Die Mikrofone und Kopfhörer des japanischen Herstellers Audio-Technica genießen ein hohes Ansehen unter Tonprofis, doch wie steht es mit der Kombination aus beidem?
Die Headsets BPHS2 und BPHS2C basieren augenscheinlich auf Audio-Technicas Studiokopfhörer ATH-M60X, den wir etwa zwei Jahre zuvor im Test hatten. Wie schlagen sich die, mit einem dynamischem und einem Kondensatormikrofon ausgestatteten, Headset-Varianten, die uns nun zeitgleich zur Verfügung stehen, im Test?
Details & Praxis
Merkmale und Produkteigenschaften
Audio-Technicas Headsets BPHS2 und BPHS2C basieren nicht nur optisch auf dem ohraufliegenden Studiokopfhörer ATH-M60X, sondern sind laut Hersteller auch mit den gleichen dynamischen Schallwandlern ausgestattet. Diese wiederum sind von Audio-Technicas beliebten Studioklassiker ATH-M50X entliehen. Wie weit sich diese Ahnenfolge eventuell fortführen lässt, entzieht sich meiner Kenntnis, aber man sieht, dass der japanische Hersteller offenbar auf Bewährtes setzt, was aus meiner Sicht eine positive Eigenschaft ist.
Mit Ausnahme des Mikrofons, das jeweils mittig in der linken Ohrmuschel auf einem Gelenk installiert ist, sind beide Headsets identisch aufgebaut. Der große Schwenkbereich des Mikrofons erlaubt es, den symmetrisch konstruierten Kopfhörer „falsch“ herum aufzusetzen, falls man das Mikrofon und das Kabel auf der rechten Körperseite bevorzugt.
Anschlüsse
Das glatte Kabel (ca. 3 m) ist per Steckverbindung austauschbar und verfügt mit einen XLR- und einem Stereoklinkenstecker (3,5/6,35mm-Schraubadapter) über die geeigneten Anschlussmöglichkeiten für herkömmliche Mikrofonvorverstärker und Kopfhörerausgänge im Studio. Optional ist auch eine Kabel mit freien Kabelenden zum Selbstkonfektionieren beim Hersteller verfügbar.
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Ohrmuscheln und Kopfbügel
Die Audio-Technica Headsets sind mit ohraufliegenden Ohrmuscheln ausgestattet. Nach meinen Erfahrungen bevorzugt die Mehrzahl der Nutzer von Kopfhörern ohrumschließende Modelle, da ohraufliegende Kopfhörer – klammern wir die Walkman-artige Leichtbauweise mal aus – häufig von einem hohen Anpressdruck geprägt sind, der nicht selten als unkomfortabel empfunden wird. Dies ist bei unseren Testobjekte absolut nicht der Fall. Weiterhin begünstigen die auffallend dicken Polster den insgesamt sehr angenehmen Tragekomfort. Der sanfte bis moderate Anpressdruck hat allerdings den potenziellen Nachteil, dass der Kopfhörer nicht so fest und sicher sitzt, wie es bei manch einem Mitbewerber der Fall ist. Unter „normalen“ Umständen, also bei Tätigkeiten, die nicht viel Bewegung erfordern, sollte das Headset aber nicht verrutschen oder gar vom Kopf herunterfallen.
Beim Anblick des spartanisch wirkenden Kopfbügels fallen mir sofort Kopfhörermodelle ein, die einen unangenehmen Druck auf meine Schädeldecke erzeugen. Doch auch dies betrifft Audio-Technicas Headsets (zumindest subjektiv) nicht, da die Form des Bügel gleichmäßig ohne markante Druckstellen auf meiner Schädeldecke aufliegt, wodurch die optisch ein wenig spärlich wirkende Polsterung auch bei längeren Anwendungen absolut ausreichend ist.
Verwendungszweck
Die Audio-Technica Headsets BPHS2 / BPHS2C sind für sämtliche Broadcasting-Anwendungen geeignet und aufgrund ihrer hervorragenden Audioeigenschaften des Kopfhörers und der Mikrofone, die nachfolgend detaillierter beschrieben werden, richtige Allround-Talente. Potenzielle Anwendungseinschränkungen gibt es lediglich bezüglich der beschriebenen Trageeigenschaften und der Dämmung von Außengeräuschen: Die Dämmeigenschaften bleiben hinter einigen ohrumschließenden Konkurrenzprodukten zurück. Der Unterschied ist jedoch nicht gravierend und kein absolutes Ausschlusskriterium, wer allerdings ein Headset für den häufigen Einsatz unter Lärmbedingungen sucht, findet das ein oder andere geeignetere Modell.
Klang des Kopfhörers
Bei der detailfreudigen Kopfhörerwiedergabe des Audio-Technica Headsets offenbaren sich sofort die guten Gene des von mir geschätzten und seit Jahren verwendeten Studiokopfhörer ATH-M50X. Die Frequenzwiedergabe besitzt einen homogenen Grundcharakter ohne nennenswerte Maskierungen oder überambitionierte Ausprägungen, sodass man neben der Kommunikation und rudimentären Monitoring-Anwendungen durchaus in der Lage ist, Klangbeurteilungen zu tätigen. Eine Allrounder-Eigenschaft, die nicht jedes Headset besitzt.
Klang des Mikrofons
Ähnlich positives gibt es über beide Mikrofone zu berichten, die beide eine Sprachverständlichkeit und Signalqualität liefern, die zur Moderation verwendet werden kann. Der Klang beider Mikrofone unterscheidet sich eher nuanciert. Während das dynamische Mikrofon einen Hauch „griffiger“ in den mittleren Frequenzen klingt, ist das Kondensatormikrofon etwas offener in den Höhen und bei identischer Mikrofonposition (ca. 2 cm Entfernung zum Mund) ein wenig gutmütiger bei tieffrequenten Nahbesprechungsartefakten. Körperschall, der von Berührungen des Kabels ins Mikrofon übertragen wird, ist bei beiden Modellen nur marginal wahrzunehmen, was ebenfalls eine positive Profieigenschaft ist. Für mein Empfinden zählt die Sprachqualität beider Audio-Technica Modelle zur Spitzengruppe aller mir bekannten professionellen Headsets!
Fazit
Audio-Technicas Headsets BPHS2 und BPHS2C sind absolut empfehlenswerte Allrounder für den professionellen Broadcasting-Einsatz. Herausstechend sind die hervorragenden Audioeigenschaften des Kopfhörers sowie beider Mikrofone (dynamisch, Kondensator), die sich für mein Empfinden nur nuanciert voneinander unterscheiden. Die unter „Contra“ aufgeführten Anmerkungen sind weniger als Kritikpunkt, denn als potenzielle Einschränkung in speziellen Anwendungssituationen zu verstehen, für die es geeignetere Alternativen gibt. Wer hiervon nicht betroffen ist, findet in Audio-Technicas Modellen BPHS2 und BPHS2C erstklassige Hör-Sprech-Garnituren, die man bei einem geplanten Kauf unbedingt auf dem Radar haben sollte!
- hochwertige Wiedergabeeigenschaften
- gute Sprachverständlichkeit und Signalqualität beider Mikrofone
- bequemer Tragekomfort
- abnehmbares Kabel
- Mikrofon unempfindlich gegen Körperschall durch Kabelberührungen
- für einige Anwendungen möglicherweise etwas lockerer Sitz
- Dämmung für sehr laute Umgebungen unter Umständen etwas zu moderat
- Kopfhörer:
- geschlossene Bauweise
- dynamisch
- 45-mm-Treiber
- ohraufliegend
- aktivierbarer Limiter (105 dB)
- Impedanz 38 Ohm (321 Ohm mit Limiter)
- Empfindlichkeit 102 dB/mW
- maximaler Ausgangspegel 1600 mW
- Übertragungsbereich 15 – 28.000 Hz
- einseitige Kabelführung (abnehmbar)
- dynamisches Mikrofon:
- Hyperniere
- Übertragungsbereich 50 – 14.000 Hz
- Empfindlichkeit am offenen Schaltkreis -57 dB (1,4 mV)
- Impedanz 550 Ohm
- Empfohlene Lastimpedanz 2000 Ohm
- Kondensatormikrofon:
- Backplate Elektret
- Phantom Power 11 – 52 V DC (2 mA)
- Niere
- Übertragungsbereich 60 – 15.000 Hz
- Empfindlichkeit am offenen Schaltkreis -45 dB (5,6 mV)
- Impedanz 100 Ohm
- Empfohlene Lastimpedanz 2000 Ohm
- max. Input 140 dB SPL (1 kHz)
- Kabel:
- glattes Kabel (3m) abnehmbar
- 6-poliger Mini-XLR Stecker auf 6,35mm Stereoklinke und XLR (3-polig)
- Gewicht: 250g (ohne Kabel)
- Preis BPHS2: € 325,– (Straßenpreis am 16.9.2020)
- Preis BPHS2C: € 342,– (Straßenpreis am 16.9.2020)
Piotr sagt:
#1 - 23.03.2021 um 17:24 Uhr
Thank you for this review and comparison of microphones recording quality. Excellent test and great article.
Peter Koenemann sagt:
#1.1 - 24.03.2021 um 15:34 Uhr
Thanks for your feedback :)
Antwort auf #1 von Piotr
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