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Avantone Pro Planar Black Test

Praxis

Sitz: ideal

Materialien und Verarbeitung des Avantone Pro Planar Black machen einen guten Eindruck, der die Erwartungen an einen derartig bepreisten Kopfhörer chinesischer Produktion weder enttäuscht noch übererfüllt. Ein großes Plus gibt es für den Tragekomfort: Das Gewicht verteilt sich auf meinem Kopf sehr gut, der Anpressdruck fühlt sich für mich ideal an, das Kopfband schmiegt sich sehr gleichmäßig an meinen Kopf. Ich stelle auch nach mehreren Stunden keine Stellen fest, die etwas weniger Druck vertragen könnten. Damit ist er einer der bestsitzenden Kopfhörer dieser Größe. Allerdings ist das natürlich eine individuelle Wahrnehmung.

Sitzt wie angegossen: Avantone Pro Planar
Sitzt wie angegossen: Avantone Pro Planar

Vor- und Nachteile des Kabels

Das etwas störrische Anschlusskabel hat den Vorteil, dass es sich so gut wie nicht verzwirbelt. Allerdings entsteht Körperschallübertragung durch das Kabel, wenn es irgendwo gegen schlägt oder entlang reibt, an einer Tischkante oder Stuhllehne beispielsweise. Die Resonanzen, die entstehen, wenn man mit dem Finger gegen Bügel oder Ohrmuschel schnippst, übertragen sich jedoch kaum.

Besonderheit Gesamttonalität

Wer andere Planarkopfhörer kennt, erwartert eine sehr feine, eher spritzige Gesamttonalität. Audezes LCD-Hörer und der Quad Era-1 etwa spielen deutlich frischer als der Avantone Pro. Doch beginne ich unten im Spektrum, denn das weiß zu begeistern: Der Bass spielt außerordentlich trocken und präzise, neigt nie zum Wummern und ist fein aufgelöst. Und er ist ohne Löcher oder Überhöhungen. Das erstreckt sich bis auf den absoluten Subbass, den ich beispielsweise mit diversen Synthesizern und den reinen AB-Mikrofonsignalen einer Kirchenorgelaufnahme überprüft habe. Ich kann festhalten: Die Basswiedergabe weiß zu begeistern!

Gute Langzeithörbarkeit

Die Mitten besitzen ebenfalls eine sehr hohe Auflösung und präsentieren sich sehr neutral. Präsenzen zeigen sich ebenfalls linear, was beim Mixing das Bestimmen der Verhältnisse von Stimmen, Snare, Gitarren und anderen konkurrierenden Signalen sehr gut ermöglicht. Leicht zurückgenommen hingegen ist der Schärfebereich. Dadurch sind die Hörer nicht bissig und besitzen eine hohe Langzeithörbarkeit.

Sitz und Klangeigenschaften sorgen dafür, dass man den Planar einen ganzen Tag lang problemlos aufhaben kann.
Sitz und Klangeigenschaften sorgen dafür, dass man den Planar einen ganzen Tag lang problemlos aufhaben kann.

Höhen mit wenig Information

Etwas verwundert bin ich über die absoluten Höhen gewesen. Diese erschienen mir zunächst so belegt, dass ich das strittige Einspielen durchgeführt habe und den Kopfhörer zum Burn-in mehrere Tage in meinem Schrank habe laufen lassen. Geändert hat sich dadurch aber nichts. Verglichen mit anderen Planarmagneten, die ich gehört habe (die zugegebenermaßen allesamt teurer sind als der Avantone), besonders aber mit meinem Standardwerkezug, einem Stax-Elektrostaten, sind mir sowohl Pegel als auch Auflösung etwas zu mau für die tontechnische Arbeit. Zum Musikgenuss sieht es etwas anders aus, denn wer ermüdungsfrei lange Hörsessions plant, wird damit glücklich. Wer hingegen genau analysieren will, was sich im Signal am oberen Ende des Spektrums tut, bekommt meines Erachtens zu wenig Information dafür geliefert.

Amps machen sich bemerkbar

Ein Gewinn ist tatsächlich der Betrieb des Avantone Planar an einem Kopfhörerverstärker mit viel Leistung. Am Waversa WminiHPA mkII spielte der Hörer etwas luftiger und frischer. Allerdings ist der Qualitätssprung besonders in den ohnehin hervorragenden Bässen gut nachzuvollziehen. Diese werden so messerscharf präzise und blitzschnell, dass sie gleichauf sind mit einem Elektrostaten. Das ist nicht nur „ganz gut“, sondern absolut hervorragend für einen dynamischen Hörer.

Hohe Pegel möglich

Der Avantone Planar vermag sehr hohe Pegel zu generieren, die lange verzerrungsarm bleiben. Ab einem gewissen, hohen Pegel werden die Peaks etwas eingebremst, auch hier ist ein hochwertiger HP-Amp gegenüber sehr einfachen klar im Vorteil. Dann kann der Planar seine Leistung sehr gut ausspielen.

Bühne dürfte breiter sein

Während viele offenen Kopfhörer eine breite Bühne und eine hohe Immersion ermöglichen, ist die Stereodarstellung des Avantone Planar Black etwas schmal. Nahe an der Mitte platzierte Signale neigen zum „Kippen“ in die Mitte, was den Effekt leider etwas verstärkt.

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Profilbild von sabeti1980

sabeti1980 sagt:

#1 - 01.03.2021 um 00:08 Uhr

0

"Allerdings ist der Qualitätssprung besonders in den ohnehin hervorragenden Bässen gut nachzuvollziehen. Diese werden so messerscharf präzise und blitzschnell, dass sie gleichauf sind mit einem Elektrostaten. Das ist nicht nur „ganz gut“, sondern absolut hervorragend für einen dynamischen Hörer."Seit wann ist Planar dynamisch?

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 01.03.2021 um 07:22 Uhr

    0

    Hallo Sabeti,schon immer: Planarmagnetische Wandler benutzen wie auch die verbreiteteren Systeme mit Schwingspule und Topfmagnet das elektrodynamische Prinzip, um Spannung in Bewegung und daraufhin Luftschall zu wandeln. Auch BA und AMT nutzen dieses Prinzip, das im Grunde ein Elektromotor ist und umgekehrt, als Generator, bei dynamischen Mikrofonen zum Einsatz kommt (zu denen dann auch die Bändchen zählen!).Allerdings ist es so, dass in Anlehnung an das hervorragende, aber aufwändige und teure elektrostatische Prinzip die Planarmagneten gerne "magnetostatisch" genannt werden. Soweit ich weiß, ist das dann eher eine Marketingentscheidung.Wir haben einen Artikel, der die verschiedenen Wandlerprinzipien genau erklärt, grafisch darstellt und auch die typischen Eigenschaften behandelt: https://www.bonedo.de/artik...Beste Grüße
    Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    Antwort auf #1 von sabeti1980

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Profilbild von Manuel

Manuel sagt:

#2 - 15.12.2023 um 10:48 Uhr

1

Hallo Herr Mavridis, zunächst möchte ich IHnen für Ihren ausführlichen und interessant zu lesenden Artikel danken! Es gibt jedoch einzelne Aussagen, die ich im Folgenden gern etwas einordnen möchte. *Klugscheissmodus on :-) Mit Verlaub, gerade im Studiobereich, bietet es sich grundsätzlich an, eine Messung des Frequenzgangs bei der Beurteilung eines Kopfhörers hinzu zu ziehen und diesen ggf. mit den persönlichen Vorlieben abzugleichen. Es mag ja sein, dass Ihnen die teils dünne, in jedem Fall aber ausgeprägte Höhenbetonung eines Hifiman oder aber der stets zum nerven neigende überbetonte Präsenzbereich (obere Mitten) der Audezes als "spritzig" erscheint, neutral ist dies jedoch keines Falls. Ich habe hier seit nunmehr bald 20 Jahren einen Großteil der auf dem Markt befindlichen Kopfhörer besessen, gehört oder besitze sie noch und dabei liegt der Avantone eher am unteren Preissegment. Der Avantone ist derzeit so ziemlich der linearste Planar auf dem Markt unter 1.500 EUR. Durch die insbesondere im Consumerbereich permanent vorhandenen "Badewannen" Abstimmungen der Kopfhörer (danke Harman!) haben sich wohl die Ohren vieler dahingehend angepasst, dass man eine eben ausnahmsweise nicht vorhandende Betonung der Höhen (und/oder Bässe und obere Mitten) als bedeckt empfindet. Ich empfehle einmal den jeweiligen Kopfhörer in einen guten Konzertsaal zu einem großen Orchester mitzunehmen und mit der Realität und dem selben Stück aus der Konserve abzugleichen. Das vielfach beschworene "Glitzern" in den Höhen wird man dort nicht finden. Den Avantone kann man bis auf eine Tiefbassschäche unter 50Hz nahezu nahtlos auf und absetzen und irgendwann nicht mehr wissen, ob man gerade Konserve oder Realität hört. Allenfalls um 1-2khz können je nach Alter und Gehör evtl. 2db mehr Lautstärke für den nahtlosen Übergang erforderlich sein. Gleiches gilt für die Bühne. Bei Erfahrenen Hörern gilt der Avantone für einen Planar (!) als einer der am weitläufigsten klingenden Hörer mit holographischer Bühnendarstellung. Es gibts zwar Effekthascher (Hifiman), die eine im ersten Augenblick gigantische Bühne zu zeichnen vermögen, allerdings wird man feststellen, dass die Instrumente überdimensioniert groß erscheinen und nicht widergegeben wird, was auf der Aufnahme ist, sondern insbesondere die Raumhöhe "aufgeblasen" wird. Wo der Avantone hingegen gegenüber Planarhörern der Preisklasse oberhalb von 1.500 Eur das nachsehen hat, ist die Präzision mit der er ein Schallereignnis in den Raum stellt. Hier ist er zwar für unter 1k immernoch top, aber es geht auch besser. Wer die präziseste Instrumentenplatzierung in einem Planar sucht, muss zu T+A greifen. Grundsätzlich sind Planartreiber aber ohnehin nicht die Experten für Bühnengröße. Das fällt vielen Dynamikern leichter (HD800s z.B.). Last not least noch ein Hinweis zum zu Beginn des Reviews erwähnten "spritzigen Klang eines Planartreibers". Ein Planartreiber ist vor allem hochauflösend und schnell. Modelle im untersten Preisbereich wird ein "typischer" leicht metallisches Planartimbre nachgesagt. Es schwingt in den Microdetails ein leicht metallischer Unterton mit. Das hat aber nichts mit der jeweiligen Abstimmung zu tun. Eine Treibertechnologie hat keine bestimmte Abstimmung per se. Der Frequenzverlauf ist immer das Zusammenspiel aus etlichen Faktoren und wird vom Hersteller mal mehr mal weniger gut/aufwändig abgestimmt. So gibt es bei jeder Treiberart das komplette Spektrum von bassig über neutral bis Höhenkreische. Auch hat die Treibergröße nicht zwingend mit bestimmten Vorteilen/Nachteilen bzgl. des Frequenzverlaufs zu tun. Häufig hört man Vorurteile wie z.B. der Treiber ist relativ klein, darum hat der Hörer keinen Bass." Das ist allerdings eine Urban Legend, ähnlich wie die, dass Overears einem Inear immer überlegen sind. Beides ist belegbar unwahr. Natürlich gibt es Grenzen der Technik. Einen Dynamiker der im Hochton Weltklasse auflöst wie der Sennheiser HD800(s) wird man nach dem derzeitigen Stand der Technik nicht gleichzeitig zu einem linearen staubtrockenen Tiefbass bis unter 20Hz wie bei manchem Planar (leider nicht der Avantone) finetunen können. Selbst mit PEQ tut sich der Treiber damit schwer und stößt einfach an seine Grenze. Natürlich kann man dynamische Treiber auch im Bass so tunen, aber nicht zusätzlich die selbe ausgezeichnete Auflösung im Hochton erreichen können. Dies soll lediglich der Einordnung dienen und ggf. Vorurteilen entgegenwirken. Bei Fragen zum Thema stehe ich selbstverständlich gern zur Verfügung. Liebe Grüße Manuel

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