Praxis
Das Gehäuse des Audiowerzeug CoDI ist nun wirklich robust, das kann man nicht anders sagen. Und das ist auch notwendig, denn auf der Bühne latscht schon mal jemand drauf, es fällt von irgendwo runter oder wird beim Abbau unter Zeitdruck aus drei Metern Entfernung in die Kiste mit den DIs geschmissen. XLR ist bekanntlich eine widerstandsfähige Buchsen- und Steckernorm, die bei gelegter Verbindung zudem arretiert. Die verschiedenen USB-Verbindungen tun das nicht, auch im CoDI ist ja eine banale USB-B verbaut. Allerdings gibt es von Neutrik die NAUSB-B, eine USB-Buchse mit den gleichen Einbaumaßen wie eine XLR-Buchse, die eine deutlich robustere Verbindung liefert. Darüberhinaus ist sie abwärtskompatibel zu den normalen USB-Kabeln, die weiterhin gesteckt werden können. Natürlich besitzt auf der anderen Seite kein Computer oder USB-Hub diese Norm direkt, doch bei Festinstallationen oder Rackeinbau von Computerzubehör für den Live-Einsatz würde man sich sicher darüber freuen. Falsch wäre das Vorhandensein einer derartig hochwertigen Lösung beim CoDi das nicht – nur der Einkauf der Materialien für das Gerät eben ein bisschen teurer.
Wundervoll ist, dass man mit dem CoDI ein Gerät ohne Trallafitti für genau eine Aufgabe hat, was die Bedienung einfach und sicher macht. Die Kiste wird verkabelt und funktioniert – so sollte es sein. Das macht die Box auch für PA-Verleiher interessant: Wenn wieder einmal ein unbedarfter oder unbelehrbarer Hansel sein Laptop auf die Bühne stellt und zum Brummen, Rauschen, Knacksen und den sonstigen Unzulänglichkeiten seiner internen Soundkarte und der unsäglichen 3,5mm-Stereoklinkenbuchse sagt „Zuhause klang das aber ganz gut!“, dann kann man problemlos einfach die Augen nach oben drehen, wenn er es nicht sieht, CoDI einstöpseln und als Audio-Output auswählen – Plug-and-Play sei dank. Probleme kann es allerdings geben, wenn das USB-1.1-Gerät einem Verbund aus USB-2.0 oder -3.0-Geräten beitritt, etwa hinter einem Hub. In diesem Fall wird auf die Geschwindigkeit des langsamsten Gerätes heruntergeschaltet. Das kann möglicherweise zu wenig für die großen Datentransporte sein, die möglichst schnell laufen müssen, um etwa nach Tastendrücken am MIDI-Keyboard die notwendigen Audiodaten aus einer Library abzuspielen.
Eine DA-Samplerate von 44,1 oder 48 kHz und eine Wortbreite von 16 Bit sind zwar für die Aufgaben im Livebetrieb absolut in Ordnung, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Klangqualität von ganz anderen Parametern abhängt. So mancher 24/192-Wandler klingt lascher und zweidimensionaler als CoDI, der diesbezüglich seine Arbeit gut macht. Die Höhen sind klar unwellig, die Bässe kurz und knackig, die Ortbarkeit absolut scharf. Hier macht die kleine Kiste alles richtig, vor allem unter den erschwerenden Bedingungen der USB-Stromversorgung. Allerdings sollte es dennoch die Möglichkeit geben, zumindest mit Double-Rates und – wichtiger – 24 Bit arbeiten zu können, um schlechte Echtzeitkonvertierungen zu verhindern und einen höheren Dynamikumfang zur Verfügung zu haben. Interessant zu wissen ist sicher für alle, dass die Audiolatenz des Systems so gering ist, wie man es von aktueller Hardware erwartet.
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So sehr die Reduktion Vorteile hat, sie hat natürlich auch Nachteile, vor allem, wenn man Anderes gewohnt ist. Mal eben zuhause oder im Proberaum mit kleinem Besteck das CoDI zu benutzen ist mangels weiterer Buchsen oder gar Kopfhöreranschluss nicht ohne weiteres möglich. Und viele – besonders DJs und Trommler – würden sich sicher über eine Vorhörfunktion oder einen Click auf dem Ohr freuen, doch hier muss CoDI passen.
peterkoenemann sagt:
#1 - 31.07.2013 um 02:59 Uhr
trio mit vier fäusten war der hammer und ich kann deine ansichten gut nachvollziehen. bei RME software muss ich übrigens immer an murray bozinsky denken ... gruss aus hh
Andre sagt:
#2 - 11.11.2014 um 18:28 Uhr
Der Preis ist absolut nicht gerecht fertigt! Wenn man überlegt das die Konkurrenz ebenfalls symmetrische Outs hat (meist zwar in Klicke aber ein Adapter auf XLR kostet nicht alle Welt) somit der Vergleich mit der teuren DI - Box ein Witz! Und ist das Innenleben wirklich MADE in Germany?
uke sagt:
#3 - 24.03.2015 um 04:40 Uhr
'Made In Germany ' heisst hier in D zusmmengebastelt mit Teilen aus der Welt. Schön und gut , aber sorry ich gebe doch nicht über 250 ocken für 16bit wandler auf UsB 1.1 aus . Das ist was für Audi-Veganer. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas noch gibt, schliesslich sprechen wir hier über Technologie des vergangenen Jahrhunderts ! Mit Verlaub, hier wird mit 'Made in Germany ' ein Klischee bedient wie ' Thunfisch , zertifziert von Greenpeace' , das ist Bauernfängerei mit Moralkeule. für das Geld bekomme ich nun wirklich ordentliche bis sehr gut verarbeitete Audiointerfaces von etablierten Herstellern mit einem x fachen an Komfort , Leistung , Symmetrie und Klangqualität. aaber vielleicht lassen sich damit ein paar Ausschreibungen der GEZ finanzierten Schnarchnasen Läden in ' Germany ' gewinnen.
Nick (bonedo) sagt:
#4 - 24.03.2015 um 12:42 Uhr
Hallo „uke“,danke für Deine Reaktion auf den Testbericht. Ich verstehe Deine grundsätzlichen Kritikpunkte zum CoDi und habe mir ein paar Gedanken zu Deinem Kommentar gemacht:In der globalisierten und hochtechnisierten Welt ist eine Geräteproduktion kaum noch völlig autark in einem einzigen Land durchführbar, auch nicht in Deutschland. Alleine als Rohstofflieferant (z.B. Seltene Erden) kommt man um Länder wie China nicht herum, die Produktion vieler Komponenten ist vor allem deswegen in Niedriglohnländer abgewandert, weil die Käufer eben nicht mehr bereit sind (oder es angenommen wird), einen angemessenen, ja vielleicht sogar hohen Preis zu bezahlen – den ja auch das Testgerät zweifelsohne hat (zumal die gebauten Stückzahlen sicher nicht riesig hoch sind). Und mit Mundorf-Bauteilen würde das Gerät wohl 550 Euro kosten. :-) Ich habe die Anfrage beim Vertrieb laufen, aber ich gehe nicht davon aus, dass da eine vorkonfektionierte Platine aus Fernost ganz banal in ein Gehäuse geschraubt und das Ergebnis als „Made In Germany“ betitelt wurde. „Made In Germany“ steht, größtenteils ganz zurecht, für eine hohe Qualität während der Produktion, aber auch für eine sorgsame Entwicklung.Wenn man den CoDi als das sieht, was er ist, steht er in anderem Licht: Er ist ja kein Interface, sondern übernimmt genau eine Aufgabe. Im professionellen (Live-)Betrieb ist Featurearmut keine negative Eigenschaft. Nichts, das verwirren, versehentlich falsch eingestellt oder kaputtgehen kann: Eine Aufgabe – ein Gerät. Ist dieses noch stabil und ausfallsicher, darf es auch gerne mal etwas mehr kosten. Schon wenn eine Produktion ein einziges Mal wegen eines Problems oder was auch immer angehalten werden muss, ist jeder Preisvorteil eines preiswerteren Geräts dahin. Das gilt für den DJ vor hundert Leuten genauso wie für die große Produktion im ÖRR. Vielleicht eine kleine Parallele: Schoeps-Mikrofone sind nicht nur wegen der Klangergebnisse so geschätzt, sondern auch wegen ihre Zuverlässigkeit. Und Mikros, die die prinzipiell gleiche Aufgabe übernehmen, gibt es auch für etwa ein Hundertstel des Preises für ein Schoeps.Sicher sind 250 Euro viel Geld. Aber mein hauptsächlich genutzter USB-D/A kostet einen vierstelligen Euro-Betrag, kann auch nicht sonderlich viel mehr als der CoDi, ist aber klanglich grandios – schon in 24/44,1. Verglichen mit ihm klingt der CoDi nicht ganz so gut, wird aber auch nicht mit Elektrostaten-Kopfhörern betrieben werden, sondern vor allem Live. Und dafür ist die Qualitätsstufe genau richtig, und nicht zu hoch (und zu teuer). 24 Bit im Livebetrieb sind wohl kaum notwendig und als reine Zahl nicht sehr aussagekräftig: Es gibt viele sehr gute (auch alte) 16-Bit-DACs, die manchen aktuellen 24-Bit in die Tasche stecken können. Eine hohe Dynamik ist bei ADCs wichtiger als bei DACs, die ja meist komprimiertes Material wiedergeben.USB: Einerseits ist natürlich 1.1 absolut ausreichend für die Aufgabe, was den Datendurchsatz angeht, andererseits kann ich Dir Recht geben, dass es für andere Geräte auf dem gleichen Bus dumm werden kann, wenn auf einmal alles mit 12 Mbit/s laufen muss.Logisch: Das CoDi ist keine Konkurrenz für eines der vielen Audio-Interfaces auf dem Markt, die mit AD/DA, HP-Out, Digital-I/O, Direct Monitoring, Displays und vielem anderen daherkommen. Und ich habe im Test ja auch Kritikpunkte geäußert, beispielsweise hätte man meiner Meinung nach die Neutrik-USB-Buchse verbauen sollen.Was mir allerdings auffällt, ist, dass wir den Test damals unter „Recording“ einsortiert hatten. Das wird für Verwirrung gesorgt haben, denn er ist unter „PA“ tatsächlich besser aufgehoben.Beste Grüße,
Nick
(Redaktion Recording)
Uwe sagt:
#5 - 24.03.2015 um 12:46 Uhr
Hallo Uke und hallo Andre,
wir sind die Hersteller der Audiowerkzeuge und ich denke hier liegt einfach ein klassisches Missverständnis vor. CoDI ist nicht als Audiointerface für eine DAW gedacht sondern zielt auf eine Anwendung im Live-Bereich. Das, was CoDI auszeichnet ist eine galvanische Trennung zwischen USB und symmetrischen XLR-Ausgängen - ein Interface mit eingebauter stereo DI-Box sozusagen. Der typische Einsatz von CoDI ist die Einspielung von Audiosignalen eines Rechners in ein Live- oder Theater-Mischpult. Das CoDI eine vermeintlich veraltete Technik benutzt, hat den Hintergrund, dass es sich ohne Installation von Treibern nur durch Nutzung von Windows oder Core Audio in eine PC oder Mac Umgebung integrieren lässt. Das 100% Made in Germany ist übrigens tatsächlich wörtlich gemeint. Alle Einzelteile inkl. der Elektronik werden komplett in Deutschland hergestellt. Handarbeit in Deutschland hat jedoch seinen Preis hat und kleine Hersteller haben nicht die Möglichkeit den Preis über große Stückzahlen zu beeinflussen. Ich hoffe, ich konnte etwas zur Aufklärungn und Entspannung beitragen.
uke sagt:
#6 - 24.03.2015 um 23:48 Uhr
Hallo Nick und Uwe, vielen Dank für Eure Reaktion. Zunächst einmal ist mir klar, dass es um ein Live outface geht und nicht um ein Audio Interface. Ich habe den Vegleich gemacht, weil man das puristische nun wirklich nicht als Argument heranziehen sollte , ganz im Gegenteil. Mit einem Audiointerface - unabhängig von den globalen gefertigten Teilen -Danke Nick, für Deine Ausführungen, aber ich kenne mich gerade mit dem Thema beruflich sehr gut aus ;- )- lässt sich all das bewerkstelligen, was die kleine Box auch kann und eben viel mehr. Live hin / DAW her. Das einzige Argument kann nur lauten, dass gewisse User schlichtweg nicht in der Lage sind ein Audiointerface für solche Live Anwendungen zu verstehen - ok , wenn das der Vorteil sein soll, gegessen. Und liebe Leute von " Made in Germany" , auch DAC und USB ICs made in Germany, und alle embedded chips ? wenn dem so ist, dann ist es in der Tat durch und durch "Germany" , wusste nicht, dass es sowas aus D gibt. Unabhängig davon ist nicht Made in Germany teuer , sondern die kleine Quantität der von Euch hergestellten Teile , das hat schon Schumpeter vorgerechnet . Sorry übrigens für meine stark emotionalisierte Kritik, bei nochmaligen Durchlesen fällt mir der überzogene Kritikstil selbst negativ auf, dafür mein mea culpa- Viel Erfolg mit Euren Made in Germany Lösungen, die 4 Kanal Micro Matrix ist - by the way- etwas tolles und bei uns im Einsatz.