Praxis
Small in Japan
Den beiden Audio-Technica-Großmembran-Mikrofonen, die zusammen das Set AT5045P formen, erkennt man sofort an, dass sie Made in Japan sind: Die Materialien sind hochwertig (Kupfer und Aluminium!), die Verarbeitung bietet keinen Anlass zur Kritik. Derartige Perfektion findet man meist nur bei Mikrofonen aus Japan und Deutschland. Die geringe Baugröße ermöglicht eine weniger auffällige Mikrofonierung. Beispielsweise werden Großmembranmikros als Overhead-Mikros im Livebetrieb oft aus ästhetischen Gründen abgelehnt. Dicke Neumann-Klopper à la U87 ziehen eine deutlich höhere Aufmerksamkeit auf sich als Kleinmembran-Stäbchen (oder vermeintliche wie das AT). Auch die Positionierung ist einfacher, für die Anforderungen an ein Mikrofonstativ gilt das genauso. „Blending in“ gelingt mit den 5045 deutlich besser – und das trotz Spinne.
Big in Japan
Es ist beeindruckend: Die AT5045 haben eine Wahnsinnsauflösung. Die beiden Kondensatormikros im Test verbinden tatsächlich, und nicht nur optisch, positive Eigenschaften von Klein- und Großmembranern. Wie von Kleinmembranern bekannt, zeigen sie eine irrsinnige Schnelligkeit, zeichnen Transienten originalgetreu nach und verschmieren wirklich überhaupt nicht. Im Stereobetrieb hat das eine enorme Abbildungsschärfe zur Folge, schade, dass ich nicht ein Orchester im XY- oder ORTF-Verfahren mit den Audio-Technicas mikrofonieren konnte. Gleichzeitig haben sie eine angenehme „Andersartigkeit“, besonders in den Höhen, was sicher auch auf die Membranform zurückzuführen ist. Auch die Rechteck-Membraner von Milab und Pearl haben ihre Besonderheiten in den Höhen, lösen aber ebenfalls fein auf und klingen sehr natürlich. Somit halte ich das 5045-Mikrofon besonders dann für sehr geeignet, wenn man eine Alternative zu üblichen Mikrofonen sucht, die nicht wie Bändchen oder Tauchspulen dazu neigen, den Freqeunzgang weniger eben darzustellen. Und ich bin ein Freund ungewöhnlicher Konzepte (wie etwa von meiner heimlichen Liebe Sanken CU-41 und CU-44X).
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Stimmt alles
Wenn besondere technische Lösungen genutzt werden, kann oft der einen technischen Unzulänglichkeit begegnet werden, gleichzeitig schafft man sich aber neue. Bei Audio-Technicas kleinen Großmembranern ist das ganz offensichtlich nicht der Fall: Das Rauschen ist auf Minimalniveau, die Grob- und Feindynamik ist geradezu erschreckend gut, es zeigen sich keine Probleme von Pegel- und Phasenfrequenzgang, die Richtcharakteristik ist sehr frequenzkonstant, ja sogar die Pegelfestigkeit ist enorm. Und das Matching ist schlicht perfekt: Es ist mir im Testzeitraum nicht gelungen, die beiden Mikrofone klanglich voneinander zu unterscheiden. Was will man eigentlich mehr?
Allrounder, wie er im Buche steht
Der Übertrager bleibt schön im Hintergrund, verleiht mit dem leichten Boost der Höhen ein zwar offenes, aber dennoch griffiges Klangbild. Um eine gute Vergleichsmöglichkeit zu liefern, habe ich für die Audiobeispiele eine Signalquelle gewählt, die besonders vielsagend ist: die Stimme. Es ist annähernd unverständlich, wieso Audio-Technica als Anwendungszweck Vocal- und Sprecheraufnahmen ausklammert. Vielleicht, weil es im Portfolio der Japaner auch ausgewiesene Vocal-Mics gibt (die aber oft genug wiederum hervorragende Instrumentenmikrofone abgeben). Fakt ist: Das AT5045 ist ein Allrounder. Und zwar vom Feinsten:
Paul Abruzzo sagt:
#1 - 16.03.2017 um 07:20 Uhr
Great review. Thanks! I'm happy someone finally tested these with voice.
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1 - 16.03.2017 um 07:46 Uhr
Hi Paul, cheers. You are right, they are really underestimated regarding vocal and speech recording. By the way, this might be interesting for you aswell: We did an interview with the "father" of the 5045: https://www.bonedo.de/artik... Best Regards, Nick
Antwort auf #1 von Paul Abruzzo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenPaul Abruzzo sagt:
#1.1.1 - 20.03.2017 um 08:58 Uhr
Thanks for the link!
Antwort auf #1.1 von Nick (Redaktion Recording)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenBaenz Isler sagt:
#2 - 25.09.2018 um 16:45 Uhr
Vielen Dank für den tollen Review.
Wie schätzen Sie das 5045 ein um einen Amp (E-gitarre) für Studioaufnmahmen aufzunehmen? Wäre das u.U. auch ein Anwendungsbereich?
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#2.1 - 26.09.2018 um 09:54 Uhr
Hallo Bänz Isler,dankeschön! Ich habe mir etwa zwei Jahre nach dem Testbericht auch ein AT5045 zugelegt (leider nur eines…) und setze es nahezu überall ein, auch vor einem Gitarrenamp. Besonders als Distant-Mic liebe ich es dort, wenn der Raum und vor allem der Boden etwas zurückwirft, weil es eine so aufgeräumte Richtwirkung hat und auch seitliche Signale noch sehr gut und "komplett" klingen. Auch als Mittenmikrofon für Stereoaufnahmen mit großem Klangkörper, an der Stimme… also ich bin nach wie vor äußerst zufrieden!Beste Grüße
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Antwort auf #2 von Baenz Isler
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMario Stresow sagt:
#3 - 20.07.2023 um 10:17 Uhr
Vielen Dank für diesen sehr guten Bericht mit nützlichen Informationen! Ahoi aus Hamburg, Mario Stresow.
Nick Mavridis sagt:
#3.1 - 20.07.2023 um 10:28 Uhr
Hallo, danke und gern geschehen! Beste Grüße, Nick Mavridis
Antwort auf #3 von Mario Stresow
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