Unser heutiger Audiovergleich könnte auch gut und gerne unter dem Titel “Der Kampf der Giganten” durchgehen, denn diesmal lassen wir die Platzhirsche im Modeling- bzw. Profiling-Sektor gegeneinander antreten. Und deshalb steigen zu diesem Kräftemessen der Neural DSP Quad Cortex, der Line 6 HX Stomp, der Kemper Profiler Stage und das Fractal Audio Axe-Fx III in den Ring.
Natürlich sind Soundvergleiche dieser Art immer, wie man so schön sagt, mit einer Prise Salz zu genießen, nichtsdestotrotz haben wir uns bemüht, euch einen relativ realistischen Eindruck davon zu vermitteln, wie sich die verschiedenen Modeler beim Abbilden bestimmter Amptypen innerhalb eines musikalischen Kontextes schlagen. Daher würde ich sagen: Genug der Worte und Ring frei!
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenFür dich ausgesucht
Versuchsaufbau:
Wie eingangs bereits erwähnt, kann bei einer Gegenüberstellung so unterschiedlicher Produkte am Ende nie ein wissenschaftlich 100% akkurates und eindeutiges Ergebnis stehen. Ziel war es daher eher, einen praxisnahen Vergleich aufzustellen, wie sich die vier Modeler/Profiler in ausgewählten Disziplinen in einem Mix schlagen.
Der Fokus liegt hier ausschließlich auf den Amptypen – weitere Faktoren wie Effekte, Konnektivität, Haptik, Bühnentauglichkeit, Ausstattung, Preis und sonstige Features wurden ganz bewusst außen vorgelassen. Das geschieht auch unter dem Gesichtspunkt, dass mit dem Axe-Fx III beispielsweise ein Bolide mit Vollausstattung antritt, der mit runden 2500 Euro eine eigene Preiskategorie belegt, während der Line 6 HX Stomp eine abgespeckte Version des Helix darstellt und nicht einmal ein Viertel dieses Preises kostet. Aber da es in unserem Audiovergleich allein darum geht, wie authentisch die vier Konkurrenten in der Lage sind, den Sound eines Amps auf digitalem Weg umzusetzen, zählt ausschließlich die Qualität der Amp-Modelle. Und die sind beim Line 6 HX Stomp mit denen des großen Helix identisch.
Auch wenn wir versucht haben, die Ampsounds und natürlich die ausgewählten Amp- Modelle relativ gut anzugleichen, muss erwähnt werden, dass schon rein konzeptionsbedingt kein vollkommen exaktes Matchen aller Sounds möglich war. Vielmehr geht es darum, den Klangcharakter, das Verhalten im Bandgefüge und die Reaktion auf diverse Spielweisen bzw. Instrumente einzufangen. Unterschiede wie das persönliche Spielgefühl, die sich in Audiofiles nicht reproduzieren lassen, werden Gegenstand des Fazits sein.
Für die Audiofiles werden die Modeler/Profiler direkt über den analogen Output mit einem Universal Audio Interface verbunden.
Die vier Testkandidaten wurden jeweils auf die aktuellste Firmware (Stand: Mai 2021) upgedatet, welche wären:
- Neural DSP Quad Cortex OS: 1.0.1
- Line6 HX Stomp: 3.11
- Kemper Profiler Stage OS: 8.1.3
- Fractal Axe-FX Cygnus 16.00
Soundbeispiele
Um eine große stilistische Bandbreite abzudecken, haben wir sechs Ampmodelle mit steigender Gainstruktur ausgewählt und die Playbacks im entsprechenden Genre erstellt:
1. Fender Deluxe Reverb
Fokus: Cleane Akkorde mit 16tel Rhythmik
Gitarre: Stratocaster (Neck PU)
Kemper Profil: MBritt 62 Deluxe
2. Vox AC30
Fokus: Mehrstimmige Akkorde und Solospiel
Gitarre: Telecaster (Bridge PU), Stratocaster (Bridge PU), Les Paul (Leadpart, Mittelstellung)
Kemper Profil: MBritt 65 Vox AC30
3. Marshall Plexi
Fokus: Anschlagsdynamik – leichter Anschlag am Anfang, dann hart im B-Teil
Gitarre links: Melody Maker (Bridge PU)
Gitarre rechts: SG (Bridge PU)
Kemper Profil: MBritt 69 Marshall 50
4. Marshall JCM800
Fokus: Powerchords, Reaktion auf Volume-Poti bei fast cleanem Picking
Gitarre Powerchords und Melodie: Les Paul (Bridge PU)
Gitarre Bridge: Les Paul (Bridge PU, Volumen auf 7)
Kemper Profil: MBritt Mars JCM800
5. Friedman BE-100
Fokus: Reaktion auf Gitarre Volume-Poti. Anfang Neck PU Volume 6 – dann Bridge PU Volume 10
Gitarre: Les Paul
Kemper Profil: BM Profiles Friedman BE-100
6. Peavey 5150
Fokus: Offene und gedämpfte Powerchords mit Drop-D Tuning
Gitarre: Les Paul (Bridge PU)
Kemper Profil: MBritt Peavey 5150
Fazit:
Keine Frage: Der gute Ruf der vier Testkandidaten ist absolut gerechtfertigt und jedes Produkt hat sich hier für den professionellen Einsatz mehr als nur qualifiziert, sei es im Recording- oder im Live-Kontext. Besonders überraschend war, wie unglaublich nahe die Grundsounds beieinander lagen und wie gut sich die einzelnen Amps ohne Zuhilfenahme von EQs oder das Eingreifen in tiefere Amp-Parameter untereinander angleichen ließen. Nichtsdestotrotz liegt der Teufel im Detail und bei mikroskopischer Betrachtung fallen dennoch gewisse Unterschiede auf.
So punktet das HX Stomp durch ein extrem gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und bietet innerhalb der Produktfamilie noch weitere Versionen wie dasPodGo, das Helix und das Helix LT, die mit den gleichen Sound-Algorithmen bestückt sind. Der Grundsound des Helix zeigt jedoch im Bassbereich einen minimal niedrigeren Druck und dafür eine stärkere Präsenz in den Hochmitten, was sich bei Break-Up-Sounds bisweilen in einem etwas aggressiveren Obertonverhalten äußert. Das Spielgefühl ist jedoch hervorragend und die Differenziertheit und Durchsetzungsfähigkeit im Mix sind absolut gegeben.
Ähnliches gilt auch für das Neural DSP Quad Cortex. Die Höhen sind mitunter etwas giftiger, setzen sich andererseits damit aber auch im Mix gut durch.
Kemper und Axe-Fx zeigen in unserem Vergleich das organischste Verhalten mit einer stärkeren Dynamik und einer sehr natürlichen Break-Up-Reaktion, wenn man Zerr- und Lautstärkenuancen über die Spielweise umsetzen will. Klanglich liegt der Kemper mit den ausgewählten Profilen eher auf der etwas wärmeren Seite, während sich das Axe-Fx grundsätzlich etwas höhenreicher präsentiert. Prinzipiell lassen sich jedoch mit beiden Modellen sowohl klanglich als auch qualitativ sehr ähnliche Ergebnisse erzielen.
Vergleicht man die Preise, so liegen der Kemper Profiler und der Neural Quad Cortex in einer ähnlichen Kategorie. Schaut man sich bei Line6 um, müsste man für einen fairen Vergleich des Produktformats das große Helix bemühen. Das geht minimal günstiger als die erstgenannten Modelle über die Ladentheke und besitzt ein Expressionpedal. Fractal Audio schickt als einzige Marke kein Floorboard ins Rennen, sondern mit dem AxeFx III ein deutlich teureres Rackmodell. Allerdings bietet die Serie mit dem FM3 auch eine kleinere Bodenversion, die preislich noch unter dem Helix liegt, aber auch nur drei Fußtaster mitbringt und durch eine zusätzliche Fußleiste erweitert werden kann.
Hier eine Übersicht der im Audiovergleich verwendeten Produkte (Preise Mai 2021):
Kemper Profiler Stage | Neural DSP Quad Cortex | Line6 HX Stomp | Fractal Audio Axe Fx III |
---|---|---|---|
1.595,00 Euro | 1.599,00 Euro | 569,00 Euro | 2.499,00 Euro |
Möchte man jedoch einen annähernd realistischen und fairen Preisvergleich unter Berücksichtigung der Funktionalität und Features anstellen, müsste man andere Versionen in den jeweiligen Produktreihen berücksichtigen, die jedoch die gleichen Sound-Algorithmen bieten und daher klanglich identisch sind:
Kemper Profiler Stage | Neural DSP Quad Cortex | Line6 Helix | Fractal Audio FM3 + FC-6 |
---|---|---|---|
1.595,00 Euro | 1.599,00 Euro | 1.495,00 Euro | 1.865,00 Euro |
Rainer sagt:
#1 - 20.05.2021 um 12:41 Uhr
Cooler Vergleich.
Wie ich letztens bereits geschrieben hatte .... Es erschliesst sich mir nicht, warum ich mir nen Quad Cortex zulegen sollte.
Wenn ich gegen etwas geradezu allergisch bin, dann sind es „giftige“ Höhen.
Dieter Welzel sagt:
#2 - 20.05.2021 um 12:48 Uhr
"Besonders überraschend war, wie unglaublich nahe die Grundsounds beieinander lagen"
Das kann ich absolut bestätigen. Über YouTube und meine Monitorboxen KRK RoKit 5 hörte ich erst einmal nur die Sounddemo. Die Lautstärke war sehr gut auf gleichen Level gesetzt und es waren nur Nuancen, in denen sich für meine Ohren die Sounds der vier Kandidaten unterscheiden. Meiner Meinung nach reden wir hier im Bandkontext von den letzten 1 bis 2 Prozent, aber das ist für manche Gitarristen Grund genug weiter nach dem optimalen Sound zu suchen.
Vor dem Hintergrund kommt es für mich als auch live auftretender Gitarrist mehr auf andere Faktoren an und da spielen gute Bedienbarkeit und hinreichender, für mich großer Abstand bei den Fußtastern zum Umschalten eine große Bedeutung zu. Bei anderen Gitarristen können da andere Faktoren den Ausschlag geben.
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich bin mit meinem Kemper Profiler Stage glücklich und mit dem Kemper Power Kabinet habe ich nun auch für die Bühne das Feeling und die Interaktion zwischen Gitarre und Speaker (Speaker-Response), die ich zum Wohlfühlen brauche, auch wenn ich da meistens InEar-Monitoring nutze.
Danny Weissfeld sagt:
#3 - 03.06.2021 um 15:54 Uhr
were you using the same IR for all?
Haiko Heinz sagt:
#3.1 - 05.06.2021 um 17:36 Uhr
Yes, they were identical!
Antwort auf #3 von Danny Weissfeld
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenWilly sagt:
#4 - 19.08.2021 um 20:48 Uhr
Anyway to download the presets an IRs used in th FXIII , please?
Haiko Heinz sagt:
#4.1 - 20.08.2021 um 10:16 Uhr
Hi Willy, unfortunately the IRs are from difrent companies like cabir.eu (Fender 10") und ML Sounds (PR55 GB and Vox Blue Bulldog), so I can´t share them. But I can upload the preset on Axe-Change!
Antwort auf #4 von Willy
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenkim sagt:
#4.1.1 - 28.08.2022 um 13:07 Uhr
Can you tell me the brand and model name of the cab ir used for each amplifier? I would be very grateful if you let me know
Antwort auf #4.1 von Haiko Heinz
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAndi sagt:
#5 - 31.10.2021 um 16:08 Uhr
Als Profiler-Nutzer muss ich sagen... wow, echt nah beieinander. beim Kemper-Profil fällt tatsächlich auf, dass manche Sounds sehr warm und röhrig klingen, und andere weniger (erfahrungsgemäß je mehr ich mich vom Ursprungsprofil entferne, desto unauthentischer wird es). Das Helix hängt für mich im Vergleich leicht hinterher und bringt nicht den Druck rüber wie die anderen, sollte aber nur vor der Boxenwand beim Spielen auffallen. Ich denke, eine grandios falsche Entscheidung trifft man mit keinem Gerät und nur der Anwendungsbereich entscheidet, was gekauft wird.
Eigene geile Amps aber zu viel Aufwand beim Schalten und Tragen -> Kemper
Intuitiv im Proberaum Sounds anpassen und zocken -> Quad Cortex, Helix
Live und im Studio eine Maschine für alles (besonders Reamping)-> Axe Fx
jedes kann an und für sich fast alles bloß mehr oder weniger intuitiv
Erfahrungsgemäß ist ein großer Nachteil beim Kemper, dass die Sounds aus der Community zu 95% be******en sind und man gezwungen ist, selbst zu profilen, dann ist der Sound aber extrem nahe am Original (Tipp: kein Komplettprofil, sondern nur Amp über DI-Box mit angeschlossener Box und dann eine IR vom Profi)Liebes Bonedo-Team, könnt ihr vor allem bei Modeling-Amps auch Soundtests mit sehr tiefem Droptuning und mit langsamen singenden Soli auf den höchsten Bünden mit einbinden? meiner Erfahrung nach trennt sich genau da die Spreu vom Weizen. Digitale Phaser, Artefakte, Abreißen des "Tones" und "Nachwabbern". Solche Erscheinungen hatte ich leider schon bei anderen "All-In-One-Lösungen", die genau im Grenzbereich versagt haben.Dankeschön:)
Chris sagt:
#6 - 13.07.2022 um 19:13 Uhr
Für einen fairen Preisvergleich sollte man noch erwähnen, daß die MBritt etc Profile, die beim Kemper verwendet wurden, extra gekauft werden müsssen.
Skinner sagt:
#7 - 20.01.2024 um 17:21 Uhr
Was ist denn ein "Break-Up-Sound"? Ein Glossar zum Artikel wäre auch mal hilfreich. Ich weiß gar nicht, was das mit dem AXE FX auf sich hat, den bekommt man doch nirgends im Handel, wie das ganze Fractal Zeug sowieso. Alle reden von aber man bekommt es nirgends.
Haiko (Bonedo) sagt:
#7.1 - 01.03.2024 um 16:32 Uhr
Hallo Skinner, unter einem Break-Up versteht man die Schwelle, an der ein nahezu cleaner Ton allmählich in die Verzerrung fährt. Fractal Audio Produkte können über den deutschen Vertrieb G66.eu bezogen werden. Viele Grüße, Haiko
Antwort auf #7 von Skinner
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenskinner sagt:
#7.1.1 - 19.09.2024 um 17:08 Uhr
Danke für die Antwort. Habe ich gut verstanden. :) Was den Fractal betrifft ist es ein totaler Nachteil ihn ohne Antesten über einen Vertrieb direk bestellen zu müssen. Das hat was von Tupperware und Amway oder auch Vorweg. Vergleichen geht dann auch nicht und wie sieht es dann mit Garantie und Gewährleistung aus. Ich finde das muss man auch in den Test einfließen lassen, wenn er Fair sein soll. Probleme, die man mit den anderen Geräten nicht hat. Ich finde das sind dicke Pluspunkte. Ansonsten muss ich zu dem Test feststellen, das die Unterschiede für mich zu gut wie nicht vorhanden sind und sich zum Großteil über den EQ oder andere Speaker etc. ausgleiche lassen. Schwierig, solch komplexe Geräte zu vergleichen. Was ich aber neben dem Plus an Dynamik beim Kemper auch bemerken muss, dass sich die Zerre feiner einstellen lässt.
Antwort auf #7.1 von Haiko (Bonedo)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernen