Stylewarz ist eine echte DJ-Legende in der deutschen und europäischen Hip Hop Szene. In unserem Praxis-Tutorial „Auflegen wie DJ Stylewarz“ erhältst du spannende Informationen aus erster Hand und nützliche Expertentipps, um das dreißigminütige DJCity-Set des Hamburger Plattenreiters und Musikproduzenten von der Pike auf nachspielen zu können. Im Rahmen dieses Artikels und anlässlich seiner aktuellen Albumveröffentlichung führte Bonedo Autor Detlef Rick mit dem Künstler ein Telefoninterview, dem sämtliche Zitate und weitere Informationen des Textes entspringen.
DJ Stylewarz ist bereits seit Mitte der 80er musikalisch aktiv und hat mit seiner damaligen Formation No Remorze wichtige Pionierarbeit geleistet. Mehrere Jahre hintereinander wurde er vom bekannten deutschen Hip Hop Magazin „Juice“ zum beliebtesten DJ des Jahres erkoren und er ist in der schnelllebigen deutschen Hip Hop Landschaft eine der wenigen zuverlässigen Konstanten.
Aktuell ist DJ Stylewarz mehr denn je in den europäischen Clubs unterwegs und betreibt „nebenher“ sein eigenes Label. Genau über dieses veröffentlichte er im März 2019 sein aktuelles, zweites Soloalbum namens „Der letzte seiner Art“. Stylewarz ist niemand, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht, sondern jemand, der „On Top of his Game“ bleibt. So ein Künstler ist ein gutes Vorbild für die eigene Karriere und genau deshalb schauen wir ihm im Folgenden in die Vita und auf die Finger.
… weitere Folgen der Auflegen-wie-Serie findest du hier.
Details
Michael Whitelov, so der bürgerliche Name von DJ Stylewarz (47), ist kein Mann der großen Worte. Lieber „spricht“ er am Plattenspieler mit seinen Händen. Aber wenn er seinen Mund aufmacht, dann sagt er seine ehrliche Meinung ganz ungefiltert und ohne Rücksicht auf eventuell verletzte Eitelkeiten musikalischer Mitstreiter. Das zeigt unter anderem der heute als legendär geltende Streit zwischen ihm und DJ Thomilla (Turntable Rockers/Stuttgart), dem er im Jahr 2000 den Diss-Track „Dissziplin No. 1“ widmete. Obwohl Stylewarz durch diverse Medien wie Viva Freestyle oder MTV seit den neunziger Jahren einen recht hohen Bekanntheitsgrad genießt, war er immer ein Künstler, der außerhalb des kommerziellen Fahrwassers schipperte. Er ist sicher ein Mann der klassischen Hip Hop Schule, doch ihn darauf zu beschränken, wäre „weit gefehlt“. Hier erst einmal ein paar wichtige Fakten:
Bio
Michael Whitelov wurde am 1.11.1971 im Bremerhavener Stadtteil Lehe geboren. Er war niemand, dem schon von klein auf eine Musikerkarriere vorschwebte. „Diese Frage habe ich mir nie gestellt“, sagt er dazu, weil ein derartiger Berufsweg für ihn in seiner Kindheit und frühen Jugendzeit einfach „nicht greifbar“ war. So wählte er zunächst einmal einen regulären Beruf und machte eine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer. Im Alter von 11 oder 12 Jahren ist er zum ersten Mal „so richtig in die Musik eingestiegen“. Als Kind war er unter anderem ein großer Fan der Band „Foreigner“. Sein Musikgeschmack wurde sehr durch in Deutschland beheimatete, amerikanische Radiosender wie AFN geprägt. In Bremerhaven war er außerdem oft von den dort stationierten GIs umgeben, sodass ihm bereits als Kind Genres wie Funk und Soul geläufig waren. Zum Hip Hop kam DJ Stylewarz – wie die meisten seiner damaligen Weggefährten – durch die Medien und durch den starken amerikanischen Einfluss seines Umfeldes (sein Vater kommt aus den USA). Sein Schlüsselerlebnis hatte er bei einem deutsch-amerikanischen Freundschaftsfest, das jedes Jahr in seiner damaligen Heimatstadt stattfand. Auf den Partys dieses Events gab es nämlich bereits anfangs der 80er-Jahre Scratch-DJs zu beobachten. Außerdem versorgten ihn Verwandte aus New Jersey (USA) regelmäßig mit Kassetten, auf denen Radioshow-Mitschnitte der legendären DJs Mr. Magic & Marley Marl (WBLS) sowie Red Alert (Kiss FM) zu hören waren und gegen Ende des Jahrzehnts war Michael Whitelov bereits als Solo-DJ in seiner Region unterwegs.
Zusammen mit dem Rapper Crak, DJ Kaoz und dem Produzenten TNG gründete er 1991 die Gruppe No Remorze, deren Sound vom schnellen und kompromisslos harten Britcore Hip Hop Sound der englischen Bands Hi Jack oder Gunshot geprägt war. Im Jahre 1992 veröffentlichte seine Band dann ihren ersten Song namens „Killa Squad“ auf der Compilation „Kill the Nation with a Groove“. Es folgten diverse Maxis, Sampler-Beiträge sowie ein Album namens „The End“ im Jahre 1995. Bereits im Jahr 1993 veröffentlichte er auf dem Sampler „Alte Schule“ seinen ersten Solo-Track, den er „Back to the Old School“ nannte.
Obwohl sich No Remorze offiziell nie auflösten, gingen die Mitglieder um die Jahrtausendwende herum zunehmend getrennte Wege. DJ Stylewarz ist mit sich und wie es mit seiner alten Formation zu Ende ging, allerdings im Reinen: „Ich möchte die Zeit in der Band mit allen Höhen und Tiefen überhaupt nicht missen“, sagt er dazu. Dank seines Jobs als fester DJ der Hip Hop Fernsehshow Freestyle (1993 bis 1995 wöchentlich auf dem Musiksender Viva ausgestrahlt), wurde Stylewarz einem breiteren Publikum bekannt. Ab dem Jahr 1996 war Michael Whitelov dann als Live-DJ der Crossover Formation Such a Surge unterwegs und wurde ein paar Jahre später zum festen Bühnenpartner des Rappers Ferris MC (EX Deichkind).
Stylewarz veröffentlichte zahlreiche Maxis und Features mit Künstlern wie D-Flame, Torch, Ferris MC, Toni L oder Eißfeldt. Seine DJ-Mixtapes wie „B-Boy Breaks Volume 1“ (1997) und „New Yorks Finest“ (1999) sind bis heute legendär. Allerdings lädt er seine neueren Mixe mittlerweile zeitgemäß auf seinen Mixcloud-Account.
2005 wurde DJ Stylewarz auf dem Album von Deine Lieblingsrapper (Sido und Harris) gefeatured und begleitete die beiden Künstler auf der anschließenden Tournee. Sein bisher einziges Solo-Album, namens „The Cut“, brachte er 2002 auf den Markt. Auf diesem Tonträger wurden seine Weggefährten Eißfeldt, David P, Immo, Torch und weitere Künstler gefeatured. Die Platte erreichte Platz 49 der deutschen Album-Charts.
Nach einer langen Pause folgte dann im Jahr 2014 seine fünf Tracks umfassende Veröffentlichung „The EP“. Dieser Tonträger mit Gästen wie D-Flame, Torch und Eißfeldt (Beginner) brachte DJ Stylewarz damals wieder erfolgreich in das aktuelle Rap-Geschehen zurück und bereitete sein Publikum auf das nun endlich erschienene Album vor.
Seit vielen Jahren ist Michael Whitelov als DJ in deutschen, schweizerischen und österreichischen Clubs unterwegs. Er ist ein dynamischer und sehr sportlicher Typ, denn neben seinen musikalischen Tätigkeiten, ist er leidenschaftlicher Radfahrer und Snowboarder. Sein Snowboard-Hobby kann er dabei perfekt mit seinem Beruf verbinden, da er regelmäßig als DJ in den bekannten Wintersportregionen der Schweiz und Österreich unterwegs ist. Ein Blick in den Terminkalender seiner Website verrät, das DJ Stylewarz in den hiesigen Clubs ein viel gefragter und entsprechend häufig gebuchter Mann ist.
DJ Ranking und Stil
Vom bekannten deutschen Hip Hop Magazin Juice wurde Stylewarz in den Jahren 2000 bis 2003 zum besten DJ Deutschlands erkoren. Nach seinem Lebensmotto gefragt, sagt Stylewarz, ohne lange darüber nachzudenken: „Be Original“.
Und genau das scheint er auch bei seinen Musikproduktionen zu beherzigen. Sein Sound basiert zwar auf klassischem Hip Hop, doch seine Musik lässt sich nicht durch angebliche Regeln des Genres einschränken. Da Michael Whitelov ein „Plattendigger“ ist, kommen in seinen Songs auch immer wieder Samples vor, doch es gibt auch Tracks, die „untypisch“ ganz ohne Musikzitate fremder Tonträger auskommen. Seine Titel weisen neben einer eindeutigen Hip Hop Handschrift auch eine elektronische (basslastige) Komponente auf, die ihren Ursprung im britischen Sound von Genres wie DnB oder Dubstep hat. Da Produktionen von DJ Stylewarz sehr eigen klingen, lassen sie sich, im Gegensatz zu manchen Tonträgern seiner deutschen Kollegen, stilistisch nicht wirklich mit typisch amerikanischen Songs vergleichen.
Sein Markenzeichen als DJ sind zweifelsohne seine in der Szene sehr anerkannten Scratching-Skills. „Wenn du nicht scratchen kannst, bist du in meinen Augen kein wirklich guter DJ“, ist sein Standpunkt. „Skills sind das Wichtigste!”. Er meint damit die technischen Grundfähigkeiten, die jeder ernst zu nehmende Hip Hop DJ mitbringen sollte. Michaels DJ-Vorbilder sind unter anderem DJ Marley Marl (NYC/Juice Crew), Mixmaster Ice (NYC/UTFO) sowie DJ Supreme von der britischen Hip Hop Formation Hi Jack.
DJ Stylewarz ist am liebsten Solo in Clubs oder auf Festivalbühnen, etc. unterwegs. Als DJ für andere Künstler wird er mittlerweile nur noch in Ausnahmefällen tätig. „Dieser ganze Bereich ist mir mittlerweile viel zu inflationär. Da lasse ich anderen DJs gerne den Vortritt. Ich stelle mich nur noch mit Künstlern auf die Bühne, mit denen ich auch wirklich kreativ zusammenarbeite und wo einfach der Rahmen stimmt“, so Michael dazu Er selbst sieht sich allerdings weder als Scratch-DJ noch als Turntablist, denn in der Zeit, als er mit dem DJing begonnen hat, musste ein guter DJ „alles draufhaben“. So setzt er bei seinen Club-Sets Schwerpunkte auf eine „gute Soundauswahl“ und „sauberes Mixing“. Auch Scratching und Turntablist-Einlagen kommen dort natürlich vor, allerdings nur kurz und immer „on point“.
Die dominierenden Genres seiner DJ-Sets sind Hip Hop, Reggae und Bass-Musik. Unter „Bass-Musik“ versteht DJ Stylewarz all jene Musik, wo der Bass „das tragende Element ist“. Die Rede ist also von DnB, Grime, Trap und so weiter. Wer Michael Whitelov schon einmal in einem Club erlebt hat, der weiß, dass er alles andere als ein „Jukebox-DJ“ ist. Sein Statement zu diesem Thema lautet:
„Wer am Abend einfach nur seine fünf Lieblings-Rap-Hits hören möchte, der ist bei mir an der falschen Adresse“. Denn im Gegensatz zu manchem Kollegen sieht er sich in der Rolle des Club-DJ mehr „als eigenständiger Künstler, denn als einfacher Dienstleister“. Und genau diese kompromisslose Art macht DJ Stylewarz aus. Love it, or leave it!
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Mehr InformationenAktuelle Veröffentlichungen
Seine aktuellste Veröffentlichung (Stand: 09.04.2019) ist sein Ende März 2019 erschienenes, sechszehn Songs starkes zweites Soloalbum mit dem Namen „Der letzte seiner Art“. Diesen Longplayer gibt es digital auf allen Downloadplattformen (ITunes, Amazon, etc.) und Streamingportalen (Spotify, Tidal, etc.), sowie als Doppel-Vinyl (Colored Vinyl & Schwarz).
Als Featuregäste hat Stylewarz für diese Veröffentlichung Künstler wie Trettmann, Samy Deluxe, Torch, Flo Mega, Lakmann, Megaloh, sowie viele weitere gewinnen können. Scheinbar mühelos gelingt es Michael Whitelov auf diesem Tonträger der Spagat zwischen klassischen „Boombap“ Rap, Trap-artigen Autotune Songs, Britcore-beeinflussten Uptemponummern, sowie reinen DJ-Tracks und vielem mehr. Aber immer tragen die Lieder dabei seine ganz eigene Handschrift.
Bereits die ersten (Vorab) Single „Balance“ mit den Gästen Trettmann und Megaloh sorgte für viel Aufsehen und verhalf dem Album an die Spitze der Hip Hop Vinyl (HHV) Charts, sowie zu den mittlerweile unverzichtbaren Platzierungen in die „großen“ Spotify-Playlists des Genres.
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