Praxis
Wie alle Mikrofone im großen bonedo-Testmarathon mussten auch die beiden Audix SCX-one den Weg vor das Sound-Gericht antreten. Allerdings mussten sie nichts Schlimmes befürchten. Und tatsächlich: In Einzelmikrofonierung wie auch im XY-Stereo sind sie bei Weitem nicht so unausgewogen, wie man nach dem vielleicht erschrockenen Blick auf den Frequengang erwarten könnte. Wenn man sich diesen vor Augen hält und die Audiofiles hört, ist dies fast schon ein Lehrstück darüber, wie wenig man manchmal von Frequenzgangangaben auf den letztlichen Klangeindruck schließen kann. So ist auch der Phasengang nicht unerheblich am Klangeindruck eines Mikrofons beteiligt. Es zeigt sich, dass die befürchteten Probleme im Höhenbereich schlichtweg nicht vorhanden sind, das SCX1 hat klanglich nichts von den eher blechern und reibend klingenden Vertretern der unteren Preiskategorien. Nun ja, dass man das kann, zeigt ja schon die preiswerte Variante f9, die sich im Vergleich mit den vielen anderen eine sehr gute Position erkämpfen konnte. Das Audiobeispiel lässt allerdings – das muss man in diesem Preissegment schon kritisieren dürfen – ein wirklich luftig-offenes Höhenband vermissen, vor allem der zweistellige Kilohertzbereich ist deutlich unterrepräsentiert. Hier entspricht die grafische Darstellung in den Unterlagen dem Höreindruck genau. Wohl dadurch entsteht beim Hören der klangliche Eindruck von Härte. Das Mikrofon ist zwar angenehm schnell und zählt zu den durchsetzungsfähigsten, doch wird man damit eher Akustikgitarren-, Hi-Hat- und Single-Cymbal-Signalen in Pop- und Rock-Mischungen gerecht als etwa sanftmütigen Klarinetten oder säuselnden Violinen. Ich möchte sogar sagen: Die Audix SCX-one klingen etwas nach “Achtziger”. Sie sind kräftig, prägnant, aber eben deswegen vielleicht etwas zu wenig feinfühlig für manche Anwendungen.
Im Vergleich mit dem Schoeps klingt das Signal der Akustikgitarre etwas weniger natürlich und weniger “komplett”, lässt sich aber vielleicht dadurch recht gut im Mix unterbringen, wenn ein sehr konturierter Klang gewünscht ist. Wer sich in Bildbearbeitung ein wenig auskennt: Das Signal wirkt wie etwas zu stark mit dem Scharfzeichner bearbeitet. Die Kontur gilt auch für das Stereobild, denn hier erscheint alles gut greifbar und klar sortiert, wenn auch nicht mit größtmöglicher Detailzeichnung.
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Nicht nur, was Natürlichkeit angeht, auch bezüglich der Dynamik und dem ganz allgemeinen “Wohlklang” muss sich das Audix etwas hinter den ganz großen Namen einreihen. Das Letzte, was man aus einem Dorf entfernen sollte, ist bekanntlich die Kirche. Was ich sagen will: Zwei der getesteten Audix kosten so viel wie ein Schoeps aus der Colette-Serie. Insofern ist alles in Ordnung. Im direkten Vergleich etwa mit Neumanns KM 184, besonders aber den Audio-Technicas ist das Preis-Leistundsverhältnis vollkommen in Ordnung, entfesselt aber auch keine Begeisterungsstürme.