. Ein aktiver Jazzbass hat ein gesundes Signal und mit dem Low Input für passive Bässe verbunden reagiert der Amp schön bissig und aggressiv, wenn man ihn aufreißt. Im High Kanal bleibt er auch bei höheren Lautstärken wärmer und fetter. Experimentieren ist angesagt, um herauszufinden, in welcher Buchse der Bass am besten funktioniert und das gewünschte Ergebnis liefert. Keine Einschränkung war für mich der fehlende Gainregler, denn eine einfachere Schaltung kommt schließlich auch einem puren und natürlichen Sound zugute. Und hier kann ich in der Tat nur Lob von mir geben: Der kleine Bastard produziert ein ungeheuer solides Fundament mit den röhrentypischen warmen Tiefmitten und einem unaufdringlich präsenten Höhenbereich.
Mit den flexiblen EQ-Switches kann man aber auch die für Transparenz sehr wichtigen Hochmitten deutlicher ins Spiel bringen und den Sound straffer und direkter einstellen. Überhaupt klingt der „Little Bastard“ trotz des immer noch deutlichen Röhrencharakters ziemlich „modern“, wenn man alle Switches nach oben stellt. Der Bassbereich erweitert sich nach unten, der Mittenregler greift bei den oben erwähnten Hochmitten und der Bright Switch öffnet den Höhenbereich zusätzlich deutlich. Damit lässt sich ein sehr weites Frequenzspektrum per EQ-Regler beeinflussen und man kann den Verstärker ziemlich ausgewogen und fast schon Solid-State-artig klingen lassen. Aber auch super drahtige Scoopsounds mit fettem Tiefbass lassen sich aus dem Little Bastard kitzeln. Wenn man hingegen alle EQ-Switches nach unten positioniert, wird der Höhenbereich abgemildert, die Mitten verschieben sich nach unten und der Tiefbass wird etwas kompakter, der Sound geht also in Richtung rund und vintage. Auch in diesem Setting überzeugt mich der Little Bastard, jetzt klingt er wirklich wie ein klassisches Vollröhrentop. Das Low-End ist immer noch sehr fett, aber durch die Tiefmitten noch wärmer und runder, und der samtige Höhenanteil lässt sich mit dem Treble-Regler sehr effektiv je nach Geschmack dosieren. Es ist wirklich toll, wie viele verschiedene Klangfarben der kleine Verstärker produzieren kann, wobei er durch die EQ-Switches zum Verschieben der Einsatzfrequenzen erheblich an Flexibilität gewinnt. Trotz allem klingt er immer so, wie ein Vollröhrentop eben klingen muss, nämlich warm mit wuchtigem Fundament und samtigen Höhen. Der passive EQ arbeitet sehr homogen und erzeugt auch bei extremen Einstellungen kaum unbrauchbare Sounds, aber eben viele verschiedenen Nuancen. Damit ihr einen Eindruck vom Little Bastard kommt, habe ich euch wie immer einige Soundsamples aufgenommen, muss aber dazu sagen, dass der Amp mit Boxen etwas straffer und transparenter klingt als auf den Aufnahmen. Der DI-Out zweigt nicht nach dem EQ, sondern von der Endstufe ab, damit der Röhrencharakter deutlicher übertragen wird und der Sound wuchtiger wird. Mit einem kleinen Boxenstack inklusive Hochtöner kommt der Little Bastard etwas schlanker und direkter.
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