Praxis
Materialanmutung und Verarbeitung
Wie auch bei Hi-X50 und Hi-X55 ist auch der Austrian Audio Hi-X65 mit ordentlichen Materialien gebaut worden, wenngleich das schwarze Plastik des Hörers nicht übertrieben hochwertig ist (aber auch keinesfalls „billig“). Die Verarbeitung ist schlichtweg perfekt.
Sitz
Mehrmals musste ich in die Ohrmuscheln auf die L-R-Kennzeichnung schauen, um mich zu versichern, den Austrian Audio Hi-X65 auch richtig herum aufzusetzen. Der Bügel liegt nicht im Lot, sondern beugt sich deutlich nach vorne. Was beim ersten Mal etwas merkwürdig erscheint und vielleicht „falsch“ aussieht, funktioniert hervorragend: Ich finde sofort eine passende Position und finde es angenehm, dass der Bügel recht weit vorne auf dem Kopf sitzt. Die Hörermuscheln besitzen für mich genau den richtigen Anpressdruck, dieser ist überdies auf die Polster abgestimmt, die sich zwar den Konturen anpassen, aber nicht zu stark zusammengedrückt werden. Wer einen besonders kleinen Kopf hat, sollte überprüfen, ob er dann auch sicher genug sitzt.
Den Hörer kann ich problemlos einen Arbeitstag lang auf dem Kopf haben, was unter anderem am gemäßigten Gewicht von 310 Gramm liegt. Die gesamte Konstruktion ist angenehm geräuscharm bei Bewegungen, das Kabel dürfte gerne noch weniger Körperschall übertragen, allerdings ist das bei vielen anderen Hörern schlechter.
Die leichte Dämpfung der Außengeräusche würde mich – besonders, nachdem ich einen STAX SR-202 auf dem Kopf hatte – vielleicht sogar auf einen halboffenen Hörer tippen lassen statt eines offenen. Die Übergänge sind schließlich fließend.
Klang
Schon nach kurzem Hören wird klar, dass der Austrian Audio Hi-X65 ein in allen Belangen ausgewogenes Stück Tontechnik ist. Es gibt keine klanglichen Eigenschaften, die auf irgendeine Weise herausstechen. Dadurch ist er vielleicht im ersten Augenblick unspektakulär wirkend.
Extrem bassgewaltig spielt der 65 nicht auf. Allerdings besitzt er eine Trockenheit, Klarheit und Detaildarstellung, die tontechnische Beurteilung hervorragend gut erlauben. Die genaue Tonhöhe eines Basses, die Eigenschaften einer Bassdrum oder auch das Auffinden von tieffrequenten Störquellen ist mit der präzisen Darstellung des AA deutlich einfacher und sicherer möglich als mit einem „Blubberbass“-Kopfhörer. Die Präzision ist es auch, die sich durch das gesamte Frequenzband zieht und den Hörer auf Augenhöhe mit beispielsweise dem Audio-Technica ATH-R70X erscheinen lässt, der ebenfalls sehr viel leistet für sein Geld.
Die Mitten sind ein Musterbeispiel an Verfärbungsarmut und an Auflösung. Ich hätte schon am ersten Tag kein Problem damit gehabt, wichtige Signale in einer Mischung im Pegel zu positionieren. Ein wenig wirkt der Bereich über 1 kHz zurückgenommen. Dadurch erscheinen die Schärfeanteile deutlicher, was Editierungen und die so wichtige Bestimmung von Bissigkeit von Signalen sehr gut ermöglicht. Dadurch, dass der Austrian Audio Hi-X65 hier eher eine klare Kante fährt, ist vielleicht die Langzeithörbarkeit minimal schlechter, als wenn wenn hier mit einem „HiFi-Dip“ gearbeitet werden würde.
Die Höhen sind ebenfalls klar, aber wirken nie kristallin oder glasig. Auch wird nicht mit einem hohen Pegel im Air Band künstliche Frische und Luftigkeit produziert. Der X65 erlaubt schlichtweg eine genaue, Bestimmung des Geschehens. Rauschen beispielsweise lässt sich sehr klar erkennen und einschätzen.
Die Detailliertheit ist hoch und ein klares Qualitätsmerkmal. Doch nicht nur das: Dynamisch reagiert der Hörer absolut erstklassig. Die verschiedenen Reaktionen von unterschiedlichen Mikrofonen auf Konsonanten wie das [t] oder die Regeltätigkeit von Dynamikgeräten werden schön plastisch dargestellt. Auch grobdynamisch schränkt der Österreicher nicht ein und erlaubt bei gleichbleibendem Klangcharaker die Arbeit bei sehr verschieden Pegeln.
Und auch die letzte Disziplin gelingt vortrefflich: Die Tiefe des Raumes ist enorm, die Positionen der dort platzierten Signale lassen sich sehr genau bestimmen. Auch hier zeigt sich wieder, wie gut die Eigenschaften des AA Hi-X65 für Editing und Mixing sind.