Praxis
Problem: Handling Noise
Also: So richtig Bühnenmikrofon-Feeling will mit dem Aspen Pittman Designs DT1 nicht aufkommen, selbst mit aufgeschraubtem Korb. Zum einen wirkt es optisch so, wie es tatsächlich ist, nämlich wahrlich aufgesetzt, zum anderen ist die Haptik weit von dem entfernt, was man heute von Bühnenmikros gewohnt ist: Einen geraden, zylindrischen Schaft besitzen die meisten Mikros nicht, das M88 von Beyerdynamic wird deswegen von manchen Sängern abgelehnt. Ein 88er fühlt sich aber noch gut an, das sehr leichte DT1 mit seinem abrupten Korb-Korpus-Übergang und seinem dünnen Metallkorpus wird vielen nicht gefallen. Nicht viel besser ist der Stativbetrieb für Sänger, da das Mikrofon in die Spinne eingeclipt werden muss. Das ist unpraktisch und erzeugt ein lautes Geräusch, über das kein Livetechniker wirklich glücklich sein wird. Und auch ohne Mikrofonhalter: Gegen Handling Noises ist das Aspen Pittman einfach überhaupt nicht geschützt. Schade.
Setzt sich durch
Man kann, wenn man die Ohren genau spitzt, die Gehäuseresonanzen des DT1 auch im Normalbetrieb heraushören, es klingt ganz leicht dengelig und topfig. Aber mal unter uns: Bei vielen Tube-Mics ist der Anteil der Mikrofonie einer Röhre, also der Empfindlichkeit für direkt einwirkenden Schall, nicht unerheblich und wird als „irgendwie vintage“ und gar nicht unangenehm empfunden. Das Aspen Pittman ist insgesamt schön schnell und direkt. Dadurch setzt es sich einerseits sehr gut im Mix durch, da es flott durch Gitarren schneiden kann und sich gegen Snare und Hi-Hat zu behaupten weiß. Andererseits ist die Gefahr recht hoch, dass das Signal zu kantig, sperrig und beißend wirkt, wodurch es mühevoll werden kann, das DT1 im Mix unterzubringen. Diese Gefahr ist vor allem bei besonders „deutsch“ klingendem Gesang höher, da dort höhere und stärkere Zischlaute vorkommen, als wenn ein Amerikaner singt – dort tendiert das [s] beispielsweise gerne leicht in Richtung [sch].
Nahbesprechungseffekt typisch für Membrangröße
Das absolute Air-Band ist so, wie man es erwarten kann, nämlich etwas ausgeprägter als bei preislich vergleichbaren Großmembranern und deutlich schwächer als bei ordentlichen Kleinmembranern. Ein bisschen Großmembran-Feeling erhält man, wenn man das DT1 leicht eindreht. Das tut besonders Stimmen sehr gut, klaut aber natürlich erneut Höhen. Im Bass wird man ein wenig das satte Fundament vermissen, das man von Großmembranern kennt, aber auch mit der Kernigkeit eines Shure SM58 kann das Aspen nicht mithalten. Ebenso liefern typische Großmembran-Kondenser und dynamische Bühnen-Gesangsmikrofone einen angenehmeren, fundierteren Nahbesprechungseffekt. Das ist aber eine bekannte Eigenschaft und auf die Membrangröße, nicht das DT1 im Speziellen zurückzuführen.
Korbaufsatz als Variante
Mit Aufsatz wirkt das DT1 ein wenig „größer“ als ohne. Das Signal büßt zwar erneut Höhen und auch ein wenig Feinzeichnung ein, für viele Stimmen ist das aber durchaus passend – und schützt vor Popplauten. Auch als Instrumentenmikrofon verwendet, sollte man den Korb als Variationsmöglichkeit nutzen – der Versuch lohnt also immer!
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Flott, aber leicht kratzig
Mikrodynamisch weiß das AP-Mittelmembranmikrofon durchaus zu überzeugen, da Transienten angenehm flott weitergereicht werden. In der Grobdynamik sollte man mit Extremwerten vorsichtig umgehen, denn das DT1 verziert allzu leise Signale mit einem kleinen Rauschteppich, im Bereich hoher Pegel wird es schnell sehr kratzig und dicht. Für sehr stark komprimierte Gitarrenboxen bei hohen Pegeln, aber auch so manche besonders laute Snare oder Hi-Hat würde ich schnell auf ein anderes Mikrofon wechseln.