Praxis
Build like a tank
Bereits bei der Entnahme des kleineren Audiocase-S5-Modells aus der Verpackung bin ich über das Gewicht des Lautsprechers erstaunt. Äußerlich erweckt das Gehäuse durch seine PVC-Beschichtung den Eindruck, als ob man es hier mit einem leichten Kunststoffgehäuse zu tun bekommt. Doch bei genauerem Blick auf die Spezifikationen der Box stellt sich heraus, dass es sich bei beiden Modellen um ein aus Sperrholz gefertigtes, aluminiumverkleidetes Gehäuse handelt.
Die Entnahme des größeren und mehr als doppelt so schweren Audiocase-S10-Modells ist allein schon nicht ohne. Einmal von seiner Verpackung befreit, lässt sich die S10 dann aber problemlos positionieren. Ich möchte allerdings die fast 20 kg schwere Box auch nicht kilometerweit schleppen wollen. Beim nächsten Mai-Spaziergang oder einem Festival-Campingplatzeinsatz ist ein Rollwagen bei diesem Modell wohl unumgänglich.
Bluetooth-Wiedergabe
Da der Akku beim Audiocase-S5-Testmuster fast vollständig geladen ist, kann ich ohne vorherigen Ladevorgang mit dem ersten Praxistest starten. Nach dem Einschalten erstrahlen auch schon die beleuchteten Potis. Zusätzlich kann ich anhand der fünf weißen LEDs den Stand des Akkus ablesen. Nach kurzer Zeit schaltet sich die Beleuchtung übrigens automatisch ab, um den Akku nicht unnötigerweise zu strapazieren.
Um mein Smartphone mit dem Audiocase-System zu koppeln, halte ich den Bluetooth-Switch für einige Sekunden gedrückt. Im Bluetooth-Menü meines Smartphones erscheint der Speaker und lässt sich problemlos verbinden. Als Lautstärkeregler dienen mir der Volume-Button meines Smartphones und der große Master-Volume-Regler auf der linken Seite der Box.
Ganz schön laut …
Nachdem ich meine Soundcheck-Playlist geöffnet habe, verschaffe ich mir zuerst einen klanglichen Eindruck vom kleinen S5-Model – also zunächst mal das große Volume-Poti auf zwölf Uhr gestellt. Bereits hier liefert die Box schon ordentlich Lautstärke. Klanglich finde ich das System knackig und die Transienten werden sehr gut dargestellt. Im Höhenbereich klingt das System luftig und angenehm. Selbst der Bassbereich wird ausreichend dargestellt. Richtig tief runter geht das kleine System aber nicht.
Gebe ich am Volume-Regler dann mal Vollgas, ist es schon erstaunlich, was einem da aus diesem kleinen Gehäuse entgegenschallt. Für eine Box dieser Größe ist das Ergebnis auf jeden Fall ordentlich laut und wie von Audiocase versprochen absolut verzerrungsfrei.
Das größere S10-Modell bietet im Gesamtsound – wie zu erwarten – natürlich besonders im Low-End-Bereich ein wenig mehr. Klanglich liegen beide Systeme ansonsten sehr nah beieinander. Außerdem liefert das größere Modell noch mal mehr Pegel als die kleinere S5-Variante. Außerdem liefert das größere Modell nochmal mehr Pegel als die kleinere S5-Variante und man an dieser Stelle festhalten: Das S10-System ist definitiv ordentlich laut.
Singer-Songwriter-Setup
Nachdem ich die beiden Audiocase-Lautsprecher mit Musik aus der Dose getestet habe, komme ich zum zweiten Anwendungsgebiet und nutze die Modelle als Singer-Songwriter-Setup, welches blitzschnell aufgebaut ist. Im ersten Kanal kommt ein SM58 zum Einsatz und im zweiten Kanal gehe ich direkt aus dem verbauten Pickup meiner Akustikgitarre in die Box.
Die Lautstärke der einzelnen Signale justiere ich mit dem Volume-Poti des jeweiligen Kanals. Die Gesamtlautstärke stelle ich mit dem Volume-Regler an der Seite der Box ein. Einen Equalizer suche ich an dieser Stelle leider vergeblich, allerdings klingen Gitarre und Gesang aus der Box schon von Haus aus gut. Vor allem bei aktiviertem Outdoor-EQ, auf den ich später noch einmal eingehen werde, klingt der Bassbereich ein wenig beschnittener und dadurch in diesem Setup aufgeräumter. Ich hätte mir zumindest für den Mikrofonkanal dann aber letztlich zumindest einen Low-Cut gewünscht.
Reverb Effekt
Auch das integrierte Reverb kann sich meiner Meinung nach durchaus hören lassen. Sowohl für den Gesang als auch für die Gitarre klingt der Effekt in der richtigen Dosierung brauchbar. Ein wenig verwundert bin ich an dieser Stelle über die erreichte Gesamtlaustärke, die mich im Gegensatz zu der erreichten Lautstärke bei der Wiedergabe über die Bluetooth-Schnittstelle bei beiden Systemen doch ein wenig enttäuscht. Nach ein wenig Recherche im Netz habe ich herausgefunden, dass ich wohl nicht allein den Eindruck hatte, dass der Pegel geringer ist. Es gibt aber bereits ein Firmware-Update zum Download, das das Problem beheben soll. Gesagt, getan.
Firmware-Update mit Hindernissen
Auf der übersichtlich gestalteten Homepage des Unternehmens finde ich für beide Modelle das benötigte Firmware-Update. Nach einem Blick in den entsprechenden Guide, der ebenfalls auf der Herstellerseite zu finden ist, kommt für mich allerdings der Moment der Ernüchterung.
Um das Upgrade durchzuführen, bietet Audiocase die Software Nuvoton an. Dieses Programm ist leider ausschließlich für Windows-PCs verfügbar. Apple-Nutzer blicken leider in die Röhre.
Zusätzlich verfügt die Box nur über einen USB-A-Port, ganz anders als mein altes Windows-Netbook. Also erstmal ein entsprechendes Kabel besorgen. Zwei Tage später kann ich dann das Update mit Hilfe des besagten Windows-Netbooks, das ich noch rumfliegen hatte, aufspielen.
Jetzt erreichen beide Systeme auch auf den ersten Eingangskanälen eine ausreichende Laustärke. Der Update-Prozess war also zumindest in meinem Fall mit einigen Hürden verbunden.
Outdoor EQ
Wie bereits kurz angeschnitten, verfügen beide Audiocase-Varianten über ein zuschaltbares fixes DSP-EQ-Preset. Dieser „Outdoor EQ“ genannte Modus ist laut Audiocase für die Verwendung im Freien optimiert. Ich aktiviere das Preset durch Gedrückthalten des Buttons auf der linken Seite der Boxen.
Bei der Wiedergabe von Musik habe ich den Eindruck, dass das Signal im Bassbereich ein wenig dünner und im Höhenbereich ein wenig transparenter wird, was ich als keinen wirklichen Mehrgewinn für die Wiedergabe von Musik aus der Dose empfinde.
Allerdings verhilft dieses Preset bei der Kombination aus Gitarre und Mikrofon zu einem deutlich aufgeräumteren Klang und deutlich mehr Lautstärke, ohne zu koppeln. Ein Blick auf den RTA bei der Wiedergabe von weißem Rauschen bestätigt den akustischen Eindruck auch optisch.
Zielgruppe
Die neuen mobilen, akkubetriebenen PA-Systeme aus dem Hause Audiocase sind vor allem für User interessant, bei denen Verarbeitungsqualität und leichte Bedienung im Vordergrund stehen. Ob auf der nächsten Gartenparty, dem nächsten Gig im kleinen Kreis oder um die Fußgängerzonen der Republik mit musikalischen Ergüssen zu bereichern – die Audiocase-Systeme stellen den idealen Begleiter dar.
Selbst das kleine S5-System bietet für diese Einsatzzwecke genug Leistung, um seine Fanbase beim Ordnungsamt zu erweitern. Die Bedienung ist kinderleicht und die On-Board-Features wie Reverb und Gitarren-Eingang sind aufs Wesentliche reduziert, liefern aber genau das, was sie sollen, und der User verirrt sich nicht in unendlichen Menüfunktionen. Deshalb eignen sich die Speaker auch wunderbar in Jugendeinrichtungen, Schulen oder Tagungsräumlichkeiten. Dank ihres schlichten Designs fügen sich die Audiocases auch optisch unauffällig ins Erscheinungsbild.
Für den mobilen Einsatz ist die Leistung des Akkus und die daraus resultierende Laufzeit ebenfalls als sehr gut zu bezeichnen. Vor allem die Tatsache, dass der Akku gewechselt werden kann, erweitert die Laufzeit ungemein und bietet eine große Unabhängigkeit. Bewaffnet mit einem oder zwei Ersatz-Akkus schafft man dann auch die anschließende Afterhour-Party.
Erweitert man das System um weitere Boxen, lassen sich in der Theorie recht stattliche mobile Systeme realisieren. Sicherlich gibt es zahlreiche Alternativen auf dem mobilen PA-System Markt, allerdings ist die Verarbeitungsqualität, die Audiocase hier auffährt, wirklich mehr als vorbildlich und definitiv keine Selbstverständlichkeit.
Audiocase S10 – mögliche Alternativen
Audiocase S10 | Soundboks Gen 4 | Bose S1 Pro Plus | |
Leistung | 3 x 73 Watt | 3x 72 W | 150 W |
Bestückung | 2x 10″ Woofer + 1” Tweeter | 2×10 ” Subwoofer und 1x 1″ Hochtöner | 1x 6″ Woofer und 3x 2,25″ Driver |
Maximale Lautstärke | 125 dB (@1m) | 126 dB | 103 dB |
Frequenzbereich | 35 – 20.000 Hz | k.A. | 70 – 16000 Hz |
Bluetooth | ja | Ja | ja |
Mixer | 3-Kanal | XLR/Klinke-Inputs via App regelbar | 3-Kanal |
Reverb | ja | nein | ja |
Akkulaufzeit | Bis zu 30 Stunden | Bis zu 40 Stunden (halbe Lautstärke) – 5 Stunden bei Vollast | Bis zu 11 Stunden |
Preis in Euro | 698,- | 999,- | 549,- |