Ashdown MiBass 550 Test

PRAXIS

Nachdem ich den brandneuen MiBass550 aus seiner Verpackung gepellt und mit meinen Boxen und dem Bass zum ersten Testdurchlauf verkabelt hatte, fiel mir beim Einpegeln der Vorstufe auf, dass das VU-Meter irgendwie schief und wackelig in der Öffnung saß. Später habe ich den Amp aufgeschraubt und gesehen, dass das kleine Zeigerinstrument nicht richtig verklebt war und sich von der Platine gelöst hatte. Des Weiteren ließ sich das Line-In-Poti ab Stellung 12Uhr kaum noch weiter bewegen und der Input-Regler machte unschöne Mahlgeräusche.

Das Regler-Problem lässt sich durch leichtes Herausziehen der aufgesteckten Kappen in den Griff bekommen. Sie sind einfach zu lang und kratzen an der Auflagestelle. Auch das VU-Meter kann man einfach wieder an die Platine kleben. Keine großen Sachen, trotzdem nervt so etwas natürlich ziemlich. Wer will sich bei einem nagelneuen Amp schon mit solchen Nachlässigkeiten seitens des Herstellers beschäftigen müssen. Hier wäre in der Regel ein Austausch des Amps fällig gewesen. Der Fairness halber muss ich aber auch sagen, dass der MiBass wesentlich wertiger wirkt als der Vorgänger Little Giant. Das Gehäuse ist superstabil und auch die Bedienelemente machen – bis auf die kleinen Ausfälle – einen guten Eindruck.  
Nun wollen wir uns aber erfreulicheren Themen zuwenden, dem Sound und der Performance des kleinen Briten. Denn hier kann er in der Tat mit der großen Konkurrenz mithalten. Der MiBass ist, wie es aufgrund der Spezifikationen zu erwarten war, ein modern klingender Digital-Amp mit einem fein aufgelösten, detailgetreuen Sound, der in keine Richtung extrem ist und in einer neutralen Einstellung noch eine Spur ausgewogener klingt als viele seiner Micro Konkurrenten mit ähnlichem Aufbau. Das Low End kommt punchy und fundamentstark, aber nicht übermäßig fett, die Höhen sind nicht super-Hifi-mäßig crisp, aber schön präsent. Wenn überhaupt, dann höre ich kleine Betonungen im Mitten- und besonders im Hochmitten-Bereich. Ein etwas stärkeres Hochmitten-Voicing macht den Sound schön direkt und der Amp fühlt sich sehr „snappy“ und griffig an, was ich persönlich sehr gerne mag.

Audio Samples
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Flat Flat/Jazz-Bass

Trotz aller Ausgewogenheit ist der Sound des MiBass aber nicht steril und kalt, was vermutlich der neuen B&O-Endstufe zu verdanken ist. Wie ich oben schon erwähnt habe, verwenden viele namhafte Bass-Amp Hersteller dieses Triebwerk in ihren Class-D Micro-Heads, und ich finde, dass sie alle eine warme, angenehme Grundnote im Sound haben und zu keinem Zeitpunkt steril klingen. Das ist wirklich eine große Verbesserung im Vergleich zum doch eher „nüchtern“ klingenden Little Giant.  
Auch leistungsmäßig agiert der kleine Ashdown jetzt auf Augenhöhe mit den anderen „um die 500 Watt Micros“. Mit einer 4-Ohm-Boxenausstattung hat man satt Power für ein stabiles, transparentes und durchsetzungsstarkes Bassfundament – und ist somit auch für größere Anlässe bestens gerüstet. Ob der MiBass aber (wie es Ashdwon behauptet) auch an einer 8-Ohm-Box seine ganze Kraft abgibt und genauso laut ist, lässt sich für mich nur schwer beurteilen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass schon alleine durch die reduzierte Lautsprecherkonfiguration mit weniger Membranfläche (und so weiter) ein anderer Lautstärke – und Soundeindruck entsteht. Auf jeden Fall hat man mit einer Box genug Kraft für Proben oder akustische, leisere Gigs. Das war allerdings auch mit anderen Micro-Heads dieser Klasse und Güte nie ein Problem.  
Die beiden EQ-Presets machen, was sie sollen. Mit dem „Deep“-Taster bekommt man einen zusätzlichen Bassschub und mit „Shape“ den allseits bekannten Mitten-Scoop-Sound für das Slapgewitter.

Audio Samples
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Deep Shape
Ashdown_MiBass550_015FIN

Ich persönlich finde aber beide (wie auch schon beim Little Giant) zu extrem im Bassbereich, was je nach Raum schnell zu einem undifferenzierten Sound führen kann. Klar, man kann natürlich mit dem EQ wieder rausdrehen, was vom Preset zu stark kommt, dann ist es allerdings auch nicht mehr besonders praktisch, und ich kann den Sound auch direkt nach meinem Geschmack mit dem EQ zusammenschrauben.  
Womit wir beim nächsten Thema, dem 4-Band-EQ des MiBass angekommen wären. Durch seine einstellbaren und sich stark überschneidenden Frequenzbänder ist er beeindruckend flexibel. So kann man zum Beispiel die Hochmittenfrequenz mit dem Regler auf sehr hohe 7,5kHz stellen und bekommt damit einen zweiten Höhenregler zur exakten Formung des oberen Bereichs – oder man stellt den Tiefmittenregler auf 160Hz um die Bässe im Punchbereich zusätzlich anzufetten. Das sind natürlich eher Operationen für fortgeschrittene Soundtüftler, aber keine Angst, man kann den EQ auch ganz konventionell benutzen. Wenn man alle Frequenzregler auf 12 Uhr stellt, bekommt man sinnvolle und praxistaugliche Einsatzfrequenzen mit denen sich der Sound sehr effektiv und mit überzeugenden Ergebnissen anpassen lässt. Was mich allerdings nicht überzeugt hat, ist die Bedienbarkeit des EQ. In einer Position um 0dB lassen sich die innenliegenden Schieberegler zum Anheben und Absenken der Hoch- und Tiefmitten kaum bedienen, ohne auch die dazwischen liegenden Frequenzwahldrehregler zu verstellen, die sind einfach zu nahe zusammen. Auf der Bühne mit wenig Licht und wenig Zeit macht das erst recht keinen Spaß. Das war schon beim Little Giant problematisch, auch auf einer kleinen Frontplatte mit wenig Platz sollte es hierfür bessere Lösungen geben.

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Spomnia sagt:

#1 - 22.08.2014 um 03:13 Uhr

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Super Review!
Auch sehr schön gespielte samples, nebenbei gesagt ;)

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