PRAXIS
Wie oben schon erwähnt, entfaltet der Little Giant seine ganze Kraft nur, wenn an jeden der zwei Lautsprecheranschlüsse eine Box mit 4 Ohm Impedanz angeschlossen wir. Da die meisten Bassisten vermutlich Verstärker mit nur einer Endstufe betreiben, die in der Regel ebenfalls an 4 Ohm die gesamte Leistung abgibt, bietet sich hier eine Kombination an, die aus zwei kleineren 8-Ohm-Boxen oder eine größere 4-Ohm-Box, etwa eine 4x10er, besteht. Die Aufteilung der 1000 Watt in zwei separate und vor allem nicht brückbare Endstufen finde ich aus diesem Grund nicht sehr praktikabel. Man kann natürlich auch an jeden Ausgang eine 8-Ohm-Box hängen, die Leistung des Little Giant ist dann aber eher unbefriedigend, obwohl eigentlich jede der Endstufen dann immer noch 300 Watt liefern sollte. Aber auch beim Betrieb mit zwei 4-Ohm-Boxen hat man nicht das Gefühl, riesige Leistungsreserven für eine laute Band zu haben. Natürlich wird der Little Giant für die meisten Einsätze auf kleineren Bühnen ausreichend sein, bei einer Leistungsangabe von 1000 Watt hätte ich allerdings eine höhere Endlautstärke erwartet.
Zudem kann die Vorstufe nicht optimal eingepegelt werden. Meine aktiver Jazzbass hat einen relativ strammen Ausgangspegel, der aber nicht mal im Passivmodus und mit voll aufgedrehtem Gainregler des Little Giant Eingangs in die Nähe der roten Übersteuerungs-LED kommt. Auch wenn ich den Input auf aktiv schalte, bekomme ich nur mit viel Mühe und heftigem Einsatz des EQs am Bass hier und da eine LED der Clipanzeige zum Aufleuchten. Hier besteht auf jeden Fall Optimierungsbedarf seitens Ashdown, damit die volle Leistung des kleinen Amps ausgeschöpft werden kann. Auch bezüglich des Sounds erfüllt der Kleine nicht zu 100 Prozent meine Erwartung, die ich aufgrund durchaus positiver Erfahrungen in früheren Ashdown Verstärkertests hatte. Im neutralen Betrieb, also ohne jeglichen EQ-Einsatz, produziert der Little Giant einen relativ ausgewogenen Sound mit dem typischen, markanten Ashdown Tiefmittenanteil. Allerdings fehlt es ihm an der samtigen Wärme der anderen von mir bereits getesteten Ashdown Amps. Für einen neutralen, eher kühlen und hifimäßigen Sound, der ja durchaus auch seine Reize haben kann, zeichnet der kleine Ashdown aber wiederum nicht detailgetreu genug ab. Die Höhen sind nicht komplett offen und der Tiefmitten-Bereich ist dafür zu präsent und vintagemäßig, es klingt alles etwas rau.
Für dich ausgesucht
Aber abseits meiner Erwartungshaltung, und um die Kirche im Dorf zu lassen, finde ich den Grundsound des Little Giant durchaus praxistauglich. Schließlich steht auch ein flexibler EQ zur Verfügung, mit dessen Hilfe der Klang angepasst werden kann. Die kleinen Schieberegler zum Boosten oder Absenken der jeweiligen Frequenzen machen allerdings einen etwas billigen Eindruck und sind wegen der dazwischensitzenden Potis zur Frequenzwahl nur mit spitzen Fingern zu erreichen. Auf einer dermaßen kleinen Front können eben nicht alle Regler optimal platziert werden.
Die Wirkungsweise des EQs ist aber sehr gut und mit den Frequenzwahlpotis lässt sich komfortabel durch die Bänder sweepen und sehr schnell störende Frequenzen aufspüren und eliminieren. Die EQ-Presets „Deep“ und „Shape“ sind für meinen Geschmack etwas zu extrem. Der Bassbereich ist vor allem mit aktiviertem „Deep“-Schalter schon sehr dick und kann in entsprechenden Räumen schnell zu einem undifferenzierten Sound führen. Das „Shape“-Feature ist etwas milder im Bassbereich, die geboostete Frequenz ist zwar tiefer als beim „Deep“ Preset, wird aber nicht so heftig gefeatured. Dabei sorgt der Höhenschub für ordentlich Attack und macht den Sound griffiger – diese Einstellung eignet sich am besten für Plektrumspieler.
Abschließend lässt sich sagen, dass der kleine Ashdown mit seinem flexiblen EQ und den mit Vorsicht zu genießenden EQ-Presets zwar viele Soundvariationen möglich macht, eine Allzweckwaffe ist er allerdings nicht. Der spezielle, in Richtung Vintage „tendierende“ Ashdown-Sound mit seinen markanten Mitten ist immer präsent.
kai sagt:
#1 - 10.08.2011 um 12:28 Uhr
...mal abgesehen vom (wie immer) guten testbericht muss ich echt mal ein kompliment loswerden: du bist ein unfassbarer bassist!! absolut tierisch, da können sich die tester auf den anderen plattformen echt ne scheibe abschneiden...! chapeau! ;-)
JMX sagt:
#2 - 17.08.2011 um 14:23 Uhr
Da in dem Amp ein Powersoft 1000-Modul werkelt, läßt er sich intern brücken. Damit lassen sich die 1000W an 8 Ohm abrufen.
Man sollte auch noch einen Booster o.ä. einschleifen, um den Pegel adäquant anzuheben.
Otto sagt:
#3 - 13.02.2012 um 17:36 Uhr
Ich habe meinen LG 1000 zum einen mit einem Booster zwischen Vor- und Endstufe ausrüsten lassen. Zum zweiten wird die Vorstufe mit einem separaten kleinen Netzteil versorgt, da zuvor der DI-Ausgang beim Abschalten immer ein saftiges Jaulen in die PA schickte. Resultat: Eine Endstufe, betrieben an einer 4x10" Craaft-Box mit 4 Ohm, treibt schon bei Mastervolumen auf 9 Uhr im Übungsraum dem Trommler Muskelkater in die dünnen Ärmchen. Mit einer Mesa 2x10" und einer Mesa 1x15" (jeweils 8 Ohm) verschafft er sich selbst auf größeren Bühnen locker Gehör. Mein Dank gilt Wilfried Klaas in Hattingen für seine freundliche Beratung und die wirkungsvollen Modifikationen!
wolfram sagt:
#4 - 06.07.2019 um 15:00 Uhr
1000 W was? RMS? Peak? Leistungsaufnahme? 230 V über eine 4 Ampere Sicherung ergibt kleiner 1000 W Aufnahme. Wo soll es dann am Ausgang herkommen? Der Tester hinterfragt den Wert nicht aber findet den Amp ziemlich leise. Häää?
Tester haben die Verantwortung solche Marketing Angaben zu hinterfragen und präzisieren zu lassen. Ashdown hat das doch nicht nötig nötig, oder? Aber das gilt aber auch für diverse Modelle von Behringer, Bugera und sogar Markbass :-)