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Avid HD Omni Test

Praxis

Bislang habe ich nur über die technischen Möglichkeiten des Omni I/O geredet und noch gar nicht über seine Tauglichkeit im Alltag. Meine Testaufnahmen klangen sehr ordentlich. Die Mikrofonvorverstärker haben kaum Eigenrauschen und belassen dem Eingangssignal seine Natürlichkeit, mit vielen Details in den Höhen und einem guten Bass-Fundament, wenn es denn im Signal vorhanden ist. Es handelt sich um erstklassige Vertreter ihres Genres, die für den Recording-Alltag bestens gerüstet sind. Einen speziellen, färbenden Klangcharakter, wie ihn zum Beispiel klassische Neve-Preamps und andere Modelle bieten, liefern die Preamps nicht. Und das ist aus meiner Sicht auch gut so. Die Line- und Instrument-Eingänge verrichteten unauffällig und zuverlässig ihren Dienst, auch das entsprach meiner Erwartung.

Audio Samples
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TLM103 – Acoustic guitar TLM103 – Tambourine

Oben hatte ich bereits kurz erwähnt, dass die analogen Eingänge mit einem zuschaltbaren Limiter vor dem Wandler ausgestattet sind. Das ist grundsätzlich prima, um kurzfristige Übersteuerungen zu vermeiden, hat aber auch Risiken: Der Limiter-Einsatz wird leider nicht angezeigt und so ist es gut möglich, dass ein unerfahrener Benutzer ein vermeintlich gut aus-gesteuertes Signal aufnimmt, dem schon Transienten und Pegelspitzen geraubt wurden. In einem 24-Bit-System wie einem Pro Tools mit Omni I/O kann man meiner Meinung nach gut auf den Limiter-Einsatz vor dem Wandler verzichten und lieber etwas niedriger pegeln. Die Dynamik lässt sich nachher mit Plug-Ins viel effektiver und gezielter beeinflussen. Außerdem kann man sich auf die Meter des Omni I/O ohnehin nur dann verlassen, wenn der Limiter ausgeschaltet ist.

Soft Clip limitiert das Eingangssignal, wenn es 4 dB unterhalb der Aussteuerungsgrenze überschreitet, Curv setzt deutlich früher ein, aber mit moderater Ratio.
Soft Clip limitiert das Eingangssignal, wenn es 4 dB unterhalb der Aussteuerungsgrenze überschreitet, Curv setzt deutlich früher ein, aber mit moderater Ratio.

Viel gelobt wird allerorten die Qualität der neuen Wandler, die im Omni und HD I/O identisch sind. Zum Vergleich habe ich mein gutes, altes 192 I/O herangezogen und ich muss gestehen, dass mir der Klang des Omni I/O auch ein klein wenig besser gefallen hat. Ich halte die Unterschiede allerdings für gering und glaube, dass sie in vielen Arbeitssituationen keine wichtige Rolle spielen. Nur aufgrund der moderneren Wandler würde ich mir kein neues Avid-Interface zulegen.
Das Omni I/O wird unter anderem damit beworben, dass es dem Nutzer die Anschaffung weiterer, teurer Studio-Hardware erspart. Und das stimmt: Bei allen anderen HD-Interfaces sind zusätzlich mindestens ein Mikrofonvorverstärker, ein Kopfhörerverstärker und ein Monitor-Controller zu budgetieren. In vielen Studios werden diese Aufgaben von einem Mischpult wahrgenommen. Neben den zusätzlichen Kosten erzeugen diese extra Gerätschaften eine höhere Komplexität des gesamten Systems (vor allem in Surround-Umgebungen) und bieten potentiell die Möglichkeit, dass sich Qualitätseinbußen einschleichen. Ein gutes Detail des Omni I/O ist deshalb der integrierte Mixer, der auch dann arbeitet, wenn der Computer ausgeschaltet und Pro Tools gar nicht aktiv ist. Dort lässt sich zum Beispiel der Studio-CD-Player anschließen oder eine andere Computer-unabhängige Audioquelle.
Die oben genannten Merkmale des Omni I/O erfordern, dass dieses Interface in der Regie und in direkter Reichweite des Engineers platziert sein sollte. Alle anderen HD-Interfaces waren bislang immer gut im Maschinenraum untergebracht und konnten dort ungeniert mit ihren Lüftern protzen. Auch das Omni hat einen deutlich hörbaren Lüfter, der in der Werkeinstellung „Auto“ nur so schnell dreht wie nötig. Aus meiner Sicht ist hier trotzdem noch Verbesserungspotential. Durch das Anpassen der Lüftergeschwindigkeit ändert sich die Tonhöhe des Rauschens häufiger und macht damit immer wieder auf sich aufmerksam. Im Vergleich zu meinem 192 I/O, an dessen konstantes, etwas tieffrequenteres Rauschen ich mich im Laufe der Jahre gewöhnt habe, ist mir der Omni-Lüfter ein bisschen zu präsent. Das ist umso ärgerlicher, weil ich das Omni möglichst in Reichweite aufstellen muss, da es kaum Fernbedienungsqualitäten aufweist. Alternativ zur Einstellung „Auto“ gibt es übrigens noch den Lüfter-“Vollalarm“, den man nach dem Ausprobieren sicher nicht mehr freiwillig einschaltet.   

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