PRAXIS
Verwendungszweck des LCD-GX: nicht nur Gaming!
Als Headset lässt sich der Audeze LCD-GX zum Gaming wie auch für herkömmliche Kommunikationsanwendungen nutzen. Die einzige Einschränkung ist durch seine offene Bauweise ohne nennenswerte Dämmwirkung bedingt. So ist der Audeze Kopfhörer unter lauten Umgebungsgeräuschen wie auch Situationen, in denen man andere Personen nicht durch Kopfhörerübersprechungen behelligen möchte, nicht optimal geeignet. Ähnlich verhält es sich bei der Verwendung als Studiokopfhörer. Beim Editing, Mix und Mastering ist der LCD-GX problemlos einsetzbar. Zum Monitoring bei übersprechungssensiblen Anwendungen (z.B. Mikrofonierung) ist der Audeze-Kopfhörer ungeeignet.
Testbedingungen
Entsprechend der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten als Consumer- und Profigerät wurde der LCD-GX an diversen Kopfhöreranschlüssen (iMac Pro, iPad 2019, SPL Phonitor mini, Universal Audio Apollo X4) getestet. Auch das während des Tests verwendete Audiomaterial (Ego-Shooter, Driving Games, Musikproduktionen, Binaurale Tonaufnahmen, Testtöne) war sehr facettenreich. Die Mikrofonaufnahmen erfolgten in Apple Logic Pro und GarageBand.
Klang des Mikrofons des Audeze LCD-GX
Das Mikrofon erfüllt voll und ganz seinen Zweck, indem es eine insgesamt saubere und gut verständliche Sprachübertragung gewährleistet. Das Niveau der „besseren“ Profigeräte unseres Kaufberaters Headsets erreicht das Mikro des LDC-GX ohne Mühe. Dabei fallen zusätzlich folgende Punkte auf: Auf einen ausreichenden Abstand zum Mund (im Test ca. 6 bis 7 cm) sollte geachtet werden. Eine zu nahe Positionierung führt zu einer hohen Anfälligkeit für Plopplaute und Störgeräusche. Apropos Störgeräusche und somit aus meiner Sicht den einzigen wirklichen Kritikpunkt am LCD-GX: Die Betätigung des Schalters zur Mikrofonstummschaltung erzeugt leider unangenehm laute Störgeräusche.
Weiterhin erwähnenswert ist der zwar keinesfalls zu beanstandende, aber dennoch hörbare klangliche Unterschied an den 3,5mm-Klinkenbuchsen meines iMac Pro und meines iPad (2019). Die Aufnahme am iPad hat einen dezenten Low-Pass-Charakter, obwohl das Recording in GarageBand ohne klangverändernde Effekte erfolgte. Eine minimale Positionsabweichung des flexiblen Schwanenhalsmikros möchte ich nicht ausschließen, die möglicherweise einen gewissen Anteil daran hat. Doch auch das Rauschverhalten unterscheidet sich. Das hochfrequente Rauschen ist am iPad etwas dezenter und auch das unproblematische, aber dennoch wahrnehmbare Brummen der Aufnahmen am iMac Pro entfällt vollkommen.
Wie klingt der Kopfhörer Audeze LCD-GX?
Auch wenn er mir aktuell nicht zum Direktvergleich vorliegt: Der etwa fünf mal so teure LCD-5, das magnetostatische Flaggschiffmodell der Kalifornier, das ich ein knappes Jahr vor dem Gaming-Headset im Review hatte, klang subjektiv keinesfalls besser als der LCD-GX! Für mein Empfinden schlägt der exzellent klingende LCD-GX tatsächlich zwei Fliegen mit einer Klappe, indem er sich ohne Einschränkung auch als professioneller Studiokopfhörer (Editing, Mix, Mastering) verwenden lässt. Klangunterschiede zu meinem persönlichen Mix- und Mastering-Favoriten, dem Focal Clear MG Professional, sind teilweise so nuanciert, als hätte man sich dessen Klangästhetik zum Vorbild genommen. Die auffälligsten Unterschiede sind eine etwas höhere Präsenz des Audeze-Kopfhörers im äußeren Hochtonbereich und eine geringfügige Reduzierung im Subbass.
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Frequenzwiedergabe
Was für eine hochwertige Fullrange-Musikwiedergabe gut ist, muss zum Gaming und Konsum von sonstigen Media-Inhalten nicht schlecht sein! Abgesehen von kleinen Abweichungen in der Frequenzwiedergabe an verschiedenen Kopfhöreranschlüssen, werden alle Frequenzen vom Subbass bis zum oberen Ende des Hörbereichs homogen, ausgewogen und konturiert dargeboten. Wer den gehypten Bass eines Wühltischkopfhörers mag, wird mit dem Audeze Kopfhörer allerdings nicht glücklich werden. Für mein Empfinden trifft der LCD-GX die goldene Mitte aus analytisch und lebendig-emotional oder anders formuliert: Impacts und Soundeffekte sorgen für ein packendes Klangerlebnis, während auch Details stets gut wahrnehmbar bleiben!
Wie bereits angedeutet, reagiert der Audeze Kopfhörer klanglich auf unterschiedliche Kopfhörerausgänge. Während der LCD-GX an meinem iPad ein wenig an Tiefbass (zu Gunsten unterer Mitten) einbüßt, klingt er an Studiogeräten (SPL Phonitor mini, Apollo X4) erwartungsgemäß am ausgewogensten. Als überraschend vollwertig bewerte ich bereits die Frequenzwiedergabe am 3,5mm-Klinkenausgang meines iMac Pro.
Impulswiedergabe und Räumlichkeit
Mit großer Bühne, einem hohen Maß an Natürlichkeit und präziser Ortung klingt der LCD-GX tatsächlich an allen verwendeten Kopfhörerverstärkern „teuer“ und hochauflösend. Trotz der guten Performance an „Consumer-Outputs“ – an meinem SPL Phonitor mini blüht er dann so richtig auf und profitiert zusätzlich durch die Verwendung der Crossfeed-Matrix. Im Direktvergleich mit meiner Focal Referenz ist die Stereobühne etwas breiter. Auch wenn ich diese beim LCD-GX ohne Crossfeed nicht als Manko empfinde, klingt es mit einer moderaten (Crossfeed-) Kanalübersprechung für meine Ohren um Nuancen natürlicher und mit der Wiedergabe über hochwertige Lautsprecher vergleichbar.
Eine präzise Impulswiedergabe zählt zu den traditionellen Spezialitäten magnetostatischer Schallwandler. Entsprechend authentisch gelangen Transienten und auch Ausklingphasen beim LCD-GX an das Ohr. Der Effekt: Ein hohes Maß an Lebendigkeit und Emotion sowie auch eine absolut profigerechte Beurteilbarkeit von Audiomaterial im Studioeinsatz.
Tragekomfort des Audeze LCD-GX
Mehr als vier Jahre vor diesem Review testete ich den Audeze LCD-X. Dessen kompromissbehafteter Tragekomfort wies einige Defizite auf, die auch jetzt noch eine gewisse Erwartungshaltung beim ersten Aufsetzen des aktuellen Testobjekts erzeugt. Die Überraschung: Der LCD-GX besitzt trotz seines brachialen Looks ein komplett anderes Tragegefühl! Das Gewicht ist spürbar geringer und übertrifft meinen dynamischen Focal Kopfhörer nur noch um wenige Gramm. Zudem sorgt das überdurchschnittlich dimensionierte Kopfband für eine große Auflagefläche mit entsprechender Gewichtsverteilung, die einen unangenehmen Druck auf den Schädel effektiv verhindert. Auch der Anpressdruck ist allenfalls moderat und fällt durch die anschmiegsamen, großen Ohrpolster nicht unangenehm auf. Nicht zuletzt durch seine offene Bauweise ohne nennenswerten Temperaturstau in der Ohrmuschel ist der Audeze LCD-GX für mein Empfinden ohne Probleme über längere Zeiträume zu tragen. In diesem Punkt widerlegt das Audeze Headset sämtliche Vorurteile gegenüber „schweren Magnetostaten“ im Handumdrehen!