Musikalischer Einheitsbrei und Mainstream? Nicht mit AudioThing! Der Plugin-Produzenten aus Irland legt großen Wert auf besonders kreative Effekte für Musik- und Audio-Produktionen. In diesem Doppeltest haben wir uns die Effekt-Plugins Gong Amp und Things Texture genauer angeschaut. Wie klingen die Effekte und was ist uns im Test aufgefallen?
Details & Praxis
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Während es sich beim Gong Amp tatsächlich um die Emulation des äußerst exotischen (Hardware-) Gong Amp von Eowave handelt, ist das Plugin Texture ein Bestandteil der sogenannten Things-Serie mit laut Hersteller „kleineren“ bzw. etwas simpleren Effekten. Dabei sollen Sound und Kreativität aber nicht zu kurz kommen. Wie das bereits getestete Instrument-Plugin AudioThing Noises handelt es sich bei den Effekten Gong Amp und Things Texture um Plugins im VST2-, VST3-, AAX- und AU-Format.
Gong Amp
Wie man am fotorealistischen GUI unschwer erkennen kann, wird das Audiosignal tatsächlich über einen resonierenden Gong wiedergegeben. Das heißt, das ungewöhnliche Klangverhalten wird durch einen Mix aus Faltungshall und Physical Modelling emuliert. Da dürfen Plugin-typische Erweiterungen, in diesem Fall diverse Modulationsmöglichkeiten, Pitch Shifting und Sättigungsartefakte natürlich nicht fehlen. Und auch an der Hardware stehen mittels Ketten (Chains) und einem Kissen zur Dämpfung optionale Modifikationen zur Auswahl.
Gong Amp fördert definitiv eine spielerische Experimentierfreudigkeit. In der Praxis zeigt sich aber auch, dass ein übergeordneter Master Output vorteilhaft wäre, um das präferierte Wet/Dry-Verhältnis bei Pegelanpassungen im Insert-Betrieb des Plugins beizubehalten. Das ist kein Beinbruch, wäre aber eine aus meiner Sicht sinnvolle Erweiterung für ein kommendes Update.
Things – Texture
Texture ist ein „Granular Reverb“ mit aktivierbarem Pitch Shifting des Granular-Effekts um ± eine Oktave und einem Mid/Side-Feature, das die Anwendung des Granular-Effekts auf das Seitensignal des Inputs beschränkt. Eine gleichzeitige Absenkung des Mittensignal resultiert in einem breiteren Raumeindruck im Stereobild, was sich je nach Mix-Situation als Vorteil erweisen kann. Der Diffusion-Button erhöht das Feedback und somit die Ausklingzeit des Reverbs. Die Bedienung von Texture ist äußerst simpel und man gelangt quasi im Handumdrehen zu musikalisch und tontechnisch tollen Resultaten – was will man mehr? Mit 19 Euro ist das Plugin zudem auffallend preiswert.
Sound
Beide Plugins klingen ausgezeichnet und sind musikalisch hervorragend einsetzbar. Der Gong Amp erhebt sich dabei auffallend aus der Masse, da es meines Wissens keinen unmittelbar vergleichbaren Effekt gibt, der zudem so lebendige und organisch wirkende Klangverläufe ermöglicht.
Sonstiges
Abschließend möchte ich anmerken, dass beide Plugins während der Testphase absolut zuverlässig arbeiteten und auch die Verwendung multipler Instanzen führte auf meinem iMac Pro unter macOS Catalina und Logic Pro zu keinen auffälligen Belastungen oder Unstimmigkeiten.
Fazit
AudioThings Effekt-Plugins Gong Amp und Things-Texture sind durchaus eine Bereicherung für eigentlich jede DAW. Die musikalisch wertvollen und hochwertig klingenden Effekte von Texture lassen sich gewiss auch mit Konkurrenzprodukten anderer Hersteller erzielen, allerdings nicht unbedingt so günstig und simpel in der Bedienung. Gong Amp ist ein einzigartig stilbildender Effekt, der sich in vielen musikalischen Stilrichtungen als das gewisse i-Tüpfelchen entpuppen und sowohl plakativ als auch subtil eingesetzt werden kann. Auf jeden Fall ein Geheimtipp!
- fantastischer und eigenständiger (Gong Amp!) Sound
- inspirierende musikalische Verwendbarkeit der Pitch-Shift-Features bei beiden Plugins
- intuitive Bedienung ohne Schnickschnack
- Gong Amp: kein übergeordneter Master Output (Dry + Wet)