Audio-Technica ATH-R70xa Test

„Wo ist mein Audio-Technica ATH-R70xa?“

Wären da nicht die Kabel, könnte es mir wohl passieren, dass ich den Kopfhörer suche wie andere ihre Brille – ihn aber schon die ganze Zeit auf dem Kopf habe. Spaß beiseite: Der Audio-Technica ATH-R70xa ist nicht nur federleicht, er trägt sich auch äußerst angenehm über Stunden. Das liegt nicht nur am Gewicht, die offene Konstruktion kapselt akustisch nicht so stark ab wie andere ebenfalls offene Kopfhörer. Und selbst thermisch bereitet er mir keine Probleme, denn sogar unter meinem offenen Stax beginne ich irgendwann zu schwitzen. Beim R70xa nicht. Einzig die Tatsache, dass die Kabel eine zu starre Verbindung zu den Muscheln herstellen, könnte ich bemängeln.

Trägt sich luftig: AT ATH-R70xa. Und auch das Klangbild sorgt dafür, dass man ihn einen ganzen Arbeitstag problemlos tragen kann.

Automatisch den richtigen Channel

Die Kabel machen den kleinen Makel aber direkt wieder wett, Sie sind nicht mit Links und Rechts gekennzeichnet. Aus einem einfachen Grund: Es ist wurscht, welches Kabel man in welche Buchse steckt, es wird vom linken Treiber immer der linke Kanal wiedergegeben, vom rechten der rechte. Das ist keine Zauberei, die Adern laufen einfach in beide Stecker, die Buchsen sind halt nur immer zu „ihrem“ Kanal verdrahtet. Praktisch? Praktisch.

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Die Kabel sind nicht mit L und R beschriftet. Das ist auch nicht nötig, denn der jeweilige Treiber nimmt sich immer nur “sein” Signal. Das geht, weil beide Enden des Y-Kabels dreipolige Stecker haben.

Agil wie ein Mobilkopfhörer

Hätte ich „Impedanzraten“ machen müssen, hätte ich dem Audio-Technica ATH-R70xa wahrscheinlich 80 Ohm angedichtet. Er spielt selbst an meinem MacBook Pro (2020) bei ordentlichen Pegeln aber absolut agil, und der Amp ist wahrlich weder von audiphiler Qualität noch eine Leistungsgranate. An einem Kopfhörerverstärker wie dem SPL HPm oder jenem im Harrison 950mx kann der Japaner sein Potenzial ber erst richtig ausspielen.

Tiefenwiedergabe des Audio-Technica ATH-R70xa

Ebenfalls danebenliegen würde ich wohl, wenn ich vom Klangerlebnis auf den Preis hätte schließen müssen. Das beginnt mit den Tiefen. Bis in den Subbass spielt der ATH-R70xa höchst kontrolliert und konturiert. Selbst herauszuhören, ob ein obertonarmer Bass richtig gestimmt ist, gelingt sehr gut. Es gibt kein merkliches Nachschwingen, kein Dröhnen, keine Löcher. Das allein ist schon genial. Trotzdem ist der Höhrer in den geringen Frequenzen nicht analytisch-trocken, lustlos oder gar tonlos. Der ATH-R70xa macht richtig Spaß im Bass, gerade auch, weil er die Tiefen statt mit viel Quantität mit ordentlicher Qualität wiedergibt.

Luftig, aber dennoch nicht zu pegelstark in den Höhen

Es fällt sofort positiv auf, wie detailreich der ATH-R70xa in den Mitten und Höhen aufspielt. Die Mitten sind linear und ohne Fehlfarben. Transienten werden klar dargestellt, dadurch lassen sich selbst bei komplexem, dichten Material noch ein Knacksen heraushören. Kalt oder bissig ist der AT deswegen noch lange nicht. Die obersten Frequenzen sind pegelmäßig nicht zu prominent, aber es sind wohl geringe Verzerrungen, und eine hohe Geschwindigkeit, die das luftige Gesamtbild fördern. Der Schärfebereich scheint etwas zurückgenommen zu sein. Das sollte man beim Mixing etwas im Hinterkopf behalten. Und hier hätten wir neben Gewicht und Sitz einen weiteren Punkt, der den ATH-R70xa bei der Skala zur Langzeitnutzung ganz oben einordnet: Man wird und wird den Hörer nicht leid.

Dynamik

Die feinsten Details werden sehr präzise wiedergegeben, und auch in der Grobdynamik trumpft der Hörer auf. Bei starken Lastwechseln im gespielten Material reagiert der offene Hörer ohne Kompression. Besonders schön: Nicht nur werden hohe Pegel ohne mit der Wimper zu zucken wiedergegeben, sondern alle genannten Eigenschaften bleiben über den gesamten Lautstärkebereich annähernd gleich.

Bühnenmeister

Nicht weniger begeistert bin ich von der Bühnendarstellung. Die Ortung ist ausgesprochen scharf, ich konnte keine Im-Kopf-Lokalisation bei mittig positionierten Schallquellen feststellen, das Zentrum liegt vor dem Kopf. Das ist nicht zuletzt der Bauart geschuldet: Je offener ein Kopfhörer, desto besser kann er in dieser Disziplin sein. Genauso gut erscheint die Raumtiefe. Signale im Mix auf der Bühne zu positionieren und mit Räumen zu arbeiten, ist etwas, das man oft Kopfhörern nicht zutrauen will. Mit dem Audio-Technica ATH-R70xa hätte ich da keinerlei Bauchschmerzen.

Der ATH-R70xa macht einen hervorragenden Job.

Alternativen zum Audio-Technica ATH-R70xa

Mit etwas vollerem Bass, pegelmäßig kräftigeren Höhen, aber etwas weniger Leichtfüßigkeit ist der Beyerdynamic DT-1990 Pro mkII ebenfalls eine Empfehlung, aber ein Stück teurer. Wer einen schwächeren Amp nutzen will, aber ansonsten auf ähnliche Parameter Wert legt (samt Preis!), der sollte auch den Sennheiser HD 490 Pro in Erwägung ziehen.

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