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Audioscape 76A, 76D und 76F Test

Vorgehensweise im Test

Für diesen Test sind am Ende zwei Dinge relevant: Wie unterscheiden sich die drei Audioscapes im Klang – und wie klingen sie im Vergleich zu den Originalen? Leider haben wir weder einen echten Bluestripe noch einen echten Rev. D im Studio – dafür aber zwei alte Urei Rev. H und zwei Stam Audio SA76-ADG, bei denen man innerhalb des Geräts zwischen Rev.A, Rev.D und Rev.G umschalten kann. Außerdem ziehe ich die 1176-Plug-ins von Universal Audio zum Vergleich mit hinzu: Rev.A, Rev.E und die AE Anniversary Edition.

Für alle Tests habe ich sowohl Plug-ins als auch Geräte mit einem Sinus-Testton angefahren: Da der 1176 in jeder Revision ein Rotationspunktkompressor ist und einen festen Threshold hat (der sich mit jeder Ratio ändert!), habe ich den Input so aufgedreht, dass das VU-Meter dieselbe Gain Reduction anzeigt und den Ausgangspegel mit dem Output Regler jeweils auf denselben Wert gebracht. Dazu waren bei allen Beteiligten mitunter sehr unterschiedliche Werte an den Reglern nötig, was aber auch zu erwarten war. Die Wandlung erfolgte in 88.2 kHz per Apogee Symphony.

Vergleichsinstanzen im Studiorack: Urei Rev. H…
…und Stam SA-76ADG

Audioscape 76er: Gesang, die erste

Jetzt geht das los hier: Als erstes nehme ich eine kurze Gesangspassage meines lieben Kumpels Sebastian aka Magic Ulf, schließlich sind Rock-Vocals die Paradedisziplin jedes 1176, vor allem aber des Bluestripe. Mein Lieblings-Setting für diese Anwendung: Ratio 20:1, Attack auf 3, Release auf 7. Auch bei den drei Audioscapes sind die Regelzeiten wie beim Original spiegelverkehrt, d.h. die Attack ist „mittellangsam“ (was bei einer Range im Mikrosekundenbreich relativ ist), die Release am schnellsten. Die Gain Reduction bewegt sich zwischen 3 und 10 dB.

Audio Samples
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Vocal raw Vocal Audioscape 76A Vocal Stam Rev A Vocal UAD Rev A Vocal Audioscape 76D Vocal Audioscape 76F

Gesang, die zweite

Sagen wir mal so: Ja, es gibt Unterschiede. Nein, sie sind bei weitem nicht so ausgeprägt, wie man nach der langen Vorrede denken würde. Oder, wie meine Frau sagt, die als unbedarfte Testhörerin herhalten muss: Das klingt doch alles 100% gleich. Tut es nicht – aber man muss sehr genau hinhören, um den leichten Mittenboost des 76A und die präsenteren Höhen des 76F bei gleichzeitiger Anhebung des oberen Bassbereichs zu hören, während der 76D tatsächlich am linearsten klingt. Auffällig: Audioscape werben damit, das extrem schnelle Attack der Originale zu haben – und das Attack der drei Audioscape ist tatsächlich etwas schneller als beim Plugin und beim Stam. Ich gehe mit der Ratio runter auf 4:1 (was in der Praxis mehr Kompression bedeutet, weil sich Threshold und Knee ändern) und vergleiche den echten Urei Rev H mit dem Audioscape 76F und dem Stam in Rev G.

Audio Samples
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Vocal Urei 4:1 Vocal Audioscape 76F 4:1 Vocal Stam Rev G 4:1

Hier werden die Unterschiede deutlicher – während Audioscape und Stam wirklich sehr ähnlich klingen und den Bereich um 10 kHz etwas nach vorne pushen, klingt der Urei wesentlich gedämpfter, was man als wärmer empfinden könnte. Das dürfte auch daran liegen, dass die Rev. H keinen Eingangsübertrager hat. Charakterlos klingt er deswegen aber noch lange nicht.

All Buttons, Baby!

Als nächstes muss ich natürlich DEN Klassiker überhaupt probieren: Der „All Buttons In“-Trick, bei dem alle Ratio-Knöpfe gleichzeitig gedrückt werden (es sind auch beliebige Kombinationen möglich, z.B. 4:1 und 12:1), ist eigentlich eine Fehlbedienung, die den Kompressor völlig verrückt spielen lässt und gerne auf Drum-Räumen genutzt wird. Dafür nehme ich ein Coles 4038 Mono Kit Mic und verlangsame die Release auf 3. Als Vergleich nehme ich das UAD Rev.E Plug-in, da Plug-ins beim „All Buttons In“ gerne Schwächen nachgesagt werden.

Audio Samples
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Drums Audioscape 76A All Buttons Drums Audioscape 76D All Buttons Drums Audioscape 76F All Buttons Drums UAD Rev A All Buttons

Auch hier liegen die Unterschiede keinesfalls wie offenes Buch vor mir – im Gegenteil. Ich bin vor allem überrascht, was für einen super Job das Plug-in macht, das sogar den dicksten Bassbereich aufweist. Beim 76F merkt man an der Hi-Hat wieder das etwas offenere Top End, beim 76A an der Bassdrum ein minimal schnelleres Attack.

Akustikgitarre

Zum Abschluss nehme ich eine Akustikgitarren-Passage, gehe mit der Ratio auf 8:1, Attack auf 2, Release auf 6. Die Gain Reduction bewegt sich zwischen 1 und 5 dB.

Audio Samples
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Aco raw Aco Audioscape 76A Aco Audioscape 76D Aco Audioscape 76F Aco Urei Rev H Aco UAD Rev AE

Fairerweise muss ich aber sagen: In einem Blindtest würde ich wahrscheinlich komplett daneben tippen… Zuverlässig erkennen würde ich wohl nur den Urei, weil er – trotz gleicher Kalibrierung auf dem VU Meter – hörbar etwas mehr komprimiert. Je öfter ich zwischen den Files hin- und herschalte, desto besser kann ich mich aber fokussieren: Auf den etwas zurück haltenderen Frequenzgang des 76D, das etwas höher reichende Top End des 76F und die charaktervollen Mitten des 76A. Auch das Plug-in – diesmal habe ich die AE Anniversary Edition genommen – klingt absolut überzeugend.

Alternativen zu Audioscape 76A, Audioscape 76D und Audioscape 76F

1176er gibt es wie gesagt von unzähligen Herstellern in allen Preisklassen sowohl als Hardware wie auch als Plug-in. Hier einige Hardware-Alternativen für jeden Geldbeutel:

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