Beispielsound 2: Rhythmisches Sounddesign
Zwar bietet der ASM Hydrasynth keinen integrierten Sequenzer (zumindest keinen, der so heißt), aber es gibt dennoch viele Möglichkeiten, Sounds eine rhythmische Komponente zu verleihen. Indem wir uns die rhythmischen Möglichkeiten der LFOs und Hüllkurven zunutze machen, können wir Patches erstellen, die so klingen, als seien sie auf mehreren Spuren eines Sequenzers programmiert.
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Mehr InformationenWir beginnen wieder, indem wir ein Patch initialisieren (2x INIT drücken):
Zunächst regeln wir im Mixer die Lautstärke von Oszillator 1 auf ‘Null’ herunter. Wir beginnen diesen Sound mit Oszillator 3, den wir auf 0 Semitones setzen. Die Sägezahnschwingung behalten wir bei.
Auch die Lautstärke von Oszillator 3 regeln wir wieder herunter, denn sie soll vollständig von einer Hüllkurve gesteuert werden. Dafür verknüpfen wir ENV 1 in der Modulationsmatrix mit dem Ziel Osc3Vol und drehen die Modulationsintensität auf. Die Hüllkurve bekommt eine kurze Decay-Zeit von etwa 250 ms. Sustain steht auf ‘Null’ und Release ebenfalls auf 250 ms.
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Jetzt regeln wir die Modulationsintensität wieder herunter, denn sie soll durch LFO 1 gesteuert werden. Der LFO regelt also, wie stark sich Envelope 1 auf die Lautstärke von Oszillator 3 auswirkt. Zugleich soll der LFO die Hüllkurve triggern, womit wir bei der rhythmischen Komponente wären. Unter ENV 1 wählen wir also LFO 1 als Trigger Source.
Nun weisen wir LFO 1 dem Slot der Modulationsmatrix zu, der die Verknüpfung von ENV 1 mit Osc3Vol enthält. In diesem Fall ist das Slot 1. Die Modulationsintensität wird ganz aufgedreht.
LFO 1 versetzen wir in den Step-Modus, hinter dem sich eine Art Modulationssequenzer verbirgt. Mit dem OS-Update 1.5 für den Hydrasynth wurde die maximale Anzahl von Steps auf 64 erhöht, was recht komplexe Sequenzen ermöglicht. Wir aktivieren BPM Sync, setzen die Rate auf Sechzehntelnoten und setzen den Parameter Trig Sync auf Single, wodurch sich der LFO auf alle Stimmen des Synthesizers gleichermaßen auswirkt. Ein Druck auf Step Edit öffnet die Ansicht zur Eingabe der einzelnen Steps, wo wir unsere Sequenz erstellen können.
Und so klingt das Ganze:
Kommen wir zum Filter. Wie beim Pad-Sound verwenden wir die beiden Filter auch hier in einer parallelen Konfiguration. Im Mixer wählen wir Parallel für das Filter-Routing und setzen den Parameter Osc3Filt auf 0:100, wodurch Oszillator 3 zu Filter 2 geleitet wird.
Das State-variable Filter 2 wird mit einem Morph-Wert von etwa 25 belegt. Der Cutoff steht auf ca. 20. Auch fügen wir etwas Resonanz hinzu und drehen die beiden Parameter für die Hüllkurven- und LFO-Intensität, die sich auf ENV 1 und LFO 1 beziehen, jeweils etwas auf. Nun steuern Envelope 1 und LFO 1 jeweils auch die Cutoff-Frequenz von Filter 2.
Damit ist unser erstes rhythmisches Element fertig. Weiter geht’s mit Oszillator 2, den wir im Mixer etwas aufdrehen und auf Solo schalten, um die Einstellung zu vereinfachen. Diesen Oszillator betreiben wir im Wavescan-Modus, der mit den acht Schwingungsformen namens „Chendom“ bestückt ist. So klingt es, wenn man den Wavescan-Parameter von Hand moduliert:
Dies soll durch LFO 2 moduliert werden. Also weisen wir LFO 2 dem Wavescan-Parameter von Oszillator 2 zu und drehen die Modulationsintensität ganz auf. Auch hier verwende ich als Quelle „LFO2+“, was eine unipolare Variante des LFOs ist.
Auch LFO 2 nutzen wir im Step-Modus. Dies ermöglicht uns, eine rhythmische Sequenz zu definieren, die auf jedem Step eine andere Position innerhalb der acht Waves anspricht. Bei LFO 2 wird BPM Sync aktiviert und als Rate wählen wir wieder Sechzehntelnoten. Diese Sequenz erhält 16 Steps:
Und so klingt es:
Wenn wir nun Oszillator 2 im Mixer auch zu Filter 2 leiten (Osc2Filt auf 0:100), ergibt sich zusammen mit Oszillator 3 der folgende Sound:
Filter 2 soll noch durch einen zweiten LFO moduliert werden, der eine langsame Öffnung des Filters im Verlauf eines Taktes bewirkt. Dafür nutzen wir LFO 3 – beim Hydrasynth kann man in Sachen Modulatoren zum Glück aus dem Vollen schöpfen. Nach dem gewohnten Prinzip – Taster für die Quelle gedrückt halten und Taster für das Ziel drücken – weisen wir LFO 3 den Cutoff- und Resonance-Parametern von Filter 2 zu und drehen die Modulationsintensität jeweils etwas auf.
LFO 3 wird mit der Schwingungsform des aufsteigenden Sägezahns (Saw Up) belegt. Wir aktivieren BPM Sync und setzen die Rate auf eine ganze Note. Jetzt öffnet LFO 3 im Verlauf eines Taktes leicht das Filter und auch die Resonanz steigt leicht an.
Im nächsten Schritt nutzen wir einen weiteren LFO, um die Decay-Zeit von Envelope 1 zu modulieren, die unseren Basis-Groove liefert. Die Modulation von Hüllkurven-Zeiten kann in einem solchen, rhythmischen Patch sehr zum Groove beitragen. Schließlich beeinflusst auch ein Live-Spieler ständig den Groove, indem er Töne etwas länger oder kürzer hält. Wir weisen LFO 4 der Decay-Zeit von Envelope 1 zu und drehen die Modulationsintensität etwas auf.
LFO 4 erhält als Schwingungsform eine Dreieckschwingung. Wir aktivieren BPM Sync und setzen die Rate auf eine ganze Note. Dann justieren wir die Phase des LFOs so, dass er sein Maximum ungefähr auf der vierten Zählzeit jedes Taktes erreicht. Im Ergebnis werden die Noten im Verlauf eines Taktes etwas länger und kürzer, was den Groove unterstützt.
Jetzt fügen wir etwas Delay hinzu, um dem Groove noch eine zusätzliche Facette zu geben. Ich nutze das Delay des Hydrasynth im Modus LRC Delay mit aktiviertem BPM Sync, einer Delay-Zeit von Achtelnoten und etwas Feedback.
Ein bisschen Hall kann auch nicht schaden, jedoch sollte man es nicht übertreiben – gerade, wenn der Sound in einem Track neben anderen eingesetzt wird.
Und wo wir gerade bei den Effekten sind, fügen wir noch einen Phaser im Modul Pre FX hinzu.
Mit Oszillator 1 und Filter 1 stehen uns noch die Bausteine für ein weiteres Element zur Verfügung. Wir drehen Oszillator 1 im Mixer auf und stellen ihn für den Moment auf solo.
Oszillator 1 wird ebenfalls im Wavescan-Modus betrieben. In diesem Fall habe ich mich für die Waves Alweg 4, Alweg 3 und Alweg 8 entschieden – in genau dieser Reihenfolge.
Im Modul Mutant 1 fügen wir etwas Wavstack hinzu.
Bei diesem Oszillator verfahren wir genau wie bei Oszillator 3. Seine Lautstärke wird durch eine Hüllkurve gesteuert, die von einem LFO getriggert wird. Zugleich steuert der LFO, wie stark sich die Hüllkurve auf die Lautstärke auswirkt. Also regeln wir Oszillator 1 im Mixer wieder herunter, weisen ENV 3 seiner Lautstärke zu und drehen die Modulationsintensität auf.
Die Hüllkurve 3 kriegt eine kurze Attack-Zeit sowie etwas Decay und Release. Sustain steht auf ‘Null’. Als Trig Source wählen wir LFO 5.
Jetzt regeln wir die Modulationsintensität für diesen Slot wieder herunter, weil sie ja von einem LFO gesteuert werden soll. Dazu weisen wir LFO 5 so zu, dass er die Modulationsintensität (Depth) des betreffenden Slots der Modulationsmatrix steuert – in diesem Fall ist es Slot 7.
Auch LFO 5 wird im Step-Modus betrieben. Wir aktivieren BPM Sync und setzen die Rate diesmal auf Achtelnoten. Hier verwenden wir eine Sequenz mit acht Steps:
Neben der Hüllkurvenintensität soll LFO 5 auch den Wavescan-Parameter von Oszillator 1 steuern. Also weisen wir ihn nach dem gleichen Schema wie vorhin bei LFO 2 und Oszillator 2 zu und drehen die Modulationsintensität etwas auf – hier steht sie auf 17,0.
Oszillator 1 durchläuft Filter 1, das wir in einem Bandpass-Modus (BP Stn12) verwenden. Die Cutoff-Frequenz wird fast ganz herunter geregelt und wir fügen ein bisschen Resonanz hinzu. Und auch dieses Filter modulieren wir durch LFO 5, indem wir in der Modulationsmatrix die entsprechende Verknüpfung vornehmen:
Einen weiteren Parameter möchte ich noch durch LFO 5 steuern, und zwar die Attack-Zeit der Hüllkurve 3, die ja die Lautstärke von Oszillator 1 steuert. Diese Modulation soll umgekehrt (invertiert) wirken, sodass die Attack-Zeit kürzer wird, wenn die Amplitude des LFOs steigt. So klingen lautere Steps perkussiver, was den Groove unterstützt.
Um dieses Element abzuschließen, nutzen wir noch LFO 4, um das Panning von Oszillator 1 zu beeinflussen:
Zusammen mit den anderen Oszillatoren klingt das nun so:
Um den Sound live während des Spielens beeinflussen zu können, erstellen wir jetzt noch ein Makro, das mehrere Parameter gleichzeitig steuert. Ein Druck auf Macro Assign öffnet die Seite zur Makro-Zuweisung. Ähnlich der Modulationsmatrix stehen hier verschiedene Slots zur Verfügung, in denen wir die gewünschten Zuweisungen vornehmen können. Dann lassen sich die gewählten Parameter durch den entsprechenden Makro-Regler gemeinsam steuern. Slot 1 weisen wir der Cutoff-Frequenz von Filter 2 zu, Slot 2 verlängert die Decay-Zeit von Envelope 1 und Slot 3 erhöht den Effektanteil (Dry/Wet) des Delays.
Indem wir dieses Makro in der Modulationsmatrix dem polyphonen Aftertouch zuweisen, können wir beim Spielen einzelne Noten durch Druck auf die Tastatur entsprechend beeinflussen und somit hervorheben. Dadurch wird der Klang sehr organisch; obwohl verschiedene Sequenzen ablaufen, können wir in Echtzeit über die Tastatur darauf einwirken.
Und damit ist dieses vielschichtige Patch abgeschlossen:
Nichtverstehen sagt:
#1 - 10.09.2021 um 03:16 Uhr
Ich hab eine tolle Idee:
Wenn schon in Tutorialvideos in einer fremden Sprache gesprochen wird, dann schreibt doch auch die Texte hier in der selben Sprache - und am Besten noch uns Leser auffordern, die Kommentare nicht in der "hässlichen" Mutter-, sondern auch in der schönen Fremdsprache zu verfassen. Ist doch logisch und gerecht oder liebe Leute von Bonedo?
Lernenglischdudepp sagt:
#1.1 - 11.09.2021 um 17:34 Uhr
Das ist doch alles kontenlos hier, also was regst du dich künstlich auf? Wenn es dir nicht passt, brauchst du dir die Tutorialvideos doch nicht anzuschauen.
Antwort auf #1 von Nichtverstehen
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenTimoS sagt:
#2 - 30.09.2022 um 23:06 Uhr
Klingt großartig. 0:25 erinnert mich an Miami Vice.