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ATV aD5 E-Drum Modul Test

Praxis

Struktur und Funktionen

Bevor ich nun einfach drauflos spiele, nehme ich mir etwas Zeit, um mich mit der Menü-Struktur und den Funktionen des Moduls vertraut zu machen. Das aD5 kommt mit fünf akustischen Drumkits, deren Namen den Charakter der Sets eindeutig beschreiben: Legacy Jazz, Metal 9000, Real Groove, True Acoustic und Vintage Studio. Hat man ein Kit ausgewählt und drückt „OK“, wird es erfreulich schnell geladen. Von hier aus lassen sich dann die einzelnen Instrumente des Kits wie Kick, Snare etc. anwählen und bearbeiten. Über den “Instrument“-Button links vom Display erhalte ich Zugriff auf Pad-relevante Einstellungen wie „Instrument Assign“, „Level & Pan“ sowie „MIDI“. In diesem Einstellungsbereich gibt es weiterhin noch die Möglichkeit, einzelne Sounds zu bewerten und so eine persönliche Rangliste zu erstellen. Auch ein „Listen“-Button kommt hier zum Vorschein, mit dessen Hilfe sich der zur Zeit angewählte Sound per Knopfdruck und ohne Anschlagen eines Drumpads vorhören lässt. Die verschieden Sounds, die beim aD5 übrigens „Tones“ heißen, sind in Instrumentengruppen organisiert, was beispielsweise die Suche und das Tauschen eines Snaresounds erleichtert, besonders, wenn man später über die SD-Karte weitere Sounds in das Modul lädt. Der rechts vom Display sitzende „Instrument Edit“-Knopf eröffnet die Möglichkeit, dem Instrument einen individuellen Namen zu geben oder die Sounds in Sachen Lautstärke und Panning zu bearbeiten und zu verändern. Das ist alles sehr einfach und logisch, und nach einer kurzen Orientierungsphase lässt sich das Modul intuitiv bedienen. 
Um die mitgelieferten und später auch eigens erstellten Kits schnell anwählen zu können, bietet das ATV Brain eine „Best Kit“-Funktion, erreichbar über die Startseite: Insgesamt zwölf Kits können hier, zusammengefasst in Gruppen von je vier Kits, abgelegt und abgerufen werden. Leider verfügt das aD5 weder über einen Fußschalter-Eingang, noch lassen sich Kit-Wechsel per MIDI bewerkstelligen, so dass man jeden Set-Wechsel selbst per Knopfdruck vornehmen muss. Um den Namen, die Gesamtlautstärke und die Gruppenzugehörigkeit eines kompletten Kits zu bearbeiten, nutzt man den „Edit“-Button rechts oben. Neben der Sidestick on/off-Funktion, auf die ich später zu sprechen komme, fehlt nun nur noch der „Menu“-Button rechts unter dem Display: Wird er gedrückt, eröffnen sich die drei Bereiche  „Kit“, „Instrument“ und „System“. Unter „Kit“ lässt sich mit dem Unterpunkt „Clone Kit“ ein Schlagzeug kopieren und dann weiter bearbeiten, unter „Kit Group Name“ lässt sich das Set einer von vier vorgegebenen Gruppen ( „Natural“, „Electronic“, „Processed“ und „Others“) zuordnen, und unter „Manage Kit“  lässt sich noch einmal auf eine Liste aller im Modul vorhanden Kits und ihre globalen Parameter zugreifen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Alles da: SD-Karten-Slot, Stereoausgänge, USB-Anschluss, ein Audioeingang und zwei weitere Trigger-Eingänge

Das Triggern

Jeder, der sich schon einmal mit E-Drums auseinandergesetzt hat, weiß, dass neben der Frage nach den Sounds vor allem das Spielgefühl und die Genauigkeit des Triggerns die entscheidenden Faktoren sind. Ich habe hier in meinem kleinen Testlabor ein Yamaha Set, dessen Pads zum Teil auf der Liste der kompatiblen Pads stehen, zum Teil auch nicht, darüber hinaus haben die Kollegen der bonedo Redaktion das ATV-Brain im Anschluss auch noch einmal mit offiziell kompatiblen Roland Pads beleuchtet. In beiden Fällen sind die Trigger-Ergebnisse einwandfrei, selbst mit Millenium Pads, die nicht auf der Liste stehen, gibt es keinerlei Probleme.
Beim ersten Anspielen des Legacy Jazz Kits ist, trotz zunächst etwas unausgeglichener Lautstärken, sofort zu hören, dass die Samples von wirklich hoher Qualität sind und sehr schön auf Dynamik reagieren. Die einzelnen Velocity-Stufen werden gut aufgenommen und vermitteln einen durchaus angenehmen und realistischen Output, besonders nach oben hin. Wenn man also richtig reinlangt, bekommt man noch dieses Extra-Quentchen Druck im Sound, ganz so, wie man von einer akustischen Trommel kennt. Dynamik ist aber nicht alles, zu einem realistischen Spielgefühl gehört auch eine idealerweise möglichst geringe Latenz, sprich Zeitspanne zwischen Pad-Anschlag und erklingendem Sound. Beim aD5 liegt der Wert mit vier Millisekunden in einem sehr guten Bereich, verfehlt allerdings den bisher von uns gemessenen Spitzenwert des Roland TD-30 Moduls um eine Millisekunde. In der folgenden Grafik wird die Latenz sichtbar gemacht. Die obere Kurve zeigt den Anschlag auf dem Snarepad, aufgenommen mit einem Shure SM57 Mikrofon, darunter seht ihr, zeitlich verzögert, den ausgelösten Sound, aufgenommen am Modulausgang.

Vier Millisekunden ergab die Latenzmessung.
Vier Millisekunden ergab die Latenzmessung.

Die Sounds

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Bassdrums – Einzelsounds Snares – Einzelsounds Toms – Einzelsounds Hi-Hats – Einzelsounds Ride Cymbals – Einzelsounds Crash, Splash, China Cymbals – Einzelsounds

Das Legacy Jazz Kit

Das erste Kit verwendet laut Display Samples von einem Gretsch Maple Kit in den Größen 18“x14“ Kick, 14“x 5,5“ Snare sowie Toms in den Größen 10“x 8“, 12“x 8“ und 14“x14“. Die Cymbal-Samples kommen aus der HHX Legacy Serie von Sabian. Bei den Drums, die ja ohne jegliche Effekte herausgegeben werden, kommt dennoch ein realistisches, räumliches Gefühl auf, und die recht hoch gestimmten Trommeln klingen schön offen, mit einem angenehmen Sustain. Die Kick lässt sich Jazz-typisch „feathern“, also sehr leise spielen, und ihr Sound verändert sich realitätsgetreu, sobald ich das Pedal etwas kräftiger bediene. Auch die Snare ist schön offen und raschelt ein wenig mit, lautere Akzente werden bis zur Hinzunahme eines Rimshot Sounds schön abgebildet. Das aD5 hat im Kit Modus / Home Screen einen „Sidestick“-Button, der, falls aktiviert, einen Rimclick Sound über die Rim-Zone des Snarepads ausgibt. Der Sidestick Sound dieses Kits ist gekennzeichnet durch ein realistisches Singen, so wie man es von einer hoch gestimmten, jazzy Snare erwartet.

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Legacy Jazz Kit

Das Metal 9000 Kit

Kit Nummer zwei bedient eine gänzlich andere musikalische Zielgruppe: Für dieses Kit kommen große Trommeln aus der 9000er Recording Serie von Yamaha zum Einsatz. Eine 24“ x 18“ Kick, eine Steel Snare in der Größe 14“ x 6,5“ sowie Toms in den Größen 10“ x 8“, 14“ x 10“ und 18“ x 16“. Der entsprechende Beckensatz besteht aus Samples von Zildjian Cymbals aus der A-Custom Projection Serie. Die Kick schmatzt ordentlich, man sieht förmlich ein großes Pinstripe Fell vor dem inneren Auge, aber auch die Toms bringen ordentlich Schmackes hinein, besonders bei maximalen Impact ist das typische Klatschen einer Trommel, die kurz vor dem Überpowern ist, zu hören. Dass der Kessel der Snare aus Stahl ist, ist nicht zu überhören, auch bei diesem Set macht das Mitschwingen des Snareteppichs über die gesamte Bandbreite eine realistische Figur. Der zuschaltbare Rimclick ist sehr trocken, fügt sich aber prima  ein. Die Becken, vor allem das Ride, sind ebenfalls eher trocken, sprechen gut an und passen somit auch optimal ins Bild. Ein schönes, druckvolles Kit für die lauteren Momente. 

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Metal 9000 Kit

Das Real Groove Kit

Dieses Kit ist etwas breiter aufgestellt, wenn es um den Allround-Faktor geht, ein Groove Kit eben. Kick (22“ x 16“) und Toms (10“ x 9“, 12“ x 10“ und 16“ x 16“) bedienen sich eines Slingerland Radio King Sets, die Aluminium-Snare in der Größe 14“ x 6“ kommt aus dem Hause Noble & Cooley. Die Kick ist schön trocken, klingt nach weißem einlagigen Fell mit deutlicher Dämpfung. Hier fällt ein recht extremer, holzig-heftiger Sound auf, hat man das absolut obere Ende der Dynamikbandbreite erreicht. Bis dorthin ist die Entwicklung aber sehr natürlich. Die Toms machen auch bei diesem Kit über den gesamten Lautstärkebereich richtig Spaß, von leise bis Schmatzen wird auch hier alles ziemlich gut abgebildet. Mein Liebling in diesem Set ist allerdings die N&C Snare, die schon sehr nah dran ist an diesem Snare-Gefühl, das wir alle so lieben: Ton, Bauch, mitsingend und dabei immer offen und rund. Rimshots fügen sich fließend ein, der Sidestick Sound ist prima, wenngleich für meinen Geschmack relativ „scharf“, aber es ist ja auch keine Holz-Snare. Was mir inzwischen allerdings – bei allen Kits – auffällt, ist, dass es beim Spielen dichter Patterns in unregelmäßigen Abständen zu kleinen Aussetzern und Knacksern kommt, und damit meine ich nicht Trigger -, sondern eher „Prozessor- Verschlucker.“ Es lässt sich leider nicht wirklich genau reproduzieren, aber es kommt immer mal wieder vor und wirkt ein bisschen so, als sei das Modul ab und an mal überfordert mit der Verarbeitung all der Informationen. Die Crashes am Real Groove Kit kommen übrigens aus der Sabian Vault Serie, Hi-Hat und Ride aus der Zildjian A Custom Reihe. Das Ride mit seinem weichen Ausdruck passt für meinen Geschmack besonders gut zu diesen Drums.

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Real Groove Kit

Das True Acoustic Kit

Kit Nummer 4 basiert auf Mahagony Toms (10“ x 8“, 13“ x 9“, 16“ x 16“) aus dem Hause Ludwig, die Snare in der Größe 14“ x 5“ ist ein Brass-Modell, ebenfalls von Ludwig. Eine  Ausnahme stellt die Bass Drum dar, eine 22“ x 15“ grosse Kick von Canopus, was ich zumindest aus dem Kürzel CN Maple schließe. Alle Becken kommen von Zildjian, New Beat Hats, Medium Thin Crashes und Ride. Einerseits gefällt mir an diesem Kit gut, dass es eine andere Klangfarbe einbringt, andererseits fällt es für mich qualitativ ein wenig ab. Besonders Kick und kleines Rack Tom verfügen zwar über den für alle Kits des aD5 typischen großen Dynamikumfang, nur klingen diese beiden „Tones“ einfach etwas weniger ausgewogen. Das ist zweifelsfrei Geschmacksache, und die anderen beiden Toms und die Snare gleichen dies auch wieder aus. Die Ludwig Messing-Snare wird auch hier wunderbar abgebildet, der Rimclick ist wiederum recht scharf, aber schön durchsetzungsfähig. Bei den Becken gibt es auch bei diesem Kit nichts zu klagen. 

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True Acoustic Kit

Das Vintage Studio Kit

Zu guter Letzt spendiert ATV uns mit dem fünften Kit noch ein Setup mit dem allseits so beliebten Vintage-Charakter im Namen. Für dieses Kit wurden die Trommeln bzw. ihre Samples aus unterschiedlichen Ecken zusammengetragen: Die Toms in den Größen 10“ x 9“, 12“ x 10“ und 16“ x 16“ kommen erneut von einem Slingerland Radio King Set, die Kick wohl aus dem Hause Canopus – ein Birch-Modell in der Größe 22“ x 16“ –  ,und die Snare trägt die ATV-interne Bezeichnung „MD Maple“ 14“ x 5“, deren Bedeutung sich mir leider nicht erschließt. An ihr gefällt mir der Rimclick besonders gut, der Fell-Sound hingegen wirkt etwas blutleer, besonders im Vergleich zu den zuvor betrachteten Instrumenten. Die Bass Drum ist vielseitig einsetzbar, verfügt auch hier über einen großen Dynamikbereich und besticht vor allem durch angenehme Neutralität. Die Radio King Toms klingen sehr schön, mit vollem Ton und sattem Punch, aber auch filigran, wenn leiser angespielt. Sabian ist beim Vintage Studio Kit die Marke der Wahl , wenn es um Cymbals geht: Die Crashes kommen erneut  aus der HHX Legacy Serie, Hi-Hat und Ride aus der HHX Groove Serie, sprechen gut an und harmonieren ideal mit den Drums. Alles in allem ein schönes Set, wenn auch nicht allzu typisch für ein Kit mit dieser Bezeichnung.

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Vintage Studio Kit
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Wolle sagt:

#1 - 25.08.2017 um 13:17 Uhr

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Dieses Modul hat keinerlei Effekte und ermöglicht so auch keine Nachbearbeitung der Sounds- wie kann es dann sein, das es auch KEINE Einzelausgänge hat? Was soll man so mit dem Teil? Es ist aus diesem Grund weder bühnen- noch studiotauglich, aber vom Preis her auch ganz bestimmt KEIN Anfängermodul! Da hat Mr. "Roland-san" aber mal richtig voll in die besagte gegriffen, denn so hat das doch keinen Zweck.
Warum schafft es keine Firma, das perfekte Sample-Edrummodul zu bauen, obwohl jeder halbwegs versierte Edrummer es sofort und innerhalb von ca. 2min genau spezifizieren kann:
- 12-14 Eingänge, um auch Gadgets wie Splashes, Cowbells usw. realisieren zu können
- Keine Kabelpeitsche, sondern für jeden Eingang separate Buchsen
- Mindestens Einzelausgänge für BD, SD, HH, 4xTT und 2-3x Overhead
- Zu Toontrack oder BFD kompatibles Sampleformat
- Ausreichend Sample-RAM (hier erfüllt)
- Zu Roland Hardware kompatibel (hier erfüllt)
- Einfache Menueführung mit genug Tasten und Potis OHNE zig Menueebenen, "mehr" ist hier auch mehr!
- Kein externes Steckernetzteil
- integriertes Stativmount, damit man das Modul zum Transport in eine halbwegs handliche Tasche, Case o.ä. packen kann, OHNE jedesmal die Halterung abschrauben zu müssen.
- gute Beleuchtung der Tasten (Night-Design) für BühneneinsatzDas sind nur die wesentlichen Eckparameter, die hier wahrscheinlich 95% aller Edrummer sofort unterschreiben würden, aber anscheinend nie bis zu den Konstrukteuren der Module durchgedrungen sind: Dieses Modul kann einiges, das 2Box kann ein paar andere, aber keines kann alles!Mein persönliches Fazit: Schade eigentlich, das auch hier wieder "5min vor`m Klo in die Hose gebrummt" wurde- dieses Teil hätte es nun wirklich mal sein können!

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