Mit der kostenlosen Software Audacity bringt ihr Sprachaufnahmen von zuhause aus auf ein professionelles Level. Wie ihr damit aufnehmt, Audio bearbeitet und über Effekte das Beste aus eurer Stimme holt, zeigen wir euch in diesem Workshop.
Die Software gibt es auf der offiziellen Website zum kostenlosen Download für Windows, Mac und Linux. Dazu teilt die Audacity-Community noch eine Vielzahl von „Plugins“. Sie stellt kostenlose Erweiterungen in Effektkategorien wie Reverb, Delay, Distortion und weiteres bereit.
Highlights des Audacity Tutorial
- Einzelne Stimmaufnahmen direkt in Audacity durchführen.
- Versprecher, Räuspern und Ähs vor den Effekten herausschneiden.
- Mit dem „Rausch-Verminderer“ in Audacity Hintergrundgeräusche entfernen.
- Mit dem Filter-EQ Trittschall und Rumpeln eliminieren.
- Mit dem grafischen EQ Resonanzen dämpfen.
- Kompressor und Limiter Aufnahmelautstärke stabilisieren.
- Audacity Basics (1): Wo finde ich was in Audacity?
- Audacity Basics (2): der Workflow bei Sprachaufnahmen
- Audacity Basics (3): Stimme aufnehmen oder importieren
- Audacity Basics (4): Sprachaufnahme schneiden
- Audacity Basics (5): Hintergrundrauschen entfernen
- Audacity Basics (6): Mit dem EQ Stimmaufnahmen verbessern
- Audacity Basics (7): Mit Kompressor und Limiter die Lautstärke stabilisieren
- Audacity Basics (8): Fertige Sprachaufnahme exportieren
- Fazit
Inhalt
Audacity Basics (1): Wo finde ich was in Audacity?
Audacity Basics (2): Der Workflow von Audacity bei Sprachaufnahmen
Für dich ausgesucht
Audacity Basics (3): Stimme aufnehmen oder importieren
Audacity Basics (4): Sprachaufnahme schneiden
Audacity Basics (5): Hintergrundrauschen entfernen
Audacity Basics (6): Mit dem EQ Stimmaufnahmen verbessern
Audacity Basics (7): Mit Kompressor und Limiter die Lautstärke stabilisieren
Audacity Basics (8): Fertige Sprachaufnahme exportieren
Audacity Basics (1): Wo finde ich was in Audacity?
Die Benutzeroberfläche von Audacity ist klassisch aufgebaut. Ganz oben ist die Menüleiste. Hier könnt ihr speichern (im Menü „Datei“), verschiedene Bearbeitungsschritte wählen und Effekte laden. Darunter befindet sich die Titelzeile mit den Transportfunktionen (Stopp, Start, Aufnahme), Buttons zum Wechseln zwischen verschiedenen Bearbeitungs- und Zoom-Modi und ein großer Button „Audio-Einrichtung“ in der Mitte.
Über den Button gelangt ihr zu den Einstellungen für den Audioein- und -ausgang eures Interface oder der internen Audio-Device eures Rechners. Unter der Titelzeile befindet sich der Hauptbereich von Audacity. Hier liegen eure Aufnahmen auf einzelnen Spuren. Jede Spur beherbergt eine Aufnahme – habt ihr also mehrere Sprecher oder dazu noch Geräusche oder Musik, seht ihr sie hier in separaten Spuren untereinander.
Links am Kopf jeder Spur schaltet ihr sie jeweils stumm (Mute) oder auf „solo“, sodass ihr nur diese Spur hört. Auch Panning und Spurlautstärke verändert ihr hier. Der Hauptbereich zeigt euch Informationen über das aktuelle Projekt an, wie etwa die Sample Rate, die Länge des aktuellen Auswahlbereichs und die Dauer eures Projekts.
Audacity Basics (2): der Workflow bei Sprachaufnahmen
Audio aufnehmen oder importieren, Störgeräusche und Versprecher herausschneiden, Rauschen mindern, anschließend den Klang mit EQ verbessern und mithilfe von Kompressor und Limiter die Lautstärke für den Export stabilisieren – das ist im Groben der Workflow in Audacity.
Die wichtigste Grundregel, wie auch überall sonst: Speichern nicht vergessen! Das macht ihr über „Datei->Speichern“ oder CMD(Mac)/Strg(Win)+S. Hier wird übrigens nur das Audacity-Projekt gespeichert, nicht die fertige Audiodatei. Die müsst ihr am Ende noch exportieren (siehe letzter Punkt).
Audacity Basics (3): Stimme aufnehmen oder importieren
Wollt ihr direkt in Audacity aufnehmen, solltet ihr vorher sicherstellen, dass ihr oben unter „Audio-Einrichtung“ bei „Aufnahmegerät“ die richtige Quelle ausgewählt habt. Ihr solltet entweder den entsprechenden Eingang eures Audiointerface, an den ihr euer Mikrofon angeschlossen habt, oder euer USB-Mikrofon wählen. Achtet darauf, dass ihr euer Mikrofon vor der Aufnahme einpegelt. Dann kann es auch schon losgehen mit der Sprachaufnahme.
Macht zum Einstieg einige Testaufnahmen, indem ihr die Aufnahme mit dem Record-Button in der Titelleiste startet oder „R“ drückt. Für Sprachaufnahmen an sich gilt: Zum freien Sprechen ist fast niemand geboren. Schreibt euch den Text also vorher auf, mindestens in Stichpunkten, vielleicht sogar jeden Satz. Versprecht ihr euch während der Aufnahme, macht ihr kurz Pause und sagt den Satz noch einmal. Schneiden (siehe unten) könnt ihr später.
Habt ihr bereits fertige Aufnahmen, zieht ihr die Audiodateien per Drag-and-drop aus dem Ordner in Audacity. Die Software erstellt automatisch neue Spuren.
Audacity Basics (4): Sprachaufnahme schneiden
Beim Schneiden eurer Sprachaufnahme gilt es, den Sprachfluss in Balance zu halten. Nicht jedes klitzekleine „Äh“ und jeder Versprecher lassen sich so schneiden, dass man den Schnitt nicht hört. Und das solltet ihr, so gut es geht, vermeiden. Geht beim Schneiden von grob nach fein: Entfernt als erstes längere Pausen, grobe Versprecher oder doppelt eingesprochene Sätze. In der nächsten Runde kommen „Äh“, Räuspern und weitere auffällige Stolperer weg. Und am Schluss sind Feinheiten, kleine Nebengeräusche und zu lange Pausen zwischen den Wörtern dran.
Eine Stelle in der Spur löscht ihr, indem ihr sie erst markiert und dann die Löschtaste drückt. Zum Markieren muss das „Auswahlwerkzeug“ in Audacity aktiv sein (s. Bild). Anschließend klickt und haltet ihr und zieht über die gewünschte Stelle. Nun entfernt ihr die markierte Stelle mit der Löschtaste. Schon rückt das dahinterliegende Audiomaterial nach.
Ihr habt vielleicht schon an der Wellenform in der Spur in Audacity bemerkt, wo die eigentliche Sprachaufnahme anfängt und wo gar nicht gesprochen wurde. Ihr schneidet dann immer um ganze Worte herum. Andernfalls können die Schnitte unangenehm hörbar sein oder es kommt zu lauten Knacksern.
Audacity Basics (5): Hintergrundrauschen entfernen
Die meisten von uns nehmen nicht in einer optimierten Sprecherkabine auf, sondern zuhause. Rechnerlüfter, Staubsauger, Straßenverkehr – die Störfaktoren sind omnipräsent. Mit dem Entrauscher in Audacity ist das Entfernen dieser Hintergrundgeräusche bis zu einem gewissen Grad möglich. Stellt den „Rausch-Verminderer“ trotzdem nicht zu stark ein! Sonst können Störgeräusche wie digitale Artefakte entstehen.
Die „Rauschverminderung“ in Audacity muss als erstes ein Rauschprofil eurer Aufnahme erstellen. Dadurch „lernt“ sie, welche Art von Hintergrundrauschen sich in eurer Aufnahme befindet. Dafür markiert ihr eine möglichst leise Stelle in der Aufnahme ohne Sprache. Dann geht ihr zu Effekt->Geräuschentfernung und Reparatur->Rausch-Verminderung. Hier klickt ihr auf „Rauschprofil ermitteln“. Das Effektfenster schließt sich. Audacity hat jetzt aus dem Hintergrundrauschen im Auswahlbereich ein Profil berechnet.
Zum eigentlichen Entrauschen wählt ihr nun noch die gesamte Spur aus. Dafür doppelklickt ihr die Wellenform an einer Stelle an. Auch bei allen weiteren Effekten wie EQ oder Kompressor müsst ihr immer zuerst eure gesamte Aufnahme per Doppelklick auswählen, bevor ihr den jeweiligen Effekt anwendet. Jetzt geht es wieder zur „Rauschverminderung“. Testet auf jeden Fall erst einmal über „Vorhören“, wie sich das Resultat der Rauschentfernung anhören würde. Passt es für euch, klickt ihr OK. Falls nicht, wiederholt ihr den Prozess.
Audacity Basics (6): Mit dem EQ Stimmaufnahmen verbessern
Als nächstes geht es zur Klangverbesserung mit dem Equalizer. Hier geht es darum, aus den tiefen Frequenzen der Aufnahme die Bereiche herauszufiltern, die für das Audiomaterial nicht wichtig sind, die das Mikrofon aber trotzdem erfasst hat. Außerdem senkt man hier auch einzelne Frequenzbereiche ab, in denen das Mikrofon Raumresonanzen eingefangen hat. Und mit einigen gezielten Anhebungen könnt ihr auch die Sprachverständlichkeit erhöhen.
Um unnötige Bassfrequenzen wie Trittschall oder Rumpeln am Mikrofon zu entfernen, greift man bei Audactiy auf das Filter zurück. Ihr findet ihn unter Effekt->EQ und Filter->Filterkurve-EQ. Vergesst nicht, die gesamte Spur vorher per Doppelklick zu markieren. Wählt dann im Filterkurve-EQ links oben „Voreinstellungen->Werkseinstellungen->Bass-Absenkung“ und hört vor.
Mit dieser Voreinstellung dämpft Audacity alle Frequenzen unter 300 Hertz stark ab. Das ist sehr wahrscheinlich zu viel, weshalb eure Aufnahme zu dünn klingen wird. Zieht die beiden Frequenzbänder (siehe Bild) des Hochpass-Filters so weit runter, dass die Aufnahme während des Vorhörens nicht mehr dünn klingt. Klickt jetzt noch „Anwenden“, um den Effekt auf die gesamte Spur anzuwenden.
Für die Bearbeitung von Resonanzen und zur Klangverbesserung bietet sich gerade beim Einstieg Audacitys anderer EQ, der „Grafischer EQ“, an. Wählt wieder die gesamte Spur aus und ladet jetzt das Device über Effekt->EQ und Filter->Grafischer EQ“.
Beginnt nun beim Frequenzband bei 100 Hertz. Hebt das Band an, klickt „Vorhören“ und hört genau hin, ob die Anhebung die Aufnahme resonanter klingen lässt, sie also unangenehm pfeift oder nicht. Falls ja, habt ihr eine Resonanz gefunden und müsst dieses Band leicht absenken (siehe Bild). Falls nicht, verbessert eine leichte Anhebung den Klang sogar noch. Wiederholt diesen Vorgang bei allen Bändern bis 1 Kilohertz. Und vergesst nicht, zum Schluss noch „Anwenden“ zu wählen, damit die Frequenzanpassungen auch für die gesamte Aufnahme gelten.
Audacity Basics (7): Mit Kompressor und Limiter die Lautstärke stabilisieren
Wählt jetzt mit ausgewählter Spur den Kompressor unter „Effekt->Lautstärke und Kompression->Kompressor“ aus. Stellt dort ein Verhältnis (Ratio) von 4:1 ein und hört vor, wie das Resultat klingt. Wahrscheinlich müsst ihr den Schwellenwert (sonst meist Threshold genannt) anschließend noch anpassen. Ist er zu hoch, arbeitet der Kompressor kaum und die Aufnahme bleibt zu leise und dynamisch. Ist der Schwellenwert zu niedrig, quetscht der Kompressor die Aufnahme dynamisch so zusammen, dass sie unnatürlich klingt. Testet hier verschiedene Werte über die Vorhörfunktion und klickt „Anwenden“, wenn ihr einen passenden Schwellenwert gefunden habt.
Zum Schluss geht es zum Limiter. Er sorgt vor allem dafür, dass der Pegel eurer Aufnahme einen festgelegten Wert niemals überschreitet, auch wenn ihr die Aufnahme insgesamt lauter macht. Sonst können euch beim Export unschöne Verzerrungen (Clipping) in die Aufnahme gelangen. Ihr findet den Limiter „Effekt->Lautstärke und Kompression->Limiter“. Stellt dort als erstes sicher, dass bei „Limitieren auf (dB)“ maximal -1,00 eingestellt ist.
Nun geht daran, die Lautstärke zu steigern – nämlich unter „Eingangsverstärkung (dB) Mono/Links“. Welcher Wert hier passt, hängt von der bisherigen Lautstärke eurer Aufnahme ab. Eine Empfehlung können wir deswegen hier kaum aussprechen. Fangt mit der Voreinstellung von 3,00 an. Ist es beim Vorhören zu laut und verzerrt, verringert ihr den Wert. Ist es noch zu leise, erhöht ihr in kleinen Schritten. Habt ihr eine passende Lautstärke gefunden, wendet ihr sie wieder auf die gesamte Spur an.
Audacity Basics (8): Fertige Sprachaufnahme exportieren
Um eure bearbeiteten Aufnahmen zu exportieren, geht ihr zu „Datei->Exportieren->Als MP3/Wav exportieren“. Generell solltet ihr immer als WAV exportieren, weil dieses Audioformat unkomprimiert immer die höhere Klangqualität hat. Zwar hört man beim ersten Testen vielleicht nicht gleich den Unterschied zu einer MP3, sber spätestens, wenn ihr eine komprimierte MP3 bei einem Podcast-Dienst oder beispielsweise Soundcloud hochladet, die sie noch einmal komprimieren, können digitale Artefakte zu hören sein.
Wählt beim Export als WAV-Datei im Export-Fenster den Speicherort aus und passt bei Bedarf das Format an. Im Fall von WAV reicht „Signed 24-bit PCM“ meist aus. Falls ihr auf eine kleinere Dateigröße angewiesen seid und es deshalb doch MP3 sein muss, solltet ihr für eine halbwegs passable Qualität mindestens „extrem“ oder sogar „überragend“ wählen. Die beiden Optionen darunter resultieren von vornherein in hörbaren digitalen Artefakten.
Fazit
Schon mit etwas Bearbeitung verbessert man mit der kostenlosen Software Audacity Stimmaufnahmen hörbar. Unsichere, sich laufend verhaspelnde Sprecher oder das mit dem Smartphone geführte Interview neben der Baustelle rettet man damit zwar nicht, doch klingen Home-Aufnahmen ohne Sprecherstudio und teures Mikrofon mit Audacity oft schon eine deutliche Spur professioneller.