Praxis
Der Laser erweist sich als nur eingeschränkt hilfreich
Es wird spannend, die beiden außergewöhnlichen Aston Starlight müssen sich jetzt im Einsatz beweisen. Zunächst macht sich die Ausstattung mit doppelten Halterungspärchen bezahlt. Spinnen sind nämlich prinzipiell eine gute Sache. Wenn man Kleinmembranstäbchen allerdings in ORTF aufhängen möchte – wie ich es bei Overheads meistens mache – artet die korrekte Positionierung damit oft in langwierige Fummelei aus. Mit den beigelegten Standardhaltern sind die beiden Starlights hingegen schnell über dem Kit ausgerichtet. Etwas weniger optimal ist der Umstand, dass die vier Kippschalter von der Position her nicht exakt mit den darunter liegenden Funktionsbeschriftungen korrespondieren. Ein Beinbruch ist das nicht, einem Kollegen und mir selbst entfuhr während der Testphase allerdings immer wieder mal ein “Worauf steht der Schalter jetzt?” Zumindest das aufsehenerregendste Feature der Astons dürfte jedoch der Laser sein, eine interessante Idee, bei der man sich fragt, warum das noch niemand anderes vorher umgesetzt hat. Im Einsatz erhalte ich darauf eine Antwort. So cool sich der rote Punkt auf der Stirn des Gitarristen (…natürlich ein Scherz, niemals auf Menschen und Flugzeuge richten!) macht, so wenig praktischen Nutzen hat er mir im Studioumfeld gebracht. Der Grund dafür ist offensichtlich, denn in der verbauten Form gibt der Laser nur Aufschluss darüber, wie exakt die Einsprechachse der Mikrofone auf eine Quelle ausgerichtet ist. Dies lässt sich mit ein bisschen Augenmaß meistens auch ohne Hilfsmittel bestimmen, bei den meisten Mikrofonierungen geht es jedoch eher um passende Abstände zur Schallquelle und darum, wie die Mikrofone zueinander ausgerichtet und wie sie gewinkelt sind. Über diese Parameter geben die Laser jedoch keinen Aufschluss. Am Drumset wird das besonders deutlich. Je nach Aufbau und Konfiguration finde ich die Laserpunkte zudem irgendwo auf dem Boden oder an beweglichen Gegenständen wieder, welche zu markieren auf einer Tour mit wechselnden Locations wenig sinnvoll erscheint. Auch bei der Aufnahme der Akustischen in XY-Aufstellung landen die Laserpunkte auf Positionen irgendwo im Raum, was ebenfalls keine praxisgerechte Wiederherstellung eines einmal gefundenen Setups erlaubt. In Anbetracht der vielen Anwendungsszenarien von Mikrofonen möchte ich allerdings nicht ausschließen, dass es Situationen gibt, in denen die Laser von Nutzen sind. Ihr könnt gerne in den Kommentaren davon berichten!
Klangliche Schärfe ist den Astons fremd
Zunächst geht es für die beiden Starlights über das Drumset, ein Sakae Trilogy Kit mit 22×14 Zoll Bassdrum, 12×8 und 16×16 Toms, sowie einer 14×4 Zoll großen Messing-Snaredrum. Bei den Becken handelt es sich um eine 14er Zildjian K Hi-Hat sowie ein 18er Crash und ein 20er Ride der Traditionals-Reihe von Paiste. Meine bevorzugte Drumset-Mikrofonierung in meinem Studio stellt die ORTF-Methode dar, anhand der beiden Standardhalterungen und der guten Stereoschiene sind die Mikrofone zügig ausgerichtet. Beim Einpegeln an meinen digital gesteuerten RME UFX-Preamps wird klar, warum die ersten beiden Testpärchen ausgetauscht werden mussten: Drastische Pegelunterschiede von bis zu zwölf dB (!) – laut Aston wurden uns zum Test versehentlich Mikros aus dem Stapel geschickt, die die Qualitätskontrolle nicht bestanden hatten. Das aktuelle Pärchen liegt mit einem dB im Rahmen. Klanglich gefallen mir die Mikrofone sehr gut. Anders als viele Konkurrenzprodukte ist ihnen klangliche Aggressivität oder eine brüchig klingende Beckenwiedergabe fremd, alle drei Voicings tendieren zu großen, räumlichen und auch bassstarken Ergebnissen. Einen Vorgeschmack auf diese Charakteristik bietet die “Vintage”-Position, die Becken werden angenehm entschärft, ohne dass Tiefenstaffelung und Mitten verloren gehen. Räumlich und “saftig” wirken die Mikros auch im Kontext mit den restlichen Mikros am Kit.
Den neutralsten Klang liefert der “Modern”-Modus
An der zweiten Voice-Position rastet der Kippschalter in den Modern-Modus und das erste Abhören offenbart eine Überraschung: Im Vergleich mit den Vintage und Hybrid-Settings sind insgesamt etwa drei dB Pegelzuwachs zu verzeichnen. Schnelles Umschalten während einer Aufnahme-Session ist damit nicht möglich, stattdessen braucht es einen weiteren Pegel-Check. Ist der durchgeführt, geben sich die Testkandidaten deutlich moderner und heller im Klang, der Bassbereich wird straffer. Gleichzeitig wird das Drumkit aber auch etwas kleiner abgebildet, die breiten Attacksounds weichen einer schärfer gezeichneten, nüchterneren Abbildung. Aber auch hier ist das Gesamtbild wesentlich bedeckter als bei meinen Vergleichsmikros, den AKG C214 Großmembranern.
Eine weitere Überraschung besteht in dem Umstand, dass die Starlights in der Hybrid-Einstellung einen noch dunkleren Klang liefern als in der Vintage-Position. Laut Aston besitzt diese Einstellung nur eine leichte Anhebung des Bassbereiches, ohne die Höhen zu verändern. Es scheint jedoch offensichtlich, dass die Mikrofone in diesem Modus über weniger Höhen als in der Vintage-Position verfügen. Wer also zu Retro-angehauchten Drumsounds neigt oder oft Bands aufnimmt, deren Drummer mit zu aggressiven Becken auffallen, dürfte im Hybrid-Voicing eine Einstellung seiner Wahl finden. Über dem Drumset klingen die die Resultate folgendermaßen, ich bin gespannt, wie sich die Voicings an der Akustikgitarre darstellen.
Für dich ausgesucht
Auch an Snaredrum und Hi-Hats wurden die Starlights getestet
Ein weiteres, beliebtes Einsatzgebiet für Kleinmembranmikros sind Becken und Snaredrums. Zunächst hänge ich eines der Starlights über meine 14er Zildjian K Hi-Hat, als Vergleichsschallwandler kommt ein Oktava MK-012 zum Einsatz. Dieses besitzt keine Möglichkeiten der Klangbeeinflussung, am Starlight schalte ich zunächst den Hybrid-Modus ein, welcher sich als sehr angenehme Alternative zu einem dynamischen Modell erweist. Er nimmt dem Attack die Schärfe, ohne das Signal “Lo-Fi-mässig” klingen zu lassen. Dann folgt eine Einstellung mit dem 140-Hertz-Lowcut und dem Modern-Modus. Diese klingt deutlich höhenreicher und moderner als die Hybrid-Position, die Oktavas besitzen jedoch noch etwas mehr Aggressivität obenrum. Aufgrund natürlicher wirkender Übersprechungen haben die Astons an der Hi-Hat insgesamt die Nase vorn, ihr fokussierter aber nicht zu scharfer Sound passt gut zu diesem Instrument.
An der Snaredrum entscheide ich mich für den Modern-Modus in Kombination mit dem 80 Hertz Lowcut sowie dem -20 dB Pad. Als Referenz kommt das Standard-Snaredrum-Mikrofon, ein Shure SM57, zum Einsatz. Schnell wird auch hier klar, dass den Astons ein milder Obertonbereich zu eigen ist, denn sogar das Shure besitzt mehr Höhen. Der Testkandidat fokussiert stattdessen eher die oberen Mitten, was sich in einem klarer abgebildeten Kesselton äußert. Je nach Anwendung kann dies durchaus von Vorteil sein, wenn die Trommel eher natürlich übertragen werden soll. Kompakter und durchsetzungsstärker kommt jedoch das SM57 rüber.
Die ausgewogene Grundcharakterisitik der Starlights zeigt sich auch an der akustischen Gitarre
Seine Qualitäten muss das Starlight Stereoset auch an der akustischen Gitarre unter Beweis stellen, also lade ich mir den Gitarren-Kollegen Michael Krummheuer ein. Seine Baton Rouge Dreadnought wird per XY-Anordnung ins akustische Visier genommen, als Vergleichsmikros steht ein Stereopärchen Oktava MK-012 parat. Wie erwartet, geben sich die Astons auch hier als eher weich und rund klingende Vertreter ihrer Art. Die Drahtigkeit der Oktavas bietet keiner der drei Voicings, in den Mitten geht es dafür groß und natürlich zu. Zusätzlich scheint sich aber auch hier zu bestätigen, dass Hybrid- und Vintage-Modus vertauscht sind. Denn zweifellos besitzt der Vintage-Modus mehr Höhenanteile, Saitengeräusche treten deutlicher hervor als beim Hybrid-Voicing. Wird im Mix Durchsetzungskraft benötigt, empfiehlt sich die moderne Position, welche zudem am plastischsten klingt. Hier hört ihr alle Voicing-Varianten jeweils gepickt und gestrummt, dazu die beiden Lowcut-Stufen im Modern Voicing sowie die Oktava Vergleichsfiles.