Praxis
Dem Mutigen gehört die Welt
Zunächst muss man Audio-Technica ein gewaltiges Lob aussprechen: Es gehört viel (nicht zuletzt unternehmerischer) Mut dazu, den besonderen Weg zu suchen und sich nicht mit der x-ten Kopie der götzenhaft verehrten U 47, C12 und Konsorten aufzuhalten. Das AT5040 ist speziell. Es ist anders. Es ist neu. Neue Konzepte einer etablierten Firma, hurra! Allerdings ist das 5040 nicht der erste Ausreißer aus dem Einerlei an Mikrofonen, so überraschen ATM250DE und AE2500 beispielsweise mit einer Doppelkapsel mit sowohl dynamischem als auch Kondensator-Prinzip (und erinnert mich damit an das geniale Western Electric Model 639 mit seiner Bändchen-/DE-Tauchspulen-Kombination).
Trotz und wegen der Rechteckform eine runde Sache
Das AT5040 ist speziell. Es ist anders. Es ist neu. Ihr habt diese Sätze weiter oben schon einmal gelesen? Richtig, doch diesmal beziehen sie sich nicht auf das Konzept, sondern auf den Klangcharakter – wie zu erwarten. Sofort hat man den Eindruck, es mit einem sehr hochwertigen Vocal-Mikrofon zu tun zu haben.
Das Mikrofon ist wirklich sehr schnell unterwegs, zeichnet die Texturierungen der Signale sehr gut und gibt Transienten ohne Wimpernzucken weiter, was man an Konsonanten, aber auch an Schmatzgeräuschen von Sängern gut nachvollziehen kann. Die Vierteilung der Membranfläche wirkt also behäbigem Verhalten entgegen. Auch die Rechteckform hat Vorteile, die sich im Fehlen der typischen modalen Verteilung auf einer kreisförmigen Membran äußert. Die parallele Einfassung der Rechteckmembran sorgt ihrerseits wieder für Frequenzen, die weniger bedämpft werden als andere, doch scheinen die Seitenverhältnisse hier schlau gewählt zu sein. Die Moden werden offenbar nicht über die vier Membranen im Spektrum so gleichmäßig gefächert wie möglich, denn diese sind alle exakt gleich groß. Überprüft man das Polar Pattern des AT5040 auf seine Rotationssymmetrie, wird deutlich, dass die vier Membranen nicht unterschiedlich abgestimmt und bedämpft zu sein scheinen. Erstaunlich ist der nur sehr geringe Nahbesprechungseffekt, der das Kondensatormikrofon auch bei geringsten Abständen nicht bassig zukleistert, sondern natürliche Intimität liefert. Bei einem Mikro wie dem 5040 wird wohl niemand ein Hochpassfilter zur Kompensation vermissen.
AT im absoluten Rauschverbot
Es ist schon fast erschreckend, wie wenig das AT5040 rauscht. Da macht es richtig Spaß, den Preamp mal richtig auszufahren und Werte weit jenseits von 60 dB aufzurufen. Es ist schön anzuhören, wenn in der Kompression die Rauminformationen mit hochkommen, nicht das Rauschen. Signale mit einer irren Dynamik aufzunehmen, ist wirklich eine Königsdisziplin für das japanische Kondensatormikrofon. Da es ja ganz klar als Vocal-Mike gelabelt ist, kann man also beispielsweise gerne die Sängerin erst flüsternah und mit fast wegbrechendem Ton in die Kapsel säuseln lassen und später mit vollem Organ das Mikrofon anbrüllen lassen, als sei es das Destillat allen Bösen, das es mit reiner Stimmgewalt zu vernichten gilt – in einem Take, bei gleichbleibendem Abstand. Ganz weit oben in der dynamischen Range gibt es jedoch eine kleine Überraschung: Das Mikro macht zu. Bevor der Klirr aufgrund des Schalldruckpegels an der Kapsel überhand nimmt, findet eine zunehmend starke Kompression statt – wahrscheinlich schaffen es die Bauteile im Mikrofonverstärker des AT nicht, über einen so großen Dynamikbereich linear zu bleiben – das wäre auch eine Glanzleistung. Bei manchen Stimmen und Einsatzzwecken kann das zwar passen, doch will man diese Eingrenzung meist gerne erst im Mix festlegen. Zudem hat es beim 5040 fast schon “Choking”-Charakter und ist weniger sanft als etwa beim Neumann U 87 Ai, das ähnliche Symptome zeigt. Also für den Song mit der hohen Dynamik doch lieber den Besprechungsabstand ändern. Audio-Technica hätten diesem Verhalten entgegenwirken können, wenn sie ein Pad integriert hätten: Dieses wird üblicherweise zwischen der Kapsel (die meist den höheren Dynamikumfang bietet) und der Elektronik eingesetzt, um diese bei Bedarf an einen sehr hohen Kapseloutput anzupassen.
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Bulit to last
Dass die Top-Serie eines Mikrofonherstellers auch top verarbeitet sein sollte, versteht sich von selbst. Anderslautendes will ich auch nicht verlautbaren: Das AT5040 ist absolut präzise gearbeitet, an Materialmengen und -qualität wurde offensichtlich nicht gespart, die Bearbeitung ist an jeder Stelle absolut astrein: Keine Ungenauigkeiten, Farbfehler, Maßabweichungen – nichts. In Japan ist man sicher sehr stolz darauf – aus gutem Grund. Genauso stolz kann auch derjenige Ingenieur sein, der für die absolut hervorragende Spinne verantwortlich ist. Diese funktioniert nicht nur sehr vorbildlich, sondern verfügt auch über eine sehr praktikable “Lock”-Funktion.
Vasko Bulgarelli sagt:
#1 - 01.07.2021 um 17:25 Uhr
Habe das mikrofon gekauft und dann zurückgesendet...könnte nicht finden vorverstärker der zu ihm passt.. ausgang impedanz um 50 Ohm macht grosse probleme...
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1 - 05.07.2021 um 06:30 Uhr
Hallo Vasko Bulgarelli,in den aktuellen Unterlagen finde ich keine Angabe zur Ausgangsimpedanz, der Test ist auch acht Jahre her. Ist die Impedanz von 50 Ohm gemeint oder ein Impedanzverlauf, der bei 50 Hertz auffällig ist? 50 Ohm wären gar nicht so unüblich, viele Mikrofone, die "unter 200 Ohm" angeben, besitzen eine Impedanz von unter 100 Hertz. Zum Testzeitpunkt hatte ich keinen Vorverstärker mit umschaltbarer Impedanz zur Verfügung, es wäre sicher interessant, die Überanpassung deutlich zu verringern. Übrigens gibt es noch eine Übertragerversion AT5057, die hier ebenfalls getestet wurde: https://www.bonedo.de/artik... Ansonsten wird der Vertrieb sicher weitere Informationen bereitstellen können.Mit besten Grüßen
Nick Mavridis
Antwort auf #1 von Vasko Bulgarelli
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenVasko Bulgarelli sagt:
#1.1.1 - 28.09.2021 um 11:01 Uhr
Hallo Nick.Besten Dank für die information,habe viele testen gemacht mit dem AT 50/40 das mikrofon klingt nicht gut für klassik musik ist nicht geeignet...im vergleich zu AT 5047,hat keine schanse zu mithalten obwohl die membranen sind gleich..denke das übertrager und impedans bei 50/47,machen so ein unterschid...Mit besten Grußen.vasko bulgarelli
Antwort auf #1.1 von Nick (Redaktion Recording)
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