Wenn ein Overdrive-Pedal sich mit den Attributen “Transparent” oder “Natural” schmückt, dann beschreiben diese in den meisten Fällen eine ganz bestimmte Eigenschaft, die vor allem Low-Gain-Verzerrern zugeschrieben wird. Allerdings gibt es keinen allgemeingültigen Maßstab für die Charakterisierung “transparent”, und viele User, aber auch Pedalhersteller, verstehen darunter zum Teil vollkommen unterschiedliche Merkmale eines Zerrers.
Ein Grund, den Begriff “Transparenz” und seine Auswirkungen auf den Zerrsound einmal im Detail zu betrachten. Gleichzeitig wollen wir einige Modelle vorstellen, die unter diesem doch recht schwammigen Label laufen und uns die Frage stellen, wie gut die Kandidaten in dieser Disziplin eigentlich sind.
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Mehr InformationenDefinition:
Zu Beginn sollten wir zuerst einmal die Frage klären, was man unter Transparenz im Zusammenhang mit Overdrives überhaupt versteht und welchen allgemeinen Maßstab man anlegen kann.
Gemeinhin erwartet man von einem “Transparent Overdrive”, dass er das Signal boostet, bzw. in eine angenehme Verzerrung oder Break-Up bringt, ohne zu sehr in den Frequenzgang einzugreifen und ohne den natürlichen Sound von Amp und Gitarre zu färben. Man möchte also, dass ein Amp einfach nur wie die aufgerissene Version desselben Amps klingt und damit schlichtweg das betont, was bereits da ist, und ein eingebundener Overdrive sich klanglich weitestgehend neutral verhält. Das Gegenbeispiel wäre nach dieser Logik z.B. der Tube Screamer, der neben seiner Zerre auch eine deutliche Mittenanhebung bei gleichzeitiger Bassabsenkung mitbringt.
Der Wunsch ist verständlich, denn ist man im Besitz einer gut klingenden und möglicherweise teuren Gitarre samt Edel-Amp, möchte man natürlich, dass der Sound nach genau diesen Komponenten klingt und nicht in erster Linie nach dem beteiligten Pedal.
Bei genauerer Betrachtung wird man allerdings feststellen, dass die wenigsten Pedale, die als “transparent” gelten, diesem Attribut wirklich vollkommen gerecht werden. Sobald Verzerrung im Spiel ist, wird auch immer auf den Grundsound Einfluss genommen, da das Ergebnis des Verzerrvorgangs ein Frequenzgemisch ist, das aus dem Ursprungssignal und dessen harmonischen Obertönen besteht. Nichtsdestotrotz attestiert man einigen Overdrives, klarer und “ehrlicher” in ihrer Tonformung zu sein als andere, und von genau diesen Kandidaten habe ich euch hier ein paar Modelle zusammengestellt
Für dich ausgesucht
1. MXR Timmy / Paul Cochrane
Das Paradebeispiel eines transparenten Overdrives ist sicherlich Paul Cochranes handgefertigter Timmy, bzw. sein großer Bruder Tim. Dieses Pedal zählt definitiv eher zum Low-Gain-Sektor und gilt als besonders klangneutral, sprich, weder eine Anhebung der Mitten, noch allzu starke Kompression oder Färbung wird hier vorgenommen.
Da die Sammlerpreise aufgrund der hohen Nachfrage auf dem Gebrauchtmarkt explodiert sind, ist mittlerweile in Kooperation mit MXR eine kleine Version des Timmys erhältlich, die zu einem relativ kundenfreundlichen Preis über die Ladentheke geht. Bass und Treble arbeiten hier als reine Cut-Regler, wobeidie Potis genau umgekehrt wirken wie beim Cochrane Ur-Timmy. Wie beim Original besitzt das Pedal einen Clipping-Switch, bei dem die linke Position asymmetrisches Clipping mit mäßiger Sättigung und nur leichter Komprimierung für einen offenen, dynamischen Klangbereich bietet. Die mittlere Position steht für Clipping mit leichter Sättigung und viel Headroom und ist für viele das favorisierte Setting. Die rechte Position liefert symmetrisches Clipping mit starker Sättigung und wenig Headroom.Für unsere Soundbeispiele kommt allerdings ein original 15th Anniversary Timmy im symmetrischen Clipp-Setting und im Low-Gain-Modus zum Einsatz.
Test: folgt bald
Ladenpreis: 169,00 Euro (Juni 2020)
2. Wampler Pantheon
Der Pantheon aus dem Hause Wampler steht klanglich in der Tradition des Marshall Bluesbreaker-Pedals aus dem Jahre 1991, das wiederum den Sound des Bluesbreaker-Combos bzw. des JTM45 einfangen sollte, den Eric Clapton in den 60ern berühmt machte. Klanglich besaß dieser Amp eine schöne warme Verzerrung, die noch relativ wenig mit dem typischen britischen „Brezeln“ der Super Leads zu tun hatte, sondern eher bluesig und eben sehr transparent war.
Mittlerweile existieren einige Pedale, die sich klanglich an dieses Vorbild anlehnen, wie z.B. der JHS Morning Glory, der Analog Man King of Tone, Keeley 1962x, oder ZVEX Box of Rock.
Test: Wampler Pantheon
Affiliate Link: Wampler Pantheon Overdrive (Produktseite auf thomann.de)
Ladenpreis: 207,00 Euro (Juni 2020)
3. Sweetspot Sweetdrive
Der Sweetdrive geht auf ein Design von Sweetspot Guitars-Firmeninhaber Christian Sedelmayer zurück.
Die Grundidee dahinter war, einen schimmernden und glitzernden Overdrive zu entwickeln, der Christians Tremolux und seine 50er Jahre Les Pauls nicht nach Pedal klingen lässt, sondern einen transparenten, harmonischen und dreidimensionalen Sound schafft. Laut seiner Aussage hat man es zu oft mit Pedalen, egal welcher Preisklasse, zu tun, die zwischen teuren oder billigen Amps oder Gitarren kaum oder garnicht mehr unterscheiden lassen. Der Sweetdrive kommt mit einem True Bypass, besitzt einen Zweiband-EQ und lässt sich in Zerrgrad und Lautstärke regeln.
Test: n/a
Link: www.sweetspot-guitars.de
Ladenpreis: 219,00 Euro (Juni 2020)
4. Way Huge Conspiracy Theory
Der Way Huge Conspiracy Theory steht hier als Stellvertreter aller Klon Centaur-Style-Pedale wie z.B. des Wampler Tumnus, MXR Sugar Drive oder des J. Rockett Archer.
Der originale Bill Finnegan Klon Centaur, der in der KTR Version noch erhältlich ist, gilt ebenfalls als relativ durchsichtig, fügt jedoch ein bisschen mehr harmonischen Inhalt hinzu und verstärkt die Mitten deutlich stärker als es z.B. der Timmy tut. Der Grundgedanke des Klon ist es demnach, einen Booster, bzw. Overdrive zu haben, der dem Sound eine besondere Qualität verleiht, um im Mix stärker durchschimmern zu können, aber weitestgehend signaltreu bleibt. Irgendwie hat man bei einem niedrigen Gainsetting immer das Gefühl, dass der Sound zwar weitestgehend identisch bleibt, aber “größer” und präsenter wirkt. Das Original Klon-Pedal besitzt übrigens, im Gegensatz zum Way Huge Modell, keinen True Bypass, sondern einen hochwertigen Buffer.
Test: Way Huge Conspiracy Theory
Affiliate Link: Way Huge Conspiracy Theory Overdrive – (Produktseite auf thomann.de)
Ladenpreis: 169,00 Euro (Juni 2020)
5. Mad Professor Sweet Honey Overdrive
Der Mad Professor Sweet Honey ist ebenfalls ein Lowgain-Verzerrer und wurde vom finnischen Hersteller Mad Professor mit Chefdesigner Björn Juhl entwickelt. Dieses Pedal geht eher in die Richtung eines sehr amp-artigen Boosters mit niedrigeren Gainreserven. Daher empfiehlt der Hersteller auch den Einsatz vor bereits zerrenden Amps. Neben Lautstärke und Verzerrung gibt es einen „Focus“-Regler, der im Minimalsetting dafür sorgt, dass man mehr in die Saiten langen muss, um Verzerrungen zu erzielen. Der Sound ist dann insgesamt weicher und bluesiger. Wird das Focus-Poti auf den Maximalwert gesetzt, sorgt es für einen leichten Trebleboost und eine frühere Verzerrung.
Test: Mad Professor – Sweet Honey Overdrive
Affiliate Link: Mad Professor Sweet Honey Overdrive Factory – (Produktseite auf thomann.de)
Ladenpreis: 169,00 Euro (Juni 2020)
6. SUV Low Rider
Die Philosophie hinter dem SUV Low Rider ist die gleiche wie hinter allen guten transparenten Drive-Einheiten, nämlich, den Sound eines Verstärkers zu erhalten, der gerade in den Break-up fährt. Der Grundsounds des Amps wird auch hier nicht wesentlich verändert und bei Gainwerten von 11 – 1 Uhr erhält man einen dezenten Crunch, der jenseits dieser Marke in einen schönen Overdrive übergeht. Neben dem Tone-Poti besitzt der Low Rider zwei Minischalter. Low Ride ist ein Dreiwegschalter, der tiefe Mitten und Bässe hinzufügt, was für Verstärker ohne Mittenregler sinnvoll sein kein. Der Hi Ride ist ein Gain-Boost, der sowohl mehr Gain als auch Präsenzen addiert. Von SUV ist übrigens auch ein “High Rider”-Pedal erhältlich, das dort anknüpft, wo der Low Rider aufhört, und eher im Midgain-Bereich anzusiedeln ist.
Test: n/a
Link zum Hersteller: www.suvpedals.com
Ladenpreis: 219,00 Euro (Juni 2020)
7. Nobels ODR-1
Bereits in den 1990er Jahren erschien dieses Pedal, das in Farbe und Poti-Bestückung frappierende Ähnlichkeit zum Tubescreamer aufweist, sich klanglich jedoch fundamental unterscheidet. Gerade in der Studioszene Nashvills und unter Gitarristen wie Pete Thorn, Tim Pierce oder John Shanks mauserte sich das deutsche Pedal bald zu einem heißen Insidertipp.
Der Entwickler Kai Tachibana hatte den Wunsch, ein Pedal zu kreieren, das im Gegensatz zu den meisten damals erhältlichen Overdrives keinen Mid-Hump oder Basscut besitzt. Der ODR-1 kommt auch nicht wie z.B. der Tubescreamer mit einem einfachen Höhenfilter, sondern besitzt eine Doppelfilterschaltung, die mit dem Poti “Spectrum” bedient wird. Die wirkt sich nicht nur auf die Höhen aus, sondern auch die unteren Mitten (~300 Hz). Das Pedal kann zwischen 9-18 Volt betrieben werden und besitzt einen Buffered Bypass, allerdings gibt es noch eine ODR-Mini-Version mit True Bypass. Der große ODR-1 hat in der aktuellen Ausführung zusätzlich einen Basscut-Schalter, um die tiefen Frequenzen abzusenken, was in den Soundbeispielen auch getan wird.
Test: Nobels ODR-1 BC
Affiliate Link: Nobels ODR-1 BC – (Produktseite auf thomann.de)
Ladenpreis: 119,00 Euro (Juni 2020)
Soundbeispiele:
Für die Soundfiles parke ich die Pedale vor einen Fender Bassman aus dem Jahre 1973, dessen Volume ich an die Schwelle zum Break-Ups setze. Das Ganze geht über ein Cabinet mit 2×12″ Celestion Greenbacks und wird mit einem AKG 414 abgenommen. Identische Pedalsettings sind für den Vergleich wenig zielführend, daher setze ich die Pedale auf Werte, die für mich den Sweetspot besonders gut herausarbeiten. Welche diese sind, kann dem Video entnommen werden.
1. Sound mit Singlecoils
Beim ersten Beispiel verwende ich eine Fender Stratocaster in der Halsposition:
2. Sound mit Humbucker
Nun hört ihr ein Riff, für das ich eine Maybach Les Paul
3. Gain Minimum vs. Maximum
Nun betrachten wir die Range des Gainpotis. Zum Einsatz kommt diesmal eine Ibanez AS153 (ES335-Style) in der Stegposition:
4. Dynamisches Spiel
Die nun folgenden Beispiele spiele ich zuerst mit den Fingern gepickt. Das Volume-Poti steht zunächst auf 5, dann folgt bei gleichem Setting der Plektrumanschlag, und zum Abschluss drehe ich es auf 10. Die verwendete Gitarre ist eine Maybach Les Paul in der Stegposition:
5. Songkontext
Zu guter Letzt möchte ich die Pedale im Kontext hören. Ihr hört das identische Riff und Sololick jeweils mit einem anderen Pedal gespielt, in der Reihenfolge, wie sie im Artikel vorkamen. Die verwendete Gitarre ist eine Maybach Les Paul:
SimonSix sagt:
#1 - 12.02.2021 um 19:36 Uhr
Thank you!
SimonSix sagt:
#2 - 12.02.2021 um 21:30 Uhr
what song is in "1. Sound with single coils"?
Haiko Heinz sagt:
#2.1 - 14.02.2021 um 11:38 Uhr
Thank you! I didn´t have a certain song in my, that was just some random playing over Am, Dm and Em
Antwort auf #2 von SimonSix
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