Audient iD22 bei bonedo im Review: Als kombinierter Micpreamp, Audiointerface und Monitorcontroller kommt das iD22 dem Ideal eines Komplettpakets für das Home- und Projektstudio beeindruckend nahe.
Wäre das hart umkämpfte Marktsegment der integrierten Lösungen für kleine Studio-Zentralen ein Gewässer, so würden sich dort eine Menge Fischchen in allen möglichen Größen und Farben tummeln. Audient schickt sich nun an, einen sehr kapitalen Brocken in die freie Wildbahn zu entlassen. Uns ist er schon an die Angel gegangen!
Details
Die Gerätegattung ist notwendiger als je zuvor
Das Problem, um das es hier grundsätzlich geht, ist klar umrissen: Viele Musiker und Producer arbeiten heute überwiegend bis ausschließlich DAW-basiert, aber rein in den und raus aus dem Rechner müssen die Signale trotzdem, und ein Minimum analoger Peripherie bleibt auch heutzutage unverzichtbar – etwa Monitorlautsprecher und Kopfhörer, oder aber Mikrofone zur Sprach-, Gesangs- und Instrumentenaufnahme. Summiert man all diese Anforderungen und übersetzt das Ergebnis in den Funktionsunfang, den ein Setup zu leisten vermögen muss, so kommt man auf eine ganz schön beachtliche Anzahl unterschiedlicher Einheiten, die verkabelt und verschaltet werden wollen, Platz wegnehmen und mitsamt ihrer Verkabelung auch reichlich Raum für technische Problemchen bieten. Wir zählen: Micpreamp, Monitorcontroller, Audiointerface, Wandler, ggf. noch ein Mischpult oder Routingsystem… All diese Komponenten hat der britische Hersteller Audient in einem Gerät zusammengefasst, dem man diesen nachgerade gewaltigen Funktionsumfang auf den ersten Blick nicht einmal ansieht. Und das ist auch gut so, denn mit seinem übersichtlichen Layout lässt sich das iD22 nicht nur einfach bedienen, sondern es macht auf den Desktop auch eine schmucke Figur.
Audients bewährte Class-A-Preamps
Schauen wir einmal auf die vielen zahlreichen Details: Herzstück der Eingangssektion des iD22 sind zwei Mikrofonvorverstärker in bewährter Audient-Qualität. Es handelt sich hier um Class-A-Schaltungen auf Basis von Einzeltransistoren, die mit ±15V versorgt werden und sich demnach augenscheinlich an den Designs orientieren, die auch in Audients großen Konsolen-Flaggschiffen zum Einsatz kommen. Mit diesem Konzept geht der technische Kern der Inputs ziemlich weit über das hinaus, was in der Kompaktklasse Usus ist. Beide Preamps bieten, auf der Oberfläche des Pultgehäuses schaltbar, Phantomspeisung, ein 10dB-Pad, Phasendrehung sowie ein Trittschallfilter, das bei 100 Hz mit einer Flankensteilheit von 12 dB/oct greift. Leider gibt es hier keine LEDs zur optischen Kontrolle, was wenigstens bei der Phantomspeisung wünschenswert gewesen wäre, da diese unter Umständen angeschlossene Mikrofone beschädigen kann, wenn sie unabsichtlich aktiviert wird. Dafür verfügt der zweite Micpre zusätzlich noch über einen hochohmigen Instrumenten-Input auf Basis einer JFET-Transistorschaltung.
Monitoring-Features
Weitere auf den ersten Blick sichtbare Features sind die Monitorsektion mit dem großen, zentralen Poti zur Einstellung der Abhörlautstärke. Zusätzlich werden hier Dim- und Cut-Schalter geboten, deren Hardware sich definitiv eher nach „großer Konsole“ als nach „Homestudio-Desktop“ anfühlt – was auch nicht verwundert, denn Audient verbaut diese Teile auch in seinen großen Konsolen. Auch der Pegel des Kopfhörerausgangs kann per Poti eingestellt werden. Dazu gibt es noch drei Funktionstasten, die über die mitgelieferte Software frei konfiguriert werden können (dazu später mehr!). Mit jeweils vier Segmenten ist das LED-Metering der Eingangspegel nicht gerade außerordentlich detailliert. Für einen groben visuellen Überblick über das anliegende Signal reichen sie aber allemal aus; digitales Clipping wird man eh mit einem Blick auf die DAW-Meter vermeiden wollen.
Symmetrische Inserts
Bis hierher wirkt das iD22 wertig und vielleicht etwas unscheinbar. Drehen wir das Gehäuse jedoch um, so verrät die üppige Ausstattung an Anschlüssen, dass wir es hier mit einem wahren Feature-Wunder zu tun haben. Neben den Inputs für die Preamps, die als Kombibuchsen ganz rechts an der Gehäuseseite positioniert wurden, verfügt das iD22 (abgesehen vom Kopfhörerausgang und dem D.I.-Input) über acht weitere durchgehend symmetrische Klinkenbuchsen. An vieren liegen analoge Ausgänge an, dazu verfügt das Gerät noch über zwei Insertwege für die beiden Eingangskanäle, über die beispielsweise externe EQs und Kompressoren eingeschleift werden können, nachdem das Signal mit den Onboard-Micpreamps auf ein adäquates Niveau gebracht wurde. Jeder der beiden Insertwege ist nicht als ISR-Einzelbuchse vorhanden, welche mit einem (unsymmetrischen) Y-Kabel betrieben werden muss, sondern verfügt über eine eigene Aus- und Eingangsbuchse.
Über Lightpipe erweiterbar
Mit dem Kopfhöreranschluss und den vier individuellen Analog-Outputs bietet das Audient-Pültchen insgesamt sechs Kanäle, die über jeweils eigene, integrierte D/A-Wandler mit Signalen versorgt werden. Zusammen mit den beiden Recording-Channels kommen wir hier also auf eine 2/6-Wandlerarchitektur mit maximal 24 Bit und 96 kHz Auflösung. Anders als beispielsweise Audients Mico, der zwar über Wandler, nicht aber über ein Interface verfügt, kann das iD22 direkt über einen USB-2.0-Anschluss an die DAW gekoppelt werden. Im Zusammenspiel mit der Control-Software, die bis zum ersten Quartal 2014 leider nur für Mac OS X verfügbar ist, öffnet sich da ein kleines Universum an Schalt-, Kontroll- und Routingmöglichkeiten. Und dies erst recht, wenn man bedenkt, dass das iD22 über die optischen digitalen Anschlüsse (S/PDIF oder ADAT/ADAT-S/MUX) noch erweitert werden kann, etwa mit einem Audient ASP008, welches die Anzahl der verfügbaren Kanäle auf 10 Inputs und 14 Outputs erweitern würde. All diese Signale laufen im Mixer der iD22-Software zusammen, wo umfangreiche Metering- und Routingfunktionen zur Verfügung stehen.
In der Software: ausgefuchstes Routing möglich
Jeder Kanal kann mit Pegel- und Panningkontrollen auf die Cue-Busse A und B geschickt werden, etwa um individuelle Monitormischungen zu erstellen. Dazu vefügt jeder Kanal über die Michpult-Basics, nämlich einen Signalfader, ein Panpot sowie Solo- und Mute-Schalter. Komplettiert wir der Mixer durch eine Mastersektion, die Cue-Master-Fader mit Soloschaltern bietet und außerdem Zugriff auf die Beschaltung der drei Funktionstaster, die je nach Gusto belegt werden können. Man kann diese Schalter so konfigurieren, dass man Mono- und Seitensignale abhören kann, man könnte mit ihnen zwischen zwei Boxenpaaren umschalten oder die Talkback-Funktion aktivieren. Da sich verschiedene Mixer-Konfigurationen speichern und laden lassen, kann man sich auf diese Weise unterschiedliche Setups beispielsweise für (Vocal-)Recording und Mixdown bauen.
Kein Dünnblech und keine Plastikkappen
Mit ca. 1,5 Kilo ist das Gerät kein Leichtgewicht, und das ist gut so: Es ist bemerkenswert, wie wertig das Gehäuse gefertigt wurde. Dieser Umstand zeigt sich beispielsweise im Ganzmetallgehäuse oder den Potiknöpfen, die aus massivem Aluminium bestehen und dementsprechend solide in der Hand liegen. Das fühlt sich rundum gut an und erweckt Vertrauen in die Haltbarkeit des Gerätes, zumal die Buchsen der Audioanschlüsse mit dem Gehäuse verschraubt sind und deswegen nicht die Platinen mechanisch belasten. Ein externes Netzteil ist hier mit Blick auf Kosten und Platzbedarf und die vornehm kleinen Dimensionen des iD22 unvermeidlich. Eine interne PSU wäre schöner, aber das kann in diesem Gesamtpaket einfach nicht mit drin sein, und deswegen wird es auch nicht als „harter“ Kritikpunkt gewertet. Anlass zu ein wenig Kritik bietet höchstens die Oberfläche der Software, die an einigen Stellen einen optisch etwas zusammengewürfelten Eindruck macht. Anstelle der pseudo-handschriftlichen Channelstrip-Bezeichnungen hätte ich beispielsweise lieber eine besser lesbare Schrift gesehen, die sich auch harmonischer in das Gesamtbild einfügt. So „jugendlich“ wie mit dieser Sprayer-Typo muss sich die Software gar nicht geben, denn Audients iD22 ist ein äußerst seriöses Werkzeug…
Mindstalker sagt:
#1 - 13.06.2016 um 15:55 Uhr
Das liest sich ganz interessant.
Ich nutze zur Zeit noch eine Presonus Audiobox USB zusammen mit einem Joemeek ThreeQ Equalizer/Kompressor - wäre das Audient Gerät dafür ein sinnvolles (und lohnenswertes) Upgrade in Hinblick auf die Qualität der Aufnahmen? Ich nehme primär Voice Overs auf und nutze als Mikrofon das Shure SM7B.
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1 - 15.06.2016 um 05:30 Uhr
Hi Mindstalker,das kann man sicher nicht ganz einfach mit "ja" und "nein" beantworten. Die "Qualität" bezieht sich ja nicht nur auf technische Werte, bei denen besonders der Audient-Preamp sicher etwas mehr leistet. Gerade in Kombination mit dem SM7 nutzen die meisten einen eher färbenden Preamp, etwa einen im Neve-Style. Im Zweifel hilft aber wirklich einfach nur das Ausprobieren und das Abgleichen mit den eigenen Anforderungen und dem Geschmack.Ich hoffe, dass ich trotzdem helfen konnte.Beste Grüße,
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Antwort auf #1 von Mindstalker
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSpankous sagt:
#2 - 14.10.2016 um 20:02 Uhr
Schöner test. Evtl hab ich es übersehen aber wie klingt eigentlich der KH Verstärker? Besser und Lauter als ein Scarlett 6i6?
Jan Bongartz sagt:
#2.1 - 04.11.2016 um 10:07 Uhr
ich habe ein Scarlet 2i4 gehabt, der KH Verstärker ist etwas leiser als bei dem scarlet, aber auf jeden fall so drehbar, dass man noch Luft nach oben hat. Wenn mein Kopfhörer beim 2i4 auf 11 uhr eingestellt war muss ich ihn jetzt auf 13 uhr drehen um in etwa die selbe lautstärke zu haben (Kopfhörer ATH M30)
Antwort auf #2 von Spankous
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSpankous sagt:
#2.1.1 - 04.11.2016 um 10:15 Uhr
Mmm. Das ist nicht gut. Ich habe viel mehr erwartet von Audient. Die scarlet KH verst. sind nähmlich nicht wirklich die stärksten. Jetzt fällt mir ein das den beeindruckendsten KH verst. (was die lautstärke reserven und klarheit betrifft) den ich hatte (natürlich jetzt abgesehen von den hi end karten) war die Onyx Blackjack . Ich weiss nicht wie sie es hinbekommen haben denn es ist schliesslich Bus-Powered. Trotzdem ging es gefühlt 2-3 mal lauter als das Scarlett 2i2 und erheblich lauter als das 6i6. Also wenn jemand einen top KH verstärker-interface für unterwegs will das auch sehr billig ist heutzutage, dann kann ich das Onyx nur empfehlen.
Antwort auf #2.1 von Jan Bongartz
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJan Bongartz sagt:
#2.1.1.1 - 04.11.2016 um 10:18 Uhr
aber wie gesagt, ich kann meine Kopfhörer so laut drehen dass es nicht mehr schön ist mit dem audient. Das Teil ist schon ne Granate und der KH Verstärker wäre kein KO Kriterium für mich. Weiß aber auch nicht was für Hochohmige KH´s du hast.
Antwort auf #2.1.1 von Spankous
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSpankous sagt:
#2.1.1.1.1 - 04.11.2016 um 10:23 Uhr
Das ist gut zu wissen. Obwohl, die ATH M30 sind jetzt auch nicht die schwerste last für einen KH Verst. Also ich hatte die M40x und die gingen schon mit den laptop fast zu laut. Die sind ja empfindlich. Interessant wird es mit unempfindlichen Kopfhörern....
Antwort auf #2.1.1.1 von Jan Bongartz
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJan Bongartz sagt:
#2.1.1.1.1.1 - 04.11.2016 um 10:38 Uhr
Ich vermute mal, dass die von Audient wissen was sie tun und nebe den ganzen anderen recht hochwertigen Komponenten beim KH-Verstärker nicht völlig auf Sparversion gegangen sind.
Antwort auf #2.1.1.1.1 von Spankous
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJan Bongartz sagt:
#2.1.1.1.1.1.1 - 04.11.2016 um 10:39 Uhr
Ich werde nachher mal testen wie laut ich meine Kopfhörer kriege und wo der Dreher dann genau steht
Antwort auf #2.1.1.1.1.1 von Jan Bongartz
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSpankous sagt:
#2.1.1.1.1.1.1.1 - 04.11.2016 um 10:46 Uhr
Nein das das Audient schlecht sein soll behaupte ich garnicht. Ich finde es nur erstaunlich was für unterschiede es in der Max.Leistung der KH Verstärker von diversen Interfaces gibt. Wenn es ein Vollverstärker für lautsprecher wäre würde ich es verstehen. Aber wir reden ja in so einen fall meistens von einen chip. Ps: wo der Dreher steht finde ich weniger interessant als was der kann. Manche machen ja nichts im ersten drittel andere schon. Dann kann man nicht sagen das der eine stärker ist als der andere. Bei der Max. möglichen Lautstärke sieht man schon eher die wahrheit. Ich glaube man kann nicht 100% Leistung und Reserven allein anhand der Stellung des Reglers messen-vergleichen-basieren.
Antwort auf #2.1.1.1.1.1.1 von Jan Bongartz
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJan Bongartz sagt:
#2.1.1.1.1.1.1.1.1 - 04.11.2016 um 10:49 Uhr
Also ich befürchte auch, dass das focusrite einfach am Anfang deutlich lauter wird und sich das nachher einpendelt. Das Audient ist da etwas zahmer was die lautstärke angeht, allerdings kann man auch die lautstärke so feiner justieren.
Antwort auf #2.1.1.1.1.1.1.1 von Spankous
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSpankous sagt:
#2.1.1.1.1.1.1.1.1.1 - 04.11.2016 um 10:51 Uhr
verstehe. Danke! ich habe die Dt 880 Pro. Ich hoffe das es ausreichen wird von der Leistung denn jetzt habe ich es bestellt....
Antwort auf #2.1.1.1.1.1.1.1.1 von Jan Bongartz
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