So gut wie jeder Gitarrist hat einen Gitarrenverstärker, mit dem man auch eine Bandprobe bestreiten kann. Instrument und Beschallung gehören bei diesem Instrument einfach zusammen. Als Keyboarder jedoch ist einem in der Regel das Konzept des eigenen Verstärkers immer noch etwas fremd. Meistens nutzt man bei Proben deshalb die Band-PA und muss sich mit dem Sänger um die wenigen Eingänge streiten, falls überhaupt eine PA vorhanden ist.
Aber das muss heutzutage überhaupt nicht mehr so sein. Längst gibt es auch für Tastenspieler Verstärker-Lösungen, die für Proben oder Auftritte genutzt werden können. Allen voran ist hier Aspen Pittman Designs aus dem kalifornischen San Fernando zu nennen. Dort ließ man sich eine neue Technologie einfallen, mit deren Hilfe ein Stereo-Bild erzeugt wird, auch mit nur einer Box. Wir haben zwei verschiedene Modelle mit dieser Technologie getestet und miteinander verglichen.
Details
Aspen Pittman Designs: Sound-Konzept
Basis des Sound-Konzeptes der beiden Monitore ist die sogenannte Center-Point-Stereo Technologie, eine Erfindung von Aspen Pittman Designs. Dabei wird das Stereo-Signal in ein M/S-Signal umgewandelt. Diesen Begriff kennt man zum Beispiel von Mastering-Kompressoren, mit deren Hilfe das Signal in dessen mittigen und seitlichen Teil zerlegt wird und dadurch separat bearbeitet werden kann. Genau das passiert auch bei den beiden Spacestations, allerdings wird dort das in seine Einzelteile zerlegte Signal über verschiedene Lautsprecher wiedergegeben – das Mittesignal über den Front-Lautsprecher und das Seitensignal über einen, bzw. zwei weitere Lautsprecher, die an der Seite des Gehäuses untergebracht sind.
Dadurch entsteht ein besonderes Klangbild, denn die Spacestations können so Stereo-Klang in einem Winkel von 300-Grad erzeugen und streuen. So entsteht der Stereo-Eindruck fast überall und damit im Prinzip unabhängig von der Position des Hörers, auch wenn nur eine Box verwendet wird. Besonders Live-Auftritte könnten damit revolutioniert werden, denn wurde dort bisher nur eine herkömmliche Box verwendet, konnte überhaupt kein Stereo-Bild erzeugt werden. Kamen dagegen zwei Speaker zum Einsatz, gab es zwar ein Stereo-Bild, allerdings war dieses auf den sogenannten Sweet-Spot begrenzt.
Dieser relativ schmale Korridor gibt wenige Hörpositionen vor, an denen man tatsächlich einen Stereo-Effekt wahrnehmen kann. Befindet man sich dagegen an einer anderen Position, wird überhaupt kein Stereo-Effekt erreicht. Dieses Problem kennt man zum Beispiel auch aus professionellen Tonstudios, die den perfekten Klang an nur einer einzigen Abhörposition wiedergeben. Live ist es aber natürlich unmöglich, alle Zuhörer genau im Sweet-Spot zu platzieren. Und genau da kommt Aspen Pittman‘s Center-Point-Stereo-Technologie ins Spiel.
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Spacestation V3: Äußere Erscheinung
Nach dem Auspacken fällt zunächst der zusätzliche Lautsprecher an der Seite des Geräts auf. Die dafür auf beiden Seiten angebrachten Einbuchtungen sind ziemlich tief und damit anfangs gewöhnungsbedürftig, weil völlig ungewohnt. Der 8‘‘ 3-Wege-Front-Lautsprecher wird vom Frontgitter geschützt, der 6,5‘‘ Lautsprecher auf der Seite hat wiederum ein eigenes Gitter in Schwarz. Etwas befremdlich und fragil wirkt die Rückseite des seitlichen Lautsprechers auf der anderen Seite des Gehäuses, denn hier wurde kein schützendes Gitter verbaut. Grund dafür ist sicherlich auch die technische Umsetzung der Center-Point-Stereo Technologie.
Das silberne Frontgitter sieht wirklich gut aus und lässt das Gerät edel und auch ein bisschen martialisch wirken. Auch die Anschlüsse und Controls auf der Rückseite sind silbern unterlegt, das erhöht definitiv den Überblick und schließt den Kreis des Farbkonzeptes. Die Spacestation V3 bietet dadurch insgesamt einen frischen Look.
Mit 14,5 kg ist die Spacestation V3 absolut handlich. Der oben auf der Kopfplatte verbaute Griff ist bequem und lässt einen das Gerät zielsicher zum Bestimmungsort bugsieren. Die Grundfläche des Gehäuses ist mit 27,9 x 27,9 cm relativ klein, trotzdem steht es sicher und stabil. Durch die Höhe von 45,7 cm wirkt die Spacestation V3 eher wie ein Tower und nicht wie ein Würfel. Besonders für kleinere Menschen ist sie deshalb durchaus als Sitzgelegenheit während der Bandprobe zu nutzen. Die Anschlüsse und die vier Regler sind auf der Rückseite untergebracht. Letztere sind sehr stabil und lassen sich mit angenehmem Widerstand drehen. Und natürlich sind sie so weit ins Gehäuse versenkt worden, um geschützt zu sein, falls das Gerät einmal umfallen sollte. Die ebenfalls im Lieferumfang enthaltene Staubschutzhülle schützt dagegen nur vor Umwelteinflüssen bei Nichtverwendung.
Spacestation V3: Anschlüsse und Bedienelemente
Was Anschlüsse und Regelmöglichkeiten anbelangt, ist bei der Spacestation V3 nicht allzu viel los. Außer der Stromversorgung gibt es lediglich einen Stereo-Input mit rechtem und linkem Kanal plus einen Output für einen Subwoofer.
Und auch bei den Reglern wird nicht gerade geklotzt – vier Regler – that’s all. Zum einen haben wir zwei Regler für die Center-Point-Stereo-Parameter. Darüber lassen sich die allgemeine Lautstärke (Level) und zusätzlich die Lautstärke des seitlichen Lautsprechers einstellen (Width). Und dann sind da noch zwei Regler für die Speaker Contour, also für den Klang der Spacestation. Hier finden sich zwei Bänder für die Mitten (MIDS) und Höhen (HFQ).
Das ist in Bezug auf den Preis der V3-Version natürlich schon etwas mager, gerade im Vergleich mit anderen Verstärkern. So bietet zum Beispiel der um einiges günstigere Roland KC-600 bereits vier Stereo-Inputs, einen 3-Band-Equalizer und zusätzlich zum Sub-, auch noch einen Kopfhörer-Ausgang. Die Leistung ist mit 200 W ungefähr gleich, denn die Spacestation V3 kommt ohne den Seitenlautsprecher auf 180 W.
Aber man darf einfach nicht vergessen, worum es bei den Spacestations von Aspen Pittman wirklich geht. Hier steht die Center-Point-Stereo-Technologie im Fokus, die für ein Stereo-Klangbild sorgen will, das seinesgleichen sucht. Und genau das überprüfen wir jetzt.
Spacestation XL: Äußere Erscheinung
Beim großen Bruder, der Spacestation XL, finden wir gleich zwei seitliche Lautsprecher, beide wieder mit 6,5‘‘. Dieses Mal schließen diese allerdings bündig mit dem Gehäuse ab, Einbuchtungen gibt es also keine. Vorne prangt jetzt ein 12‘‘ 3-Wege Lautsprecher, geschützt vom schwarzen Front-Gitter. Insgesamt ist das Gerät klassischerweise komplett in Schwarz gehüllt, auch auf der Rückseite.
Mit 29 kg wiegt die Spacestation XL genau doppelt so viel, wie die kleinere V3- Variante. Deshalb gibt es auch nicht mehr einen Griff oben, sondern zwei Griffe an den Seiten, die einen bequemen Transport ermöglichen. Durch das höhere Gewicht und die größeren Abmessungen steht das Gerät noch sicherer, wirkt dazu robuster, und kann deshalb wiederum bedenkenlos als Sitzgelegenheit genutzt werden. Durch den fehlenden oberen Griff ist das sogar noch bequemer. Und auch die Spacestation XL hat wieder die Form eines Towers. Das macht schon mehr her, als die herkömmlichen Brüllwürfel, und bücken muss man sich auch nie. Als Zubehör ist wieder eine Staubschutzhülle im Lieferumfang enthalten.
Spacestation XL: Anschlüsse und Bedienelemente
Die Anschlüsse sind dieses Mal auf die Vorder- und Rückseite verteilt. Vorne finden sich die Eingänge, zwei Stereo-Inputs mit 6,3 mm Klinke. Interessant ist deren Position. Die Ports wurden etwas nach hinten versetzt, so dass angeschlossene Kabel vor Beschädigung geschützt sind. Die Sensitivität wird über einen Schalter gesteuert – Lo liefert -10 dB, Hi dagegen +4 dB. Zusätzlich steuern die beiden korrespondierenden Regler den Pegel der beiden Eingänge.
Dazu kommen wieder ein Master- und ein Width-Regler für allgemeine Lautstärke und das Verhältnis zwischen Front- und Seiten-Lautsprecher. Der EQ wurde dieses Mal auf ein Band begrenzt (HFQ). Alle Regler lassen sich wieder angenehm und mit Widerstand drehen, was ein exaktes Einstellen gewährleistet. Mithilfe der Digital-Transducer-Alignment-Technologie wird der Stereo-Effekt über gezielte Verzögerungen der seitlichen Lautsprecher koordiniert. Die Ausgänge befinden sich auf der Rückseite. Dabei hat man jeweils die Wahl zwischen Klinke und XLR.
Und auch bei der Spacestation XL sollten wir uns vergegenwärtigen, wieviel die Konkurrenz an Ausstattung bietet. Die Leistung wird mit 700 W angegeben, von diesem Wert muss man aber noch die beiden Seitenlautsprecher mit jeweils 100 W abziehen. Im Vergleich kommt der Roland KC-990 Verstärker bereits auf 320 W, bietet wieder 4 Stereo-Eingänge, 3-Band-EQ, dazu 3x Aux-In, Foot-Switch- und Kopfhörer-Port sowie weitere Funktionen, und das für wesentlich weniger Geld. Aspen Pittman setzt also auch bei der Spacestation XL alles auf die Klang- und Stereo-Bild-Karte. Und genau das hören wir uns jetzt wieder an.
Wie die beiden Aspen Pittmans Design Spacestation V3 und XL klingen, erfahrt ihr im Praxisteil.
Unicorn sagt:
#1 - 12.03.2021 um 09:21 Uhr
Das Bild, welches hier von den beiden Geräten gezeigt wird klingt erstmal interessant. Warum aber wird das fast unerträgliche Grundrauschen überhaupt nicht erwähnt? Oder haben das nur alle anderen Besitzer dieser Kisten so wahrgenommen? Oder auch die Abbildung von akustischen Klavieren. Das ist absolut nicht die Stärke der Spacestations. Leider spült auch dieser Test vieles weich.
YesYazz sagt:
#1.1 - 29.08.2022 um 22:13 Uhr
"...Warum aber wird das fast unerträgliche Grundrauschen überhaupt nicht erwähnt?..." Ja, und genau deswegen habe ich mich nach kurzer Zeit von dem Gerät getrennt. Gute Idee, aber schlecht gemacht. Schade
Antwort auf #1 von Unicorn
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenG.S. sagt:
#2 - 25.06.2024 um 23:55 Uhr
Benutze das V 3 Teil seir Jahren als Keyboardmonitor, super Stereosound für Stagepiano, Synthies und Orgel saulaut, wenig Bässe damit mulmt man auf der Bühne nix zu, würde ich sofort wieder kaufen