Praxis
Für diesen Test habe ich den Pickup vom Headshell getrennt und wieder zusammengesetzt. Das Verschrauben ist in etwa so fummelig wie das Einfädeln eines Fadens in ein Nadelöhr, ebenso das Aufstecken der vier Kabelkontakthülsen auf die Stifte an der Cartridge.
Dank der klaren parallelen Kanten lässt sich das System gut per Augenmaß unter der Headshell justieren. Nach dem Einstellen der Höhe des Tonarms und des Auflagegewichts wird noch das Anti-Skating mit der rillenlosen B-Seite einer nur einseitig bespielten 12“-Single korrigiert. Driftet der Tonabnehmer auf der glatten Scheibe weder nach innen noch nach außen weg, sollten beste Voraussetzungen für eine hohe Spurtreue gegeben sein.
Der Pickup soll die klanglichen Eigenschaften von HiFi-Tonabnehmern mit hoher Spurtreue für manuelles Cueing und Back-Cueing ermöglichen. Das gelingt nur bedingt: der AT-XP5 springt recht leicht. Meine Referenz-Pickups Ortofon Concorde Digital Mk2 und Taruya 01-M bleiben mit ihrem sphärischen Schliff beispielsweise auch bei agileren Scratches stoisch in der Rille kleben.
Den Klang empfinde ich als unaufdringlich und rund. Ein brauchbares System zum Musikhören. Zum Vinyl-Platten digitalisieren oder Samples in die DAW überspielen fehlt mir ein wenig der Biss bei den Transienten, da bläst mein Taruya 01-Meinfach alles andere aus dem Wasser. Für preisbewusste Anfänger-Mix-DJs ist der AT-XP3 ein guter Einstieg ins Mixing, für Scratch-DJs aufgrund der niedrigen Spurtreue jedoch nicht empfehlenswert.
Daher mein Tipp: Zum Musikhören den XP3-Pickup nehmen und für Mixes und Scratch-Routines dann einen dedizierten Scratch-Pickup auf den Tonarm schrauben. Ist wie Reifenwechsel beim Formel 1-Boxenstopp – die richtige Nadel für die passende Situation.
Folgende Klangbeispiele sollen als Einschätzung dienen: ein Tech House Track, ein NuFunk Track und eine sehr alte ausgenudelte Platte, die schon von sich aus viele Verzerrungen produziert, jeweils abgespielt mit dem AT-XP3 und dem Ortofon Concorde Digital MK2.
Gerade bei den ersten beiden Soundbeispielen fällt auf, dass der Ortofon eine sehr viel größere Stereobreite und schärfere Transienten abbildet als der AT. Klar, bei einem Tonabnehmer für Traktor und Serato ist die Links/Rechts-Trennung ganz besonders wichtig.
Auch ist er sehr viel lauter, um ein höheres Nutzsignal zu liefern. Der AT-XP3 klingt deutlich leiser und weniger frisch und spritzig. Interessant ist der Vergleich beider Systeme auf einer sehr alten ausgenudelten Easy-Listening-Platte. Hier nerven die durch Verschleiß bedingten Artefakte im Sound beim AT-XP3 deutlich weniger als beim quirligen Ortofon.
Theo sagt:
#1 - 30.05.2019 um 21:45 Uhr
Ich habe selten so einen Unsinn gelesen wie jetzt (zum wiederholten Mal) Aussagen von Mijk van Dijk (Künstlername?) zu "sphärischen" und "konischen" Nadeln. "Sphärische" und "konische" Nadeln sind ein und dasselbe, nur zwei verschiedene Bezeichnungen für die gleiche Sache! Das sollte eigentlich allgemein bekannt sein, kann man aber, wenn man will, auch bei Audio-Technica im Katalog nachlesen. Audio-Technica verwendet nun mal durchgehend die Bezeichnung "konisch".
Ganz bestimmt hat keine konische/spärische Nadel irgendeinen "flachen Anschliff auf der Vor- und Rückseite". Sowas haben nämlich gerade billige elliptische Nadeln. Konische/spärische Nadeln heißen gerade deswegen so, weil sie rund sind.
Und keine intakte Nadel, egal mit welchem Schliff, liegt "ganz unten auf dem Rillenboden" auf, den Krach könnte man nämlich kaum ertragen. "Ganz unten auf dem Rillenboden" gab es mal beim alten Edison vor über 100 Jahren, das nannte sich "Tiefenschrift" und ist aus gutem Grund ausgestorben.
Anstatt angebliche Unterschiede zwischen "sphärischen" und "konischen" Nadeln zusammenzufabulieren, hätte man sich Z.B. auch mit dem dubiosen billigen Plastik-Nadelträger des AT-XP3 beschäftigen können.Nachtrag: Der Nadelträger (englisch: cantilever) ist übrigens das Röhrchen-Ding, auf dem (mehr oder weniger senkrecht) die Diamantspitze (bzw. der Sockel, auf dem die Diamantspitze angebracht ist) steckt, nicht das äußere Plastikgehäuse des Nadeleinschubs. Deswegen ist der "Nadelträger" des AT-XP3 auch nicht (wie im Artikel geschrieben) blau; blau ist das Plastikgehäuse des Nadeleinschubs. Was ich gemeint habe, ist, dass der Nadelträger (cantilever) auch aus Plastik ist (AT: "Nadelträger: Carbon reinforced ABS"), statt aus Aluminium, und das ist schon eine ziemlich billige Machart.
Mijk van Dijk sagt:
#1.1 - 05.06.2019 um 09:11 Uhr
Hallo Theo,
schön, dass wir so aufmerksame und hilfreiche Leser haben.
Da habe ich beim nächtlichen Schreiben wohl tatsächlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen.
Wir haben die Begrifflichkeiten präzisiert, danke Dir für Deinen Hinweis!
Antwort auf #1 von Theo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMarc sagt:
#2 - 05.08.2022 um 19:28 Uhr
Hallo, ich hab mir vor ein paar Tagen bei Thomann einen AT-LP140XP geholt und obwohl ich mir beim einstellen alle Mühe gegeben habe spring die Nadel immer noch teilweisse beim Cueing (ganz besonders am Track Anfang). Bei meinen 2 Traktor Control Vinyl Platten habe ich jeweils ein anderes verhalten (die eine ist etwas gutmütiger). Jetzt ist meine Frage ob es an dem neuen Control Vinyl liegen kann oder ich generell einen anderen Abnehmer besorgen sollte was natürlich dann nochmals ca. 200 Euro sind. Und wenn ich mir dann z.B. einen Ortofon Concorde Digital Mk2 zulege, höre ich dann das Control Signal am Abnehmer noch lauter (der AT-XP3 hat ja nur 5.5 mV und die Concorde viel mehr) oder ist das dann eventuell auch leiser ? Bei ruhigen stellen regt das nämlich ganz schön auf :-)