Praxis
Unser Testaufbau sieht wie folgt aus:
Zusätzlich zu den Audix-Mikrofonen haben wir noch zwei Standard-Overheads (Kleinmembran-Kondensator) aufgebaut, um ein rundes und realistisches Klangbild zu erhalten. Nun nehme ich am Drumset, meinem Tama „Starclassic Maple“ Platz und Stempel begibt sich in den Regieraum. Zum Aufnehmen verwenden wir einen Alesis ADAT HD24 Recorder in Verbindung mit einem Yamaha O3D Digitalpult.
Es kommen die internen Yamaha-Wandler zum Einsatz, und über zwei optische ADAT-Verbindungen geht es digital in den Recorder.
Ich würde sagen: 1, 2, 3, 4 … und los!
Hier ein paar Audio-Beispiele für euch, damit ihr euch ein Bild der Audix-Mikros sowie der Alternativ-Mikros machen könnt:
Leider muss ich sagen: Meine Befürchtungen haben sich teilweise bestätigt: Am 10“-Tom ist mir das D2 beim Spielen ein kleiner Dorn im Auge. Nicht, dass es mich tatsächlich behindert hätte, aber man hat es vor jedem Fill warnend im Auge, um Treffer zu vermeiden. Außerdem musste ich zweimal ansetzen, da sich beim ersten Take die Klemme des D2 gelockert hat und das Mikrofon sich vom Fell weggedreht hatte.
Als wir uns nach ca. zwei Minuten wieder im Regieraum treffen, nicken wir uns jedoch beide beeindruckt zu. Was beim Auspacken des Mikrofon-Koffers auffiel, war das geringe Ausmaß des D6 Bassdrum-Mikrofons – wir befürchteten ja ein wenig, dass dieses Mikro den vollen Druck einer Bassdrum vielleicht nicht in vollem Umfang übertragen könnte. Doch da haben wir uns (zum Glück) getäuscht. Das D6 wirkt erstaunlich wuchtig und zwar nicht nur im Bassbereich. Es transportiert einen sowohl bassigen als auch attackreichen Bassdrum-Sound, der keine Wünsche offen lässt. Dass wir das D6 mittig in der Bassdrum positioniert haben, lässt die Möglichkeiten offen, den Höhen- und Bassanteil durch eine Veränderung der Position zu optimieren (Mikro näher am Fell = mehr Attack, Mikrofon weiter weg vom Fell oder sogar außerhalb der Bassdrum = mehr Bass und weniger Attack).
Auch das i5 Snaredrum-Mikrofon liefert einen sehr ausgewogenen Sound. Ausgewogen deshalb, weil es trotz eines aggressiven, „kopfigen“ Attacks auch einer 5“ tiefen Stahl-Snare ein bauchiges, sattes Fundament verleiht! Außerdem bietet einem die Hyperniere die Möglichkeit, das Mikrofon relativ weit weg zu positionieren:
Erster Vorteil, es entsteht keine Beeinträchtigung der Spielfläche durch das Mikrofon. Zweiter Vorteil, man kann auf diese Weise ungewollte Fellgeräusche minimieren.
Für dich ausgesucht
Die Tom-Aufnahmen klingen ebenfalls voll und transparent zugleich. Das reine Signal der Mikrofone verblüfft erneut durch ein ausgewogenes Frequenzspektrum. Auch hier bietet die Hyperniere gute Möglichkeiten, die Mikrofone mal etwas entfernter zu positionieren. Im Falle eines 10“-Toms ist dies sehr von Vorteil, denn das D2 ist wie schon erwähnt nicht gerade klein und dezimiert die Spielfläche enorm, wenn man es in Fellnähe platziert. Ich möchte behaupten, dass es in einer Live-Situation recht oft vom Stick getroffen wird. Außerdem hat die nahe Position gerade bei großen Kesseln den Nachteil, dass die Hyperniere gern auch Bassdrum-bedingte Vibrationen an den Tomfellen einfängt. Natürlich kann man diese hinterher ganz gut mit Hilfe eines Noise-Gates wieder herausfiltern, sie sind allerdings auch von vornherein weniger störend, wenn man die Mikros etwas weiter weg vom Fell positioniert.
Das D4 beeindruckt wie erwartet durch einen gewaltigen Wumms bei der Wiedergabe des 14“ Stand-Toms. Der Frequenzgang von 40Hz-18kHz im Gegensatz zu den 80Hz-18kHz beim D2 macht einen großen Unterschied und verleiht dem Stand-Tom einen deutlich anderen Charakter als bei den Rack-Toms. Dies wird deutlich, wenn man ein D2 an das Stand-Tom hängt. Mit dem D4 hört sich das Stand-Tom deutlich bassiger und voller an – eben mehr nach Stand-Tom.
Da wir uns nun sehr gut in die Aufnahmen mit den Audix-Mikrofonen eingehört haben und als Referenz nur das einleitende Probehören unserer Lieblings-Songs in Erinnerung haben, beschließen wir kurzer Hand die Audix-Mikrofone teilweise gegen „berühmt, berüchtigte“ Kandidaten der Mikrofonwelt auszutauschen.
Als erstes wechseln wir das D6 Bassdrum-Mikrofon gegen ein Sennheiser
MD-441 . Zugegebenerweise eine nicht gerade konventionelle, aber (als Tipp) eine durchaus interessante Wahl für Vintage-artige Bassdrum-Sounds (z.B. im Jazz-Bereich). Wie erwartet, so gehört. Mit dem ersten Ton der Aufnahme wird in der Regie folgendes deutlich: Das Sennheiser MD-441 liefert bei weitem nicht den Druck und die Klarheit des Audix D6. Es klingt im direkten Hörvergleich „pappiger“ als das D6 – ungefähr so, als würde man dem Klang sowohl die tieffrequenten Bässe als auch die Höhen abschneiden.
Nach diesem deutlichen Ergebnis tauschen wir das MD-441 noch gegen eine frühe Version des AKG D-12, das so genannte „Bricket“. Auch hier wird in der Regie ein deutlicher Unterschied klar: Das D-12 transportiert zwar ähnlich wie das D6 einen ordentlichen Wumms im Hüftbereich, klingt aber lange nicht so transparent und klar wie das D6.
Kommen wir nun zu alternativen Snaredrum-Mikrofonen: Gibt es etwas Naheliegenderes als das Shure SM-57? Gesagt – getan. Verwöhnt vom Sound des Audix i5 kann der Snaredrum-Superstar SM-57 den Erwartungen leider nicht ganz gerecht werden. Auch hier wird wieder das ausgewogene Frequenzspektrum deutlich, welches das Audix i5 abbildet. Dem SM-57 fehlen indes im direkten Vergleich die transparenten Höhen und auch der „Bauch“. Einer hoch gestimmten Stahl-Snare entlockt das i5 einen deutlich klareren Sound und – falls gewünscht – ein aggressives „Peng“. Das Signal des SM-57 ist im Gegensatz „braver“ als das des i5. Man ist im Zweifel also ein wenig eingeschränkter, denn vorhandene Frequenzen kann man zwar leicht herausfiltern, bestimmte von vornherein fehlende lassen sich jedoch nicht herbeizaubern. Der Fairness halber muss man natürlich bemerken, dass es immer auch auf die verwendete Snare und den gewünschten Sound, passend zum Musik-Stil, etc. ankommt.
Auch als alternative Tom-Mikrofone hängen wir drei SM-57 in Clip-Halterungen ans Drum-Set. Faktisch gesehen liegt der wesentliche Unterschied zwischen dem SM-57 und dem Audix D2 / D4 einerseits an der im SM-57 verbauten Nieren-Kapsel (im Gegensatz zu der Hyperniere der Audix-Mikrofone) und andererseits beim Frequenzgang, der beim SM-57 bei 40 Hz – 15kHz liegt. Interessant, da das SM-57 also die Bässe vom Standtom genauso gut einfangen sollte wie das D4.
Trotz ähnlichem Frequenzgang gelingt es dem SM-57 aber trotzdem nicht optimal, das Stand-Tom auch als solches darzustellen. Man könnte darüber diskutieren, ob man das überhaupt will, aber wie ich vorher schon erwähnt habe: es ist doch schön, die Möglichkeit zu haben. Selbstverständlich kann der Unterschied zwischen Rack- und Stand-Tom auch gar nicht so groß sein, wenn man an alle Toms das identische Mikrofon mit gleichem Frequenzgang hängt und die Aufnahmen ohne EQ-Veränderungen abhört. Was die Transparenz und die Höhen angeht, so sprechen schon allein die Zahlen für sich. Die mit den SM-57 aufgenommenen Toms haben zwar einen schönen runden Ton, die Audix-Mikrofone D2 und D4 transportieren aber noch besser das Geräusch, das entsteht, wenn der Stick auf das Fell trifft (um das Wort Attack mal zu definieren…). Man hat also das Gefühl, man bekommt mehr vom Instrument zu hören als mit dem SM-57.
Michael Fischer sagt:
#1 - 01.08.2011 um 20:11 Uhr
Zum Thema Platzbedarf:
Schwanenhals etwas höher ziehen und nach außen biegen. Mikros dann genau zwischen Fellmitte und Rand ausrichten (beim Floortom genau in die Mitte). Dann klingt es und Platz zum spielen ist auch. So klingt es jedenfalls grauenhaft - wie ein 129,- Euro no Name Koffer. So nimmt man doch schon gar kein Standtom auf, mit dem Mikro senkrecht genau auf den Rand. Ihr testet hier Drum-Mikros die zu den besten überhaupt gehören und präsentiert das Ganze mit Aufnahmen, die die eher abschreckend klingen. Das ist für Leute die sich informieren wollen schlechter als gar kein Test.