Diese Auflistung widmet sich einem der frühesten Gitarreneffekte überhaupt, dem Wah-Wah-Pedal. Auch wenn das Wah typischerweise mit dem Sound der 60er und 70er assoziiert wird, gab es bereits in den 50er Jahren die ersten Bestrebungen, den Klang der E-Gitarren mit Effekten aufzuwerten. So entwickelte Chet Atkins ein Wah im Eigenbau, das z.B. auf Songs wie Hot Toddy oder Slinkey zu hören ist, allerdings sollte es noch bis ins Jahr 1966 dauern, bis Bradley J. Plunkett das erste wirkliche Wah-Wah Pedal für die Warwick Electronics/Thomas Organ Company fertiggestellt hatte, das im Februar 1967 zum Patent angemeldet wurde.
Thomas Organ hatte ein Jahr zuvor die Exklusivrechte am Markennamen Vox für Nordamerika vom britischen Hersteller JMI erworben und benannte das neuartige Effektpedal nach kurzer Zeit von “Vox Clyde McCoy Wah-Wah Pedal” um in “V846 Vox Wah-Wah”. Die frühesten Aufnahmen, mit denen dieser Effekt Einzug in die Welt der Gitarristen nahm, stammen aus dem Jahre 1967 von Eric Clapton und Jimi Hendrix. Doch ganz egal, ob es sich um rockige Riffs à la Voodoo Chile oder funky 16tel Grooves im Stile des Shaft-Soundtracks handelt, das Wah ist in allen Stilistiken zuhause. Aus diesem Grund wollen wir euch in diesem Audiovergleich einige besonders angesagte Pedale vorstellen.
1. Dunlop – Cry Baby GCB-95
Die Liste der verschiedenen Cry Baby-Wahs und der diversen Signature-Modelle aus dem Hause Dunlop ist schier uferlos und umfasst nahezu 30 Varianten. Der große Klassiker ist jedoch das GCB-95, das sicherlich zu den am weitesten verbreiteten Pedalen dieser Gattung gehört. Der Name des Wahs geht übrigens auf das frühe Vox-Modell zurück, denn der Vox-Gitarrenvorführer Del Casher nahm im März 1967 ein Demo mit dem Namen “Crybaby” auf, ein Titel, den Thomas Organ in der Folge zusätzlich als Produktname für sein Wah-Pedal nutzte, um die Präsenz im Markt zu vergrößern. 1981 erwarb Dunlop die Rechte am Cry Baby, womit die Brücke zwischen dem Urmodell und der eigenen Auslegung geschlagen wird. Das Standard-Cry Baby hat einen Ein- und Ausgang und kommt mit einem Buffered-Bypass.
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2. Morley 20/20 Bad Horsie Wah
Eine weitere Marke, die man unweigerlich mit dem Wah-Pedal in Verbindung bringt, ist Morley. Zum einen, weil die Company schon relativ lange in Sachen Wah unterwegs ist, aber auch, weil namenhafte Endorser wie z.B. Steve Vai tolle Multiplikatoren sind. Das Bad Horsie Wah verdankt seine Produktbezeichnung dem gleichnamigen Steve-Vai-Song und besitzt mit “Bad Horsie” und “Contour Wah” zwei Wah-Modes, wobei im Contour-Mode zwei Potis für “Contour”, also Tone und Wah-Level zur Verfügung stehen.
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3. Xotic – XW-1
Das XW-1 aus dem Hause Xotic ist sicherlich der aufwändigste Kandidat in unserer Auflistung, denn wir haben hier vier Potis an der Außenseite und satte vier Dipschalter sowie ein Poti im Pedalinneren. Bias Control verändert die Grundcharakteristik des Wahs, während Wah Q die Bandbreite, also den Q-Faktor des Filters justiert. Ebenfalls an Bord ist ein Zweiband-EQ, der die Bass- und Treble-Frequenzen um 15 dB anheben oder absenken kann. Die vier internen Dipschalter stehen für die “Toe Down Range”, die Aktivierung des separaten Input Gain-Reglers, einen “Presence cut”, und sie erlauben das Aktivieren einer tieferen Frequency Response.
Im Gegensatz zu den meisten Wah-Pedalen ist die Xotic-Ausführung mit einem True Bypass ausgerüstet.
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4. Ibanez WH10V3 Wah Pedal
Das Ibanez WH10 hat eine relativ lange Geschichte, denn das erste Modell erblickte bereits 1987 das Licht der Welt und wurde 2007 vom Nachfolger WH10 V2 beerbt. 2020 war die Zeit für die V3-Version gekommen, die in einem schwarzen, robusten Metallgehäuse steckt. Das Pedal besitzt außer Ein- und Ausgang einen Schalter, der zwischen True- und Buffered-Bypass wählt, sowie ein Depth-Regler, der die maximale Verstärkung der Frequenzspitze bestimmt. Ein weiterer Schalter ermöglicht den Wechsel zwischen Gitarren- oder Bassbetrieb.
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5. Vox V845 Wah-Wah
Im weitesten Sinn hat auch Vox einen Anteil an der Erfindung des Wah-Pedals und das Clyde McCoy-Wah von Thomas Organ zählt zu den ersten Modellen dieser Gattung. Allerdings war Clyde McCoy ein Trompeter, der zwar nicht direkt an der Entwicklung des Wahs beteiligt war, aber als Könner im Spiel mit dem Trompetendämpfer für den typischen Sound stand. Das aktuell erhältliche V845 basiert laut Angaben auf den Spezifikationen des Originalpedals und kommt mit einem Buffered-Bypass. Der Preis des Vox-Wahs ist überraschend niedrig, das damit als das preiswerteste Modell in unsere Auflistung eingeht.
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6. Fulltone Clyde Deluxe
Auch das Fulltone Clyde Deluxe Wah basiert auf dem Original Clyde McCoy Wah, von dem sich angeblich ein paar Originale in der Sammlung von Entwickler Michael Fuller befinden. Fuller setzt hier auf hochwertige authentische Bauteile und orientiert sich am klassischen Sound, den er in gewohnter Qualität aufs Tablett zaubert. Bei der Deluxe-Variante lassen sich Buffer und Eingangspegel regeln und zur Auswahl stehen drei Wah-Modi, nämlich “Wacked”, “Jimi” und “Shaft”. Auch das Clyde-Wah kommt mit einem True-Bypass.
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Audiobeispiele
Für die Soundfiles spiele ich die oben aufgeführten Wah-Pedale in einen cleanen Fender Silverface Bassman aus dem Jahre 1973. Als Cabinet kommt die Faltung einer Celestion Greenback Box zum Einsatz. Die Cleansounds generiert eine Fender Stratocaster in der Halsposition, während ihr bei den verzerrten Sounds eine Ibanez Artist in der Stegposition hört. Als Overdrive parke ich in der Rubrik 3 und 4 einen Boss OD-3 hinter dem Wah-Pedal. Als kleine Anmerkung zum Setting der Wahs sei gesagt: Beim Xotic-Modell stehen alle Regler mittig, beim Ibanez steht der Depth-Regler auf 11 Uhr, beim Morley ist der Contour-Mode deaktiviert und beim Fulltone habe ich mich für den Jimi-Mode entschieden.
a) Clean – Chords
b) Clean – Single Notes
c) Distorted – Chords
d) Distorted – Single Notes
e) Praxisbeispiel
Zum Abschluss hört ihr ein Praxisbeispiel zu einem Backing-Track, bei dem ich die Wahs in der obigen Reihenfolge durchspiele. Sowohl der cleane 16tel Groove als auch die Solo-Linie stammen vom selben Wah.
Fazit:
Es ist schon erstaunlich, dass alle mir vorliegenden Modelle astreine Wah-Sounds hervorzaubern können, und das völlig unabhängig vom Preis. Ehrlich gesagt würde ich mich auch vollkommen bedenkenlos mit jedem einzelnen Pedal in unserer Auflistung auf die Bühne stellen.
Wer gesteigerte Flexibilität sucht, wird möglicherweise eher zum Ibanez, Xotic, Morley oder Fulltone greifen; Cry Baby und Vox Wah sind zwar die preiswertesten Kandidaten, liefern die Standard-Wah-Sounds aber genauso gut ab.
Klanglich unterscheiden sich die Modelle primär durch den Regelweg bzw. den Peak, der aber bei jedem Wah einstellbar ist, entweder per Poti oder intern an Zahnstange/Zahnrad. Auffällig war, dass das Ibanez-Wah bei der Depth-Stellung auf 11 Uhr bereits die Vorstufe meines Amps leicht in den Break-Up fuhr und daher auch etwas aggressivere, geboostete Wah-Sounds ermöglicht. Das Morley-Pedal zeichnet sich ebenfalls durch einen großzügig ausgelegten Regelweg aus, fällt aber auch durch ein stärkeres Nebengeräuschverhalten als die anderen Testkandidaten auf.
Letztendlich zählt beim Wah aber nicht nur der Sound, sondern auch das haptische Erlebnis und die Gängigkeit der Fußbedienung. Hier kann das Morley Wah mit seiner Auto Engage-Funktion und dem weit in die Toe-Position reichenden Regelweg etwas Umgewöhnungszeit einfordern, wenn man das Standardgehäuse mit der leichten Abschrägung nach vorne gewohnt ist, was jedoch nach ein paar Takten Spielzeit kein Problem darstellen dürfte. Das Fulltone Clyde Wah ist hier sicherlich am großzügigsten ausgelegt und zeigt die größte Trittfläche.
Ein weiterer Punkt, der in die Kaufentscheidung einfließen sollte, ist die Frage, ob man ein True-Bypass-Modell möchte, womit nur Ibanez, Xotic und Fulltone Wah dienen können.