Für viele ist der Klon Centaur der heilige Gral unter den Overdrives und der Mythos um dieses Pedal ist mindestens genauso groß wie der Mythos um die griechische Sagengestalt, nach der er benannt ist. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Zum einen dürfte es an der Tatsache liegen, dass das Pedal von Mitentwickler Bill Finnegan wirklich gut klingt, aber auch auf eine gewaltige Schar von prominenten Usern wie Jeff Beck, Joe Perry oder John Mayer verweisen kann.
Die Tatsache, dass es nur ca. 8000 original handgefertigte Modelle gibt, dürfte zusätzlich zur Begehrtheit beigetragen haben. Wie bei jedem Equipment, dessen Sammlerwert im Unermesslichen liegt, darf man zu Recht die Frage stellen, ob nicht auch andere Firmen tolle Pedale im Rahmen der Klon-Thematik fabrizieren können. Hier haben wir euch einige Modelle zusammengestellt.
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History:
Der Klon Centaur wurde in den Jahren 1990-1994 von Bill Finnegan mitentwickelt. Dieser spielte eine Fender Telecaster in einen Fender Twin, den er gerne in einer höheren Lautstärke einsetzte, um einen massiven, vollen Sound zu erhalten. Um dieses Klangerlebnis auch in kleinen Clubs bei niedrigeren Pegeln genießen zu können, begab er sich auf die Suche nach Overdrives, wurde jedoch nie so richtig zufriedengestellt. Der Sound des damals beliebten Tubescreamers sagte ihm nicht zu, weil der zu viele Bässe schluckte, die Mittenfrequenzen betonte und gleichzeitig die Transienten des Originalsignals komprimierte. Vielmehr suchte er ein Pedal mit einem offenen, transparenten Sound, das den Klang einer milden Röhrenzerre liefern konnte, ohne dass man den Eindruck bekommt, dass ein Pedal verwendet wird. Bill setzte sich mit Technikern des MIT zusammen, darunter Fred Fenning, der ihm bei der Realisation seiner Idee half. Der Prozess dauerte über vier Jahre und das Ergebnis war das besagte Overdrivepedal, das Ende 1994 für 329 USD über die Ladentheke ging. Da keine Standardbauteile verwendet wurden, auch in Bezug auf Gehäuse und Potis, und alles in Handarbeit gefertigt wurde, fiel die Gewinnmarge trotz des relativ hohen Preises immer noch zu niedrig aus. Dieser Zustand, in Kombination mit der hohen Nachfrage, war irgendwann nicht mehr tragbar, und so stellte Bill 15 Jahre später die Produktion ein und verkaufte den Klon ab 2014 unter dem Namen KTR. Laut Bill Finnegan besitzt dieses Modell die gleiche Schaltung und auch die identischen NOS-Germaniumdioden, allerdings wurde die Durchsteckmontage (through-hole) durch Oberflächenmontage (SMT) ersetzt und das Pedal ist deutlich kleiner.
Da der Original-Klon einen gepufferten Bypass besitzt, wurde Bill der steigenden Nachfrage nach True-Bypass-Pedalen gerecht und entwickelte in Zusammenarbeit mit Timmy-Erfinder Paul Cochrane einen schaltbaren Bypass-Modus für die aktuellen KTR-Modelle. Neben dem Schriftzug “Kindly remember: the ridiculous hype that offends so many is not of my making.”, wird der Buffer Modus durch den Satz “almost always better” für Buffered Bypass und “almost always worse” für den True Bypass Mode angegeben.
Den Test zum KTR Klon findet ihr hier:
Sound
Je nach Pedalsetting fungiert der Klon entweder wie ein Cleanboost, als “always-on” Klangverbesserer, oder wie ein dezentes, nahezu transparentes Overdrive-Pedal.
Auch wenn man teuren Boutique-Pedalen gerne den Vorwurf macht, dass es sich um banale Schaltungen oder Remakes alter Klassiker handelt, die einfach nur überteuert verkauft werden, sind beim Klon doch ein paar Neurungen zu finden, die damals nicht ganz alltäglich waren, wie z.B. das Design der Stromversorgung, die feed-forward networks und das Gain-Doppelpoti (double-gang-potentiometer).
Die Eingangsstufe ist ein Buffer, basierend auf einem TL072 Op-Amp, um das Signal zu stabilisieren, das anschließend in drei Wege gesplittet wird. Die Mittenanhebung des Klons liegt bei ca. 1 kHz im Gegensatz zu ca. 723 Hz beim Tubescreamer. Der Tone-Regler arbeitet als aktiver High-Pass-Shelf, der alle Frequenzen ab 400 Hz herauszieht oder boostet.
Ebenfalls ein wichtiger Soundbaustein sind laut Bill Finnegan die verwendeten NOS Germaniumdioden, die in dieser Form wohl nicht mehr erhältlich sind.
1. Wampler Tumnus
Ein moderner Klassiker unter den Klon-artigen Pedalen ist der Tumnus, benannt nach dem Fabelwesen aus den “Chroniken von Narnia”. Dieser Overdrive ist als Deluxe-Variante mit schaltbarem Buffer und als Minipedal mit nur drei Potis erhältlich. Mittlerweile gibt es die zweite Auflage mit einer überarbeiteten Oberflächengrafik. Für den Vergleich entschied ich mich für das kleine Modell.
- Wampler Tumnus Overdrive V2 (Produktseite auf thomann.de)
Preis: 144,00 Euro (April 2020)
Test folgt demnächst!
2. Way Huge Conspiracy Theory
Auch hier lässt der Name Rückschlüsse auf die Schaltung des Klon-Originals zu, dessen Innenleben mit Epoxy versiegelt wurde, damit die Schaltung geheim bleibt und nicht so leicht kopiert werden kann. Ansonsten kommt das Way-Huge-Pedal mit bekannter Potibelegung und Gehäuseoptik, wobei wir es diesmal mit einer reinen True-Bypass-Version zu tun haben.
- Way Huge Conspiracy Theory Overdrive (Produktseite auf thomann.de)
Preis: 169,00 Euro (April 2020)
3. J. Rockett Archer
Der Centaur mit Bogen auf dem Archer-Gehäuse verrät die Verwandtschaft zum berühmten Original. Auch hier haben wir drei rotbraune Potis für Output, Treble und Colour. Wie beim Original-Klon wird die Spannung des Archers intern auf 18 Volt hochgerechnet und im Bypass ist ein Buffer aktiv. Im Portfolio von J. Rockett ist darüber hinaus noch das Archer Ikon, Archer Clean und das Jeff Archer Modell erhältlich.
- J. Rockett Audio Designs Archer (Produktseite auf thomann.de
Preis: 239,00 Euro (April 2020)
4. Electro Harmonix Soul Food
Auch Elektro Harmonix hat sich mit dem “Soul Food” der Klon-Thematik angenommen, allerdings ist hier der Bypass-Modus zwischen True und Buffered schaltbar, und im Gegensatz zu den im Original eingesetzten Germaniumdioden kommen hier Siliziumtypen zum Einsatz. Preislich liegt der Soul Food deutlich unter den bereits vorgestellten Modellen.
- Electro Harmonix Soul Food (Produktseite auf thomann.de)
Preis: 79,00 Euro (April 2020)
Test: n/a
5. MXR Sugar Drive
Der MXR Sugar Drive ist “based on a rare and mythical overdrive pedal” (Manualtext) und packt den Centaur in eine Minipedalgröße, wobei sogar das Umschalten zwischen True- und Buffered-Bypass möglich ist. Auch hier kommt eine Voltverdopplung zum Erreichen von mehr Headroom zum Einsatz, und die altbekannte Potibelegung ist ebenfalls anzutreffen.
- Dunlop MXR M 294 Sugar Drive Mini (Produktseite auf thomann.de)
Preis: 159,00 Euro (April 2020)
Test: n/a
6. Caline Pegasus
Zum Abschluss kommen wir zu zwei kostengünstigen Vertretern der Klon-Sparte, zunächst zum Pegasus, der vom chinesischen Hersteller Caline stammt. Auch hier verraten Farbwahl und Potibelegung, wes Geistes Kind dieser Verzerrer ist, der mit True Bypass kommt.
- CP-43 Caline Pegasus Overdrive
Preis: ca. 50,00 Euro (April 2020)
Test: n/a
7. Joyo R-01 Tauren Overdrive
Ebenfalls eher im Budget-Bereich ist der Joyo Tauren anzusiedeln, der jedoch mit einer sehr ansprechenden Optik und modernem Design überrascht. Der Rest ist bekannt: drei Potis und ein Name aus der griechischen Mythologie.
- Joyo R-01 Tauren Overdrive (Produktseite auf thomann.de)
Preis: 54,00 (April 2020)
Test: n/a
Soundbeispiele:
Für die Soundfiles parke ich die Pedale vor einen halbwegs cleanen Fender Bassman aus dem Jahre 1973. Von dort geht es in eine 4×12″ Cabinet IR Celestion Greenbacks.
Vollkommen identische Pedalsettings sind aufgrund unterschiedlicher Poti-Auslegungen für den Vergleich wenig zielführend und daher setze ich die Pedale auf Werte, die für mich den Sweetspot besonders gut herausarbeiten. Welche dies jeweils sind, kann dem Video entnommen werden.
1. Sound mit Humbucker
Am Anfang hört ihr ein Riff, gespielt mit einer Maybach Les Paul in der Stegposition.
2. Sound mit Singlecoils
Nun folgt eine Fender Stratocaster mit dem Pickup in der Halsposition
3. Gain Minimum vs. Maximum
Als nächstes hört ihr die Range des Gainpotis. Zum Einsatz kommt eine Ibanez AS153(ES335-Style) in der Stegposition:
4. Dynamisches Spiel
In den folgenden Files spiele ich zuerst mit den Fingern gepickt, wobei der Volume-Regler auf 5 steht, dann folgt bei gleichem Setting der Plektrumanschlag, und zum Abschluss drehe ich das Volume-Poti auf 10. Die verwendete Gitarre ist erneut eine Maybach Les Paul in der Stegposition
5. Songkontext
Zum Abschluss müssen sich die Pedale in einem Backingtrack behaupten. Sowohl auf der linken als auch der rechten Seite ist jeweils das identische Pedal. Die Gitarre ist eine Maybach Les Paul.