Austrian Audio Hi-X20 im Praxis-Check
Der Praxistest erfolgte über mehrere Tage an den folgenden Kopfhörerverstärkern:
Apple MacBook Pro (2024)
Als Vergleichskopfhörer kam überwiegend der AKG K371 zum Einsatz, sowie zwischenzeitlich die ebenfalls geschlossenen Studiokopfhörer Audio-Technica ATH-M50 X und Ultrasone Pro 580i.
Für dich ausgesucht
Die klangliche Einschätzung des Austrian Audio Hi-X20 erfolgte anhand vertrauter Produktionen, Produktionsbestandteile, Signalgeneratoren in Apple Logic sowie dem Monitoring meiner eigenen Stimme.
Anwendungsbereich
Austrian Audio preist den Hi-X20 als ultimativen Allrounder an, der sich neben dem Haupteinsatzzweck geschlossener Studiokopfhörer – dem Monitoring beim Recording – unter anderem auch zum Mixdown einsetzen lässt. Nun lassen sich mit viel Einhörerfahrung, Know-how und Talent mit fast jedem Kopfhörer gute Mixes erstellen, was selbstverständlich auch auf den Hi-X20 zutrifft. Aufgrund seines Wiedergabecharakters sehe ich den Einsatzzweck des Austrian Audio Kopfhörers aber eher beim Monitoring (Recording, Broadcast) und Editing als beim Mischen.
Individuelle Höranforderungen sind bekanntlich verschieden, doch auch zum reinen Musikkonsum sehe ich den Hi-X20 nur bedingt geeignet. Neben klanglichen Aspekten liegt dies jedoch auch an dem langen Kabel, das zur mobilen Verwendung unpraktisch ist.
Die passive Dämmung befindet sich auf dem Niveau vergleichbarer Studiokopfhörer, wodurch sich der Hi-X20 für den Einsatz bei sensiblen Mikrofonierungen und auch unter einer hohen Umgebungslautstärke hervorragend eignet.
Wie klingt der Austrian Audio Hi-X20?
Der erste Eindruck
Schon beim ersten Hör-Check offenbart der preiswerte Austrian Audio Kopfhörer eine sehr detailfreudige Wiedergabe und einen hervorragend austarierten Bass. Dieser ist druckvoll und geht tief hinunter, ohne es dabei aber zu übertreiben und schwammig zu klingen wie so manch ein überambitionierter Mitbewerber.
Frequenzwiedergabe
Als weitere Klangeigenschaften fällt eine ausgeprägte Höhenwiedergabe auf, die bei gemastertem Audiomaterial durchaus als etwas aufdringlich und zur Schärfe neigend empfunden werden kann. Der Vergleich mit meinen Referenzkopfhörern bestätigt diesen Eindruck. Je nach Anwendung handelt es sich hierbei aber nicht zwangsläufig um einen negativen Kritikpunkt! Beim Monitoring der eigenen Stimme profitiert die Sprachverständlichkeit und auch am Schnittplatz werden Artefakte und Schnittfehler leichter aufgedeckt.
Den mittleren Frequenzbereich empfinde ich als etwas leblos, besonders der Mangel an unteren Mitten führt im Zusammenspiel mit den ausgeprägten Höhen zu einem kalten Klangbild – trotz druckvollem Bass. Besonders in diesem Punkt büßt der Hi-X20 aus meiner Sicht an Kompetenz für klangformende Maßnahmen ein. Bei einem Studiokopfhörer dieser Preisklasse bewerte ich diesen Umstand als nicht besonders überraschend oder schlimm, deckt sich aber (wie auch bei anderen Herstellern) nicht uneingeschränkt mit den Aussagen der Marketingabteilung. Für Einsteiger oder simple Mix-Aufgaben sollte der Hi-X20 aber eine zufriedenstellende Wahl sein.
Raumabbildung & Dynamik
Das Zusammenspiel aus potenter Höhenwiedergabe und knackigen Transienten erzeugt einen sehr direkten und detaillierten Klangeindruck. Vorbildlich ist auch das akkurate und unkomprimierte Ausklingen tieffrequenter Impulse wie beispielsweise Subkicks. Die Separierung einzelner Mixbestandteile ist dank des Auflösungsvermögens mühelos. Im Vergleich zu meinen Referenzkopfhörern erscheint die Stereobühne allerdings etwas flacher. Ein leichter Mangel an Tiefenstaffelung sollte für einen Monitoring-Kopfhörer aber ohne große Relevanz sein und sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Sonstiges
Der Austrian Audio Hi-X20 ist ein interessantes Beispiel dafür, dass nicht nur High-End-Kopfhörer von einem hochwertigen Kopfhörerverstärker profitieren. Obwohl er auch an den Ausgängen meines MacBook Pro und UAD Apollo x4 einwandfrei performt, klingt er an meinem SPL Phonitor mini noch eine Spur „erwachsener“ und „teurer“. Die Frequenzwiedergabe wirkt nuanciert ausgewogener und die Auflösung wirkt feiner und hochwertiger. Zudem bin ich ein bekennender Fan der Crossfeed-Funktion von SPL-Verstärkern (und mittlerweile auch Kopfhörerverstärkern anderer Hersteller). Dieses Feature bewirkt auch beim Hi-X20 ein authentischeres Raumempfinden.
Tragekomfort
Mit lediglich 257 g (ohne Kabel) auf meiner Waage ist der Austrian Audio Kopfhörer ein richtiges Leichtgewicht, was den Tragekomfort erwartungsgemäß begünstigt. Auch am Sitz gibt es nichts zu bemängeln. Die ca. um 90 Grad drehbaren ovalen Ohrmuscheln passen sich meiner Kopfform perfekt an und umschließen meine Ohren bei Innenmaßen von 7 und 5 cm (Höhe/Breite) komplett. Die dicken Memory Foam Polster sitzen sehr bequem und dichten bei einem moderaten Anpressdruck gut ab. Den Anpressdruck der Ohrmuscheln empfinde ich als guten Kompromiss aus sicherem Sitz (auch wenn man den Kopf ruckartig bewegt) und langzeittauglichen Trageeigenschaften.
Der vergleichsweise schmale gepolsterte Bügel trägt sich dank der guten Anpassung an die Form meiner Schädeldecke und dem geringen Gewicht des Kopfhörers absolut unproblematisch. Aufgrund meines Dwayne-Johnson-Haarschnitts bin ich diesbezüglich etwas sensibel und bevorzuge normalerweise breitere Kopfbügel.
Die Größenanpassung des Bügels erfolgt über einen gewöhnlichen gerasterten Schiebemechanismus. Nach oben hin sind die Anpassungsreserven knapper bemessen als bei fast allen Modellen meiner eigenen „Studiokopfhörersammlung“ verschiedenster Hersteller. Für Menschen mit einem großen Kopf könnte der Austrian Audio Hi-X20 unter Umständen zu klein sein. Dank des heutzutage üblichen Rückgaberechts sollte dies aber niemanden von einem Check des Hi-X20 abhalten.
Alternativen zum Austrian Audio Hi-X20
Rode NTH-100 | Beyerdynamic DT 770 Pro | AKG K371 |
Monitorkopfhörer mit kühlenden Ohrpolstern; ansonsten vergleichbare Ausstattung und eine Extraportion Bass | Monitoring-Klassiker mit fest verbautem Kabel und vielfach populärer HiFi-Abstimmung; verschiedene Impedanz-Versionen | aktuell nur unwesentlich teureres Konkurrenzmodell mit umfangreicher Ausstattung und universell einsetzbaren Wiedergabeeigenschaften |