Nur wenige Boutique-Amp-Hersteller schaffen es, in den Olymp der All-Time-Klassiker aufgenommen zu werden. Noch kurioser wird es, wenn man bedenkt, dass die Benchmark von einem Verstärker gesetzt wird, den wohl die allerwenigsten Gitarristen jemals gespielt haben oder spielen werden: Die Rede ist von Alex Dumble und seinem legendären Overdrive Special.
Weil der Dumble Overdrive Special und auch der Steel String Singer zu den teuersten Gitarrenverstärkern zählen, die der Musikinstrumentenmarkt kennt, haben sich kreative Hersteller der Herausforderung gestellt, den legendären Dumble-Sound ins Pedalgehäuse zu packen. Damit steht der charakteristische “Mitten-Bloom” auch normalsterblichen Usern zur Verfügung. Heute gilt es zu ergründen, wie sieben beliebte Dumble-Style-Pedale sich im Vergleich und im Verhältnis zum großen Vorbild schlagen!
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Der kalifornische Verstärkerspezialist Howard Alexander Dumble startete seine Karriere bereits in den Sechzigerjahren mit dem Modifizieren von Fender-Amps. Damals war Howard Dumble, der bald seinen Zweitnamen Alex zum Hauptnamen erkor, ein noch relativ unbeschriebenes Blatt. Das sollte sich allerdings ändern, als Stevie Ray Vaughan sich für den Dumble Steel String Singer Amp entschied und damit das Interesse vieler prominenter Gitarristen wie z.B. Carlos Santana auf sich zog.
Laut Robben Ford war es eines seiner Konzerte Anfang der Siebzigerjahre, bei dem er einen Fender Blackface Bassman spielte und Alex Dumble zum Overdrive Special inspirierte. Dumble zog sich ab den 1990ern etwas zurück und baute nur noch wenige Amps, was zur Folge hatte, dass heute für die gefragten Modelle Preise im fünfstelligen Bereich aufgerufen werden – kein Wunder also, dass sich diesen speziellen Sound nur wenige leisten können. Unter ihnen allerdings findet man Ikonen wie Robben Ford, Stevie Ray Vaughan, Larry Carlton, Carlos Santana, Keith Urban, Eric Johnson, Joe Bonamassa und John Mayer, um nur einige zu nennen.
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Aber was genau macht den Sound eines Dumbles aus?
Wichtig zu wissen ist, dass Dumble Amps alle handgefertigt sind und aufgrund der Bauteil-Toleranzen und der verwendeten Komponenten wie z.B. der Endstufenröhren nicht identisch klingen. Das waren beim Overdrive Special meist 6L6, aber auch mal EL34. Dennoch weiß jeder Gitarrist, auch wenn er noch nie einen Dumble gespielt hat, was mit dem Sound gemeint ist, der sich primär auf den Overdrive Special oder den Steel String Singer bezieht.
Typisch ist ein ganz spezieller, ausgeprägter,”süßer” Mittenbereich, eine hervorragende Anschlagsempfindlichkeit und ein sehr dicker und runder Grundklang.Der Vergleich mit anderen Amp-Herstellern fällt schwer, aber man könnte den Dumble-Sound noch am ehesten mit einem modifizierten Fender Blackface vergleichen, mit prägnanteren Mitten und früherem Break-Up. Den Marshall-artigen Biss bei Powerchords wird der Dumble nicht authentisch liefern und die glasigen, glockigen Höhen eines Vox sicherlich ebensowenig.
Ein Begriff, der auch immer wieder im Zusammenhang mit Dumble fällt, ist der sogenannte “Note Flip”. Hierunter versteht man, dass eine angeschlagene Note langsam in einen Oberton kippt, fast so, als würde ein Feedback entstehen Keine Wunder, dass Carlos Santana von diesem Amp so angetan war!
Robben Ford, der für seinen ersten Dumble nur schlappe 1200 Dollar bezahlen musste, beschreibt in einem Reverb-Interview den Sound selbst als: “A perfect sonic curve, the lows are deep and rich but not unclear, it doesn’t mush out like some amps will. You have the frequencies there for your use. The mid range punchy and clear and the high end bright, clear, but doesn’t hurt your ears. It’s loud but it sounds good.”
Das Einstellen des Sounds an Dumble-artigen Pedalen erweist sich je nach Modell nicht immer als ganz selbsterklärend, da die Potibelegung meist über das klassische “Gain-Volume-Tone” hinausgeht und die einzelnen Parameter extrem ineinandergreifen. Zum einen gilt es bei einigen dieser Modelle, feinfühlig mit dem Poti umzugehen, das für die Bässe zuständig ist (z.B. Bass beim “Euphoria”, Deep beim “Dude”, “Voice” beim Zendrive), denn ein zu weites Aufdrehen kann zu fuzzigen und extrem boomy klingenden Ergebnissen führen. Die Potis Tone und Voice, die man z.B. beim Zendrive oder Rumble findet, können hingegen auch die Verzerrung, bzw. die Wahrnehmung der Verzerrung stark beeinflussen. Wer hier gute Klangergebnisse erzielen will, muss sich wirklich mit den Pedalen beschäftigen und die Wechselwirkung der Potis auch untereinander gut kennenlernen.
1. Hermida/Lovepedal Zendrive
Das Hermida Zendrive ist sicherlich die bekannteste Version des Dumblestyle-Overdrives, was sicherlich auch Robben Fords Lobeshymnen auf das Pedal geschuldet ist. Von der Gainstruktur ist das Pedal eher im Midgain-Bereich anzusiedeln, das cremige Leadsounds mit sehr prägnanten Mitten liefert. Regelbar ist es in Volume, Gain, Tone und Voice. Das Voice-Poti übernimmt zwei Aufgaben, zum einen den Zerranteil des Pedals im Verbund mit Gain und zum anderen die Ansprache der tiefen Frequenzen festzulegen.
Test: Hermida Zendrive Test
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Ladenpreis: 269,00 Euro (Mai 2020)
2. Wampler Euphoria
Früher hörte dieses Pedal auf den Namen “Ecstasy”, wurde jedoch aufgrund der Ähnlichkeit zum Namen des Bogners “Ecstasy”-Amps in Euphoria umbenannt. Bereits auf der Herstellerseite von Brian Wampler fällt der Begriff “D”-Style-Overdrive. Dabei kann dieses Pedal weitaus mehr, denn zur Auswahl stehen drei Clipping Modes, von “Smooth” (Dumble-Style Setting) zu “Open” und “Crunch”. Die übrigen vier Potis arbeiten wie auch beim Zendrive extrem interaktiv. So hat der Tone-Regler auch Einfluss auf die Lautstärke und der Bassregler auf den Zerrgrad. Gain und Volume sollten ebenfalls im Verbund eingestellt werden.
Test: Wampler Euphoria Test
Affiliate Link: Wampler Euphoria
Ladenpreis: 215,00 Euro (Mai 2020)
3. Mad Professor Simble
Auch Björn Juhl und seine finnische Marke Mad Professor hat sich mit dem “Simble” der Dumble-Thematik angenommen. Hier kommt das Pedal ebenfalls mit vier Reglern: Level bestimmt die Ausgangslautstärke und Sensitivity den Zerrgrad. Der Accent-Regler passt den Pick-Attack und die Höhen an, bevor das Signal übersteuert wird und Contour die Höhen des Ausgangssignals. Das Pedal kann mit 9-12 Volt gefüttert werden und kommt mit einem True Bypass.
Ein weiteres Modell im Portfolio ist der “Twimble”, der neben der Simble-Schaltung über einen schalt- und regelbaren Boost verfügt.
Test (nur Twimble): Mad Professor Twimble Test
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Ladenpreis: 189,00 Euro (Mai 2020)
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Ladenpreis: 211,00 Euro (Mai 2020)
4. J.Rockett The Dude
J. Rockett liefert mit dem Dude ebenfalls ein D-Style-Pedal mit der klassischen Vier-Poti-Belegung, stellt jedoch etwas mehr Gainreserven zur Verfügung als die anderen vorgestellten Modelle. Level bestimmt die Ausgangslautstärke, Ratio den Zerrgrad, Treble die Höhenanteile und Deep die Bässe.
Die erste Version des Dudes kam bereits vor einigen Jahren auf den Markt.
Mittlerweile gibt es eine Zweitauflage, bei der ein weniger aggressiv arbeitendes Volume-Poti eingesetzt wurde, denn die Urversion sprang bereits bei niedrigeren Settings in eine gehörige Lautstärke. Der Rest ist, von den nun silbernen Potiknöpfen und dem neuen Fußschalter abgesehen, identisch und die mattschwarze Lackierung wirkt sehr edel.
Test: J. Rockett Audio Designs The Dude V2 Test
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Ladenpreis: 239,00 Euro (Mai 2020)
5. MXR Shin-Juku Drive
Der Shin-Juku Drive war leider nur eine begrenzte Zeit als Limited Edition im Portfolio von MXR und lieferte ebenfalls eine Dumble-artige Impression. Regelbar ist das Pedal in Lautstärke, Zerrgrad und Ton. Der “Dark”-Knopf besitzt eine Art Filterfunktion und kann die Höhen beschneiden.
Test: MXR Shin-Juku Drive Test
Link: n/a
Preis: nur auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich
6. Mooer Rumble Drive
Mooers Rumble Drive lehnt sich klanglich und auch hinsichtlich der Potibelegung deutlich an das Hermida Zendrive-Pedal an, kommt jedoch in einem Minipedalgehäuse und auch die Potiauslegung variiert zur Vorlage. Der Preis des Mooers liegt deutlich unter der Hermida-Ausgabe und bietet sich damit für den kleineren Geldbeutel an.
Test: n/a
Audiovergleich: Audiovergleich – Hermida Zendrive vs Mooer Rumble
Affiliate Link: Mooer Rumble Drive
Ladenpreis: 52,00 Euro (Mai 2020)
7. Joyo R-02 Taichi Overdrive
Der chinesische Hersteller Joyo hat sich ebenfalls vom Dumble-Modell inspirieren lassen und liefert mit dem R-02 Taichi Overdrive ein Pedal mit der typischen Zen-Drive-Belegung. Dieses kommt im Gegensatz zur Mooer-Variante jedoch in einem großen, chromfarbenen Gehäuse und verfügt über eine extrem futuristisch aussehende LED-Beleuchtung. Preislich liegt der Taichi in der Nähe des Mooer Modells und zählt damit ebenfalls zu Budget-Kategorie innerhalb unserer Auflistung.
Test: folgt bald
Affiliate Link: Joyo R-02 Taichi Overdrive
Ladenpreis: 52,00 Euro (Mai 2020)
Soundbeispiele
Für die Soundfiles parke ich die Pedale vor einen halbwegs cleanen Fender Bassman aus dem Jahre 1973. Von dort geht es in ein 4×12″ Cabinet IR mit Celestion Greenbacks.
Da identische Pedalsettings für den Vergleich wenig aussagekräftig sind, setze ich die Pedale auf Werte, die für mich den Idealsound besonders gut herausarbeiten.
Welche dies jeweils sind, seht ihr im Video.
1. Sound mit Humbucker
Am Anfang hört ihr ein Riff, für das ich eine Maybach Les Paul in der Stegposition einsetze.
2. Sound mit Single-Coils
Beim nächsten Beispiel verwende ich eine Fender Stratocaster in der Halsposition:
3. Gain Minimum vs. Maximum
Nun betrachten wir die Range des Gainpotis. Zum Einsatz kommt diesmal eine Ibanez AS153 (ES335-Style) in der Stegposition:
4. Dynamisches Spiel
Die nächsten Beispiele spiele ich zuerst mit den Fingern gepickt. Das Volume-Poti steht zunächst auf 5, dann folgt bei gleichem Setting der Plektrumanschlag, und zum Abschluss drehe ich das Volume-Poti auf 10. Die verwendete Gitarre ist eine Maybach Les Paul in der Stegposition
5. Songkontext
Zu guter Letzt möchte ich die Pedale im Kontext hören. Ihr hört das identische Riff jeweils mit einem anderen Pedal gespielt, in der Reihenfolge, wie sie im Artikel vorkamen. Die verwendete Gitarre ist eine Fender Stratocaster.
Wolfgang Krietsch sagt:
#1 - 20.05.2020 um 11:42 Uhr
Der König der "Dumble"-Pedale ich für mich ohne Frage der Kondo Shifuku D-Style von Demon Pedals.Ich hatte eine Weile den Zendrive, den Euphoria und den Kondo, und letzterer hat in meinen Ohren den Euphoria knapp geschlagen. Der Zendrive fällt gegen beide ab.https://demonpedals.com/kon...
Haiko Heinz sagt:
#1.1 - 20.05.2020 um 15:57 Uhr
Danke Dir für die Ergänzung, das klingt interessant und werde ich mir mal anhören!
Antwort auf #1 von Wolfgang Krietsch
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