Praxis
Die kompakte Bauform sorgt für ein gutes Handling
Als Schallquelle kommt ein Yamaha Recording Schlagzeug mit 13×9 und 18×16 Zoll großen Toms sowie einer 24×14 Zoll großen Bassdrum zum Einsatz, eine Wahan Stainless Steel Snaredrum in den Dimensionen 14×4 Zoll komplettiert das Kit. Alle Trommeln sind offen und im mittleren Bereich gestimmt. Wie erwartet, gestaltet sich die Arbeit mit dem AE3000 sehr einfach, das niedliche Teil hat nichts von der manchmal nervenaufreibenden Sperrigkeit vieler anderer Großmembraner. Auch die gefederte Halterung ist praxisgerecht konstruiert und selbst schwachbrüstige Mikrofonstative halten das gute Stück mühelos auch an weiter ausgefahrenen Galgenarmen. All das wäre allerdings nicht viel wert, wenn der Sound nicht stimmen würde. Daher geht es direkt zur ersten Schallquelle.
An der Snare klingt das AE3000 offen und natürlich
Obwohl Snaredrums meistens mit dynamischen Mikrofonen abgenommen werden, sieht man nicht selten auch Kondensator-Versionen in dieser Anwendung. Beispielsweise dann, wenn ein detailreicherer, offenerer Ton das Ziel der Aufnahme ist. Nicht alle Typen sind allerdings gleichermaßen geeignet, sei es, weil sie einen zu hohen Output liefern, zu klobig sind oder weil man sein 2000-Euro Gesangsmikrofon ungern dem Risiko aussetzen möchte, von einem verirrten Stocktreffer zerstört zu werden. Vor letzterem ist auch das AE3000 nicht ganz gefeit, in den anderen Punkten heimst es allerdings gleich Pluspunkte ein. Die Positionierung geht zügig vonstatten, wobei die Bauform bestimmte Positionen erschwert. Wer etwa den Nahbesprechnungseffekt nutzen möchte, indem er die Kapsel weit über den Spannreifenrand Richtung Fellmitte ausrichtet, wird beim AE3000 Probleme bekommen. Hier sind Front-Adress-Modelle bauartbedingt im Vorteil. Als klangliche Referenz kommt mein Telefunken M80 zum Einsatz, das ich aufgrund seiner erweiterten Höhenwiedergabe ausgewählt habe und selbst als bevorzugtes Snaredrum-Mic benutze. Weit und offen klingt das AE3000, es besitzt weder den „Midrange-Honk“ eines SM57 noch die betonten Höhen des M80. Im Kit klingt es etwas weicher, seine Anhebung im Attack-Bereich sorgt trotzdem für gute Durchsetzungskraft. Wer maximalen Schub in lauten Stilen sucht, wird hier vielleicht nicht unbedingt fündig, stattdessen bildet das AE3000 das gesamte Spektrum der Trommel natürlich ab und liefert damit Details in musikalischen Kontexten, die Raum zur Entfaltung bieten.
Auch an den Toms ist das AE3000 kein „Attack-Generator“
An den beiden Toms muss sich unser Testkandidat dem Vergleich mit einem Klassiker in dieser Anwendung stellen, einem Sennheiser MD421, dessen Bass-Schalter befindet sich auf Mittelstellung. Interessanterweise liefert auch dieses Referenz-Mikrofon deutlich mehr Präsenz in den Höhen, die meisten Blindtester hätten das AE3000 im Vergleich vermutlich als das dynamische Modell identifiziert. Bei näherem Hinhören zeigt sich allerdings, dass dem Audio-Technica nichts fehlt, die Toms selbst und auch die Übersprechungen klingen ausgewogen, ohne bestimmte Frequenzen übermässig zu betonen. Trotzdem gefällt mir das MD421 ungemixt hier etwas besser, es wirkt präsenter und frischer. Es kostet allerdings auch gute hundert Euro mehr.
Erstaunlich vielseitig ist das Mikrofon auch an der Bassdrum
In Anbetracht der Konstruktion spricht eigentlich nichts dagegen, den Testkandidaten auch an der Bassdrum auszuprobieren. Mit aktiviertem Pad liefert das Mikrofon im Schallloch positioniert einen unproblematischen Pegel, klanglich hebt es sich wohltuend von typischen Bassdrum-Mikrofonen ab. Die typische Mittenabsenkung gibt es hier nicht, stattdessen liefert das AE3000 einen „kompletten“ Bassdrumsound, der auch die Kesselresonanz überträgt. Das zum Vergleich heran gezogene Sontronics DM1-B – als Großmembran-Kondensatormikrofon ein Exot unter den spezialisierten Bassdrum-Mikrofonen – liefert etwas mehr Druck untenrum, im Kontext mit einem Subkick-Mikrofon vor dem Resonanzfell gerät der Gesamtklang mit dem AE3000 ohne EQ-Eingriff sogar etwas griffiger. Auch hier gilt wieder: Wer den natürlichen Ton der Bassdrum einfangen möchte, bekommt mit dem Testkandidaten einen gut für die Aufgabe geeigneten Schallwandler. Stichwort zusätzliches Mikrofon vor dem Resonanzfell: Auch hier habe ich das AE3000 ausprobiert, bin vom Ergebnis auch durchaus angetan. Gegen das Solomon Subkick-Mikrofon kann es allerdings nicht wirklich bestehen, sofern der Zweck sein soll, dem Signal ordentlich Subbass zu verleihen. Stattdessen werden hier eher die Tiefmitten des Resonanzfells eingefangen. An einer kleineren Bassdrum kann ich mir das Audio-Technica aber sehr gut vorstellen, sowohl alleine als auch als zweite Mix-Option.
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Last but not least: FOK („Front of Kit“)
Hier steht es zwar am Ende des Praxisteils, tatsächlich habe ich die folgende Disziplin ganz am Anfang der Hörtests ausgenommen, um vorab zu checken, wie das gute Stück das gesamte Schlagzeug abbildet. Obwohl nicht als solches konzipiert, wollte ich außerdem wissen, wie sich der Kandidat als Distanzmikrofon schlägt. Die Konkurrenz ist hart, denn als Vergleich kommt mein Mojave MA201fet zum Einsatz, ein Allrounder, der mir seit einigen Jahren tolle Dienste nicht nur am Drumset leistet. Wie erwartet, kann das weniger als halb so teure AE3000 dem Mojave nicht das Wasser reichen, denn dieses klingt einfach eine ganze Ecke aufregender. Aber auch hier erzählen die Solofiles nicht die ganze Wahrheit, im Kontext mit den anderen Mikrofonen ergibt sich nämlich auch beim AE3000 eine dimensionale Abbildung des Kits, die Höhen wirken eine Spur natürlicher, gleichzeitig klingt das Gesamtsignal mit dem Mojave etwas transparenter und fokussierter. Wie die beiden Mikros mit Kompression mit schnellen Attack-Zeiten klingen, hört ihr in den letzten beiden Files.