Avids DAW-Software Pro Tools zählt zu den Dauerbrennern in der professionellen Musik- und Audioproduktion und ist nach wie vor der Platzhirsch in den „großen“ Profistudios dieser Welt. Nun ist Pro Tools Studio 2023.9 erschienen!
Pro Tools gibt es in den vier Varianten „Intro“, „Artist“, „Studio“ und „Ultimate“. Die genauen Unterscheidungsmerkmale sind HIER auf der Homepage des Herstellers nachzulesen. Getestet haben wir das Pro Tools Studio, wobei die neue Sketch-Funktion im Fokus lag.
Checkliste zum Kauf von Pro Tools Version 2023.9
- Pro Tools als Abo und Kaufversion (Perpetual) erhältlich
- neues Sketch-Feature für nicht-lineares und szenen-basiertes Musizieren und Arrangieren
- Sketch im identischen Funktionsumfang als kostenlose App für das iPad
- ca. 2 GB neuer Sound Content (Avid Loopmasters Sample Pack 1.0)
DETAILS
Pro Tools nun auch „Rookie Tools“?
Seit vielen Jahren verwende ich nun schon Pro Tools überwiegend zum Aufnehmen, Editieren und Mischen von Musikproduktionen. Die präzisen Bearbeitungsmöglichkeiten, die Haptik und die Zuverlässigkeit der Avid DAW überflügeln nach meiner Ansicht die meisten anderen Hostprogramme.
Interessanterweise beginne ich Kreativprozesse wie das Komponieren, Arrangieren und Programming meistens mit Apple Logic Pro. Der Grund hierfür sind die unzähligen Kreativ-Tools wie Drummer, Step-Sequencer, Live Loops und inspirierenden Soundinhalte der Apple DAW.
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Offenbar möchte Avid hier etwas Boden gut machen, was sich am Sketch-Feature des aktuellen Updates zeigt, das außerdem als kostenlose iPadOS-App verfügbar ist.
Sketch erfindet keinesfalls das Rad neu, bietet aber einen populären Workflow, der auch Anfängern den Einstieg in das Reich der Musikproduktion ebnet und die Pro Tools vorher vielleicht noch nicht auf dem Radar hatten. Aber der Reihe nach …
Pro Tools Studio 2023.9 im Test: Was ist neu?
Selbstverständlich ist Sketch nicht die einzige Neuerung im aktuellen Update. Alle Verbesserungen könnt ihr in den Release Notes nachlesen. Unbedingt erwähnen möchte ich aber die folgenden Features:
Track Marker
Welcher Producer kennt es nicht? Ein Mix besteht häufig doch aus viel mehr Spuren, als man hört, und nicht selten vergeudet man dann unnötig viel Zeit mit wildem Herum-Scrollen und der Suche nach bestimmten Clips, Positionen oder sonstigen Ereignissen. Die neue Möglichkeit, Marker oberhalb selektierter Spuren zu kreieren, verschafft Überblick und beschleunigt so den Workflow!
Timeline Range
Diese neue „Save Session Copy“-Option sichert selektierte Abschnitte als neue Pro Tools Session, was bei der Post Production langer Session von Vorteil sein kann.
Insert Slot Re-ordering
So, wie man es bereits von Logic (und wahrscheinlich anderen DAWs) her kennt, kann man nun auch bei Pro Tools die Reihenfolge von in der Spur insertierten Plugins problemlos ändern. Man muss lediglich auf den Bereich zwischen zwei belegte Slots zielen.
Sketch: Eckdaten + Features
Mit Sketch bietet nun auch Pro Tools ein Kreativ-Tool für das nicht-lineare und szenenbasierte Musizieren. Da sich die Desktop- und die iPad-Variante in ihrer Funktionalität vollkommen gleichen, könnt ihr Skizzen, die ihr unterwegs (oder auf dem Sofa) mit dem iPad erstellt habt, auch auf dem Computer weiter bearbeiten und zur detaillierteren Ausarbeitung in eine Pro Tools Session importieren.
Hier einige Eckdaten von Sketch:
- 16 Spuren (Audio-/Instrumentenspur)
- > 70 Scenes (offenbar ohne Begrenzung)
- Audioloop Editor (Gain, Pitch, Reverse, Trim, Fade, Stretch)
- MIDI Loops und MIDI Editing
- Audio- und MIDI-Recording im Clip
- virtuelle Instrumente: PlayCell (Sample Player), SynthCell (Soft Synth)
- Mixer mit 2 / 3 Effekt Slots (Instrumenten- / Audiospur)
- FX: Chorus, Compressor, Crunch Crusher, Delay, EQ, LoFi, Multimode Filter, Reverb, Saturation
- Global FX: Delay, Reverb
- Arrangementspur (Scenes)
Im Vergleich zu den mir bekannten Live Loops von Logic Pro begrenzt sich die Plugin-Auswahl bei Avid Pro Tools auf die oben genannten Instrumente und Effekte – was man auf jeden Fall als Einschränkung gegenüber Logic bezeichnen kann. Keine Einschränkung hingegen gibt es in Bezug auf Audioloops. Neben den mitgelieferten Soundinhalten lassen sich auch eigene Samples und sogar Apple Loops verwenden.
Scene-Kreationen aus bis zu 16 Spuren könnt ihr oberhalb des Clip-Fensters zu einem Arrangement zusammenstellen. Das Ganze funktioniert übrigens unabhängig davon, ob eine Pro Tools Session geöffnet ist oder nicht. Beide Formate agieren vollkommen unabhängig voneinander. Bei Bedarf könnt ihr sie synchronisieren oder einen Sketch in eine Session importieren.