Praxis
Tragekomfort des Audio-Technica ATH-M20X
Zwei Dinge machen den Kopfhörer angenehm zu tragen: Zum einen ist er mit seinen 200 Gramm (250 g mit Kabel) recht leicht, zum anderen sind die Polster wirklich komplett ohrumschließend und somit drückt da nichts auf die Ohrmuschel. Vor allem das kaum vorhandene Gewicht macht sich bei mehrstündigen Sessions und Proben bemerkbar. Ich habe schon 10-Stunden-Proben unter einem Kopfhörer durchlitten, jedes Gramm zu viel auf dem Kopf merkt man am Ende so eines Tages deutlich. Zum anderen ist der Anpressdruck auf den Kopf moderat bis mäßig. Wieder eine dieser Medaillen mit zwei Seiten: Der geringer Anpressdruck sogt für ein angenehmes Tragegefühl, aber viel Druck sorgt für eine hohe Außengeräuschdämpfung. So wird schon beim Trockentests deutlich, während ich diese Zeilen in die Tastatur klopfe und dabei den Hörer auf den Ohren habe, dass die Außengeräuschdämpfung nicht die Beste ist. Die Anschläge der Tasten höre ich deutlich; ich hatte schon Hörer auf, wo davon gar nichts mehr zu vernehmen war. So etwas kann im Studio zum Nachteil werden, wenn bei Sängers das Playback ins Gesangsmikrofon überspricht oder bei Drummern der Klick-Track seinen Weg auf die Aufnahme findet.
Der Sound
Und dann kommt er auch beim Audio-Technica ATH-M20X wieder: dieser spannende Moment, wenn der Hörers sitzt und man zum ersten Mal die Playtaste drückt. Es gibt Testkandidaten, die überraschen einen auf negative Art und Weise, weil der Hörer mit derart übertriebenem Bass auftrumpft, dass man sich fragt, ob hier ein Erdbeben simuliert werden soll. Oder weil die Mitten quäken wie ein malträtiertes Badeentchen.
Beim ATH-M20X fällt mir zuerst auf, dass mir nix auffällt! Ok, die Badewanne ist da, die Bässe sind – dem gängigen Trend der Kopfhörerabstimmung folgend – deutlich herausgestellt. Aber weil sie dabei straff und knackig klingen, macht das Spaß und nervt keineswegs! Erst ein, zwei Tracks weiter unten in der Test-Playlist fällt auf, dass der Grundtonbereich bei etwa 250 Herz doch sehr kraftlos ist, ein Frequenzbereich, den man im Allgemeinen mit „Wärme“ assoziiert. Deswegen klingt der ATH-M20X vor allem bei rockiger Musik etwas blechern, weil die oberen Mitten im Verglich zum schwächelnden Grundtonbereich zu dominant sind. In den Höhen gibt sich der ATH-M20X auch eher bedeckt, was aber gar nicht so schlimm ist: Nicht immer kann ein Musiker im Studio oder ein DJ an seinem Arbeitsplatz die Abhörlautstärke nach eigenem Wunsch bestimmen, oft ergibt sich diese aus der Umgebungslautstärke im Club oder der Recording-Situation im Aufnahmeraum. Da sind dann mal Lautstärken gefragt, die weit über der eigenen Komfortzone liegen und wenn die Höhen dann stark angehoben sind, klingt so ein Hörer schnell unangenehm schrill. Mit dem ATH-M20X auf den Ohren kann man auch mal aufdrehen, ohne Angst vor einem schmerzhaften Höhenrausch zu haben. Ich nenne die Art von Abstimmung „defensiv“, was natürlich nix für den HiFi-Enthusiasten ist, was auf der anderen Seite aber verschiedenste Einsatzmöglichkeiten offen lässt. Anders ausgedrückt: Der ATH-M20X tut sich ein bei keinem Frequenzgang besonders hervor und bis auf die zu tief angesetzte Badewannenkurve in den unteren Mitten leistet er sich keinen gravierenden Ausrutscher.
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Produkt-Hierarchie
Der ATH-M20X ist das Nesthäkchen der M-Serie von Audio-Technica und er hat noch vier große Brüder. Dass der Hersteller seine Produkte bei so einer Konstellation voneinander abgrenzen muss, ist verständlich und das erklärt so einiges an der Verarbeitung, dem Klang und der Ausstattung des Testkandidaten. Der ATH-M20X lässt sich nicht zusammenfalten und sicherlich tut es dem Hörer nicht gut, wenn er beim Transport in Rucksack oder Koffer zusammengedrückt wird. Das die Konstrukteure einen faltbaren Hörer bauen können, das zeigen sie mit dem einen Stufe teureren ATH-M30X, der kann nämlich zum Transport klein gemacht werden und es liegt auch ein Transportbeutel bei. Und natürlich wissen die Ingenieure bei Audio-Technica um die Problematik eines Kabelbruchs bei fest verbautem Kabel, aber das austauschbare Kabel ist eben ein Feature, was erst dem zwei Klassen „besseren“ ATH-M40X vorbehalten ist. Auf der anderen Seite der Medaille findet hier jeder Suchende den passenden Kopfhörer für seinen Einsatzzweck und zahlt am Ende nur für Features die er benötigt.